Anmerkung: Im Laufe der letzten Jahre und vor allem während einer Studie von 1. Korinther, ergab sich für mich auch die Gelegenheit, das Thema „Abendmahl" aus biblischer Sicht zu überdenken. Einige Fragen zu Bedeutung und Handhabung des Abendmahls waren zuvor bereits vereinzelt an mich gerichtet worden, weshalb ich mich mit der Sache über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv beschäftigt habe. Ich möchte mit dieser Studie einige der grundlegenden Wahrheiten zum „Abendmahl“ aufzeigen und damit auch andere Gläubige anregen, sich bzgl. dieses Themas die Schrift zu erarbeiten. Diese kleine Studie ist zunächst als eine einführende Betrachtung gedacht, sie ist daher auch nicht endgültig und die verschiedenen Einzelheiten bedürfen weiterer Ausarbeitung.

In der österlichen Zeit des Jahres gedenken wir in besonderer Weise des Leidens und des Todes unseres Herrn Jesus Christus. Das geschieht nicht nur dadurch, daß wir die biblischen Berichte darüber lesen, über dieses Geschehen unterrichten bzw. Vorträge hören, sondern in vielen christlichen Gemeinschaften auch durch die Feier des Abendmahls bzw. des Mahls des Herrn. Das Mahl des Herrn ist ein besonderer Anlaß, dessen zu gedenken, was unser Herr Jesus Christus durch seinen Tod für uns Gläubige erreicht hat. Dabei handelt es sich oft um eine besonders für diesen Anlaß geplante Zusammenkunft der Gläubigen, die neben dem gemeinsamen Teilhaben an Brot und Wein oft auch eine Zeit der Besinnung und Stille darstellt.

Zum Mahl des Herrn gab es und gibt es auch heute unterschiedlichste Meinungen und Praktiken, auf die ich im Rahmen dieses Beitrags aber nicht weiter eingehen kann. Wie in allen Angelegenheiten von Glauben und Leben, gibt es auch zu diesem Thema verbindliche Lehre aus dem Wort Gottes. Dabei darf man die Aussagen des Wortes Gottes nicht eigenmächtig deuten, sondern die Schrift muß für sich selbst sprechen und das Wort Gottes muß so ausgelegt werden, daß die Auslegung und das Verständnis durch die Schrift belegt und gedeutet wird.1 Die Aussagen der Schrift müssen in ihrem jeweiligen Zusammenhang bleiben und verstanden werden.

Eine Reihe von Aspekten zu einer Studie über das Abendmahl können hier noch nicht ausführlich behandelt werden (z.B. ob und inwieweit das Mahl des Herrn und das jüdische Passa etwas miteinander zu tun haben, oder auch was Jesus Christus bei dem letzten Mahl mit seinen Jüngern eigentlich einsetzte). Ich möchte jedoch bereits ein wenig genauer auf den Bericht in 1. Korinther 11 eingehen, der uns Einsicht gewährt, wie die frühe Gemeinde das Mahl des Herrn gehalten hat. Wir erfahren dort einiges darüber, wie Paulus die Gemeinde zu Korinth wegen falscher Praxis bzgl. des Mahls des Herrn zurechtweist und auch an vorherige Unterweisung diesbezüglich erinnert. Gerade daraus können wir für uns heute einige wichtige Punkte lernen, die uns helfen werden, das Mahl des Herrn in rechter Weise in der Gemeinde zu halten.

1. Korinther 11,20–34:
Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn.
Denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist betrunken.
Habt ihr denn nicht Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.
Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.
Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Wer nun unwürdig von dem Brot ißt oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn.
Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch.
Denn wer so ißt und trinkt, daß er den Leib des Herrn nicht achtet, der ißt und trinkt sich selber zum Gericht.
Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch, und nicht wenige sind entschlafen.
Wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.
Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden.
Darum, meine lieben Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander.
Hat jemand Hunger, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das andre will ich ordnen, wenn ich komme.

