Einleitung

In den bisherigen 5 Teilen der Studie „Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet)“ habe ich wesentliche Aspekte von Gebet und Andacht erörtert, um alle Leser zu ermutigen, selbst mit frohem Mut und Zuversicht in ihrem Leben Zeit für eine tägliche Andacht und beharrliches Gebet einzurichten.

Mit diesem Teil 6 werde ich nun diese Serie abschließen, und ich bete und hoffe, daß alle Leser auch durch die hier behandelten Punkte und Anmerkungen in ihrem Herzen berührt und angeregt werden und Gott dann in wunderbarer Weise große Dinge in ihrem Leben wirken wird.

In dieser Serie beschäftigte ich mich mit „Lobpreis“ und „Warten auf den Herrn“, danach mit „Sündenbekenntnis“ und „Beten gemäß der Schrift“, dann folgten „Bitte“ und „Fürbitte“, und in der letzten Ausgabe „Dankbarkeit (bzw. Danksagung)“ und „Wachsamkeit“. Bevor ich am Ende dann nochmals die wichtigsten Punkte kurz zusammenfasse, will ich mich in diesem Teil noch ein wenig ausführlicher mit drei weiteren Aspekten bzw. Teilen einer täglichen Andacht beschäftigen: „Meditieren“, „Hören“ und „Singen“. Die ersten beiden Punkte schließen in gewisser Weise direkt an den Teil mit „Warten auf den Herrn“ an, das „Singen“ dann mag von vielen auch als ein Teil von „Lobpreis“ betrachtet werden. Dennoch, so meine ich, ist es sicher hilfreich und unsere Mühe wert, wenn wir uns diese Aspekte einmal ein wenig genauer ansehen und eine Reihe von Schriftstellen diesbezüglich in der Bibel ansehen.

Mein Gebet ist auch dieses Mal, daß Gott uns allen in seiner großen Gnade und durch seine Barmherzigkeit Einsicht und Erkenntnis in sein Wort schenken möge, damit wir seinen Willen erkennen und in unserem Leben dann danach wandeln!

Meditieren

Heutzutage trifft der Begriff und die Praxis der Meditation bzw. des Meditierens in einer ganzen Reihe von christlichen Kreisen auf Skepsis, wenn nicht sogar auf eindeutige Ablehnung. Grund dafür sind vermutlich die gewaltigen Einflüsse der verschiedenen fernöstlichen Religionen und anderer geistlicher Strömungen, bei denen Meditation eine wichtige Rolle spielt. Das Meditieren wird dabei fast als eine fest mit diesen Religionen verwachsenes Element angesehen, das es eben nur in diesen Religionen usw. gibt. Falls dann jemand anders „Meditation“ betreibt, so wird das manchmal von einigen schon hingestellt, als habe jener sich vom Christentum ab - und irgendeiner dieser fernöstlichen Religionen zugewandt. Davon kann aber eigentlich gar keine Rede sein, denn Meditation ist natürlich nicht an eine fernöstliche Religion oder etwas ähnliches gebunden.

Weiterhin verbinden viele Christen mit Meditation ein „sich aufgeben“ bzw. „sich hingeben“ – womöglich aufgrund der oben erwähnten gedanklichen Verbindungen, die doch von vielen hergestellt werden –, aber das ist ein Element, das sie als Christen nicht tolerieren wollen bzw. tolerieren können. Der Gedanke, im eigenen Verstand oder Bewußtsein eine Art Leere zu machen, die dann auf irgendeine unbekannte und geheimnisvolle Weise gefüllt werden soll, ist befremdend und beunruhigend.

Auch scheinen vielen Menschen die körperlichen Übungen, die ja teilweise mit manchen Meditationsformen in einigen dieser Religionen oder Philosophien einhergehen, ein Grund zu sein, sich lieber gar nicht auf Meditation einzulassen und das gesamte Kapitel dann sozusagen abzuschreiben.

