Gottes Wille für den Menschen

Um besser zu verstehen, worum es bei „Versuchung“ geht, ist es hilfreich, wenn man ein wenig die grundlegende Absicht von Gottes Plan für den Menschen versteht.

Gott schuf und machte den Menschen zu seinem Bilde, wodurch der Mensch zur Krone von Gottes Schöpfung wurde und eine Beziehung zu Gott hatte. Seine Schöpfung, Himmel und Erde, hatte Gott so geordnet, dass sie dem Menschen als sein Zuhause dienen und dem Menschen ein Leben mit seinem Schöpfer, Gott, ermöglichen sollte. Der Mensch lebte zunächst in völliger Harmonie mit seinem Schöpfer, hatte eine innige Gemeinschaft mit Gott, so wie Gott es für den Menschen vorgesehen hatte. All die Geschöpfe auf Erden waren dem Menschen untergeordnet, der Mensch hatte alles, was er benötigte, und er lebte in großem Segen mit Gott.

Wie man aus 1Mo 2,16-17 erkennt, überließ Gott in seinem Plan aber dem Menschen, eigenständig und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen, sodass der Mensch seinem Schöpfer aus Liebe und liebevollem Gehorsam folgen konnte und sollte und so in Gemeinschaft mit Gott lebte.

1. Mose 2,16–17
16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Diese dem Menschen geschenkte Freiheit hatte als Ziel, dass der Mensch nach seinem irdischen Ableben ewiges Leben in Gottes Gegenwart haben würde. Ungehorsam gegenüber Gottes Gebot, d.h. Gott nicht lieben, würde zum Verlust dieses Lebens führen, denn mit dem Ungehorsam war der Mensch an jenem Tag ein „toter Mann“, zum Tod im Hinblick auf jenes ewige Leben verurteilt.

Das war Gottes Plan für den Menschen, und dieser wurde zunächst im Garten Eden auch verwirklicht. Dann aber geschah etwas Furchtbares, denn der Mensch fiel von der ihm gegebenen Position, als er sündigte und von da an „tot durch Übertretung und Sünde“ war. Damit wurde Gottes ursprünglicher Plan vorläufig zerstört, denn nun war der Mensch von Gott getrennt und war „ohne Gott“ unterwegs, quasi sich selbst überlassen. Aber auch nach dem Sündenfall Adams bestand Gottes Wunsch nach einer liebevollen Beziehung zu dem Menschen weiter, und Gott hatte einen Plan zur Erlösung des Menschen, dessen Umsetzung er nun in die Wege leitete.

Durch Jesus Christus und sein Opfer wurde es dann wiederum möglich, dass Gott ein inniges Verhältnis und Gemeinschaft mit dem Menschen haben konnte. Gott hatte in seiner großen Liebe diesen Plan gefasst, um den Menschen erneut in ein Verhältnis inniger Gemeinschaft mit sich zu bringen und dem Menschen einen Gnadenweg zu bereiten, sodass der Mensch durch Glauben an den von Gott verheißenen und gesandten Messias Jesus ewiges Leben erlangen konnte-. Durch das erfüllte Werk Jesu Christi wurde der Plan der Zeiten verwirklicht.

Heute kann Gott diese liebevolle Beziehung haben, nach der er sich sehnte, denn Menschen können wiedergeboren werden, von Gott geboren werden, und dabei heiligen Geist empfangen. Das Wort Gottes ist dabei „der Same“, der dann aufgrund von Glauben in dem Menschen wächst. Es handelt sich hierbei nicht um eine „Geburt“ in einem biologischen Sinne, sondern um eine geistliche „Geburt“, mit anderen Worten um einen Wandel der Gesinnung, der inneren Einstellung, des Charakters, der Motivation, usw. Ein an Gott und seinen Messias Glaubender ist ein völlig neuer Mensch, sozusagen eben „wie neu geboren“. Man wird zu einem Kind Gottes. Gott lebt nun in dem Christen, und der Christ hat in dem von Gott geschenkten Geist wieder Zugang zu Gott. Gott hat Kinder, die Teilhaber seiner Natur sind, was ihnen Gemeinschaft mit ihm ermöglicht. Wir Christen können mit Gott als unserem Vater Gemeinschaft haben.

