von
Wolfgang Schneider
1. Timotheus 6,16
der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.
1. Könige 8,12
Da sprach Salomo: Die Sonne hat der HERR an den Himmel gestellt; er hat aber gesagt, er wolle im Dunkel wohnen.
Diese zwei Schriftstellen erscheinen widersprüchlich, wenn man sie liest und so versteht, als nähmen beide Bezug auf dieselbe Sache in buchstäblichem Sinne. Das muss aber nicht unbedingt der Fall sein.
Die Wahrheit, die in 1. Timotheus 6,16 mitgeteilt wird, ist die, dass Gott in einem Licht wohnt, das so hell und strahlend ist, dass kein sterblicher Mensch sich ihm nahen kann, und die implizierte Folge ist "sich nahen und leben".
2. Mose 33,20
Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Die Herrlichkeit und das Licht, welche Gott umgeben und von ihm ausgehen, sind so hell und mächtig, dass kein Mensch ihnen ausgesetzt sein und sich in keiner Weise ihm nahen kann.
Daher musste Gott, wenn er sich entschied, sich unter den Menschen zu offenbaren, immer eine Art und Weise wählen, die seine Herrlichkeit und sein Licht "verhüllte". Das nun ist, wovon wir in den Stellen lesen, wo es heißt, Gott wohne "im Dunkel", was in 1. Könige 8,12 ein Hinweis auf die Wolke ist, die den Tempel erfüllte (vgl. Vers 10). Das gleiche wird erwähnt im Hinblick auf Gottes Erscheinung in der Stiftshütte in der Wüste "wo Gott ebenfalls im Dunkel wohnte, da das Allerheiligste in der Stiftshütte keinerlei künstliches und nur wenig natürliches Licht hatte, und es tatsächlich ein recht "dunkler Ort" war. Auch ist der Gebrauch von "Dunkel" hier ein idiomatischer Ausdruck, um etwas Geheimnisvolles auszudrücken, um darauf hinzuweisen, dass Gottes Wohnung abgeschlossen und vor den forschenden Blicken des Menschen verborgen ist.
Es gibt keine Widersprüche zwischen diesen Stellen, vielmehr sind beide Aussagen über Gottes Wohnung im Licht und seiner Wohnung im Dunkel beide wahr, lediglich jeweils auf unterschiedliche Art und Weise. Auch sollten wir beachten, dass in beiden Fällen die Wahrheit der Unnahbarkeit Gottes und dass er unausforschlich ist, auf besonders betonte Art vermittelt wird.