Aus dieser Schriftstelle ersehen wir, daß in der frühen Gemeinde ein Abendmahl des Herrn gehalten wurde. Dieses Mahl wird nicht nur als „Abendmahl" bezeichnet, sondern ganz betont als das „Abendmahl des Herrn". Aus dem griechischen Text könnte man die Wörter kuriakon deipnon auch übersetzen mit „Herrenmahl" oder „Mahl des Herrn", denn deipnon bezeichnet nicht nur ein abendliches Mahl.

Dieses Mahl des Herrn wurde in der Gemeinde gehalten bzw. sollte nach Anweisung des Apostels Paulus gehalten werden, wenn die Gemeinde „zusammenkam". Der Begriff „zusammenkommen" wird in diesem Abschnitt gleich dreimal erwähnt, woraus sich eindeutig ergibt, daß das Mahl des Herrn Teil einer Gemeindeversammlung war und nicht etwa ein privates Mahl im eigenen Haus. In Vers 21 wird dieses Herrenmahl sogar in Kontrast zum „eigenen Mahl" gesetzt bzw. von diesem abgegrenzt. Das eigene Mahl diente der Stillung des Hungers und der Sättigung. Paulus weist die Korinther darauf hin, daß sie zur Stillung ihrer körperlichen Bedürfnisse ihre eigenen Häuser als Ort für eine Mahlzeit haben.

Das Mahl des Herrn war in sich selbst keine reguläre Sättigungsmahlzeit, sondern diente einem gänzlich anderen Zweck. Die Korinther verbanden offenbar das Mahl des Herrn mit einer gemeinsamen Mahlzeit im Rahmen einer Zusammenkunft der Gemeinde. Dabei sollte das Mahl des Herrn wohl der gemeinsamen Mahlzeit vorausgehen, denn hier wird vor allem der Umstand von Paulus zurechtgewiesen, daß einige ihre eigene Mahlzeit vorwegnahmen und eben nicht das Herrenmahl abwarteten, um erst danach ihren Hunger zu stillen. Das Resultat solchen Benehmens war, daß einige anschließend überhaupt nichts zu essen hatten, andere dagegen bereits betrunken waren, was sich für eine Gemeinde in keiner Weise gebührt. Solches Verhalten kam einem Verachten der Gemeinde Gottes gleich und war zudem ein Beschämen derer in der Gemeinde, die nicht so viel hatten wie manche andere. Dafür gab es kein Lob, sondern nur Tadel!

Durch diese Wahrheiten wird auch die Lehre widerlegt, daß jede Mahlzeit, die wir als Christen einnehmen, eigentlich ein „Abendmahl" sei und wir jede Mahlzeit im Gedenken an Christi Tod und das damit vollbrachte Werk zu uns nehmen sollten.2 Eine solche Auslegung berücksichtigt auch nicht, daß nicht bei jeder Mahlzeit Brot und Wein vorhanden sind, dazu kommt auch, daß bei den eigenen Mahlzeiten die Gemeinde gar nicht versammelt ist. Die Aussage „sooft ihr das tut" in den Versen 25 und 26 kann nicht „sooft ihr etwas eßt oder trinkt" bedeuten. „Sooft ihr das tut" wurde von Jesus nur bezüglich des Weins gesagt, nicht aber im Hinblick auf das Brot; außerdem ist Vers 26 nicht mehr Teil der Worte Jesu, sondern bereits wieder Unterweisung des Apostels Paulus an die Korinther. Paulus spricht gezielt von „diesem Brot" und von „dem Kelch", die Teil des Mahls des Herrn sind.

Nach seinen einführenden Bemerkungen kommt Paulus direkt auf die Angelegenheit des Herrenmahls zu sprechen, wobei er anführt, was er bzgl. der Handlung Jesu bei jenem letzten Mahl mit seinen Jüngern empfangen hatte.3 Es wird ersichtlich, daß Paulus dies der Gemeinde zuvor bereits weitergegeben und sie offenbar darin unterwiesen hatte, daß sie das Mahl des Herrn als Gedächtnis, im Gedenken an Jesu Tod, halten sollten.