Der Zweck der Versuchung

Die Versuchungen, denen wir Christen heute begegnen, sind vielleicht zahlreich, aber sie haben alle im Wesentlichen nur ein Anliegen zum Ziel – unsere Gemeinschaft mit Gott zu zerstören. Die Anfeindungen, denen wir als an Christus Gläubige ausgesetzt sind, zielen meist nicht darauf ab, den christlichen Glauben zu verlassen (obwohl auch das in einigen Ländern in der Welt das erklärte Ziel ist); vielmehr richten sich die Angriffe unseres Feindes, unseres Widersachers, darauf, uns in unserem Lebenswandel aus der Bahn zu werfen und unsere Gemeinschaft mit Gott zu stören.

Es sind Dinge, um unseren Lebenswandel so zu beeinflussen, dass wir nicht mehr in Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater wandeln. Das sind die Versuchungen unterschiedlicher Art, die dazu führen, dass wir uns nicht mehr an der Gemeinschaft mit Gott erfreuen können. Wir Christen berauben uns selbst dieser innigen, liebevollen Beziehung, die zwischen Gott und seinen Kindern bestehen kann, wenn wir Versuchungen nachgeben und erliegen. Unsere Gemeinschaft mit dem Vater, die geht als erstes verloren, wenn wir solchen Versuchungen erliegen.

„Versuchung“ ist das Mittel, das von der Sünde benutzt wird, um unsere Gemeinschaft mit Gott zu ruinieren. Wir werden dazu verleitet etwas zu tun, was falsch ist, was uns gegen Gottes Willen handeln lässt. Dabei bietet es immer wieder Vergnügen oder scheinbaren Gewinn an, um uns zu veranlassen, darauf einzugehen, statt auf Gott zu vertrauen. „Versuchen“ beschreibt in diesem Kontext, jemanden zum Bösen bzw. zur Sünde hin zu locken und zu verführen. Die eine große Absicht dahinter: Wir sollen uns selbst dienen und die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater brechen.

Gott versucht nicht

Bei der Beschäftigung mit dem Thema „Versuchung“ ist es auch notwendig, auf eine falsche Lehre einzugehen, die in manchen christlichen Kreisen verbreitet ist und dort auch gepredigt wird. Das ist die Lehre, dass auch Gott seine Kinder versucht. Dabei vertreten diese Lehrer die Ansicht, dass Gott uns prüft, auch in dem Sinne, dass dabei Böses Teil der Versuchung sein kann. Oft wird diese Logik dadurch unterstützt, dass Verse, in denen das Wort „versucht“ vorkommt oder etwa von „Bewährung“ die Rede ist, aus ihrem Zusammenhang gelöst werden. Böses wird dann als „Versuchung von Gott“ hingestellt und als Bewährungsprobe für den Glauben deklariert.

Solche Lehre ist jedoch im Ansatz falsch und unbiblisch, weil sie eine grundlegende Aussage der Schrift in Jakobus nicht beachtet.

Jakobus 1,13:
Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand [zum Bösen].

Hier stellt Gottes Wort eindeutig fest, dass Gott selbst nicht versucht werden kann zum Bösen, und dass er auch niemanden auf diese Art und Weise, d.h. zum Bösen, versucht. Eine Versuchung wird charakterisiert durch das Element, dass sie „zum Bösen“ ist. „Versuchung“ ist zum Bösen, zur Sünde, zu Ungehorsam gegenüber Gott, und das ist bei Gott absolut unmöglich.

Gott mag jemanden einer Prüfung unterziehen oder auf eine Probe stellen, diese wird aber nie so sein, dass der Gläubige „hin zum Bösen“ verführt oder zu seinem Schaden in ein Dilemma geführt werden könnte. Solche Versuchung kommt daher auf keinen Fall von Gott, sondern hat ihren Ursprung bei einem Feind, einem Widersacher, in der Bibel auch „der Versucher“ genannt.