Man sollte sich aber dennoch fragen, ob diese hier kurz angeführten (und sicherlich in mancher Hinsicht vielleicht allzu vereinfacht dargestellten) Beweggründe und Fakten bzgl. des Meditierens überhaupt zutreffen. Ist diese Vorstellung von Meditation überhaupt korrekt? Oder sind zwar einige Punkte davon wahr, aber eine ganze Reihe anderer Dinge treffen so vielleicht gar nicht zu? Wird Meditation nicht auch in der Bibel erwähnt?

Meditation als Aufmerksamkeit

Unsere tägliche Andacht kann sehr viel an Kraft und Wirkung für unser Leben gewinnen, wenn wir einen Teil der Zeit dazu verwenden, die geistlichen Dinge in unserem Herzen und unseren Gedanken zu Gott in Beziehung zu setzen und gezielt über die Anwendung der Wahrheiten Gottes nachzudenken und diese sozusagen für uns zu formulieren. Das ist ein ganz wesentlicher Aspekt der Meditation. Wir nehmen Wahrheiten aus dem Wort Gottes auf, wir nehmen Anregungen während unserer Hinwendung zu Gott im Gebet auf, und durch das Meditieren in diesen Dingen eignen wir uns gewissermaßen deren Wert für unser Leben wirklich an. Wir erhalten als Resultat unseres Meditierens etwas, was auch einige Zeit später noch für uns Wert hat und uns Hilfe und Stärkung geben kann.

Im Hebräischen gibt es zwei Wörter die verschiedentlich auch mit „meditieren“ übersetzt werden und diesen Vorgang der Meditation bezeichnen.

Psalm 104,34
Mein Reden möge ihm wohlgefallen. Ich freue mich des HERRN.

In einigen anderen Bibelübersetzungen lautet es: „Mein Sinnen möge ihm wohlgefallen …“ (unrev. Elberfelder Bibel) oder „Möge mein Gedicht ihm wohlgefallen …“ (Schlachter Bibel). Das Wort für „Reden“ bzw. „Sinnen, Gedicht“ ist hier das Wort, welches auch mit „Meditieren“ übersetzt wird. Es bezeichnet ein stilles vor sich hin Reden und Nachsinnen über eine Sache.

Josua 1,8
Und laß das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, daß du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.

Hier wird das hebräische Wort hagah übersetzt mit „betrachte“; es bezeichnet ein „Meditieren“, ein „vor sich hin sagen“ und „mit sich selbst bereden“, wie man sehr schön erkennen kann aus der Anweisung an Josua: „Und laß das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen“! Josua sollte die Wahrheiten des Buchs des Gesetzes für sich „rezitieren“ und fortwährend darüber nachsinnen und „bereden“, was ihm eine große Hilfe sein würde, das darin Gebotene dann auch zu tun und Gottes Willen auszuführen.

Ein anderes Wort ist sicah, welches in einigen Zusammenhängen ebenfalls mit „meditieren“ eigentlich ein „sich beugen“ anzeigt.

Psalm 119,15
Ich rede von dem, was du befohlen hast, und schaue auf deine Wege.

Die unrevidierte Elberfelder Bibel hat hier: „Über deine Vorschriften will ich sinnen und achthaben auf deine Pfade.“ Man kann erkennen, daß hier ebenfalls der Gedanke an Meditation im Gebrauch dieses hebräischen Wortes erkannt wurde. Allerdings liegt hier die Betonung nicht so sehr auf dem „für sich selbst bereden“, sondern das Gewicht liegt darauf, daß wir gegenüber dem Wort Gottes, den Geboten Gottes, einen Respekt zeigen, uns im übertragenen Sinne „vor dem Wort Gottes verneigen“. Wir achten in unserem Denken das Wort Gottes als wertvollstes Gut und erweisen den Geboten Gottes Anerkennung und zeigen Ehrfurcht vor dem, was er offenbart hat.

