Wie aus der Studie Der Zehnte – Teil unseres Gottesdienstes zu ersehen ist, lesen wir bereits bei Abraham übers Geben, das Geben des Zehnten, woraus auch ersichtlich wurde, daß es sich beim Zehnten nicht erst um ein Gebot des Mosaischen Gesetzes handelte, sondern um ein Prinzip, das bereits zuvor gültig war und angewendet wurde. Wir lesen in den Berichten der Bibel zum ersten Mal von dieser Form des Gebens, als Abraham nach der Rückkehr von einem Kriegszug dem Priester Melchisedek den Zehnten gab. Aus einer anderen Stelle war ersichtlich, daß es dabei nicht um die Kriegsbeute ging, sondern um das Geben von den Erstlingen, vom Besten, was Abraham aufgrund von Gottes Segen in seinem Leben hatte. Das Prinzip des Zehnten wurde danach dann auch Bestandteil des Mosaischen Gesetzes. Wir sollten uns jedoch daran erinnern, daß es nicht erst mit dem Gesetz begann.

In den Berichten aus den Evangelien und dem Neuen Testament über das Geben geht auch hervor, daß auch zur Zeit Jesu der Zehnte weiterhin als ein Grundprinzip des Gebens Gültigkeit hatte, obgleich der Zehnte nicht als besonderes Thema erwähnt wird. In dem, was dann in den Berichten des Neuen Testaments über die Gemeinde folgt, wird das Geben gewissermaßen noch auf eine höhere Stufe gestellt, und Jesus Christus und die Apostel legen in ihrer Unterweisung über das Geben eher großen Wert auf die Einstellung und innere Haltung beim Geben als auf das Ausmaß.

Evangelien

Eine bemerkenswerte Aussage zum Geben ganz allgemein findet sich in der sogenannten „Bergpredigt“ Jesu.

Matthäus 6,1–2:
Habt acht auf eure Frömmigkeit, daß ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

Die „Almosen“ sind barmherzige Taten, ein Geben und Helfen. Wenn wir solche Taten tun, um von Leuten eine Belohnung zu empfangen, dann wird das auch der Lohn sein, den wir erhalten. Wenn wir aus solcher Einstellung heraus Almosen geben, dann geben wir diese ja mit ausschließlichem Blick auf die Menschen gerichtet, und so wird unser Lohn dann sein, was uns von ihnen zukommt. Wenn wir aber unsere Almosen geben und unseren Dienst an anderen Menschen tun mit Blick auf Gott, dann wird Gott uns den Lohn zukommen lassen, da wir ja um seinetwillen geben, um ihm zu gefallen, um ihm zu dienen, um sein Gebot zu erfüllen.

Matthäus 6,3–4:
Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,
damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

Unser Geben, unsere Almosen, sollen sein mit Blick auf Gott – weil wir ihn lieben, weil wir ihm dienen wollen, weil wir ihn verehren und seine Gebote halten wollen. Unser himmlischer Vater sieht, was wir tun und warum wir etwas tun. Gott ist’s, „der ins das Verborgene sieht“. Wir brauchen daher keinerlei Sorge zu haben, daß uns etwa unser Lohn entgeht, weil wir unsere Tat nicht an die große Glocke gehängt haben. Auch wenn kein Mensch etwas davon weiß, so hat es unser Vater doch gesehen, und er wird uns unseren Lohn zukommen lassen!

An anderer Stelle spricht Jesus auch von dem Zehnten, nämlich in einer Auseinandersetzung mit den Pharisäern, die zwar den Zehnten praktizierten, aber dennoch darin eigentlich nicht das taten, was Gott wirklich wollte.

Matthäus 23,23:
Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.