Die Begriffe "Versuchung" und "versuchen"

An dieser Stelle sollten wir das Wort „Versuchung" ein wenig näher betrachten. „Versuchen, versucht werden, Versuchung" sind auch im griechischen Text des Neuen Testaments miteinander verwandte Wörter. Das griechische Wort für „Versuchung" ist peirasmos, es bedeutet „Versuchung, Prüfung, Probe, Test". Das Verb ist peirazo, es bedeutet „versuchen, zu verführen suchen, testen, auf die Probe stellen, ausprobieren, prüfen, einer Prüfung unterziehen".

Diese Wortgruppe wird in der Bibel mit drei grundlegenden Wortbedeutungen gebraucht. In einem positiven Sinne bedeutet es „probieren, ausprobieren, testen, etwas versuchen, prüfen". In einem negativen Sinne bedeutet es „jemanden versuchen, zum Bösen verführen, zur Sünde zu verleiten suchen". Hinzu kommt noch der Gebrauch, wenn die Bibel davon spricht, daß Menschen „Gott versuchen"; dabei handelt es sich nicht darum, ihn zum Bösen zu versuchen, denn das ist ja unmöglich, sondern es geht dabei um eine Art „auf die Probe stellen" aus einer falschen Einstellung heraus, als müsse sich Gott erst dem Menschen gegenüber „beweisen".

Diese Studie behandelt Stellen, in denen der zweite Gebrauch vorliegt, wo es um Versuchungen hin zur Sünde und zum Bösen geht, denen wir in unserem Leben begegnen. Anhand biblischer Berichte wird nun weiter aufgezeigt, wie man solchen Versuchungen entfliehen kann.

Der Widersacher am Werk

Der erste Bericht in der Bibel über eine Versuchung betrifft das Geschehen im Garten Eden, als der Teufel zunächst Eva versuchte, und Adam und Eva schließlich Gottes Gebot übertraten und sündigten.

1. Mose 3,1–6:
Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;
aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, daß ihr nicht sterbet!
Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,
sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
Und das Weib sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.

Dieser Bericht in Gottes Wort zeigt uns die wesentlichen Schritte der Versuchung auf. Wir können erkennen, wie der Widersacher vorging, wie Eva reagierte und wie schließlich die Versuchung Erfolg hatte.

Als erstes ist festzustellen, daß der Teufel Gottes Wort gegenüber Eva in Frage stellte. Sein Angriff richtete sich daher gegen Gottes Wort. Er stellte in Frage, was Gott gesagt hatte, und überließ es nun der Frau, sich selbst weiter zu verstricken. Eva ging auf die Frage der Schlange ein, und sie tat es mit eigenen Überlegungen. Sie ließ von Gottes Wort weg („wir essen von allen Bäumen" – sie ließ die von Gott durch eine Redefigur gegebene Betonung weg), fügte zu Gottes Wort hinzu („rühret sie auch nicht an" – davon hatte Gott gar nichts gesagt) und änderte einfach Gottes Wort („daß ihr nicht sterbet" – Gott hatte gesagt: „mußt du des Todes sterben"). Nachdem sie soweit gegangen war, trat der Teufel wiederum in Aktion und widersprach nun mit Bestimmtheit dem, was Gott gesagt hatte, und er bot außerdem etwas an, was Gott dem Menschen scheinbar vorenthalten hatte.

Daraufhin ließ Eva sich von ihren eigenen Eindrücken leiten, statt die letzte Gelegenheit zu nutzen, sich an Gottes Worte zu erinnern und diese zu Rate zu ziehen. Sie gab ihrer Begierde nach, folgte der Lust des Fleisches („daß von dem Baum gut zu essen wäre") und der Lust der Augen („daß er eine Lust für die Augen wäre") und hoffärtigen Ambitionen („und verlockend, weil er klug machte").1 Was sie sah, hatte den entscheidenden Einfluß auf sie; die Information, die sie durch ihre fünf Sinne hatte, erlangte Vorrang über das, was Gott gesagt hatte. Eva wurde verführt, sie erlag der Versuchung durch den Widersacher. Adam dagegen wurde nicht verführt, er folgte Evas Beispiel und übertrat Gottes Gebot wissentlich und „mit offenen Augen". Er war sich seiner Tat voll bewußt.2

