von
Wolfgang Schneider
Nachdem aus der Schrift selbst zu erkennen war, dass die Bibel Gottes Wort ist, ist nun der nächste entscheidende Punkt die Auslegung von Gottes Wort. Gerade zur Auslegung hört man viele Argumente, und es heißt gar, man könne ja die Bibel entsprechend auslegen, um so ziemlich alles zu belegen.
Die Schrift selbst enthält verbindliche und entscheidende Hinweise darüber, wie das Wort Gottes recht auszulegen ist! Bei dieser kritischen Angelegenheit der Auslegung von Gottes Wort wird wieder deutlich, wie absolut genau Gottes Wort ist. Es gibt eine verbindliche Auslegung der Schrift, und das Wort Gottes ist in allen Punkten, zu denen es eine Aussage macht, absolut wahr und zuverlässig!
2Pe 1,20 - Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist.
Was hier gesagt ist, trifft insgesamt auf die Auslegung der Bibel zu. Es geht um 3 wesentliche Punkte:
Der Hinweis auf das "vor allem wissen" betont die außerordentliche Bedeutung ... dies ist nicht etwas, was man "einfach nur so" und "unter ferner liefen" wissen soll.
Folgende Punkte charakterisieren bzw. spielen oft eine Rolle in Sachen "eigene Auslegung":
Manche außerbiblische Literatur ist bewusst so geschrieben, dass möglichst viele eigene Deutungen möglich bzw. angeregt werden sollen und erwünscht sind.
Die Schrift, die Bibel als Gottes Wort, ist jedoch nicht eine Angelegenheit "eigener Auslegung". Die Bibel ist nicht eine Grundlage für Diskussionen und das anschließende Bilden eigener Meinungen, wobei eine jede eigene Meinung zu einer Stelle dann gleich richtig und gleich bedeutend ist.
Eigentlich gibt es nur eine plausible Möglichkeit für eine rechte Auslegung der Schrift, da eine subjektive "eigene Auslegung" durch die Aussage in 2Pe 1,20 selbst ausgeschlossen ist:
Die rechte Auslegung ist in der Schrift selbst begründet - das Wort Gottes kann und muss mittels der Schrift selbst ausgelegt werden.
Wenn dem nicht so wäre, gäbe es gar keine rechte und verbindliche Auslegung - die Schrift wäre eigentlich ein "verschlossenes Buch".
Es gibt aber eine Möglichkeit, und diese ist die einzig rechte und korrekte Art, die Schrift auszulegen: Man muss die Schrift mittels der Schrift selbst auslegen.
Wir müssen zum Wort Gottes mit Ehrfurcht und ohne vorgefertigte eigene Meinung kommen, um zu sehen, was das Wort Gottes objektiv und für alle gleich verbindlich aussagt. Wir müssen das Wort Gottes für sich selbst sprechen lassen und uns demütig unter Gottes Offenbarung beugen.
Gott hat in seinem Wort offenbart und gesagt, was er meint, und er meint, was er sagt. Das Wort Gottes ist nicht ohne Absicht oder ohne Zweck, nichts fehlt, und was enthalten sein sollte, das ist enthalten. Alles steht am rechten Ort, die Wahl der Worte ist vollkommen, die Bedeutung der Worte ist vollkommen. Gott hat ursprünglich ein vollkommenes Wort gegeben, das in sich selbst alles hat, was zu seiner rechten Auslegung notwendig ist.
Gott ist vollkommen, wahr, zuverlässig, er kann nicht lügen - daher ist auch sein offenbartes Wort vollkommen, wahr, zuverlässig und ohne Widersprüche.
Augenscheinliche, scheinbare Widersprüche in der Schrift sind immer auf zwei Gründe zurückzuführen:
Im ursprünglich eingegebenen Bericht in der Schrift gibt es keine Widersprüche ... scheinbare Widersprüche beruhen immer entweder auf einem Problem in unserem Verständnis oder einem Problem mit der Übersetzung oder Überlieferung des Textes.
Soweit bekannt, sind keine der originalen Handschriften erhalten. Die ursprünglichen Sprachen waren Hebräisch und Aramäisch (machmal auch Chaldäisch genannt) fürs Alte Testament, Aramäisch und Griechisch fürs Neue Testament. Bereits früh wurden mit großer Sorgfalt handschriftliche Abschriften angefertigt (teilweise auch schon Übersetzungen ins Lateinische, Koptische, Georgische und ins Gotische, andere Sprachen folgten; heute ist die Bibel das in die meisten Sprachen übersetzte Werk überhaupt).
