Einleitung

In den bisherigen 4 Teilen der Studie „Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet)“ habe ich einige bedeutsame Elemente von Gebet und Andacht dargelegt, um damit alle Leser anzuregen und zu ermutigen, selbst ebenfalls mit frohem Mut und großer Zuversicht in ihrem Leben Zeit für eine tägliche Andacht und beharrliches Gebet einzurichten.

Wie ich aus mehreren christlichen Zeitschriften bzw. auch per E-Mail über die BibelCenter Website sehen kann, sind Gebet und tägliche Andacht, wenn auch manchmal in andere Worte und Begriffe gekleidet, eine Sache, die zur Zeit sehr viele Christen zu beschäftigen scheint. Und das finde ich sehr gut so! Wie ich bereits mehrmals erwähnte, denke ich, daß wir in Bezug auf unser Gebet und unsere Anbetung und Andacht noch um einiges in unserem christlichen Lebenswandel wachsen können. Selbst große Beter – oder gerade große Beter (als sehr wirkungsvolle Beter bekannte Christen) im Laufe der Geschichte der Christengemeinde – haben immer wieder darauf hingewiesen, wie sehr auch sie danach verlangten, ihre Beziehung zu Gott im Gebet weiter zu vertiefen.

Diese kleine Serie kann lediglich ein Anstoß dazu sein, und es ist mein Gebet, daß alle Leser durch die hier angeführten Schriftstellen und meine Anmerkungen in ihrem Herzen berührt werden und Gott in großartiger Weise dann weitere Dinge in ihrem Leben wirken wird.

Bislang standen „Lobpreis“ und „Warten auf den Herrn“, sowie „Sündenbekenntnis“ und „Beten gemäß der Schrift“, und dann „Bitte“ und „Fürbitte“ im Mittelpunkt unserer Betrachtungen. Im Teil 5 dieser Serie will ich nun zwei weitere bedeutende Aspekte erörtern und auch dazu anhand einiger Schriftstellen Anregung geben: „Dankbarkeit (bzw. Danksagung)“ und „Wachsamkeit“.

Möge Gott uns allen in seiner wunderbaren Gnade und aufgrund seiner Barmherzigkeit Einsicht und Erkenntnis in sein Wort schenken, damit wir seinen Willen in größerem Ausmaß erkennen und in unserem Leben dann danach wandeln!

Dankbarkeit & Danksagung

Bereits bei der Betrachtung von Bitte und Fürbitte im vorausgehenden Teil dieser Serie hatte ich eine Stelle aus dem 1. Brief des Paulus an Timotheus angeführt, in der verschiedene Aspekte des Gebets erwähnt wurden. Diese Schriftstelle soll auch diesmal am Anfang unserer Studie stehen, denn neben den bereits erwähnten und behandelten Aspekten des Gebets erwähnt Paulus auch das, was nun Hauptbestandteil unserer Betrachtungen sein soll: Danksagung bzw. Dankbarkeit.

1. Timotheus 2,1–2
So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,
für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.

Wir erkennen hier sogleich, daß wir ermahnt werden, in unserem Beten in besonderer Weise auch „Danksagung“ zu tun für alle Menschen! Nicht nur Bitte, Gebet und Fürbitte werden gefordert, sondern auch in gleichem Maße Danksagung.

Danksagung

Mancher fragt sich vielleicht, was nun „Danksagung“ eigentlich ist. Man hört auch heute recht oft im täglichen Leben, daß Leute ein „Danke“ sagen. Wir selbst benutzen dieses Wort möglicherweise auch recht oft. Eine Frage aber sollten wir uns dabei stellen: Sind wir uns dabei auch bewußt, was „Danke“ denn ausdrückt? Oder etwas anders formuliert: Meinen wir mit „Danke“ auch ein „Danke“? „Danke“ ist leider vielerorts fast ein leeres Wort geworden, das man zwar über die Lippen kommen läßt, zu dem man sich aber nicht unbedingt Gedanken macht und das nicht immer auch tatsächlich Ausdruck einer inneren Einstellung von Dankbarkeit ist.

In 1. Timotheus 2,1 ist „Danksagung“ die Übersetzung des griechischen Wortes eucharistia. Dieses Wort wurde in der Lutherbibel auch noch anders übersetzt, z.B. mit „Dankbarkeit“.

Apostelgeschichte 24,3
das erkennen wir allezeit und überall mit aller Dankbarkeit an.