Im Neuen Testament lesen wir ein wenig über „meditieren“ in der Aufforderung des Paulus an Timotheus bzgl. dessen, was ihm als Gabe durch Handauflegung der Ältesten gegeben war.

1. Timotheus 4,15
Dies laß deine Sorge sein, damit gehe um, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde.

„Laß deine Sorge sein“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes meletao, es bezeichnet „sorgfältig sein“, „Sorgfalt zeigen“, „sich einer Sache aufmerksam zuwenden“, und wie die zwei anderen Stellen im Neuen Testament anzeigen, wo dieses Wort noch benutzt wurde, geht es um das Nachsinnen, Überlegen und was wir heute als Meditieren bezeichnen würden.

Markus 13,11
Wenn sie euch nun hinführen und überantworten werden, so sorgt [meletao] euch nicht vorher, was ihr reden sollt; …

Apostelgeschichte 4,25
du hast durch den heiligen Geist, durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt: »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor [meletao], was umsonst ist?

Man erkennt, auch hier wird deutlich, daß „meditieren“ ein Nachsinnen, ein Überdenken und Bereden mit sich selbst ist, wo man sich um eine Sache bemüht, sich Dinge vornimmt. Und, beim Meditieren während unserer täglichen Andacht und im Gebet, geht es uns darum, in ehrfürchtiger Weise das, was Gott während dieser Zeit in unserem Herzen wirkt durch sein Wort und Antworten auf unsere Anliegen, so im Herzen zu festigen, daß wir in Frieden dann die Anliegen des Tages angehen können.

Nutzen der Meditation

Die Meditation als Teil unserer Andacht bringt uns Nutzen, wie wir ihn durch andere Schritte so womöglich nicht erlangen könnten. Eine wichtige und bedeutsame Sache, die uns durch solches Meditieren im Wort Gottes während unsres Gebets zukommt, ist ein tiefer innerer Friede.

Jesaja 26,3
Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verläßt sich auf dich.

Solches Meditieren läßt unser Herz fester werden, wir bleiben im Herzen fest auf Gott und seine Verheißungen gerichtet und uns wird dann, wie hier im Buch des Propheten Jesaja dargelegt, von Gott Frieden bewahrt werden, da wir uns auf ihn verlassen.

Freude im Herrn stellt sich ein, wenn wir unsere Gedanken und unser Sinnen auf Ihn ausrichten und uns selbst auch immer wieder an Gottes Güte, seine Gnade, seine Größe und Macht usw. erinnern und diese Wahrheiten nicht von unserem Munde weichen lassen. Wenn wir andere Dinge hinter uns lassen und unseren Blick auf ihn gerichtet halten, unser „inneres Reden“ mit Gott und seiner Größe beschäftigt ist, dann gelingt uns auch eine Erweiterung unseres geistlichen Horizonts, so daß wir die geistlichen Zusammenhänge und tieferen Wahrheiten in größerem Maße erreichen und ausschöpfen können.

Einige bereits erwähnte und angesprochene Aspekte zur täglichen Andacht, wie etwa das Warten auf den Herrn, wachsam sein im Gebet, hängen durchaus eng mit dem Aspekt der Meditation zusammen, wie überhaupt mehrere dieser Teile unsrer Andacht manchmal auch reibungslos ineinander übergehen mögen.