So fiel der erste Mensch von der ihm von Gott gegebenen Stellung, war nun tot in Sünden und hatte nicht mehr länger das Leben und die Gemeinschaft mit seinem Schöpfer, die Gott ihm zunächst gegeben hatte und die er mit dem Menschen haben wollte.

Der Versuchung entfliehen

Der Bericht darüber, wie der letzte Adam, Jesus Christus, der Vesuchung durch den Teufel begegnete, gibt uns ein perfektes Beispiel, wie man solcher Versuchung entflieht.

Lukas 4,1–12:
Jesus aber, voll heiligen Geistes, kam zurück vom Jordan und wurde vom Geist in die Wüste geführt
und vierzig Tage lang von dem Teufel versucht. Und er aß nichts in diesen Tagen, und als sie ein Ende hatten, hungerte ihn.
Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, daß er Brot werde.
Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht allein vom Brot.«
Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick
und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, wem ich will.
Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.
Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.«
Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter;
denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, daß sie dich bewahren.
Und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.«
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«

Auch in diesen Versuchungen durch den Teufel richtete sich sein Angriff gegen Gottes Wort. Gerade vor diesen 40 Tagen hatte Gott selbst bei der Taufe Jesu durch Johannes bezeugt, daß Jesus Christus sein geliebter Sohn war, als eine Stimme vom Himmel sagte: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."3 Nun kam der Teufel auf den Plan und begann mit den Worten: „Bist du Gottes Sohn, so …" Auch hier stellte der Teufel Gottes Wort in Frage, um so mit seiner Versuchung Erfolg zu haben: „Also, wenn du wirklich Gottes Sohn bist, kannst du doch ganz anders handeln …" Jesus Christus antwortete, im Gegensatz zu dem Beispiel Evas, jedesmal gezielt mit Gottes Wort: „Es steht geschrieben: …" Er trat dem Teufel mit dem geschriebenen Wort Gottes entgegen.

In jeder Versuchung wußte Jesus genau, an welches Wort Gottes zu denken, welches zu glauben und mit welchem zu antworten war. Er war gewappnet mit dem Wort Gottes, er ließ sich nicht auf eigene Überlegungen irgendeiner Art ein. Er führte das Wort Gottes als ein scharfes und zweischneidiges Schwert und gab sich keinerlei Blöße. Er ließ das Wort Gottes sein Werk verrichten, denn es ist „lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert".4 Jesus Christus kannte Gottes Wort, er hatte sich mit Gottes Wort beschäftigt und wußte, wo was geschrieben stand und in welcher Weise es anwendbar war. So wahrte Jesus seine Gemeinschaft mit Gott und entfloh der Versuchung.

Lukas 4,13:
Und als der Teufel alle Versuchungen vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeitlang.

Versuchungen sind ein immer wiederkehrender Angriff des Teufels, und sie werden für die Gläubigen in der Gemeinde Gottes, der Gemeinde des Leibes Christi, nicht enden, bis Jesus Christus zurückkommt, um uns aus dieser Welt heraus mit sich zu vereinen. Nachdem Jesus Christus auf Gottes Wort standhaft geblieben war, wich der Teufel zwar von ihm, aber nur für eine Zeitlang, nicht für immer.

Wenn wir standhaft auf Gottes Wort bleiben und nicht der Versuchung erliegen, wird der Widersacher auch in unserem Fall einen Rückzieher machen — aber nicht für immer. Er bleibt auch weiterhin auf der Lauer, um jede sich bietende Gelegenheit zu erneuter Versuchung zu nutzen.