Jesus Christus wendet sich gegen die Praxis der Pharisäer, in einigen kleinen Dingen so „supergenau“ zu sein bzgl. des Zehnten, und darüber die wahrlich wichtigen und bedeutsamen Punkte beim Geben zu vergessen. Minze, Dill und Kümmel sind kleine Sachen, aber darin waren die Pharisäer äußerst „sorgfältig“, denn sie nahmen jeweils ein Säckchen von diesen Gewürzen und zählten gar die einzelnen Körner aus, um ein Korn für den Herrn beiseite zu legen und neun für sich zu nehmen. Sie waren aufs äußerste darauf bedacht, aber auch haargenau den Zehnten einzuhalten, es durfte weder ein Körnchen zu wenig, noch ein Körnchen zuviel sein. Darauf verwanden sie allergrößte Sorgfalt!

Das nun war aber nicht unbedingt, was Gott beabsichtigte, als er den Zehnten einrichtete als eine Möglichkeit, wie der Mensch Gott dienen und dabei lernen konnte, Gott zu fürchten. Wie Jesus in seinen Worten aufzeigt, sollten sie schon den Zehnten auch von diesen Dingen geben, aber über ihrer „absoluten Genauigkeit“ nicht einige noch viel wichtigere Dinge vergessen! Die entscheidende Frage ist nicht das korrekte Abzählen selbst der kleinsten Körner, sondern vielmehr das Festhalten im Herzen an einer Einstellung, die von Recht, Barmherzigkeit und Glauben (Vertrauen) geprägt und auf Gott ausgerichtet ist. Gott geht es darum, daß wir in unserem Herzen an ihm interessiert sind, ihn ehren und preisen wollen; es geht ihm nicht darum, daß wir uns dieser bestimmten Regel als einem Gesetz verschreiben und darüber ihn vergessen. Es geht ihm nicht darum, den Zehnten zu geben, weil es so vorgeschrieben ist, und dann nur ja nicht von genau einem Zehnten abzuweichen. Gott will als wesentlich wichtigere Sache ein Herz, das auf Recht bedacht ist, ein Herz, das Barmherzigkeit üben will, ein Herz, das auf ihn in allem vertraut.

Apostelgeschichte

In Apostelgeschichte kommen wir nun zu Berichten über die frühe Gemeinde, und in Kapitel 2 lesen wir über echtes göttliches Geben schon bald nach Pfingsten. Die Gläubigen der Gemeinde waren überaus gesegnet über die großen Dinge, die Gott für sie getan hatte in Christus Jesus, etwa daß sie durch Glauben an ihn nun gerettet waren, daß sie ewiges Leben erhalten hatten, die Gabe heiligen Geistes nutzen konnten, in Gemeinschaft mit Gott ihr Leben gestalten konnten. Ihre Einstellung zum Leben in Christus wird uns in Apostelgeschichte 2,42ff berichtet.

Apostelgeschichte 2,42–44:
Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.
Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.

Wir erkennen die innige und echt aufrichtige Gemeinschaft, die unter den Gläubigen in der Gemeinde bestand. Es gab einen Austausch und Hilfestellung in vielerlei Hinsicht. Sie waren beieinander, sie lebten miteinander, sie hatten Gemeinschaft und waren darauf ausgerichtet, gemeinsam Gott zu dienen und ihn zu ehren und ihm zu gefallen.

Die Gläubigen damals lebten aufrichtig miteinander, sie halfen einander in den Belangen des täglichen Lebens. Als Glieder des einen Leibes der Gemeinde spielten sie nicht irgend jemandem etwas vor, sondern waren bemüht, einander zu helfen und füreinander unterstützend da zu sein. Auch wir brauchen einander nicht etwas „vorzumachen“, wir müssen vielmehr einander helfen, die Schwierigkeiten zu meistern, in denen sich immer wieder ein jeder von uns findet, damit am Ende Gott gelobt und gepriesen wird und ihm die Ehre in allen Dingen zukommen kann. Solches kommt hier zum Ausdruck, wenn es heißt, daß sie „innige Gemeinschaft“ hatten und in dieser blieben, daß sie gemeinsam im Gebet blieben, daß sie das Brot brachen, daß sie in der Lehre der Apostel blieben und alle Dinge gemeinsam hatten. Man teilte das Leben miteinander.