Paulus gibt zunächst Jesu Worte wieder, ganz ähnlich, wie sie uns auch von den Evangelien her bekannt sind. Der Herr Jesus hatte an jenem Abend während des Mahls mit seinen Jüngern Brot und Wein genommen und diese symbolisch mit einer besonderen Sache verbunden, nämlich mit seinem kurz bevorstehenden Sühnetod und der Einsetzung eines neuen Bundes. Die Jünger sollten sowohl an Brot wie Wein teilhaben, die Jesu Tod für sie repräsentierten. Jesus machte deutlich, daß er für sie bzw. für viele sterben würde.

Aus dem hier in 1. Korinther berichteten Wortlaut der Aussagen Jesu, genau wie auch aus den Berichten in den Evangelien über jenes abendliche Mahl, geht nicht hervor, daß Jesus diese zwei Elemente Brot und Wein in irgendeiner Weise mit dem jüdischen Passa verband. Eine solche Beziehung wird sehr oft hergestellt, weil man lehrt, daß Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern das Passamahl gewesen sei. Das war aber nicht der Fall, denn es fand bereits zwei Tage vor dem jährlichen jüdischen Passa statt, und Jesus war zum Zeitpunkt des Passamahls bereits gestorben und begraben. Jesus nahm in seinen Worten zum Kelch Bezug auf einen Bund, der durch das Vergießen seines Blutes besiegelt würde. Dieser neue Bund bezieht sich zunächst auf Israel und wurde geschlossen in Erfüllung der Verheißungen in Jeremia 31,31-34.

Matthäus, Markus und Lukas berichten über diese besondere Handlung Jesu. Während des Essens nahm er Brot, brach es und gab seinen Jüngern zu essen, in gleicher Weise nahm er den Kelch mit Wein und reichte ihn den Jüngern, so daß sie alle davon tranken. Jesus sprach zunächst jeweils ein Dankgebet,4 und erläuterte dann seinen Jüngern in kurzen Worten die Bedeutung von Brot und Wein. Außerdem verband er seine Handlung mit der Aufforderung, daß sie dies zu seinem Gedächtnis tun sollten. Aus diesen Angaben wird deutlich, daß Jesus Christus seinen Jüngern die besondere Bedeutsamkeit seines bevorstehenden Todes erklärte. Er wählte das Brot als Symbol seines Leibes und den Wein als Symbol seines Blutes. Jesus führte ihnen deutlich vor Augen, daß er sterben würde, denn sein Leib würde „gegeben" und sein Blut würde „vergossen". Ganz bemerkenswert ist auch, daß von ihm selbst nicht erwähnt wird, daß er mit ihnen von diesem Brot gegessen und aus diesem Kelch getrunken habe! Er gab sein Leben nicht für sich selbst, sondern „für euch". Daß sie alle an Brot und Wein Anteil nahmen, zeigt an, wem dieser Tod Jesu zugute kommen würde.

In seinen Aussagen benutzte Jesus Christus die Redefigur Metapher, denn „Brot" war nicht wörtlich Jesu Leib und der „Wein" war nicht Jesu Blut. Brot und Wein waren jeweils Sinnbilder, sie repräsentierten Jesu Leib und Blut als Opfer für viele. Brot und Wein waren Sinnbilder zur eindrucksvolleren Darlegung der Wahrheit von Jesu Worten, und sie verdeutlichten dazu noch, wer Anteil an seinem Opfertod haben sollte — sie, die Jünger. Dies müßte eigentlich absolut klar sein und hätte keinerlei Argumente und Streitereien unter Christen hervorrufen sollen. In ähnlicher Weise bezeichnete sich Jesus an anderer Stelle selbst als „das Brot des Lebens" (Johannes 6,35) und „den wahren Weinstock" (Johannes 15,1). An den Stellen scheint diese Redefigur Metapher immer verstanden worden zu sein, hinsichtlich der Aussagen Jesu bei seinem letzten abendlichen Mahl mit seinen Jüngern dagegen gab es Kontroversen und Streit.