Hier steht vom Kontext her die innere Einstellung im Vordergrund, nicht unbedingt, daß etwas gesagt wird, daher die Übersetzung „Dankbarkeit“.

Eine weitere Übersetzung dieses Wortes in der Lutherbibel ist „Dankgebet“.

1. Korinther 14,16
Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst?

Der Kontext hier handelt ausdrücklich vom Beten, daher wohl auch die Übersetzung „Dankgebet“, worauf der andere sein „Amen“ nicht sagen könnte.

An einigen Stellen wurde das Wort auch adjektivisch übersetzt mit „dankbar sein“ oder verbal mit „danken“.

Kolosser 2,7
und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.

1. Thessalonicher 3,9
Denn wie können wir euretwegen Gott genug danken für all die Freude, die wir an euch haben vor unserm Gott?

Diese Beispiele zeigen uns, wie dieser Begriff eucharistia in unterschiedlichen Zusammenhängen jeweils eine leicht unterschiedliche Bedeutung hat, wobei allerdings die Grundbedeutung wirklich gleich bleibt.

Wir erkennen, daß das Wort eucharistia mehr ausdrückt als lediglich ein „Danke“ sagen. Es geht sehr viel mehr und auch hauptsächlich um das, was in uns vorgeht, es geht um unsere Herzenseinstellung, um unseren Gemütszustand, unser Fühlen, unser Denken im Herzen bzgl. einer Person oder Sache. Dieser Einstellung unseres Herzens geben wir dann in Form von Worten Ausdruck, unsere „Dankbarkeit“ kommt dann als „Danksagung“ über unsere Lippen.

Danksagung & Lobpreis

Bei diesen Überlegungen wird auch ersichtlich, wie Danksagung in mancherlei Hinsicht eng mit Lobpreis verbunden ist. Gerade im Loben kommt ja (sicherlich verbunden mit anderen Dingen) unsere Dankbarkeit zum Ausdruck. Dankbarkeit ist eine wesentliche Motivation für den Lobpreis.

Beim Lobpreis steht zumeist die Anerkennung dessen, was der von uns Gelobte getan hat, im Vordergrund, wobei es nicht unbedingt eine direkte Verbindung zu uns geben muß, etwa dahingehend, daß etwas unmittelbar für uns getan worden wäre oder wir selbst einen Nutzen von der Tat gehabt hätten. Bei Dankbarkeit und Danksagung steht dann im Vordergrund, daß wir realisieren, daß etwas für uns getan wurde, daß wir einen Nutzen hatten, daß uns etwas zukam, was wir nun sehr schätzen und wofür wir dankbar sind.

Wenn wir Gott loben und preisen, so geht es uns vor allem darum mitzuteilen, wer Gott ist. Wenn wir Gott danken und unsre Dankbarkeit im Dankgebet ausdrücken, so geht es uns vor allem darum, was Gott bereits für uns getan hat. Man könnte dies auch so ausdrücken: „Wenn wir Gott danken, so geben wir Ihm die Ehre für das, was er für uns getan hat; wenn wir Gott anbeten und loben, so geben wir Ihm die Ehre für das, was Er in sich selbst ist.“

Danksagung — Teil unserer Andacht

Die verschiedenen bislang bereits angeführten Verse machen deutlich, daß Danksagung bzw. Dankgebet ein integraler Bestandteil unserer gesamten Andacht ist. Wie ich nun mein Dankgebet in meine tägliche Andacht einordne, das mag von Tag zu Tag unterschiedlich sein.

Es gibt Tage, da ich vielleicht eine bestimmte Zeit nur dem Dankgebet widme, und es gibt andere Tage, an denen ich meine Danksagung quasi in die verschiedenen anderen Teile meiner Andacht „einstreue“, ganz einfach deshalb, weil mir beim Denken an Gott und an andere Gläubige oder Ereignisse, das Herz einfach voll ist von Dankbarkeit für das, was Gott da getan hat. Es bleibt mir einfach nichts anderes, als spontan meinem himmlischen Vater ein „Danke, Vater!“ zu sagen. Ich vermute, daß es so manchem Leser da nicht anders geht. Manchmal beginne ich meine tägliche Andacht mit einem kurzen Dankgebet, an anderen Tagen schließe ich meine Danksagung an die Zeit der Bitten und Fürbitten an.