Ein wesentlicher Teil unsrer Meditation ist verbunden damit, Ruhe zu finden und in Stille über die Dinge Gottes nachzudenken und sie mit uns selbst zu bereden. In einem interessanten Buch mit dem Titel „Creative Prayer“ (Schöpferisches Gebet) von Bridgid Herman erläutert die Autorin einen bedeutsamen Unterschied der Menschen in früheren Zeiten und unserer Zeit (wobei dies schon die Zeit vor der Jahrhundertwende zu 1900 einbezog), wenn sie schreibt: „Der Unterschied zwischen den Heiligen damals und uns selbst ist nicht ein Unterschied des uns angeborenen Wesens: Es ist einfach so, daß diese sich Zeit nahmen, um über Gott nachzusinnen, um ihn anzuschauen in einer Handlung höchster Aufmerksamkeit, wobei der intelligente Wille und das Verlangen miteinander in vollkommener Harmonie übereinstimmten; wohingegen wir uns viel zu sehr von kleinen Aktivitäten und beruflichen Dingen überrennen lassen und so keine freie Zeit mehr finden, um in solcher Weise nachzusinnen. [eigene Übersetzung]“.

Weiterhin macht die Autorin deutlich, daß wir hinter unserem Dienst in der Gemeinde, ganz gleich, welcher Art dieser nun sein mag, unbedingt ein wahrhaftiges Gebetsleben benötigen, aus dem wir Kraft und Inspiration schöpfen können, indem wir uns Zeit nehmen zum rechten Meditieren in der Schrift und den Dingen Gottes.

Worin meditieren

Für unsere Meditation können wir der Schrift einige wichtige Punkte entnehmen, worauf sich nun unser Meditieren richten sollte.

An erster Stelle steht immer Gott selbst. So wie wir zunächst uns Zeit nahmen, um stille auf Gott zu warten und ihm unsere Liebe zu erweisen, so sinnen wir nun aktiv und bestimmt über ihn nach.

Psalm 62,2
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

Unsere Erwartungen sind auf ihn gerichtet, und wir können die Gelegenheit nutzen, über Gott nachzudenken – was wissen wir über Gott? Wie könnte ich Gott näher treten und mehr von seinem Wirken in meinem Leben sehen? Was glaube ich bzgl. Gott? Glaube ich ihm und vertraue ich ihm? Viele solcher Gedanken mögen uns kommen, wenn wir über Gott nachsinnen und meditieren, und mit jedem Mal sollte sich unser Horizont erweitern und sollten wir in unserer Beziehung zu Gott wachsen.

Als nächstes konzentrieren wir unser Meditieren auf das Wort Gottes.

Psalm 119,6
Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden.

Da wir beim Meditieren über Gott und geistliche Dinge nachsinnen, wird das Wort Gottes, die Heilige Schrift für uns zu einer wichtigen Quelle. In der Schrift sind viele Wahrheiten in kurzer und prägnanter Form dargelegt, und das Meditieren in diesen Wahrheiten hilft uns sehr. Gerade Verheißungen zur Stillung bestimmter Bedürfnisse, die wir in unserem Leben haben, sind zum Meditieren äußerst geeignet, da unser Blick weg von uns und hin auf Gott gerichtet wird, der die Verheißung gegeben hat.

Neben dem Wort Gottes sind Gottes Taten und seine wunderbaren Werke eine weitere wunderbare Quelle für unsere Meditation.

Psalm 77,12
Darum denke ich an die Taten des HERRN, ja, ich denke an deine früheren Wunder

Es sind die früheren Wunder, die uns anregen, die wir zum Fokus unserer Gedanken machen, wenn wir über Gott nachdenken und meditieren. Das Betrachten und Nachsinnen von Gottes wunderbaren Werken bringt uns ihm näher und ermöglicht uns, unser Augenmerk auf Dinge zu richten, die wahrlich großartig, wahrlich wunderbar und wahrlich Grund für Lob, Preis und Ehre unseres Gottes sind. Gottes Größe und seine Allmacht ist ja gerade in seinen wunderbaren Werken zu erkennen. Seine Weisheit und seine Voraussicht in seinem Tun ist an seiner Schöpfung in vielfältiger Weise zu sehen. Was er da vollbracht hat, teilt uns mit, wie wunderbar er wirklich ist.

Eine andere Quelle für unsere Gedanken bei der Meditation über Gott, sind unsere mit Gottes Hilfe erreichten Errungenschaften in der Vergangenheit.

