Die Weisen und "sein Stern"

In Mt 2 berichtet uns die Bibel über den Besuch der Weisen aus dem Morgenlande, die nach Judäa kamen, um dort dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Anlass für Ihre lange Reise war die Erscheinung eines besonderen Sterns gewesen, den sie in ihrer Heimat gesehen hatten.

Mt 2,1-2
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

Die Weisen erwähnen gegenüber Herodes, dass sie gekommen waren, um den neugeborenen König der Juden "anzubeten". Das Wort für "anbeten" wird hier nicht im Sinne einer "Gottesanbetung" benutzt; der Kontext zeigt an, dass es den Weisen darum ging, dem neugeborenen König zu huldigen, ihn als König zu ehren.

Sie wussten um die Geburt des Königs, denn sie hatten "seinen Stern gesehen im Morgenland". Diese Information, zusammen mit dem, was uns der Evangelist kurze Zeit später berichtet, weist darauf hin, dass diese Magi aufgrund einer astronomischen Erscheinung aus ihrer Heimat aufgebrochen und nach Jerusalem gekommen waren. Sie verbinden einen Stern, bzw. das Erscheinen des Sterns oder eine andere außergewöhnliche Sache in unmittelbarer Verbindung zu diesem Stern mit der Geburt des neugeborenen Königs der Juden.

Was aber war dieser Stern? Was hatte es mit diesem Stern auf sich? Wieso gab es einen Zusammenhang zwischen einem Stern und Jesus, dem verheißenen Messias und neugeborenen König der Juden? Gibt es etwa doch Zusammenhänge zwischen biblischer Wahrheit und Astrologie? Oder "verkünden" die Sterne eine tatsächlich wahre und von Gott initiierte Botschaft, und die sogenannte "Astrologie" ist eigentlich eine Fälschung dieser Wahrheiten, die zwar einige wahre Dinge aufgreift, dann aber eigene falsche Lehren darin verkleidet und propagiert? Die Bibel selbst gibt Hinweise, die uns bei der Beantwortung dieser Fragen hilfreich sind.

Gott hat sich seit Anbeginn in Seiner Schöpfung kundgetan, und es gibt nach göttlichem Design sowohl System wie Ordnung darin. Auch die Sterne am Firmament haben ihren Platz in diesem System und ihre Aufgabe, Gottes Willen für Seine Schöpfung zu verkünden.

1Mo 1,14
Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre

Uns allen sind "Tag" und "Nacht" bekannt und uns ist sehr wohl bewusst, dass der Lauf der Gestirne etwas damit zu tun hat. "Zeiten" sind nicht nur die "Jahreszeiten", an die wir vermutlich sofort denken wenn wir dies hier lesen, sondern auch bestimmte "Zeiträume", "Zeitperioden", die durch den Lauf der Gestirne bestimmt werden. Weiterhin wird uns gesagt, die "Lichter an der Feste des Himmels" (die Sterne, Planeten, Gestirne) seien für "Zeichen", und dies ist für unsere Studie hier von besonderer Bedeutung. Das Wort "Zeichen" ist abgeleitet im Hebräischen von der Wortwurzel avah, "markieren", "anzeigen". "Zeichen" zeigen Ereignisse an, sie zeigen z.B. das Kommen einer besonderen Person an.

Psa 147,4
Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen.

Dieser kleine Hinweis ist von großer Bedeutung, denn wir lesen, dass Gott selbst den Sternen Namen gegeben hat. Und diese Namen der Sterne sind von besonderer Bedeutung, denn es sind diese Namen der in bestimmten Gruppen und Konstellationen miteinander verbundenen Sterne, die Gottes Wirken und auch Gottes Erlösungsplan offenbaren.

Die ursprünglichen Namen der Sterne und Konstellationen waren von Gott verordnet und von Gott auch dem Menschen kundgetan worden. Adam kannte diese, und auch die Patriarchen wussten um die Bedeutung der Sternnamen und die darin verkündete verheißene Botschaft der Erlösung Gottes, die durch den Nachkommen der Frau kommen würde. Diese Botschaft wurde auch mit Hilfe der Sternnamen und Konstellationen von Generation zu Generation weitergegeben. Wir sollten bedenken, dass es für mehrere Jahrtausende keine schriftlich aufgezeichnete Offenbarung Gottes gab, diese hatte man erst, als die Bücher der Bibel offenbart und dann niedergeschrieben wurden. Die frohe Botschaft eines kommenden Erlösers war dem Menschen schon von den Zeiten der ersten Menschen bekannt, lange bevor sie dann in den 5 Büchern Mose und den weiteren Schriften der Bibel aufgezeichnet wurde.

