von
Wolfgang Schneider
Sprüche 15,3
Die Augen des HERRN sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute.
1. Mose 3,8-9
8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten.
9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?
Diese zwei Abschnitte in der Schrift erscheinen widersprüchlich, wenn man sie in einer bestimmten Art und Weise liest und versteht, aber jenes Verständnis ist nicht das einzig mögliche.
Gottes Allgegenwart und Allwissenheit werden weiterhin in Psalm 139 bezeugt, und die Stellen zeigen klar und deutlich, dass Gott allgegenwärtig ist und dass Gott alles weiß und selbst das sieht, was kein Mensch beobachten und wohinein kein Mensch sehen kann.
Was ist nun die Schwierigkeit mit den Versen in 1. Mose 3,8-9? Der augenscheinliche Widerspruch wird erst "produziert", wenn man den Text wörtlich versteht und gewisse Dinge annimmt. Wenn wir aber die Verse sorgfältig lesen, werden wir erkennen, dass in diesem Abschnitt offensichtlich eine Redefigur benutzt wird. Aus einer anderen Aussage in der Schrift (vgl. Johannes 4,24Joh 4,24
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.) wissen wir, dass Gott Geist ist und nicht eine Person mit einer menschlichen Figur oder menschlicher Gestalt, die im Garten gehen würde. Wenn wir hier davon lesen, dass Gott der HERR im Garten einherging und Adam und Eva sich vor ihm zu verstecken suchten, muss sich dies auf eine besondere Manifestation Gottes beziehen, von der hier gesprochen wird.
Die wirkliche Schwierigkeit und der scheinbare Widerspruch werden dann erst eingeführt, indem man annimmt und Gott unterstellt, dass er seine Frage gestellt hat, um Information zu erlangen, von der er bislang noch keine Kenntnis hatte. Ja, Gottes Frage könnte so verstanden werden, wenn er wirklich keine Ahnung hatte, wo Adam und Eva waren und er sie tatsächlich rief, weil er auf der Suche nach ihnen war - aber, muss dies so verstanden werden, oder gibt es auch noch ein anderes Verständnis, das keinen solchen scheinbaren Widerspruch zwischen diesen Versen hervorrufen würde?
Fragen werden nicht immer nur gestellt, um Information zu erlangen oder weil man etwas nicht weiß; Fragen werden auch manchmal gestellt, wenn man bereits die Antwort weißt und einem klar ist, was geschehen ist und man die Fakten alle kennt! Die Frage dient dann einem ganz anderen Zweck! Eltern verstehen vielleicht sehr leicht, was hier berichtet wird, denn auch sie werden dieses Mittel mit solchen Fragen schon einmal angewandt haben, von dem wir hier lesen. Gott hat offensichtlich diese Fragen nicht gestellt, weil er im Dunkeln tappte und nicht wusste, was Sache war. Er nutzte diese Fragen vielmehr, um Adam und Eva gezielt eine Möglichkeit zu geben, einen aktiven Schritt zu unternehmen zur Aufklärung ihres Fehlverhaltens und zum Eingeständnis ihrer Schuld und dass sie um Vergebung bitten könnten. Indem Gott diese Fragen stellte, ermöglichte er Adam und Eva offen Buße zu tun und ihr Fehlverhalten zu bereuen, bzw. andererseits ihre Sünde und Schuld absolut sicher zu etablieren und festzustellen.
Wenn wir die Art von Frage verstehen, die Gott hier in seinem Umgang mit Adam und Eva direkt nach ihrer Übertretung und Sünde benutzte, wird deutlich, dass diese Schriftstelle die Allwissenheit Gottes absolut nicht in Frage stellt. Es gibt gar keinen wirklichen Widerspruch zwischen diesen Schriftstellen!