Psalm 143,5
Ich denke an die früheren Zeiten; ich sinne nach über all deine Taten und spreche von den Werken deiner Hände.

In Zeiten, wenn es uns nicht gut geht und wir Anfechtungen gegenüberstehen, uns mit Leid oder Entmutigung konfrontiert sehen, können wir neue Kraft schöpfen aus der Erinnerung an Gottes Hilfe in vergangenen Tagen. Dabei verlieren wir uns nicht in vergangenen Zeiten, sondern konzentrieren unsere Gedanken auf Gott und die Hilfe, die er uns damals gewährte und das Gute, das er uns über viele Jahre womöglich immer wieder hat zukommen lassen. Die Meditation und das Nachsinnen über Segnungen vergangener Tage können in uns erneute Dankbarkeit, Zuversicht und wecken Erwartungen und Hoffnung schüren und so eine große Hilfe für uns sein.

Dem Propheten setzten seine Verfolger schwer zu, und er war das Opfer von allerlei üblen Machenschaften. Viele seiner Gedanken werden uns in Klagelieder mitgeteilt, und dort findet sich auch ein Abschnitt, der bzgl. dessen, wovon ich gerade hier rede, bedeutsam ist.

Klagelieder 3,21-23
Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:
Die Güte des HERRN ist's, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende
sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Gottes Güte und seine Treue werden durch Meditation über vergangene Segnungen in den Mittelpunkt unserer Gedanken und unseres Herzens gerückt.

Schließlich gilt es darauf zu achten, daß wir in unserer Meditation uns nicht auf negative, schlechte, böse oder ähnliche Dinge konzentrieren, sondern unsere Gedanken und unsere in der Stille des Herzens gesprochenen Worte auf gute, göttliche, wahre Dinge usw. gerichtet halten.

Philipper 4,8
Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob - darauf seid bedacht!

Obwohl diese Aussage und Ermutigung des Apostels Paulus nicht unbedingt Meditation anspricht, so trifft das, was er hier ausdrückt, natürlich dennoch auch auf unser Denken beim Meditieren zu.

Welch eine fast unerschöpfliche Quelle sich in diesem Vers und dem hier Gesagten auftut fürs Meditieren beim Gebet und unserer täglichen Andacht! Viele, viele Dinge in unserem Leben werden uns einfallen, die in der Tat wahrhaftig sind, ehrbar sind, gerecht, rein, liebenswert, einen guten Ruf habend … Gibt es eine Tugend, ein Lob? Ich vermute, wir brauchen nicht einmal allzu lange nachzudenken, und schon erinnern wir uns an Situationen oder Leute, wo irgendeine dieser von Paulus erwähnten Kategorien vertreten sind.

Unsere Meditation ist für uns auch eine Zeit, da wir mit Gott Bestandsaufnahme oder Standortbestimmung machen. Er kann und wird uns auf unterschiedliche Weise Erkenntnis und Einsicht, Ermutigung, Ermahnung, Trost usw. geben, da wir unseren Blick und unsere Gedanken im wesentlichen auf ihn gerichtet halten und andere Dinge in einen von ihm bestimmten Fokus bringen.

Hören

Ein weiterer Aspekt des Gebets ist das „Hören“, für so manchen Gläubigen heute ist gerade dieser Teil ein fast fremder Aspekt beim Beten. Gebet wird oft noch immer eher nur als etwas gesehen, wo der Beter spricht, Bitten vorträgt, Dank sagt, usw. – aber relativ selten wird Gebet auch als eine Zeit bzw. Aktivität gesehen, die mit „Hören“ zu tun hat.

Das Hören schließt sich eigentlich fast nahtlos an das „Warten auf Gott“ und auch auf das „Meditieren“ an, denn hier geht es nun darum, in unserem Sinn und unserem Herzen aufzunehmen, was Gott uns als Anweisung geben will. Zum Empfangen von Gottes Anweisungen ist aber „still sein“ und „zuhören“ wichtige Voraussetzung.