Wir halten heute Übersetzungen in Händen, denn die ursprünglichen Schriften waren nicht in Deutsch abgefasst, sondern in Hebräisch, Aramäisch und Griechisch. Unterschiedliche Übersetzungen verfolgen unterschiedliche Ziele, manche wollen nahe am Urtext bleiben, auch wenn die Lesbarkeit ein wenig leidet; andere wollen den Sinngehalt des Urtexts übertragen, ohne sich strikt an die Wörter zu halten. Eine jede Übersetzung spiegelt dabei auch die Auslegung der Übersetzer wider, sie reflektiert deren Verständnis der Schrift.
Keine Übersetzung oder Fassung ist also DAS WORT GOTTES, das ursprünglich offenbarte und niedergeschriebene Wort Gottes. Ganz gleich, welche Übersetzung man in Händen hält, es ist immer notwendig, die richtigen Schlüssel zur Auslegung des Wortes Gottes anzuwenden, um so zu der Wahrheit des ursprünglich eingegebenen Wortes Gottes zu gelangen.
Die erhaltenen alten Handschriften werden als "MSS" bezeichnet , die ältesten (ab 3./4. Jhdt.) bezeichnet man als "Unziale" bzw. "Majuskeln" (da nur in Großbuchstaben geschrieben), die späteren (ab 9. Jhdt.) als "Kursive" bzw. "Minuskeln" (da nur in Kleinbuchstaben). In den alten Handschriften stehen die Buchstaben fortlaufend aneinander, ohne Zwischenräume bei Wörtern und ohne Zeichensetzung. Diese Handschriften wurden größtenteils auf Papyrus, manche auch auf Pergament geschrieben.
Kein Werk weltlicher Literatur ist in dem Ausmaß erhalten geblieben und überliefert worden wie die Bibel. Wahrlich bemerkenswert ist dabei, in welch außerordentlich großem Ausmaß diese biblischen Handschriften übereinstimmen.
Neben den alten MSS gibt es vor allem seit dem 19. Jhdt. sogenannte "kritische Ausgaben", vor allem des griechischen Neuen Testaments, in denen unterschiedliche Textfassungen und Abweichungen der verschiedenen MSS als kritischer Apparat vermerkt sind.
Die ersten deutschen Bibeln gab es bereits vor Luther, aber erst mit Luthers Übersetzung gab es eine weitverbreitete deutsche Bibel, die dann auch für die weitere Gestaltung der deutschen Sprache überhaupt prägend wurde.
Luther benutzte bei seiner Übersetzung nicht die lateinische Fassung der Bibel, sondern bereits die zu jener Zeit verfügbaren griechischen und hebräischen Texte. 1522 wurde das Neue Testament fertiggestellt, 1534 folgte das Alte Testament, 1545 dann die letzte revidierte Ausgabe noch aus Luthers Hand. Im letzten Jahrhundert bis heute folgten mehrere größere Revisionen (1912, 1956/64, 1975, 1984, 2017).
Neben der Lutherbibel gibt es eine Reihe anderer wichtiger deutscher Bibeln: z.B. Elberfelder Bibel, Schlachter Bibel, Züricher Bibel, Einheitsübersetzung, Menge Bibel, u.a.
Für das persönliche Bibelstudium und eine eingehende Beschäftigung mit Gottes Wort ist es durchaus hilfreich, einen Abschnitt in mehreren Übersetzungen zu lesen.
Man muss beachten: Keine Übersetzung der Bibel ist DAS WORT GOTTES. Bei jeder gelangt man erst durch die Anwendung der richtigen Prinzipien und Schlüssel bei der Auslegung wieder zu der Aussage des ursprünglich offenbarten Wortes zurück.
Einige wichtige Prinzipien bzw. Schlüssel zur Auslegung des Wortes Gottes und einem rechten Verständnis können in drei Kategorien eingeteilt werden.
I. Die einzelne Schriftstelle für sich ("im Vers" - wo etwas geschrieben steht)
II. Im Zusammenhang
III. Weitere Punkte, die man beachten muss
Diese Prinzipien werden nun für den Rest dieses Online Kurses im Mittelpunkt der Beschäftigung mit der Schrift stehen.
In dieser Lektion geht es nun weiter mit ... "im Vers".