von
Wolfgang Schneider
2. Mose 4,21
Und der HERR sprach zu Mose: Sieh zu, wenn du wieder nach Ägypten kommst, daß du alle die Wunder tust vor dem Pharao, die ich in deine Hand gegeben habe. Ich aber will sein Herz verstocken, daß er das Volk nicht ziehen lassen wird.
2. Mose 9,7
Und der Pharao sandte hin, und siehe, es war von dem Vieh Israels nicht eins gestorben. Aber das Herz des Pharao wurde verstockt, und er ließ das Volk nicht ziehen.
Aus diesen und ähnlichen Versen wird manchmal abgeleitet, es gäbe hier einen Widerspruch, weil an einigen Stellen scheinbar Gott das Herz des Pharao verstockte und an anderen Stellen es lediglich heißt, Pharaos Herz ward verstockt, d.h. er selbst verhärtete bzw. verstockte sein Herz. Liegt nun in einer Aussage ein Fehler vor, oder gibt es eine andere Lösung für das Problem?
Eigentlich sind in gewisser Weise beide Aussagen wahr, ohne dass es unbedingt einen Widerspruch zwischen ihnen geben muss. Gott hatte bestimmte Aussagen gemacht, auf die der Pharao auf seine Art und Weise reagierte. Gott war deshalb nicht unbedingt verantwortlich dafür, wie der Pharao reagierte und was er angesichts der Worte Gottes dann tat. In typisch orientalischer Ausdrucksweise wird jedoch dann auf das Geschehen in einer Art und Weise Bezug genommen, als habe Gott aktiv womöglich diese Reaktion herbeigeführt, obwohl er dies eigentlich so nicht getan hat, sondern vielmehr der Mensch, der Pharao, aktiv handelte. In Form eines idiomatischen Ausdrucks wird ausgesagt, Gott werde das Herz des Pharao verstocken, obwohl dies eigentlich so buchstäblich nicht stimmt. Gott ließ dem Pharao seine Wahl, wie er auf Gottes Worte und Forderungen reagieren wollte. Gott hat nicht direkt das Herz des Pharao verstockt, das tat der Pharao schon selbst in Reaktion auf Gottes Wort.
So besteht eigentlich kein Widerspruch zwischen diesen Aussagen; man muss jedoch beachten, dass hier mit Hilfe eines idiomatischen Ausdrucks Gott etwas aktiv zugesprochen wird, woran er eigentlich nur passiv beteiligt war.