Eine interessante und wichtige Wahrheit in diesem Zusammenhang von „zuhören“ und still sein im Gebet, anstatt fortlaufend und schnell zu reden, wird von Salomo im Buch Prediger erwähnt.

Prediger 5,1
Sei nicht schnell mit deinem Munde und laß dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott; denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum laß deiner Worte wenig sein.

„Sei nicht schnell mit deinem Munde … etwas zu reden vor Gott“ – und doch, wie oft geschieht genau das? Manchmal scheint es, als würden Leute denken, es käme entscheidend darauf an, schnell sein Anliegen vor Gott kundgetan zu haben, weil er dann ja auch schneller helfen kann. Nein, aufs Tempo kommt es gar nicht an, und Eile im Herzen ist auch nicht notwendig.

Auch liegt der Erfolg des Redens vor Gott, des Gebets, nicht an der Menge der Worte, die wir reden. Jesus erwähnte in seiner Anleitung zum Beten (vgl. Matthäus 6), daß die Heiden meinen, viele Worte würden möglicherweise Erfolg beim Gebet verheißen, und er ermahnte seine Jünger, nicht so zu beten!

Der Aspekt des Zuhörens läßt das Gebet wirklich erst zu einer Konversation, zu einem Reden mit Gott, einem Gespräch mit unserem himmlischen Vater werden. Ohne das Hören kommt kein Gespräch zustande, wir maßen uns eher an, Gott einen Vortrag oder eine Vorlesung zu halten über das, was er denn bitte zu tun hat. So soll es aber und darf es wirklich nicht sein.

Wir müssen insgesamt lernen, stille zu werden und stille zu sein, und abzuwarten, was Gott denn überhaupt zu sagen und uns mitzuteilen hat. Um zu dem Punkt in unserem Gebetsleben zu gelangen, mag äußere Stille notwendig sein. Jesu Beispiel des morgendlichen Gebets dient uns als Vorbild.

Markus 1,35
Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.

Jesus betete am Morgen, und er suchte eine einsame Stätte auf, um dort zu beten. Warum? Nun, direkt wird uns nicht gesagt, warum er dies tat. Aus anderen Stellen in den Evangelien wird deutlich, daß Jesus in allem den Willen seines Vaters ausführte und so lebte, wie es Gott, seinem Vater, wohlgefiel. Er suchte und trachtete danach, Gottes Willen zu erfahren, zu wissen, was Gottes Wille für ihn in den verschiedenen Situationen des täglichen Lebens war. Dazu diente auch sein Gebet, und offensichtlich war das morgendliche Gebet auch eine Zeit des Hörens für ihn, um zu erfahren, was Gott ihm aufzutragen hatte.

Jesu Wirken war geprägt vom Hören, vom Zuhören und Achthaben auf das, was um ihn herum vor sich ging. So konnte er wahrnehmen, was ein Blinder von ihm wollte, so war es ihm möglich zu hören, was Aussätzige von ihm wollten, denn er wandte sich nicht von ihnen ab, bevor sie überhaupt eine Gelegenheit hatten, etwas zu sagen. Er ließ sich nicht durch die lauten Geräusche des Umfelds und der Situationen beeinflussen, sondern war bereit zu hören, und erst danach bereit zu sprechen oder zu handeln.

Auch bzgl. des Gebets und seiner Hinwendung zu Gott, war Jesus aufs Hören wohl mehr bedacht als aufs Reden.

