Maria bei Elisabeth

Nachdem der Engel Gabriel Maria verlassen hatte und sie nun durch Gottes wundersames Wirken mit dem verheissenen Messias schwanger war, machte sie sich auf zu ihrer Verwandten Elisabeth, die zu jener Zeit im sechsten Monat mit Johannes dem Täufer schwanger war.

Aus Gottes Sicht war Maria "begnadet", wie der Engel Gabriel auch verkündet hatte; aus menschlicher Sicht befand sie sich jedoch in einer sehr schwierigen Lage. Sie stand kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Manne, dem sie bereits vertraut war und war nun schwanger. Wie sollte sie ihrem zukünftigen Mann die Schwangerschaft erklären? Wie sollte sie die Nachricht den Eltern vermitteln? Gemäß dem AT Gesetz konnte eine Frau, die einem Manne vertraut war und dann überführt wurde, dass sie mit einem anderen sexuelle Beziehungen hatte, gesteinigt werden. Eine andere Alternative war, dass der Mann der Frau einen Scheidebrief geben und sie in Schande wegschicken konnte. Wo konnte Maria möglicherweise in dieser sehr schwierigen Situation Trost und Ermutigung finden?

Sie machte sich auf, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen und bei ihr eine Zeit zu bleiben. Dies war allgemein annehmbar, vor allem auch deshalb, weil die älteren Frauen in der Verwandtschaft sich um die jüngeren kümmerten und ihnen beistanden.

Lk 1,39-40
Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda
und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.

Maria machte sich auf von Galiläa nach Judäa, was nur deshalb möglich war, weil sie noch nicht mit dem ihr vertrauten Ehemann zusammenlebte. Sie waren vertraut, das Hochzeitsfest und der anschließende Vollzug der Ehe hatte noch nicht stattgefunden.

Lk 1,41-43
Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt
und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!
Und wie geschieht mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Bei der Ankunft Marias wurde Elisabeth mit heiligem Geist erfüllt und sogar das Kind in ihrem Leibe hüpfte und sie weissagte und verkündete Dinge, die sie aufgrund ihrer rein natürlichen Erkenntnis vermutlich gar nicht wissen konnte. Welch ein Trost das für Maria gewesen sein muß!

Lk 1,44-45
Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.
Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Die inspirierten Worte der Elisabeth bestätigen das, was Maria von dem Engel gehört hatte. Maria konnte gewiß sein, dass Gott dafür sorgen würde, dass all das, was Er ihr durch den Engel Gabriel hatte verkünden lassen, geschehen würde.

Lk 1,46-48
Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder.

Maria sah sich als des Herrn Magd und erkannte schon, dass zukünftige Generationen sie selig preisen würden. Diese Seligpreisung hat allerdings nichts damit zu tun, sie als die "Mutter Gottes" oder "Selige Jungfrau" oder "Himmelskönigin" zu bezeichnen. Maria erwies sehr viel Demut und Glauben in dem, was sie auf sich nahm, nachdem der Engel ihr verkündet hatte, dass sie die Mutter des verheißenen Messias sein sollte.

Lk 1,49-55
Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

Alle eventuell zuvor vorhandenen Sorgen scheinen nun von Maria gewichen zu sein, und sie ist voller Zuversicht, dass der Allmächtige Gott über allem waltet und sie nichts zu fürchten haben würde, da Er in allem für sie sorgen würde. Gott hatte Israel beigestanden und sich immer als treu zu Seinen Verheißungen an Abraham und dessen Nachkommen erwiesen.

Lk 1,56
Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.

Als Maria zu Elisabeth kam, war Elisabeth im sechsten Monat schwanger. Nunmehr nahte sich die Zeit ihrer Niederkunft, und auch für Maria stand der Termin für die Hochzeit mit Josef vermutlich nahe bevor. Kurz vor der Geburt Johannes des Täufers macht sich Maria wieder auf den Rückweg nach Nazareth. Maria blieb also von etwa Dezember bis März bei ihrer Verwandten Elisabeth.

 

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