Genauso muß es auch heute sein, wenn wir als Gläubige in der Gemeinde zu allererst Gott und Gottes Anliegen im Blick unseres Herzens behalten. Statt Dinge zu tun, um anderen Menschen zu gefallen, oder etwas vor anderen Menschen vollbringen zu wollen, um von ihnen Lohn zu haben, können wir darauf bedacht sein, Gott zu gefallen und ihm zu dienen. Er wird einem jeden dann seinen Lohn zukommen lassen.

Diese Gemeinschaft der Gläubigen in der frühen Gemeinde untereinander umfaßte auch materielles Teilen und Geben.

Apostelgeschichte 2,45:
Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.

Das ist nun wahrlich erstaunlich. Hier lesen wir nicht mehr von einem Gesetz oder einem besonderen Gebot bzgl. dessen, was ein jeder zu geben hatte. Nein! Hier lesen wir von einer Art von Geben, die sicher in mancherlei Hinsicht noch über das im Mosaischen Gesetz verordnete Geben des Zehnten hinausging.

Das Geben der Gläubigen in der frühen Gemeinde, so wie wir hier davon lesen, war gegründet auf ihrer innigen Gemeinschaft, die wiederum geprägt war von ihrem Bleiben in der Unterweisung der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen, im Gebet. Ihr Blick war gemeinsam auf Gott gerichtet und darauf, daß durch ihren Lebenswandel Gott Lob und Ehre zukommen sollte. Das beinhaltete für sie, daß sie auch Teile von ihrem Besitztum veräußerten, um mit dem Erlös dann dazu beizutragen, daß insgesamt in der Gemeinschaft der Gläubigen keine Not bestand.

Das Herz hinter dieser Art von Geben, über das wir hier in Apostelgeschichte lesen, war ganz sicher nicht das aus dem Bericht über die Pharisäer gelesene Auszählen des „Zehnten von Minze, Dill und Kümmel“ — nein! Wir können vielmehr sofort ein auf der Liebe zu Gott und den Gläubigen untereinander beruhendes Geben in reichem Maße, in großzügiger Weise, erkennen. Darin ist auch leicht erkennbar, wie die Gläubigen damit wahrlich eine barmherzige Tat ausführten bzw. ein echtes Almosen gaben.

Die gleiche Einstellung des Herzens, wie sie darauf bedacht waren, Gott zu ehren und Gott zu dienen, wird uns auch in späteren Berichten über die frühe Gemeinde geschildert.

Apostelgeschichte 4,32–35:
Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.
Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte
und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.

Auch dieser Bericht zeigt uns erneut das Geben in reichlichem Ausmaß in der frühen Gemeinde. Zuerst wird wiederum festgestellt, daß die Menge der Gläubigen „ein Herz und eine Seele“ war – offensichtlich im Hinblick auf ihren Dienst an Gott und für ihren Herrn Jesus, in Dankbarkeit und dem Bemühen, Gott zu loben und zu ehren, und den Dingen Gottes insgesamt. Weiterhin sehen wir erneut, was aus dem vorherigen Bericht schon teilweise ersichtlich war, was hier noch ein wenig weiter ausgeführt wird. Was materielle Güter anging, so gaben viele von ihrem Überfluß, um anderen in Not zu helfen. Dabei geht es niemals um die Anerkennung von Menschen, sondern die Liebe zu Gott steht im Vordergrund.

Hier wird erwähnt, daß einzelne Gläubige, die „Äcker“ und „Häuser“ hatten, diesen ihnen von Gott gewährten Segen nutzten, um durch Verkauf solcher Güter Mittel in der Gemeinde bereitzustellen, die dann den Aposteln übergeben wurden. Weiterhin sehen wir auch hier wieder, daß solche Gaben auch denen gegeben wurden, die etwas nötig hatten, und die so einen Segen davon haben konnten.