Ich nehme mir auch besonders am Abend, nachdem der Tag vorbei ist und Gott sich in seinem Wirken wiederum als ein treuer Gott erwiesen hat, einige Minuten, um einfach stille Gott zu danken für all das, was er in meinem Leben an dem Tag vollbracht hat. Und da gibt es dann mehr, als das, woran man sich erinnern kann! So ergibt sich noch ein Dankgebet, welches zu meiner eigentlich „geplanten“ täglichen Andacht hinzukommt.

Eine Sache, die mir immer wieder am Herzen liegt ist das, was der Apostel Paulus in seinem Brief an die Philipper bzgl. des Betens den Gläubigen aufträgt.

Philipper 4,6
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Hier wird deutlich, daß selbst Bitten im Gebet nicht ohne Danksagung vor Gott kundgetan werden sollten!

Vor einigen Jahren erlebte ich mit, wie bzgl. dieser Sache eine Kontroverse unter einigen Gläubigen entstand. Dabei ging es darum, daß einige in sehr betonter Form Gott um Dinge im Gebet baten, dies aber in Form eines Dankes an Gott ausdrückten, was dann von anderen so verstanden wurde, als würden sie in arroganter Art und Weise quasi mit einem „Danke vorab“ Gott zur Erfüllung Ihrer Bitten verpflichten wollen. Nun, ob jemand eine solch arrogante Einstellung hatte oder nicht, das kann nur jeder für sich entscheiden; fest steht allerdings, daß wir Gott weder mit einem "Bitte" noch mit einem „Danke“ zu irgend etwas verpflichten können.

Die Aussage des Paulus hier in Philipper 4,6 ermahnt uns jedoch, auch unsere Bitten aus einer Einstellung von Dankbarkeit heraus im Gebet und mit Flehen vor Gott zu bringen. Es geht offensichtlich nicht so sehr um die „Äußerlichkeit“ der Form der Worte (ob nun „ich bitte …“ oder „ich danke …“), sondern es geht um unsere innere Einstellung Gott gegenüber. Wenn wir zu ihm kommen und ihm unsere Bitten vortragen, so muß dies aus einer von Dankbarkeit geprägten Gesinnung heraus geschehen.

Dankbarkeit – Gottes Segnung anerkennen

Es gibt ein kleines Lied, in dem vom Zählen der Segnungen Gottes die Rede ist, daß wir jede Segnung Gottes aufzählen und benennen wollen. Welch eine wichtige und großartige Sache das ist! Das ist Danksagung, Dankgebet, Dankbarkeit.

Wenn wir dankbar sind, richtet sich unser Herz und unser Leben nicht an uns selbst aus, sondern an Gott. Unsere Danksagung ist dann wahrlich auch eine Gabe, ein Opfer, das wir Gott bringen als Antwort auf seinen Segen.

In Psalm 116 ist dieser Gedanke sehr schön zu sehen.

Psalm 116,12.17
Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?
Dir will ich Dank opfern und des HERRN Namen anrufen.

Dankgebet ist, wie wir Gott alle seine Wohltaten „vergelten“ können! Und unser Dank ist ein Opfer, welches auch wir weiterhin darbringen können.

Gott hat eigentlich unendlich viel bereits für uns getan, und er steht bereit auch weiterhin uns in allen Lebenslagen zu helfen und uns nach seinem Willen zu segnen — was können wir als Antwort darauf tun? Was können wir ihm geben? Wie können wir ihm seine Wohltaten vergelten?

Nun, zunächst könnte man meinen, wir könnten ihm natürlich eigentlich gar nichts geben und ihm nicht vergelten, was er getan hat, weil es uns schlicht und einfach an den Mitteln fehlt. Aber, Vorsicht … stimmt das überhaupt so? Oder erliegen wir da einer falschen Vorstellung, die wir vielleicht haben, weil wir mit weltlichen Maßstäben messen und meinen, eine rechte „Vergeltung“ müsse in Gestalt einer ebenbürtigen Wohltat geschehen (so, wie wir es eventuell mit anderen Menschen handhaben)? Was ist denn Gottes Vorstellung bzgl. dessen, wie wir ihm seine Wohltat vergelten sollten?

Diese Verse aus Psalm 116 geben uns dazu eine Anleitung, denn der Psalmist spricht hier aus, wie auch wir Gott seine Wohltat, seine Segnungen, vergelten können – indem wir ihm Dank opfern! Indem wir unser Leben zu einem Leben in Dankbarkeit machen.

