Die Darstellung Jesu im Tempel

Es gab im AT Gesetz mehrere Vorschriften, die nach der Geburt eines Kindes einzuhalten waren. Unter anderem musste ein Junge am achten Tage beschnitten werden, und auch für die Frau gab es bestimmte Reinigungsvorschriften nach der Geburt eines Sohnes bzw. einer Tochter; zudem war jede männliche Erstgeburt dem Herrn zu weihen. Auch Josef und Maria hielten diese Gesetze ein.

Lk 2,22-24
Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen,
wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn: »Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen«,
und um das Opfer darzubringen, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn: »ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben«.

Die Tage der Reinigung nach der Geburt eines Sohnes waren nach 41 Tagen vorüber; daran anschließend erfüllten Josef und Maria zwei AT Gesetze: (a) Die Darstellung und Auslösung des Erstgeborenen vor dem Herrn, und (b) das Opfer für die Reinigung der Mutter.

Gemäß dem AT Gesetz, mussten die Eltern eines erstgeborenen Jungen diesen zum Tempel bringen und vor dem Herrn darstellen und 5 Silberstücke bringen, um den Erstgeborenen "auszulösen", da alle Erstgeburt dem Herrn gehörte (vgl. 4Mo 18,14-16). Dieses Geld zur Auslösung bzw. Erlösung erinnerte die Israeliten an ihre Befreiung durch Gottes Wirken in Ägypten, als ihre Erstgeborenen durch das Passahlamm vor dem Tod bewahrt wurden. Die Zahlung des Auslösegeldes zeigte an, dass der Erstgeborene rechtmäßig Gott gehörte und dass die Eltern ihn gottesfürchtig erziehen würden.

Außerdem brachten Josef und Maria noch ein Paar Turteltauben als Opfer zum Abschluss der Zeit der Reinigung der Maria nach der Geburt ihres ersten Sohnes. Details zu den Vorschriften bzgl. der Reinigung nach der Geburt einer Tochter oder eines Sohnes finden sich in 3Mo 12,1-8. Die Zeit der Reinigung umfasste bei einem Sohn insgesamt 40 Tage, die ersten 7 Tage wurde die Frau als "unrein" angesehen (vgl. 3Mo 15,19-28). Am achten Tag nach der Geburt wurde der Knabe dann beschnitten und mit diesem Tag begannen auch die restlichen 33 Tage der Reinigung der Frau (vgl. 3Mo 12). Während dieser Zeit konnte die Frau nicht zum Tempel kommen oder etwas Heiliges anfassen. Erst am 41. Tag dann war es der Frau gestattet, den Tempel zu betreten.

Nach der Zeit der Reinigung brachte die Frau ein Opfer, das ein Priester dann als Sündopfer und Brandopfer darbrachte. Das Sündopfer war eine Taube, als Brandopfer diente normalerweise ein einjähriges Lamm, bzw. falls dies nicht möglich war, konnte die Frau eine weitere Taube als Opfer bringen. Diese Vorkehrung ist wahrlich bemerkenswert, denn im Falle von Maria konnte sie so zwei Tauben opfern, da Jesus Christus, der das wahre Lamm Gottes sein würde, bei ihr war.

Als Josef und Maria Jesus zum Tempel brachten, um ihn darzustellen, geschah noch etwas Erstaunliches.

Lk 2,25-32
Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm.
Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.
Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz,
da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitet hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Zu der Zeit lebte ein Mann mit Namen Simeon in Jerusalem. Diesem war von Gott eine Offenbarung zuteil geworden, dass er nicht sterben würde, bevor er den verheißenen Messias gesehen hätte. Und er kam auf Anregung des Geistes, d.h. durch Inspiration, gerade zu dem Zeitpunkt in den Tempel, als Josef und Maria mit Jesus dort waren, um Jesus dem Herrn darzustellen. Die zeitliche Abstimmung ist bemerkenswert und ganz offensichtlich kein Zufall. Simeon nahm Jesus auf seine Arme, lobte Gott und verkündete durch den Geist einige großartige prophetische Worte bzgl. dessen, was dieses Baby, der verheißene Messias, vollbringen würde.

Lk 2,33-35
Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde.
Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
- und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

Josef und Maria waren erstaunt über das, was Simeon über Jesus prophezeite. Wer wäre nicht erstaunt gewesen? Simeon verkündete Wahrheiten und Dinge, die sich dann später im Leben Jesu und auch Marias bewahrheiteten.

Außer Simeon war noch eine erstaunliche und bemerkenswerte Person an jenem Tag im Tempel, als Josef und Maria sich dort zur Darstellung Jesu eingefunden hatten.

Lk 2,36-38
Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte,
und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.
Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Hanna war eine Prophetin; sie war bereits in recht fortgeschrittenem Alter und hatte lange Zeit mit Fasten und Beten im Tempel gedient. Die drei Verse geben uns eine Reihe von Details über Hanna, verglichen mit den wenigen Informationen, die uns über Simeon mitgeteilt wurden. Dies hat möglicherweise mit orientalischer Sitte zu tun, dass die Worte einer Frau ohne entsprechende "Beglaubigung" nicht gleiches Gewicht hatten wie die eines Mannes. Hanna wird daher in dem Evangelimsbericht ausführlicher vorgestellt, und sie wird als eine äusserst gottesfürchtige Frau geschildert, die Gott über viele Jahre treu gedient hatte.

Als Hanna Jesus sah, pries sie Gott. Und sie verbreitete - ähnlich wie die Hirten es auch schon getan hatten - das Wort von dem verheißenen Messias, der nun geboren und gekommen war um die verheißene Erlösung zu vollbringen. Hanna verkündete die frohe Botschaft von Jesus allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

 

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