Wir lesen nichts von Vorschriften, von offenem oder verdecktem Zwang oder etwas ähnlichem. Nein, das Geben geschieht einzig aus der freien Entscheidung dessen, der etwas zu geben hat und etwas geben will. Solch reichliches Geben entspringt einer inneren Motivation heraus, die geprägt ist von einer brennenden Liebe für Gott, von einem brennenden Verlangen danach, Gott zu dienen und ihm zu gefallen, und von einem Herzen, das auf das Wohl des anderen bedacht ist und seinen Lohn vom Herrn erwartet. Solches geht aus von einem Herzen, das von Gott berührt wurde, das sich bewußt ist, daß Gott in Christus Großes gewirkt und vollbracht hat, und daß aus Dankbarkeit gegenüber Gott sich ganz in seinen Dienst stellen möchte.

2. Korinther

Ein weiteres Beispiel wahrhaft reichlichen Gebens in der frühen Gemeinde wird uns in 2. Korinther berichtet. Die Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem waren von einer Notlage betroffen gewesen, und die Gemeinde zu Korinth hatte eine größere Unterstützung zugesagt, hatte aber selbst im Laufe eines Jahres dann nichts weiter unternommen, um ihre Zusage auch in die Tat umzusetzen. Zwischenzeitlich hatte Paulus in anderen Gemeinden die große Hilfsbereitschaft der Korinther erwähnt, was andere Gemeinden dazu anregte, sich ebenfalls an der Hilfsaktion zu beteiligen. Das hatte nun zu einer etwas verzwickten Situation geführt, die Paulus in seinem Brief zu lösen versucht.

Die Abschnitte in 2.Korinther 8 & 9 zeigen sehr schön auf, wie sorgfältig und bedacht Paulus diese Sache aufgreift. Er, als der Apostel und Diener Gottes, will die Gemeinde in Korinth nicht zu einer Gabe zwingen, sie mit irgendwelchen Mitteln zu einer nicht auf eigenem Wunsch und eigenem Verlangen und eigener Liebe zu Gott basierenden Handlung zu bewegen. Es geht nicht darum, sie zu überreden, sie zu verdammen, ihnen zu befehlen. Sein Bemühen ist einzig darauf ausgerichtet, ihnen aufzuzeigen, daß sie aus freien Stücken heraus ihre Entscheidung getroffen hatten, daß sie diese nun auch umsetzen sollten, um aus Liebe und Freude am Geben und um Gott zu dienen nun das zu tun, was sie sich vorgenommen hatten.

2. Korinther 8,1–2:
Wir tun euch aber kund, liebe Brüder, die Gnade Gottes, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben ist.
Denn ihre Freude war überschwenglich, als sie durch viel Bedrängnis bewährt wurden, und obwohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfalt.

Viele Gegenden Griechenlands waren zu jener Zeit recht arm und befanden sich in wirtschaftlich sehr schwieriger Situation, ganz ähnlich wie es uns auch über Jerusalem und andere Teile Palästinas berichtet wird. Nur einige Städte, die römische Kolonien waren, und zu denen auch Korinth gehörte, waren reich und erfreuten sich meist an dem florierenden Handel. Vor diesem Hintergrund ist sicher besser zu verstehen, was Paulus hier nun erläutert.

Mazedonien gehörte zu den armen Gegenden, und auch die Gemeinden dort (z.B. in Thessalonich, Philippi, Beröa) hatten keinen materiellen Überfluß, sondern waren in vielerlei Hinsicht bedrängt und zudem sehr arm. Dennoch hatten sie mit überschwenglicher Freude von dem wenigen, das sie hatten und eigentlich für sich selbst hätten gebrauchen können, sogar reichlich gegeben in der Einfalt ihres Herzens (wobei „Einfalt“ in keiner Weise so verstanden werden darf, wie man das heute manchmal sieht, wenn davon die Rede ist, daß jemand „einfältig“ sei). Welch ein großes Zeugnis ihrer Liebe zu Gott und anderen in der Gemeinde Gottes.