Jesus hat uns auch darin ein großes Beispiel gegeben, denn immer wieder wird uns berichtet, wie er Gott dankte und dem himmlischem Vater Dank sagte.

Matthäus 26,27
Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;

Markus 8,6
Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.

Johannes 11,41
Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.

In unterschiedlichsten Situationen sagte Jesus Gott Dank. Er lebte im Bewußtsein, daß er Gott alles verdankte und wahrhaftig nichts von seiner großen Aufgabe ohne Gott tun konnte, und er lebte in Dankbarkeit für Gottes Hilfe und die Segnungen in seinem Leben.

Wofür wir Gott danken können

Bei meiner täglichen Andacht frage ich mich auch ganz gezielt, wofür ich denn Gott nun danken kann bzw. danken sollte. Es gibt vieles, und ich kann all das eigentlich in einige Kategorien zusammenfassen, die es mir erleichtern, mein Dankopfer darzubringen.

Ich danke Gott für geistliche Segnungen, wobei dies Dinge umfaßt, die nicht nur geistlicher Art oder geistlicher Natur sind, sondern auch das umfaßt, was Gott im Bezug auf meine Gemeinschaft mit ihm, meine Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde der Gläubigen, in Bezug auf sein Wort und ähnliches wirkt … Was Gott z.B. während der Zeit meines Gebets für mich tut, betrachte ich als einen solchen „geistlichen“ Segen – sei es, daß er mein Herz beruhigt, meine Angst von mir nimmt, meine Zuversicht stärkt, meine Einsicht und mein Verständnis vertieft, usw. Solches ist Anlaß, ihm zu danken.

Ich danke Gott für physische Segnungen, wobei das in der Hauptsache mit meiner eigenen und meiner Familie Gesundheit zu tun hat. Ich bin dankbar dafür, daß Gott uns soweit gesund erhalten hat. Und auch dann, wenn eine Stelle irgendwo weh tut, kann ich dennoch dankbar sein, daß an anderer Stelle in meinem Körper alles gut ist.

Ich danke Gott für materielle Segnungen, wobei sich dies auf die vielen Dinge des täglichen Lebens bezieht, die ich auch mal einzeln in meinem Dankgebet aufführe. Gerade da läuft man manchmal Gefahr, zu allgemein zu sein und darüber fast zu vergessen, daß uns auch in dieser Hinsicht eigentlich alles von Gott her zukommt! Es ist nicht selbstverständlich, daß wir heute reichlich Essen auf dem Tisch haben, mehr Kleider im Schrank als wir anziehen können, daß das Auto einwandfrei läuft, daß wir uns an diesem und jenem im materiellen Bereich erfreuen können. Für diese Dinge Gott zu danken, wird uns helfen, Gottes segnende Hand in unserem Leben zu erkennen.

Ich danke Gott für Segnungen anderer, wobei das Dinge umfaßt, die nicht mich oder meine Familie betreffen, sondern vielleicht Nachbarn, Freunde, Land und Leute, usw. Jedesmal, wenn ich von andern etwas höre, das für sie ein Segen war, danke ich Gott für seinen Segen, den er jemandem erwiesen hat.

In all diesen Bereichen ist es mir wichtig, den spezifischen Segen zu erwähnen, für den ich dankbar bin und für den ich Gott Dank sagen will. Wenn irgend möglich, sollte man Verallgemeinerungen vermeiden, und statt dessen die ein oder zwei Dinge gezielt erwähnen, für die man dankbar ist (z.B. statt Gott für die netten Nachbarn zu danken, danke ich ihm dafür, daß die Nachbarin mir heute mit der Annahme eines Postpakets behilflich war)

Ich möchte, daß die nachfolgenden Wahrheiten eine Realität in meinem Leben werden und versuche daher, die Danksagung in meiner Andacht gezielt zu fördern.

Epheser 5,20
und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

1.Thessalonicher 5,18
seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.

Dank Dir, Gott, daß Du mich auch heute wieder einen Schritt näher zum Erreichen dieses vorgegebenen Zieles gebracht hast!

Wachsamkeit

Für viele Christen gehört der Aspekt der Wachsamkeit beim Beten, den wir nun näher betrachten wollen, zu den eher „unbekannten“ Elementen, und nicht allzuviel ist darüber in Büchern und Kommentaren geschrieben worden.