Uns fällt es vielleicht schwer zu verstehen, dass Gott nicht nur mittels der Bibel den Menschen Erkenntnis und Wahrheit vermittelt. Heb 1,1 teilt uns mit: "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat ... ", und darunter auch die Weise, dass Er den Sternen Namen gab und so seine Herrlichkeit und den Plan eines kommenden Erlösers kundtat.

Psa 19,2-7
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.
Ein Tag sagt's dem andern, und eine Nacht tut's kund der andern,
ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme.
Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt. Er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht;
sie geht heraus wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, zu laufen ihre Bahn.
Sie geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.

Diese Worte sagen nicht nur dass allein die Tatsache, dass es Sterne am Firmament gibt, auf Gottes Herrlichkeit hinweist und uns verkündet, dass Gott der Schöpfer des Ganzen ist. Vielmehr erkennen wir, wenn wir den Psalm und die darin verwendeten Wörter und den Aufbau des Abschnitts untersuchen, dass die Sterne (bzw. die Sternnamen der in besonderer Weise in Gruppen und entsprechend ihrer Bahnen zusammenwirkenden Sterne) Gottes Herrlichkeit und Gottes Plan verkünden ("weissagen") und erzählen.

Die ursprünglichen Sternnamen sind teilweise noch in semitischen Sprachen erhalten geblieben bzw. können teilweise auf ihre Ursprungsbedeutung zurückverfolgt werden. Diese ursprünglichen Bedeutungen ergeben, wenn man die Konstellationen der Sterne und Sternbilder beachtet, die Grundlage für wahre biblische Astronomie. Dies ist etwas völlig anderes als die später von Menschen erdachte "Astrologie", eine Fälschung der ursprünglichen Wahrheit, die nicht mehr mit Gottes Botschaft zu tun hat, sondern Ereignisse im Lauf der Gestirne als Einfluss auf das menschliche Leben auf Erden interpretiert und deutet. Leider ging im Laufe der Jahrhunderte vieles von der wahren Bedeutung der Sternnamen verloren bzw. wurde verfälscht, und viele der Mythen des Altertums und der Neuzeit sind gegründet auf diesen Fälschungen und Astrologie. Astrologie und derartige Praktiken werden in der Bibel verurteilt (vgl. z.B. Jes 47,12-14).

So wie Sonne und Mond in ihren Bahnen für uns Tag und Nacht, Monate und Jahre anzeigen, markieren; so verhält es sich mit den Sternen und Planeten, die in ihren Bahnen die Zeichen im Zusammenhang mit Gottes Plan für die Erlösung des Menschen anzeigen. Die ursprünglichen Namen der Sterne und Konstellationen verkünden uns die Botschaft Gottes bzgl. Seines Plans. In einer Weissagung des Patriarchen Jakob (Israel) über seine Söhne, erwähnt dieser z.B. das Sternbild "Löwe" im Zusammenhang mit seinem Sohn Juda.

1Mo 49, 9-10
Juda ist ein junger Löwe. Du bist hochgekommen, mein Sohn, vom Raube. Wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin sich gelagert. Wer will ihn aufstören?
Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.

Juda wird hier symbolisiert mit dem "Löwen". Interessant ist, dass Jakob weissagt: "Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen". Was das Sternbild des Löwen angeht, so befindet sich zwischen seinen (des Löwen) Füßen der Stern "Regulus", der hellste und strahlendste Stern im Löwen. " Das aramäische Wort regla, bzw. das hebräische regel bedeuten "Fuß", und wir sehen wie in diesem Vers der Königsstern Regulus "zwischen den Füßen" symbolisiert ist und auf das "Zepter" und den "Stab des Herrschers" hinweist.

 

Ein bemerkenswertes Buch für eine intensivere Beschäftigung mit der Botschaft der Sterne und den biblischen Zusammenhängen ist das Werk "Witness of the Stars" von E.W. Bullinger. Eine elektronische Ausgabe im Internet findet sich bei unter The Witness of the Stars

 

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