von
Wolfgang Schneider
1. Mose 1,25-26
25 Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
1. Mose 2,18-19
18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen.
Dies ist eigentlich ein Punkt, der recht oft als "Widerspruch" von Kritikern der Bibel angeführt wird, und in der Tat könnte man aufgrund eines oberflächlichen Lesens zu der Ansicht gelangen, dass es wirklich eine unterschiedliche Reihenfolge bzgl. der Erschaffung des Menschen und der Tiere in beiden Berichten gibt. Bei genauerem Hinsehen auf diese Verse und beim Beachten des Zusammenhangs dieser Kapitel wird aber deutlich, dass hier tatsächlich kein Widerspruch vorliegt, sondern dass sich die Berichte einander auf harmonische Weise ergänzen.
Zunächst sollte man beachten, dass der Bericht 1. Mose 1 - 1. Mose 2,4 inhaltlich den ersten großen Abschnitt des gesamten Buches bildet. In ihm werden uns Einzelheiten über Gottes schöpferisches Werk bei der Erschaffung von Himmel und Erde in chronologischer Reihenfolge mitgeteilt. Der nächste Abschnitt von 1. Mose 2,5 an geht dann eigentlich zeitlich gesehen zurück, und es werden einige weitere Einzelheiten ergänzt und dem hinzugefügt, was zuvor im vorangehenden Kapitel gesagt wurde. Die Reihenfolge in diesem zweiten Abschnitt richtet sich jedoch nach dem Inhalt und nicht nach der chronologischen Abfolge.
Die Schwierigkeiten ergeben sich, wenn man nicht erkennt, dass der Bericht in 1. Mose 2 gar nicht für sich in Anspruch nimmt, chronologisch das wiederzugeben, was sich zugetragen hat. Nur dann, wenn man ihn so liest, als sei er chronologisch angeordnet, ergeben sich die angesprochenen Probleme.
Gott ist selbstverständlich nicht in seiner Inspiration daran gebunden, die Ereignisse in einem Bericht immer in ihrer chronologische Reihenfolge zu schildern, genauso wie dies für menschliche Autoren zutrifft. Wir müssen verstehen, dass Gott manchmal weitere Einzelheiten entsprechend der Anordnung ihres Inhalts einfügt und auf diese Weise das weiter ergänzt, was zuvor bereits in Kürze erwähnt wurde. Der Bericht in 1. Mose 2,15ff teilt uns weitere Informationen über die Schöpfung des Menschen mit, und wie der Mensch in den Garten Gottes gesetzt wurde, usw. Verschiedene Einzelheiten über das Geschehen im Garten werden dann angegeben, wie der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebte und mit Gott wandelte. Diese Verse sagen jedoch nicht, dass die Tiere erst nach dem Menschen geschaffen wurden, und es gibt eigentlich keinen Hinweis auf die zeitliche Abfolge dieser Ereignisse. Die Erschaffung der Tiere wird nicht einmal erwähnt, vielmehr erfahren wir, was mit den Tieren geschah, nachdem diese bereits erschaffen waren.
Ein sorgfältiges Lesen und die Beachtung des Zusammenhangs der zur Diskussion stehenden Stellen hilft uns, die Lösung für diesen augenscheinlichen Widerspruch zu bestimmen.