Die Schrift – der wichtige Schlüssel, um der Versuchung zu entfliehen

Das Beispiel Jesu Christi zeigt uns, wie wichtig eine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes ist, um Versuchungen zu entfliehen. Wir müssen unser Verständnis der Schrift entwickeln. Eine umfassende und genaue Kenntnis der Schrift und ein Aufnehmen der Wahrheiten von Gottes Wort in unser Herz ist es, was uns gegen Versuchungen wappnet.

Psalm 119,11:
Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.

Das Wort Gottes in unserem Herzen ermöglicht uns, erfolgreich den Versuchungen zu entfliehen.

Der Bericht über Jesus macht uns deutlich, daß die Zeit der Versuchung nicht die Zeit zum Lernen des Wortes ist. Man muß gerüstet, vorbereitet sein und sollte Gottes Wort lernen, bevor man in eine solche Versuchung gerät. Wir sehen daraus, welch große Bedeutung das regelmäßige Lesen und Arbeiten im Wort Gottes für uns hat. Manchmal denken wir vielleicht, wir hätten heute morgen eigentlich vergeblich in der Schrift gelesen, nur um dann einige Tage später festzustellen, daß gerade diese Wahrheiten nun von großer Wichtigkeit sind, um einer Versuchung zu entfliehen.

Wir sind vielleicht in unserem Leben bzgl. ganz bestimmter Dinge leicht für Versuchung anfällig. In solchen Fällen sollten wir ganz gezielt die Wahrheiten und Anleitungen aus dem Wort Gottes bzgl. dieser Dinge suchen und dann in unserem Herzen behalten und glauben, d.h. anwenden. Eine große Hilfe dafür ist unter Umständen eine Konkordanz oder auch ein Bibellexikon, wo unter einem Stichwort verschiedene Schriftstellen aufgeführt werden, die man dann selbst nachschlagen und sich erarbeiten kann. Für eine Reihe von Versuchungen können wir uns auf diese Weise gezielt und auch schnell wappnen. Wir suchen das Licht des Wortes und glauben dann dem, was die Schrift sagt, so daß wir uns nicht vom Widersacher in die Enge treiben lassen oder unwissend seinen „Vorschlägen" ausgeliefert sind.

Wir behalten Gottes Wort im Herzen, lernen es in seinem Zusammenhang und in seiner Wahrheit — also ein wenig mehr als „bloßes Auswendiglernen". Das Beispiel Jesu zeigt uns, daß er ja nicht einfach irgendeinen Vers aus der Schrift zitierte, sondern gezielt die Wahrheit, die notwendig war, um der jeweiligen Versuchung zu entfliehen. Er hatte nicht nur Worte „auswendig gelernt". Er verstand diese Stellen, er wußte genau, was sie bedeuteten, worauf sie sich bezogen, wovon sie handelten, wie sie ins Leben paßten und als Maßstab für den Lebenswandel zu nutzen waren. Davon handelt die Stelle in Psalm 119,11. Wenn wir dann vom Widersacher angegriffen werden, können wir Gottes Wort („was geschrieben steht") glauben, denken und reden!

Auch wir leben noch in einer „bösen Welt". Auch wir werden von Versuchungen bedrängt werden. Wir müssen lernen, der Versuchung zu entfliehen und über sie zu siegen, so wie Jesus Christus es tat. Die Versuchung selbst ist dabei nicht einmal ein solch großes Problem, es sei denn, wir lassen uns davon vom Weg abbringen.

Gott will aus Versuchung erretten

Eine großartige Wahrheit und ein großer Trost für uns ist, daß Gott uns von Versuchung befreien kann und will. Gott, unser Vater, ist reich an Barmherzigkeit und Gnade, und er liebt uns. Als unser Vater will Gott, daß wir uns demütig auf ihn für alles in unserem Leben verlassen. Er will uns von aller Versuchung befreien. Dazu hat er uns seinen Willen in seinem Wort kundgetan, damit wir wissen können, was richtig ist, und so in der Lage sind, Versuchungen als solche aufzudecken. Wir können uns im Gebet an ihn wenden und ihn um seine Hilfe und Stärkung in Anfechtungen und in Versuchungen bitten.