Was wir hier in diesen Gemeinden sehen, ist eigentlich ein etwas anderes Geben, als das, was in Apostelgeschichte 2 & 4 zu sehen ist, denn diese Gläubigen hier waren ja selbst sehr arm. Dieses Geben war eigentlich ein Opfer, sie gaben ja doch über das hinaus, was ihnen eigentlich möglich war und opferten bereitwillig und sogar noch reichlich von dem wenigen, das sie hatten, um zu helfen.

Aus diesen Abschnitten wird ersichtlich, daß es in diesen Angelegenheiten des Gebens eigentlich gar nicht so sehr darum geht, wieviel Geld (in einem absoluten Sinne) man gibt. Das „Wieviel“ ist nicht wichtig, aber das „Warum“ und das „Wie“ zählen vor Gott! Gott will nicht, daß wir aus Zwang geben, er will, daß wir aus Freude geben, aus Liebe zu ihm und unseren Mitgläubigen, um anderen zu helfen.

2. Korinther 8,3–4:
Denn nach Kräften, das bezeuge ich, und sogar über ihre Kräfte haben sie willig gegeben
und haben uns mit vielem Zureden gebeten, daß sie mithelfen dürften an der Wohltat und der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen;

Dieses „opfernde Geben“ geschah aus einem willigen Herzen, und diese Gemeinden gaben sogar „über ihre Kräfte“ hinaus. Paulus hatte sie nicht einmal gebeten zu helfen, nein. Es war genau umgekehrt, sie hatten Paulus darum gebeten, doch mithelfen zu dürfen. So groß war ihre Liebe und ihr Verlangen, Gott zu dienen durch Teilhabe an dem Dienst für andere in der Gemeinde.

2. Korinther 8,5–6:
und das nicht nur, wie wir hofften, sondern sie gaben sich selbst, zuerst dem Herrn und danach uns, nach dem Willen Gottes.
So haben wir Titus zugeredet, daß er, wie er zuvor angefangen hatte, nun auch diese Wohltat unter euch vollends ausrichte.

Hier erkennen wir noch eine äußerst wichtige Sache, nämlich, daß die finanzielle Unterstützung der Gemeinde nicht einmal das erste noch das einzige war, wie sie gegeben hatten! Vielmehr lebten diese Gläubigen in Mazedonien in Hingabe an den Herrn und unterstützten Paulus und seine Helfer bei der Verbreitung des Wortes und in ihrem Dienst.

Titus hatte etwa ein Jahr vor dieser Zeit in Korinth gewirkt und ihm gegenüber hatten die Korinther ihre Bereitwilligkeit zur Unterstützung der Gemeinde zu Jerusalem geäußert, so daß Paulus nun ihn wieder nach Korinth entsandte, damit sie nun mit seiner Hilfe diese Wohltat auch ausrichten würden.

2. Korinther 8,7–8:
Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat.
Nicht sage ich das als Befehl; sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei.

Was sagt Paulus mit diesen Worten? Er will den Korinthern nicht befehlen zu geben, denn es geht nicht darum, das Geben zu befehlen! Vielmehr ist es so, daß die Geber aus ihrer Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen geben sollen. Die Korinther hatten aus solcher Liebe heraus ihre ursprüngliche Zusage gegeben, nur hatte sich ihre Liebe bislang nicht als „rechter Art“ erwiesen, da sie ihre Zusage nicht erfüllt hatten. Dazu gab Paulus ihnen nun eine Gelegenheit.

