Die Hirten von Bethlehem

Einige der bekanntesten Gestalten im Zusammenhang mit der Geburt Christi sind die Hirten, die an jenem Abend die Familie aufsuchten, um den neugeborenen Heiland zu sehen.

Lk 2,8
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

Wie wir erfahren, hüteten Hirten zu der Zeit ihre Herde auf dem Felde; ein Umstand, der eigentlich sogleich Zweifel an einer Geburt Jesu im Dezember, mitten im Winter, aufkommen lassen sollte. Selbst in Palästina sind die Winter auf den Bergen Judäas nicht so mild, dass man Herden über Nacht auf den Feldern lassen würde. Die Hirten hatten sich zusammengetan und wachten gemeinsam in Schichten über ihre Herde, die sie für die Nacht in "Hürden" getrieben hatten und dort verwahrten. Die "Hürden" waren kleinere Bereiche, die z.B. durch einen Steinwall eingegrenzt waren. Im Spätsommer nach der Ernte wurden die Herden auf die Felder geführt, um so die Felder auf natürliche Weise zu düngen. Die Aussage über die Hirten bestätigt den Spätsommer als Zeit der Geburt Jesu.

Lk 2,9
Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

Wenn wir bedenken, welch ein gewaltiger Eindruck diese leuchtende Erscheinung des Engels des Herrn gewesen sein wird, dann können wir verstehen, dass die Hirten zunächst mit Angst und Furcht reagierten. Der Engel wendet sich sogleich der Furcht der Hirten zu und besänftigt sie und verkündet ihnen dann seine weitere Botschaft.

Lk 2,10-12
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

"Fürchtet euch nicht!", so lauten auch hier die ersten Worte des Engels. Dann fährt der Engel fort und versichert ihnen, dass er eine frohe Botschaft zu verkünden hat. Und welch eine frohe Botschaft es war! Die Botschaft der Freude galt zunächst den Hirten, dann aber "allem Volk". Die große Freude war die Geburt des Christus, die Geburt des Messias, des Herrn, der als der Sohn Davids in der Stadt Davids geboren worden war.

Dann gab der Engel den Hirten ein Zeichen: Dieses Zeichen stand im Zusammenhang mit den zuvor bereits erwähnten "Windeln". Es wird hier nun offensichtlich, dass es sich nicht um normale Windeln im heutigen Sinne gehandelt haben kann, denn das hätte kaum als Zeichen dienen können, da Babys fast die ganze Zeit über in Windeln sind. Wieso konnte dieses "in Windeln gewickelt" nun ein Zeichen für die Hirten sein?

Bei den angesprochenen "Windeln" handelte es sich um das spezielle Band von Tuch, in welches das neugeborene Kind kurz nach der Geburt nach dem Abwaschen mit Wasser und Abreiben mit Salz eingewickelt wurde (vgl. Anmerkungen hierzu in der Studie Die Geburt Jesu). Das Kind wurde nur für eine relativ kurze Zeit in dieses Tuch eingewickelt. Vor diesem Hintergrund ist nun ersichtlich, dass dies den Hirten tatsächlich als ein Zeichen dienen konnte, denn es würde außer dem angesprochenen Kind kein anderes Baby gerade zu der Zeit ebenfalls in diesen "Windeln gewickelt" in Bethlehem zu finden sein.

Lk 2,13-14
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Plötzlich war der Engel umgeben von einer Menge himmlischer Heerscharen, und diese alle lobten Gott "und sprachen". Die Engelscharen in der Bibel "sprechen", in den traditionellen Weihnachtsspielen werden dagegen die Engel fast immer "singend" dargestellt. Außerdem waren die Engel bei dem Engel des Herrn, der zu den Hirten hinzu getreten war, also bei ihnen stand und nicht etwa in der Luft vor ihnen schwebte. Die Engel lobten Gott und erwiesen Ihm Ehre.

Lk 2,15-16
Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Die Reaktion der Hirten ist bewundernswert. Nachdem die Engel wieder verschwunden sind, bereden sich die Hirten sogleich und unternehmen sofort Schritte um das zu sehen, wovon der Engel gesprochen hat. Sie zweifeln nicht an dem, was ihnen verkündet wurde; sie überlegen auch nicht über das hinaus, was ihnen gesagt worden war. Sie beschließen, nach Bethlehem (und nicht etwa nach Jerusalem oder woanders hin) zu gehen. Sie machen sich auf den Weg, um "die Geschichte zu sehen, die da geschehen ist", und nicht etwa, um "zu sehen, ob die Geschichte tatsächlich geschehen ist". Sie sind überzeugt von der Wahrheit der Botschaft des Engels, weil sie die Botschaft als vom Herrn kundgetan anerkennen.

Sie machen sich sogleich und eilend auf, und finden alles genau so vor, wie es ihnen verkündet worden war. Hätten sie erst noch ein wenig gewartet, andere Dinge getan, und sich dann gemächlich auf den Weg gemacht, so hätten sie das Kind nicht mehr in Windeln gewickelt vorgefunden und womöglich nicht identifizieren können.

Lk 2,17-20
Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Als die Hirten gesehen hatten, was ihnen verkündet worden war, folgten sie sofort der Anweisung des Engels, der ja die Freude zwar zunächst ihnen verkündet hatte, dann aber auch sagte, sie gelte allem Volk. Die Hirten machten sich auf den Weg und "breiteten das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war". Noch am Abend der Geburt des Messias Jesus begann die Ausbreitung des Wortes bzgl. Christus! Die Reaktion auf ihre Verkündigung? Alle "wunderten sich".

In einem kleinen Einschub wird uns mitgeteilt, wie Maria auf die Botschaft der Hirten reagierte. Wir sollten bedenken, dass sie ja wusste, wer dieses neugeborene Baby tatsächlich war ... kein Außenstehender aber hatte je etwas darüber von ihr noch von jemand anderem erfahren. Und nun kamen die Hirten und verkündeten, dass ihnen von einem Engel mitgeteilt worden war, dass der Messias, der Christus, geboren worden sei und dass sie aufgrund des Zeichens wussten, dass Marias Sohn der Christus war. Welch ein Trost und welche Gewissheit das wohl für sie gewesen sein wird!

Wie wir gelesen haben, breiteten die Hirten das Wort über dieses Kind aus, stießen aber bei allen auf Verwunderung. Die Hirten ließen sich dadurch nicht beirren und entmutigen, vielmehr priesen und lobten sie Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Sie freuten sich über das und waren dankbar für die Dinge, die sie gehört und gesehen hatten. Wie andere reagierten, war nicht entscheidend für ihre Freude. Sie lobten und priesen Gott dafür, dass das, was ihnen gesagt war, sich als wahr erwiesen hatte, und dass sie diese Botschaft wahrlich großer Freude gehört hatten.

 

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