Matthäus 26,39.40
Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!
Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

In dieser äußerst angespannten Situation kurz vor Jesu Gefangennahme, wird uns von Jesu Gebet im Garten berichtet, bei dem er sich insgesamt dreimal im Gebet an Gott wandte. Die wenigen Worte, die Jesus betete und aussprach, werden uns in Vers 39 mitgeteilt. In Vers 40 erfahren wir aber aus Jesu Frage an seine Jünger, daß dieses erste Gebet wohl ungefähr eine Stunde an Zeit in Anspruch genommen hatte. In den nächsten Versen wird dann gesagt, daß Jesus noch zweimal hinging um in gleicher Weise dieselben Worte zu beten (vgl. Matthäus 26,44). Es ist absolut klar, daß fast die gesamte Zeit dieser drei Gebete wenig mit Reden, aber viel mit Hören zu tun hatte.

Gott steht bereit und antwortet … wenn es ihm denn vom Beter „gestattet“ wird! Dazu ist erforderlich, daß wir insgesamt in unserem Lebenswandel gottesfürchtig leben und uns bemühen, sein Wort zu leben, und dann aber auch beim Beten den Mund zu- und die Ohren aufmachen.

Singen

Noch ein weiterer Aspekt unserer täglichen Andacht und des Gebets soll zum Abschluß unserer Betrachtungen erwähnt werden: das Singen. In Psalm 100 findet sich hierzu eine wunderbare Anregung.

Psalm 100,1.2
Jauchzet dem HERRN, alle Welt!
Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!

„Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!“ Auch in unserem persönlichen Gebet, also der Andacht und Anbetung außerhalb der Gemeindeversammlung, sollten wir nicht ohne Freude und ohne Frohlocken und Jauchzen vor Gott hintreten. Vermutlich machen nur wenige Gläubige überhaupt das Singen zu einem festen Bestandteil ihres Gebets und ihrer Andacht.

Paulus erwähnt in Epheser und Kolosser auch das Singen als ein Element unseres Lebens in Gottesfurcht.

Epheser 5,19
Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen

Allein diese Übersetzung bzw. Interpunktion zeigt auf, daß man hier nicht recht verstanden hat, worum es bei dem Singen überhaupt geht. Wie der Vers momentan da steht, scheint er auszusagen, daß wir einander mit Gesang ermahnen [ermuntern] sollen. Aus einer anderen Stelle im Kolosserbrief, wo die gleiche Wahrheit aufgegriffen wird, können wir aber erkennen, daß es eher darum geht, in unseren Herzen dem Herrn zu singen und zu spielen.

Kolosser 3,16
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

Hier nun hat man eine Interpunktion gewählt, die dem Inhalt der Aussage gerecht wird, und wir sehen wie Paulus 2 Dinge anspricht: (1) einander lehren und ermahnen in aller Weisheit, und (2) mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern Gott singen mit Dank in unserem Herzen. Das gleiche ist im wesentlichen auch in Epheser 5,19 ausgesagt, und der Vers sollte daher besser eine andere Zeichensetzung erhalten.

Epheser 5,19 (korrigiert)
Ermuntert einander; mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen

Wir wollen Gott während unserer täglichen Andacht auch mit Gesang loben und preisen. Ob dies nun Lieder sind, die wir auch bei anderen Gelegenheiten in der Gemeinde zusammen mit allen Gläubigen singen, oder ob dies Lieder sind, die in unserem Herzen gerade entstehen, wenn wir uns vornehmen, ihn zu loben und zu preisen und dem Dank im Herzen Ausdruck zu verleihen, indem wir ihm singen das ist völlig gleich. Daß wir ihm singen, darauf kommt es an.

Zusammenfassung

Ich bete und hoffe, daß diese immer noch wenigen Anmerkungen zu Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet) allen Lesern eine hilfreiche und gute Anregung nicht nur gewesen ist, sondern auch weiterhin bleiben möge. Mögen wir in unserer täglichen Andacht ein erfülltes, freudiges, lebendiges und inniges Verhältnis als Kind Gottes zu unserem himmlischen Vater sehen und erfahren.

Gott sei Lob, Preis und Ehre in der Gemeinde, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

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