Echtes göttliches Geben ist immer eine „natürliche Anwort (Erwiderung)“ auf Gottes Liebe, die er uns zuerst erwiesen hat, und ist Ausdruck davon, daß wir nun ihn dadurch lieben wollen. Echte und rechte Liebe zeigt sich dabei im Tun, nicht nur in Worten. Es geht nicht nur um gute Ideen und Pläne, sondern darum, diese dann auch zu verwirklichen. Gott ist nicht an großartigen Ideen und allen möglichen Plänen interessiert, sondern daran, welche davon in die Tat umgesetzt werden.

Was wir über die Korinther lesen, erleben wir vielleicht auch in unserem Leben. Wir haben uns vorgenommen, in finanzieller Hinsicht oder in irgendeiner anderen Form etwas im Dienste Gottes in der Gemeinde zu geben, vielleicht in einer bestimmten Situation jemandem in der Gemeinde zu helfen, und dann „kommt immer wieder etwas dazwischen“, und wir führen es nicht aus. Das ist ein Dilemma, und wir erkennen: Wichtig und auch entscheidend ist das Tun, nicht das Vorhaben.

2. Korinther 8,9:
Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

Paulus führt den Korinthern einerseits das Beispiel der Gemeinden in Mazedonien vor Augen, andererseits verweist er hier nun auf Jesus Christus als Beispiel, wie er gab, damit andere durch ihn reich sein können. Jesus Christus war „reich“, und doch wurde er arm, damit dadurch andere, nämlich wir, reich würden. Er gab sein Leben! Warum gab Jesus sein Leben? Um irgendeinem Menschen zu gefallen? Um von einem Menschen Lohn zu haben? Ganz sicher nicht, sondern er gab aus Liebe zu Gott, seinem himmlischen Vater, dessen Willen er erfüllen wollte. Er gab, weil er uns so liebte, daß er durch das Opfer seines Lebens, all denen, die an ihn glauben würden, ewiges Leben schenken konnte. Welch ein Beispiel fürs Geben uns darin gegeben ist!

2. Korinther 8,10–11:
Und darin sage ich meine Meinung; denn das ist euch nützlich, die ihr seit vorigem Jahr angefangen habt nicht allein mit dem Tun, sondern auch mit dem Wollen.
Nun aber vollbringt auch das Tun, damit, wie ihr geneigt seid zu wollen, ihr auch geneigt seid zu vollbringen nach dem Maß dessen, was ihr habt.

Wiederum erinnert Paulus daran, daß es um mehr als nur das Vorhaben geht — die Ausführung, das Tun, zählt am Ende.

2. Korinther 8,12:
Denn wenn der gute Wille da ist, so ist er willkommen nach dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat.

Diese Aussage ist wichtig! Ein guter Wille ist gefragt, die Bereitwilligkeit zu geben aus einem lauteren Herzen und aus Liebe. Dieser gute Wille ist willkommen „NACH DEM, was einer hat …„ Mit anderen Worten, wenn einer viel hat, so kann sein guter Wille viel sein; wenn einer wenig hat, so kann er dennoch einen guten Willen zeigen und von dem wenigen geben. Unser Geben ist willkommen, nach dem (gemäß dem) was wir haben, nicht nach dem, was wir nicht haben! Hier wird nicht gelehrt, daß wir erst ab einem bestimmten Niveau des Wohlstandes etwas hätten und deshalb davor keinen guten Willen haben können, etwas zu geben. Wenn wir nur wenig haben, brauchen wir uns dennoch nicht zu fürchten, daß wir nichts zu geben hätten! Man kann in vielerlei Hinsicht und auf vielerlei Arten und Weisen geben!