Unser Gebet muß begleitet sein von Wachsamkeit, wie wir aus Aussagen Jesu in seiner Aufforderung zum Gebet an die Jünger erkennen können.

Matthäus 26,41
Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

Manche lesen diese Aufforderung Jesu an die drei Apostel, die er mitgenommen hatte, vielleicht lediglich als eine Ermahnung in jener Situation, nicht einzuschlafen, weil es ja Abend war und alle offensichtlich körperlich und seelisch von den Anstrengungen in jenen Tagen ziemlich erschöpft waren. Diese Sicht scheint weiterhin noch dadurch betont zu werden, daß die drei tatsächlich einschliefen und eben nicht während des Gebets wach blieben!

Auch Paulus erwähnt Wachsamkeit im Zusammenhang mit dem Gebet, aber dabei ist schon deutlicher erkennbar, daß es beim „wachen und beten“ um mehr geht als nur darum, nicht einzuschlafen.

Kolosser 4,2
Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!

Die Rede ist von einem Wachen im Gebet, und Paulus verknüpft die Aufforderung zu wachen mit dem Element der Danksagung. Die Wachsamkeit im Gebet ist für uns ein ebenso spezifisches und wichtiges Element beim Beten und unsrer täglichen Andacht wie die Dankbarkeit!

Wachsam sein

Aus dem, was Jesus wie auch Paulus vom Wachen im oder beim Gebet sagen, ergibt sich, daß sich dieses Wachen nicht nur auf das Wachbleiben bzw. Nicht-Einschlafen beziehen kann. Paulus redete ganz sicher nicht nur von Gebeten, die jemand in einem Zustand der Ermüdung beten würde, bei denen die Gefahr von Einschlafen bestand. Das Wachen im Gebet bezieht sich auf mehr als nur auf das physisch wach sein, es geht vielmehr um eine besondere Form der Aufmerksamkeit, der Wachsamkeit, des Achthabens, usw., die wir während unserer Andacht und unserer Gebete haben müssen.

Das griechische Wort für wachen in diesen Stellen ist das Wort gregoreo, und es bezeichnet wach sein, um aufmerksam zu beobachten oder zu beachten, um zu bewachen und auf mögliche Gefahr usw. acht zu haben und diese bereits in frühem Stadium zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen. Wir sollen im Gebet gewissermaßen eine Wache aufstellen, darauf achthaben, daß wir recht und ungehindert beten können.

Von einer solchen Art von Wache bzw. wachsam sein, lesen wir in einem etwas anderen Zusammenhang im 1. Brief des Petrus.

1. Petrus 5,8
Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.

Es ist deutlich zu erkennen, daß es um eine Gefahrensituation für uns geht. Wir müssen nüchtern sein und wachen, weil ein Feind, ein Widersacher, es auf uns abgesehen hat und sucht, wen er vielleicht nicht wachend findet. Wir müssen geistig, in unserem Sinn, wach sein und aufmerksam, um den Widersacher rechtzeitig zu erkennen und uns nicht von ihm überwältigen zu lassen.

Wächter

Während wir beten, sollen wir auf Wache bleiben, wachsam sein, was ein wenig an die Wächter in biblischen Zeiten erinnert, von denen wir im Alten Testament an mehreren Stellen lesen können. Diese Wächter hielten von den Stadtmauern aus Wache und meldeten Feinde und warnten die Bewohner der Stadt frühzeitig vor Gefahr. Im Alten Testament werden die Propheten mit solchen Wächtern verglichen, und ihre Aufgabe war es auch, Gottes Volk zu warnen und auf Gefahren des Abfalls vom wahren Gott aufmerksam zu machen.

Jesaja 62,6
O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen,

Aus diesem Bild wird deutlich, wie die Wächter fortwährend, ohne Nachlassen und ohne Unterbrechung, ihrer Aufgabe des Wachens nachzugehen hatten. Ihre Aufgabe verlangt durchgehende Aufmerksamkeit, kein Nachlassen und auch keine Hinwendung zu irgend welchen anderen Dingen ist möglich, wenn man der Aufgabe als Wächter gerecht werden will.

Wachen im Gebet

Ein wesentlicher Aspekt des Wachens im Gebet ist es, auf die Methoden und Anschläge des Widersachers überhaupt aufmerksam zu werden.

