Matthäus 27,9-10
9 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: »Sie haben die dreißig Silberlinge genommen, den Preis für den Verkauften, der geschätzt wurde bei den Israeliten,
10 und sie haben das Geld für den Töpferacker gegeben, wie mir der Herr befohlen hat«.

Sacharja 11,12-13
12 Und ich sprach zu ihnen: Gefällt's euch, so gebt her meinen Lohn; wenn nicht, so laßt's bleiben. Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke.
13 Und der HERR sprach zu mir: Wirf's hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche Summe, deren ich wertgeachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin.

Diese zwei Stellen werden manchmal von Kritikern der Bibel angeführt, um einen Widerspruch aufzuzeigen bzgl. des Propheten, dessen Weissagung sich erfüllte, nachdem Judas Iskariot die 30 Silberlinge, die er als Lohn für seinen Verrat an Jesus erhalten hatte, wieder den Priestern zurückbrachte und diese dann mit diesem Geld ein Stück Land erwarben. Der Bericht über dieses Ereignis steht in Matthäus 27,9-10; ein Bericht über einen Lohn von 30 Silberlingen, die ins Haus des HERRN geworfen wurden steht aber nicht in Jeremia, sondern im Buch des Propheten Sacharja. Was hat es nun mit diesem scheinbaren Widerspruch auf sich?

Zunächst sollte man die Berichte genau lesen, um festzustellen, ob nicht irgendwo ein Hinweis in irgendeinem Detail bereits gegeben wird, anhand dessen man dann zur Lösung gelangen kann.

In der Lutherbibel (rev. Fassung von 1984), wie auch in anderen Bibelausgaben mit Angaben zu Verweisstellen, findet sich hier ein Verweis auf Jeremia 32 und auf Sacharja 11. Dies sind traditionell die Stellen, die als Quelle für das in Matthäus 27,9-10 Gesagte angesehen werden, auch wenn sie in ihrem Wortlaut eigentlich gar nicht mit dem übereinstimmen, was in Matthäus steht. Es findet sich lediglich ein Hinweis auf einen Ackerkauf in Jeremia und auf 30 Silberlinge in Sacharja, die aber nicht viel mit dem Bericht in Matthäus über Judas zu tun haben. Die Stelle in Sacharja könnte vom Wortlaut her vielleicht noch am ehesten als Quelle für das Zitat in Frage kommen, aber ein Blick auf den Text zeigt schnell auf, dass dort von etwas anderem berichtet wird.

Der Bericht in Sacharja handelt ebenfalls von einer völlig anderen Angelegenheit, und es ist auch keine Verbindung derart zu sehen, dass es sich unbedingt um eine Weissagung über Judas handelt.

Was ist nun wirklich das Problem, und wodurch wird dieser scheinbare Widerspruch überhaupt verursacht? Bei genauem Hinsehen, ergibt sich dieser Widerspruch erst dadurch, dass behauptet wird, eine Stelle in Sacharja sei die Quelle, aus der Matthäus zitiert, obwohl in Matthäus selbst Jeremia als Quelle angegeben wird. Lässt man den Bericht in Matthäus unangetastet stehen, so gibt es zumindest schon mal keinen Widerspruch bzgl. Jeremia oder Sacharja.

Es bleibt aber nun noch die Frage, wo im Buch Jeremia dann die in Matthäus zitierte Stelle zu finden ist. Dieses Problem löst sich, wenn man den Text in Matthäus genau liest und darauf achtet, was tatsächlich geschrieben steht!

Matthäus 27,9
Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: »Sie haben die dreißig Silberlinge genommen, den Preis für den Verkauften, der geschätzt wurde bei den Israeliten,

Matthäus sagt gar nicht, dass dies im Buch des Propheten Jeremia geschrieben sei, er berichtet lediglich, dass Jeremia dies GESAGT hat. Dieser Ausspruch des Propheten Jeremia war wohl überliefert und bekannt, aber er ist nicht im Buch des Propheten Jeremia aufgezeichnet und niedergeschrieben.

Dieser scheinbare Widerspruch löst sich, wenn man den Text genau liest und so versteht, wie er geschrieben steht und ohne eigene Ideen in den Text hineinzulesen.

 

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