von
Wolfgang Schneider
Sprüche 8,17
Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.
Sprüche 1,28
Dann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich suchen und nicht finden.
Einige Kritiker sind der Meinung, dass zwischen diesen zwei Versen aus Sprüche ein Widerspruch vorliegt, denn einmal scheint es, als ließe sich Gott finden von denen, die ihn suchen, das andere Mal aber sieht es so aus, als werde er sich nicht finden lassen, auch wenn sie ihn suchen. Auf den ersten Blick mag dies widersprüchlich erscheinen, aber ein kurzer Blick auf den unmittelbaren Zusammenhang zeigt bereits auf, dass hier eigentlich keinerlei Widerspruch vorliegt.
Sprüche 8,17 verbindet zwei Aussagen in einem Vers, die auch inhaltlich miteinander verknüpft sind: (1) Gott sagt zu, dass Er die liebt, die Ihn lieben, und (2) erklärt Er, dass die Ihn suchen (offensichtlich von denen, die Ihn lieben und von Ihm geliebt werden), Ihn auch finden werden. Die Zusage bezieht sich also auf die, die Gott lieben, die Ihn aufrichtig suchen und in einer rechten Beziehung zu Ihm stehen.
Sprüche 1,28 beginnt mit dem Wort "Dann", woraus bereits erkennbar wird, dass diese Aussage ebenfalls in einem ganz bestimmten Zusammenhang steht, der unbedingt beachtet werden muss, um zu einem rechten Verständnis zu gelangen. Wer sind diese "sie", die "nach mir rufen"? Die Antwort erhalten wir im unmittelbaren Kontext.
Sprüche 1,24-25.29
24 Wenn ich aber rufe und ihr euch weigert, wenn ich meine Hand ausstrecke und niemand darauf achtet,
25 wenn ihr fahren laßt all meinen Rat und meine Zurechtweisung nicht wollt:
29 Weil sie die Erkenntnis haßten und die Furcht des HERRN nicht erwählten,
Aus Vers 24 wird deutlich, dass es solche sind, die sich weigern, wenn Gott seine Hand ausstreckt, und die nicht auf ihn achten; in Vers 25 wird hinzugefügt, dass diese Gottes Rat fahren lassen und seine Zurechtweisung nicht wollen; und die nächsten Verse machen dann deutlich, dass sie darüber in Not geraten und Unglück über sie kommt. Vers 29 fügt dann noch an, dass sie die Erkenntnis hassten und die Furcht des Herrn nicht erwählten. Das ist eine ganz andere Situation und eine ganz andere Art Mensch als in der anderen Stelle; es sind solche, die sich bewusst von Gott abwenden und Ihn nicht lieben - diese werden dann Gott suchen, aber Ihn nicht finden.
Sobald wir aus dem Zusammenhang der jeweiligen Stellen feststellen, von wem die jeweiligen Aussagen eigentlich handeln, und dann die "sie" recht verstehen, löst sich auch dieser augenscheinliche Widerspruch sofort auf. Gott ist ein treuer Gott, ein wahrer Gott, der sich nicht widerspricht und uns in seinem Wort allezeit Wahrheit vermittelt.