Die Trinitätslehre hat als einen wesentlichen Grundpfeiler die Annahme einer realen Präexistenz Jesu als Lebewesen bei Gott im Himmel vor seiner Geburt. Erstaunlich ist auch, dass Christen, die erkannt haben, dass die Dreieinigkeitslehre falsch ist, dennoch weiter an genau der Annahme festhalten und diese Idee weiter aufrecht erhalten wollen und meist nicht erkennen, dass es sich dabei um einen wesentlichen Teil des gesamten theologischen "Trinität" Gebäudes handelt.

Ein Vers, der in diesem Zusammenhang oft angeführt wird, ist eine Aussage des Evangelisten Johannes, in der es heißt, Jesus sei "vom Himmel herabgekommen".

Joh 3,13
Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.

Die Juden zu jener Zeit haben nicht im geringsten daran gedacht, dass diese Aussage etwas mit einer "Inkarnation" Jesu zu tun haben könnte, in dem Sinne, wie Trinitarier lehren, dass Jesus zunächst in "göttlicher Gestalt (= als Gott)" bei Gott war, dann "Menschengestalt" annahm, und schließlich wieder zu Gott auffuhr usw. Für die Menschen in biblischen Landen und in biblischer Zeit war klar, dass eine solche Aussage wie "vom Himmel kommen" oder "von oben kommen" absolut nichts damit zu tun hat, dass jemand oder etwas im buchstäblichen Sinne bei Gott im Himmel war und dann von dort "herabkam". Eine solche Idee ist geradezu lächerlich, und auch wir können anhand einiger anderer Beispiele in der Bibel, wo dieser oder ein ähnlicher Ausdruck vorkommt, erkennen, dass es wirklich nicht um eine reale vorherige Existenz einer Person oder Sache bei Gott geht.

Eine all bekannte Stelle wird dies deutlich machen.

Jak 1,17
Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.

Nun, existieren alle guten und vollkommenen Gaben, die wir empfangen, bereits im buchstäblichen Sinne oben bei Gott im Himmel und sie kommen dann im buchstäblichen Sinne von oben herab? Es bedarf keiner weiteren Worte, denn es ist völlig klar, was Jakobus meint: Gott, der Vater des Lichts, ist die Quelle aller guten und vollkommenen Gaben in unserem Leben und Er sorgt für uns und wirkt auf unterschiedlichste Weise, um uns zu segnen. Es bedeutet nicht, dass Gaben direkt vom Himmel herabkommen! Wir erleben Gottes Segnungen und empfangen Seine Gaben, indem andere Leute uns etwas schenken, indem sich in Situationen Dinge ergeben, die für uns ein Segen sind, und wir wissen, dass hinter diesen guten Gaben letztlich Gott als Quelle steht.

Ein anderes leicht verständliches Beispiel, wo dieser Ausdruck "vom Himmel" vorkommt, ist in einer Auseinandersetzung Jesu mit den religiösen Führern unter den Juden bzgl. der Taufe des Johannes.

Mt 21,25
Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? Da bedachten sie's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?

Nun, was hat Jesus gemeint? Dass die Taufe des Johannes im buchstäblichen Sinne zunächst im Himmel war und dann irgendwie auf die Erde herabkam? Nein! "Himmel" wird als Redefigur benutzt und repräsentiert "Gott", welcher im Himmel thront .... und die Aussage ist klar: Jesus fragte die Juden, ob die Taufe des Johannes von Gott verordnet war oder auf Befehl von Menschen ausgeführt wurde. Und die Juden verstanden genau das.

Wenn wir lesen, dass Jesus vom Himmel herabgekommen ist, oder wie es an einigen andern Stellen heißt, "von Gott gesandt" war, dann ist das gleiche gemeint. Die grundlegende Bedeutung des Ausdrucks ist nicht anders, wenn es um Jesus Christus geht. Gott ist sozusagen die Quelle für Jesus Christus .... Jesus Christus war Gottes Plan, er war in Gottes Vorsehung, und Gott hat dann mittels Seines heiligen Geistes direkt gewirkt, um die Empfängnis in Maria zu vollbringen, und diese hat ihn dann "auf die Welt gebracht".

Jesus hat nicht bereits buchstäblich im Himmel als Lebewesen existiert und ist dann im wörtlichen Sinne "vom Himmel herabgekommen"!

Einige weitere Informationen zu einem hiermit verbundenen Thema findet sich in der Studie Philipper 2,5-11, die für ein besseres Verständnis des gesamten Themenkomplexes sicherlich hilfreich sein wird.

 

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