von
Wolfgang Schneider
Mat 20,1-13 und Mar 11,1-11 berichten über den Einzug Jesu in Jerusalem, und danach erst wurde Jesus zu Bethanien gesalbt -- Mat 26,6-16 und Mar 14,3-11.
Johannes berichtet dagegen, Jesus sei in Bethanien gesalbt worden (Joh 12,1-8) und erst danach zog er in Jerusalem ein (Joh 12,12-15).
Auch diese Berichte über die Salbung Jesu in Bethanien und seinen Einzug in Jerusalem stimmen eigentlich miteinander überein und ergänzen einander, wobei es keinerlei Widerspruch gibt. Der Widerspruch entsteht erst durch die falsche Annahme, dass die jeweils angegebenen Schriftstellen über identische Ereignisse berichten, d.h. über die gleiche Salbung und den gleichen Einzug in Jerusalem. Die erwähnten Evangelienberichte beschreiben aber nicht eine identische Situation, sondern handeln von verschiedenen Salbungen und auch von zwei verschiedenen Einzügen Jesu in Jerusalem. Es liegen ähnliche Situationen bzw. Ereignisse vor, aber nicht identische.
Um den Ablauf des Geschehens zu verstehen, muss man die in den Evangelien gemachten Angaben zu Zeit und Ort der jeweiligen Ereignisse genau beachten. Wenn man dann die wirklich identischen Situationen als zeitliche Orientierungspunkte nimmt, kann man die Berichte in den vier Evangelien chronologisch korrekt anordnen und erkennen, dass es sich bei den erwähnten Salbungen um zwei verschiedene Ereignisse handelt, die sogar insgesamt mehrere Tage auseinander liegen. Zwischen diesen Salbungen gab es an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei Einzüge Jesu in Jerusalem. Die Einzüge unterscheiden sich in mehreren Punkten, z.B. in der Anzahl der Tiere, die von Jesus benutzt wurden.
Der Ablauf war wie folgt:
Man sieht auch an diesem Beispiel, wie wunderbar genau und verlässlich die Berichte in den biblischen Berichten sind. Was uns im Wort Gottes mitgeteilt wird ist frei von Widersprüchen, logisch und eigentlich einfach zu verstehen, wenn wir uns die Mühe machen, genau zu lesen, was uns offenbart ist. Mit das größte Hindernis zu einem rechten Verständnis ist der gewaltige Einfluss, den Tradition und herkömmliche falsche Lehre haben, da wir davon beeinflusst ungenau lesen und auch noch versuchen, eine vorgefasste falsche Meinung als Maßstab für Wahrheit zu nehmen und den Bericht in Gottes Wort dann damit in Einklang zu bringen. Solch ein Versuch ist von vornherein zum Scheitern verurteilt; nur ein Ablegen der falschen traditionellen Lehren und eine uneingeschränkte Hinwendung zu den in der Bibel offenbarten Wahrheiten ermöglicht uns eine Erkenntnis dessen, was Gott in seinem Wort dem Menschen offenbart hat.