Es wird nicht gesagt, daß die Jünger durch das Essen des Brotes oder das Trinken des Weines an jenem Abend irgendeinen direkten Nutzen gehabt hätten, daß diese Handlung ihnen einen besonderen Segen vermittelt hätte. Jesus erwähnte, sein Blut würde vergossen „zur Vergebung der Sünden", aber er erwähnte keine spezielle Segnung, die mit dem Geben seines Leibes zusammenhing. Die Jünger erhielten an jenem Abend keine Vegebung der Sünden, als sie von dem Wein tranken, genausowenig erhielten sie etwas anderes, weil sie von dem Brot aßen. Es handelte sich nicht um eine magische oder mystische Handlung, die Jesus während dieses Mahls vollzog und in die er seine Jünger einwies, die ihnen Heil in irgendeiner Form vermitteln würde.

Die weitere Bedeutung von Jesu Handlung wird in Lukas berichtet, wo es heißt: „… das tut zu meinem Gedächtnis." Jesu Handlung war zunächst aus der Situation des Mahls heraus erwachsen. Er hatte erkannt, daß dies sein letztes Mahl mit seinen Jüngern sein würde, daß dies die letzte Gelegenheit war, um das zu vollziehen, was er dann tat. Er nahm zwei wesentliche Bestandteile eines an sich ganz gewöhnlichen Mahls, Brot und Wein, und verteilte diese in besonderer Weise an alle, während er sie zu der tieferen Wahrheit seines Opfertodes in Bezug setzte. Das sollten die Jünger zukünftig auch tun und so seines Todes und des darin für sie bewirkten Segens und Heils gedenken. Es war ein Gedächtnis, eine Handlung des Gedenkens, die Jesus bei jenem Mahl einsetzte.

Die Jünger sollten später beim gemeinsamen Teilhaben an Brot und Wein, wobei es um mehr als nur ums reine Essen ging, seines Todes gedenken. Paulus führt dies In dem Abschnitt in 1. Korinther noch einen Schritt weiter, wenn es dort heißt, daß nicht nur des Todes Jesu gedacht wird, sondern daß dieser dadurch auch „verkündet" wird. „Tod des Herrn" ist dabei als Redefigur zu verstehen, denn es geht nicht um das Verkünden der Tatsache, daß Jesus gestorben ist, sondern es geht um den Inhalt, die Bedeutung und den Sinn dieses Todes, was dadurch für die Gläubigen bewirkt und erreicht wurde.

Eine der Errungenschaften Christi in seinem Tode ist, daß nunmehr die Gemeinde als der Leib Christi besteht, daß sowohl Juden wie Heiden durch den Glauben an ihn mit zu diesem Leibe gehören. Die örtliche Gemeinde stellt dabei bereits „den Leib Christi" dar, wie in 1. Korinther 12,27 gesagt ist: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied." Die vielen Glieder in einer Gemeinde bilden einen Leib. Sie sollen in Liebe zueinander wandeln und in gleicher Weise füreinander sorgen und einander mit Ehrerbietung zuvorkommen, einander in der Liebe dienen. Gerade das aber war in Korinth nicht der Fall, da viele eigensüchtig und ohne jegliche Liebe und Rücksicht auf andere Glieder der Gemeinde der Erfüllung ihrer Bedürfnisse bzw. Gier nachgingen. Da sie bei der Zusammenkunft der Gemeinde nicht in Liebe wandelten, verhielten sie sich „unwürdig". Sie mißachteten damit eigentlich das von Christus vollbrachte und in jedem Glied der Gemeinde gegenwärtige Heil. Sie brachten so auch ein Urteil über sich, ihr Verhalten war nicht einfach „gleichgültig". Es hatte Konsequenzen, die teilweise hier erwähnt und mit deutlichen Worten angesprochen werden.