Wiederum wird deutlich, daß Gott nicht beeindruckt ist von der Summe Geld, die wir etwa geben, sondern vor ihm ist unsere Einstellung und unsere Liebe zu ihm und unseren Mitmenschen von entscheidender Bedeutung.1

2. Korinther 8,13–15:
Nicht, daß die andern gute Tage haben sollen und ihr Not leidet, sondern daß es zu einem Ausgleich komme.
Jetzt helfe euer Überfluß ihrem Mangel ab, damit danach auch ihr Überfluß eurem Mangel abhelfe und so ein Ausgleich geschehe,
wie geschrieben steht: »Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluß, und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel.«

Dies nimmt Bezug auf 2. Mose 16, wo berichtet wird, wie Gott die Israeliten mit Manna versorgte. Dabei spielte es keine Rolle, ob eine Familie groß oder klein war, jeder konnte soviel sammeln, wie er benötigte, und alle Familien hatten gleichermaßen genügend, so daß keiner Mangel litt. Sie brauchten keinerlei Vorratswirtschaft, im Gegenteil. Manna, das nicht verspeist wurde, das wurde ungenießbar über Nacht, aber am nächsten Morgen gab es wieder genug für alle.

Es ist vor Gott gleich, ob eine 12-köpfige Familie, eine Familie mit 2 Kindern oder eine Einzelperson ihm vertraut und zu ihm aufschaut, wenn es um ihren Mangel bzw. ihr Bedürfnis geht – er hat genug für jede Situation.

2. Korinther 9,1–5:
Von dem Dienst, der für die Heiligen geschieht, brauche ich euch nicht zu schreiben.
Denn ich weiß von eurem guten Willen, den ich an euch rühme bei denen aus Mazedonien, wenn ich sage: Achaja ist schon voriges Jahr bereit gewesen! Und euer Beispiel hat die meisten angespornt.
Ich habe aber die Brüder gesandt, damit nicht unser Rühmen über euch zunichte werde in diesem Stück, und damit ihr vorbereitet seid, wie ich von euch gesagt habe,
daß nicht, wenn die aus Mazedonien mit mir kommen und euch nicht vorbereitet finden, wir, um nicht zu sagen: ihr, zuschanden werden mit dieser unsrer Zuversicht.
So habe ich es nun für nötig angesehen, die Brüder zu ermahnen, daß sie voran zögen zu euch, um die von euch angekündigte Segensgabe vorher fertig zu machen, so daß sie bereitliegt als eine Gabe des Segens und nicht des Geizes.

Hier lesen wir kurz das, was ich zuvor bereits kurz erwähnt hatte bzgl. dieser Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem, die seit dem Jahr davor bereits geplant war.

Der Beitrag der Korinther wird von Paulus als eine „Segensgabe“ bezeichnet, denn in biblischen Zeiten und Landen gingen Gabe und Segen miteinander einher. Das hatten sie angekündigt, nun sollte sich auch ihr Wort in einer echten Segensgabe bewahrheiten und nicht als ein Ausdruck von Geiz. Geben im Segen ist ein großzügiges, freudiges und bereitwilliges Geben; Geiz dagegen wäre das Gegenteil davon, ohne Freude und nur aus Zwang heraus geben. Echtes göttliches Geben ist nicht eine Gabe des Geizes - nein!

2. Korinther 9,6:
Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

Hier folgt die weitere Erläuterung: Ernten ist direkt proportional zum Säen, und ein Säen im Segen führt zu Ernte im Segen, ein von Geiz bewirktes kärgliches Säen dagegen zieht eine kärgliche Ernte nach sich.2 Auch hier sehen wir, wie Paulus es vermeidet, einen bestimmten Betrag, oder auch einen bestimmten prozentualen Anteil festzulegen. Das Prinzip ist vielmehr einfach festgelegt dadurch, daß ein Ernten (also auch „ein Lohn von Gott“) in direktem Verhältnis zu dem steht, was gesät wird.