Wir haben vermutlich alle schon einmal folgendes erlebt: Sobald wir uns zum Beten entschließen und damit beginnen, scheint auch der Satan aktiv zu werden, und es gibt unterschiedlichste Dinge, die störend und hindernd auf unser Gebet wirken wenn wir es zulassen! Der Widersacher versucht, unseren Sinn von dem eigentlichen Zweck und der Absicht unseres Gebets abzulenken. Er versucht uns dazu zu bringen, daß wir lediglich oberflächlich und ohne rechte innere Beteiligung des Herzens beten. Er versucht den Namen und Anliegen auf unserer Gebetsliste die Wichtigkeit zu nehmen und sie als nebensächlich erscheinen zu lassen. Und er versucht und er versucht und er versucht Solche Angriffe schon früh zu erkennen und abzuwehren ist möglich, wenn wir beim Beten wachsam sind.

In manchen Situationen mag das Wachen bereits vor dem eigentlichen Beten beginnen, etwa dadurch, daß wir uns informieren bzgl. der Angelegenheiten, für die wir beten wollen und uns bewußt machen, was diesbezüglich gerade abläuft. Ich habe in letzter Zeit des öfteren mal hier und da Nachrichten über Missionsarbeit gelesen, um ein wenig besser informiert zu sein, wofür ich konkret bzgl. des ein oder anderen Landes beten kann. Oder ich habe nach einiger Zeit mit Gläubigen, für die ich bzgl. eines bestimmten Anliegens gebetet habe, Kontakt aufgenommen, um zu sehen, wie sich die Situation verändert oder weiter entwickelt hat, auch um zu sehen, ob ich mich vielleicht in meinem Gebet auf eine andere Einzelheit konzentrieren sollte oder weiterhin für die gleiche Sache beten muß.

Während des Betens benutze ich ganz gezielt bestimmte Dinge, um dem Widersacher nicht Gelegenheit zu geben, mich einzuschläfern. Solche Schritte umfassen die Planung meiner Gebetszeit, die Wahl des Gebetsortes, oder auch in welcher Körperhaltung ich bete, und andere Einzelheiten. Dabei bleiben aber alle diese Schritte meinem Hauptziel untergeordnet, welches ist, recht zu Gott zu beten und mit ihm Gemeinschaft zu haben. Es geht mir nicht um die Methoden an sich, denn diese dienen lediglich einem größeren Zweck.

Römer 8,26.27
Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.
Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

Interessant ist hier die Erwähnung von Schwachheit und daß der Geist uns hilft. Gott steht bereit, uns mittels des Geistes in uns zu helfen und uns im Gebet zu unterstützen. Neben einem wach sein, um die möglichen Einwirkungen des Widersachers zu erkennen, ist der vielleicht noch wichtigere Punkt in unsrer Wachsamkeit beim Beten, daß wir wach sind, um zu realisieren, was Gott durch den Geist in uns wirkt während wir beten. Er bringt Dinge in unser Gedächtnis, wofür wir beten sollten. Er macht uns auf Anliegen aufmerksam, die wir vielleicht bislang nicht bedacht haben. Er stärkt uns, wenn wir Gefahr laufen, müde bzw. unachtsam zu werden.

Unser Gebet soll allezeit ein wachsames Gebet sein.

Epheser 6,18
Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen

Auch in dieser Aussage des Apostels Paulus erkennen wir, daß stetige und beharrliche Beten als wichtige Aufgabe, die wir als Gläubige in der Gemeinde haben. Auch wird ersichtlich, daß unser Beten nicht nur für uns selbst, sondern auch für alle Heiligen in der Gemeinde ist! Die Beharrlichkeit ist Ausdruck oder Zeichen unseres wachsamen Betens!

Zusammenfassung

Ich bete, daß selbst diese wenigen Anmerkungen zu Dankbarkeit und Wachsamkeit allen Lesern beim Beten und der täglichen Andacht wiederum eine gute Anregung sein mögen, das eigene Gebet lebendiger und in allen Belangen besser zu gestalten. Mögen wir dahin kommen, daß wir in unserer täglichen Andacht wie in einem Spiegel ein erfülltes, freudiges, lebendiges und inniges Verhältnis als Kind Gottes zu unserem himmlischen Vater sehen und erfahren.

Gott sei Lob, Preis und Ehre in der Gemeinde, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Abschluß dieser Serie in Tägliche Andacht - Teil 6.

 

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