Wir sehen aus dem Bericht in 1. Korinther 11, daß das Herrenmahl für die Gemeinde Gottes, die Gemeinde der Gläubigen an Christus, die Gemeinde des Leibes Christi, eine Bedeutung hat. Die Gemeinde in Korinth wurde durch den Apostel Paulus diesbezüglich unterrichtet und sollte das Mahl des Herrn halten. In einer Zusammenkunft war das Mahl des Herrn eine besondere Form des Gedenkens an Jesu Sühnetod für die Menschen und an all das, was nun die Gemeinde an Segen daraus erhält. In gleicher Weise, wie Jesus bei dem letzten Mahl mit seinen Jüngern vor seinem Tode Brot und Wein nahm als Symbole für seinen Leib und sein Blut, die für uns gegeben bzw. vergossen wurden, waren Brot und Wein nun Bestandteil dieses Gedächtnismahls.

Wie oft dieses Mahl des Herrn gehalten wurde, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, da im Wort Gottes dazu keine direkten Angaben gemacht werden. Es ist offensichtlich, daß es wohl zur Zeit des Jahres, als sich dieses Geschehen ursprünglich abspielte, auf jeden Fall Teil einer oder auch mehrerer Zusammenkünfte der örtlichen Gemeinden war. Eine Festlegung auf ein einziges Mal im Jahr, nur auf bestimmte Festtage im Jahr, oder umgekehrt auf jede Versammlung der Gemeinde, ist aber nicht möglich. Es ist aus dem Bericht über Korinth erkennbar, daß die Gläubigen zum Zwecke des Herrenmahls bei dem Treffen der Gemeinde zusammenkamen. Dort hatte man das Mahl des Herrn mit einer gemeinsamen Mahlzeit verbunden, was auch eine Möglichkeit für die heutige Zeit darstellt. Dabei wurde jedoch das Mahl des Herrn von dem regulären Mahl getrennt und zwischen beiden unterschieden. Es ist aber auch denkbar, das Herrenmahl als Teil einer anderen Form von Zusammenkunft der Gemeinde zu halten, solange die Gläubigen darüber informiert sind. Die Liebe untereinander, die Einigkeit des Sinnes, die Sorge füreinander, das einander Zuvorkommen innerhalb der Gemeinde, das wird in diesem Zusammenhang besonders betont. Darauf sollte großes Gewicht liegen bei der Feier des Mahls des Herrn, wenn wir des Sühnetodes unseres Herrn gedenken. Sein Opfer an unserer Statt ermöglicht uns nun Anteil an ewigem Heil und allen anderen Segnungen hier und jetzt.

Möge sich die Feier des Mahls des Herrn in den christlichen Gemeinschaften im Gedenken an Jesu Leiden und Tod als eine Zeit der gemeinsamen Freude für alle erweisen, da wir unsere Blicke auf sein wunderbares Erlöserwerk richten und auf das schauen, was wir alle gemeinsam in ihm von Gott aus Gnade empfangen haben.


(1) Vgl. dazu 2. Petrus 1,20.21.

(2) Wenn sich jemand Essen oder Trinken als Gedächtnisstütze nimmt, um an Jesu vollendetes Erlöserwerk zu denken, so ist das sicher eine gute oder lobenswerte persönliche Anstrengung; dabei handelt es sich aber dennoch nicht um das Halten des in der Schrift erwähnten Mahls des Herrn.

(3) Dieser Bericht in 1. Korinther ist zeitlich gesehen das früheste schriftliche Zeugnis über Jesu Handlung an jenem Abend vor seiner Gefangennahme. Die Evangelienberichte sind alle zeitlich später abgefaßt als dieser Brief an die Gemeinde zu Korinth.

(4) Von diesem Danken, im griechischen Text das Wort eucharisteo, leitet sich der in manchen Kirchen für das Abendmahl benutzte Begriff „Eucharistie" ab.

 

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