2. Korinther 9,7:
Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Paulus geht es darum, die Korinther in ihrem Herzen zu überzeugen, damit sie aus der Liebe ihres Herzens geben würden. Darum geht es beim echten göttlichen Geben, Gott ist an der Willigkeit des Herzens interessiert, nicht an der Dicke des Geldbeutels, der durch ein wenig Zwang um eine bestimmte Summe erleichtert wird. Gott will einen freudigen Geber sehen, ein solcher Geber ist ihm lieb! Die Freude des Herzens im Geben ist, was Gott wohlgefällt und was er liebt.

Wenn das Geben nicht aus freudigem Herzen geschieht, so ist es eigentlich „wertlos“ vor Gott, wenn es um sein Wohlgefallen geht und darum, was er lieb hat. Wenn wir kein freudiges Herz zum Geben haben, dann ist aber nicht angesagt, nun beruhigt völlig aufs Geben zu verzichten. Unser Anliegen muß dann vielmehr sein, einen Herzenswandel herbeizuführen, so daß wir freudig und aus Liebe zu Gott geben.

2. Korinther 9,8–14:
Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk;
wie geschrieben steht: »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.«
Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.
So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Einfalt, die durch uns wirkt Danksagung an Gott.
Denn der Dienst dieser Sammlung hilft nicht allein dem Mangel der Heiligen ab, sondern wirkt auch überschwenglich darin, daß viele Gott danken.
Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über eurem Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über der Einfalt eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen.
Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwenglichen Gnade Gottes bei euch.

Wir erkennen, wie bei all den Punkten, die Paulus hier erwähnt und auf die er hinweist, Gott im Mittelpunkt des gesamten Geschehens steht. Es geht um ihn!

Zusammenfassung

Alles Geben – sei es der im Alten Testament erwähnte Zehnte, sei es ein Geben in einer Situation der Fülle, sei es ein Geben als ein Opfer in Situationen von Not – muß einem von Liebe erfüllten Herzen entspringen, das erfüllt ist von Dankbarkeit gegenüber Gott und Ehrfurcht vor ihm.

Wir sollten nicht geben aus zögerlichem Herzen, aus Schuldgefühlen oder Zwang. Wenn jemand versucht, uns durch Drohen, Zwang, Hervorrufen von Schuldgefühlen und durch Erniedrigung oder ähnliche Mittel zum „Geben“ zu bewegen, so geschieht dies sicherlich nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen, wie wir es hier gelesen haben. Genauso bewegen wir uns aber auch außerhalb dessen, was Gott will, wenn wir uns davon so beeinflussen lassen, daß wir dann nicht aus einem guten Willen heraus geben, sondern aus Zwang.

Wenn wir geben, so sollte es immer aus reinem Herzen gegenüber Gott geschehen und um ihm zu gefallen, um ihm zu dienen. Unsere Gabe sollte allezeit eine Segensgabe sein, und sie wird es sein, wenn wir nicht aus Geiz sondern aus Dankbarkeit und Freude geben, weil Gott uns in Christus in solch reichem Maße gesegnet hat und außerdem machen kann, daß wir nun in allen Dingen allezeit volle Genüge haben und noch reich sein werden zu allem guten Werk.

Welch eine Zusage Gott gibt! Dabei geht es bei „in allen Dingen“ und „allezeit“ und „reich seid zu allem guten Werk“ nicht unbedingt um Geld oder andere materielle Segnungen allein. Die Gemeinden in Mazedonien waren in vielerlei Hinsicht, was das materielle Wohlergehen anging, sehr arm, aber sie waren in geistlicher Hinsicht und im Hinblick auf ihren Wandel mit Gott und ihren Gottesdienst sehr reich und hatten überschwengliche Freude.


(1) Vgl. dazu auch Markus 12,41–44. Jesus lehrte diese Lektion am Beispiel der Witwe und der Reichen, die etwas im Tempel in den Gotteskasten gaben.

(2) Vgl. dazu Sprüche 11,24–25: „Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein andrer kargt, wo er nicht soll, und wird doch ärmer. Wer reichlich gibt, wird gelabt, und wer reichlich tränkt, der wird auch getränkt werden.“

 

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