Jesus erwähnte diesen Punkt in dem später als „Gebet des Herrn" bzw. als „Vaterunser" bekannten Gebet, als er seinen Jüngern ein Beispiel dafür gab, wie Gebet sein sollte. Dieses Gebet ist Teil der sogenannten „Bergpredigt", einer Unterweisung Jesu an seine Jünger, in der viele Wahrheiten dargelegt sind, die auch heute für uns Christen von großem Nutzen sind und die wir in unserem Leben anwenden können.

Matthäus 6,9–13:
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Eine Bitte in diesem Gebet bezog sich darauf, daß Gott vor Versuchung bewahren möge und vor dem Bösen und seinen Versuchungen erretten kann. Es geht um die Hinwendung des Herzens zu Gott und darum, ihn als Quelle alles Guten in unserem Leben anzuerkennen. Es geht beim Gebet nicht um ein gedankenloses oder mechanisches Aufsagen von Worten, die wir auswendig gelernt haben.5

Gott will unsere Herzen, keine sinnlosen Handlungen. Wir sollen im Glauben beten, mit Ehrfurcht und in der Gewißheit, daß Gott uns aus Versuchung herausführen kann und will.

2. Petrus 2,9:
Der Herr weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten, …

Wir selbst sehen manchmal keinen Ausweg oder keine Lösung, wissen vielleicht nicht mehr weiter, um aus eigener Kraft einer Versuchung zu entfliehen. Einer aber weiß einen Weg — Gott!

Jesus ermutigte einige seiner Jünger dazu zu beten, damit sie nicht in Versuchung fallen.

Matthäus 26,41:
Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung [Versuchung] fallt! Der Geist [das Innere] ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

„Geist" und „Fleisch" bezeichnen hier das äußere und das innere Wesen des Menschen. Im Innern, im Herzen, mag man willig sein, das zu tun, was richtig ist, aber das Fleisch ist schwach. Um solcher Schwäche zu begegnen und sie zu überwinden, ermutigte Jesus die Jünger zu wachsamem Gebet. Seine Bemerkung hinsichtlich der Schwäche des Fleisches war für die Jünger keine Entschuldigung vorab, sondern zeigte auf, weshalb eine Gebetsanstrengung notwendig war, um die notwendige Willensanstrengung zu unterstützen.

Die Versuchungen, mit denen wir zu tun haben, sind fortwährend verführerisch, denn sie sind geschickt getarnt und setzen immer wieder bei unserer Schwäche an. Wir haben in uns selbst einfach nicht die Fähigkeit, mit den Versuchungen fertig zu werden. Die gute Botschaft ist aber, daß wir nicht auf uns allein gestellt damit kämpfen müssen. Wir können, dürfen und sollten fortwährend Gott um seine Hilfe und Befreiung bitten, daß er uns vor Versuchungen bewahrt und uns in Versuchungen stärkt und hilft.

Durch Christus ist Hilfe möglich

Der Hebräerbrief vermittelt uns eine große Wahrheit, die uns bei Versuchungen sehr beruhigen kann und uns hilft, Versuchungen zu entfliehen.

Hebräer 2,18:
Denn worin er [Jesus Christus] selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.

Jesus Christus wurde versucht und blieb standhaft. Er kam in Versuchungen, er erlebte in seinem Leben, was es bedeutet, von dem Teufel versucht zu werden. Jesus hat auch unter den Angriffen des Widersachers gelitten, aber er gab der Versuchung nicht nach, weshalb er uns helfen kann, wenn wir versucht werden.

Manchmal meinen wir vielleicht, wir hätten bereits gesündigt, weil wir uns einer Versuchung gegenüber sehen. Das aber ist eine irrige Fehleinschätzung der Situation. Auch Jesus wurde versucht, aber er entfloh jedesmal der Versuchung und blieb ohne Sünde.

Hebräer 4,14–16:
Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis.
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

Für uns steht Hilfe jederzeit bereit. Wir können freimütig zu dem Thron der Gnade hinzutreten und Hilfe finden in Zeiten, wenn wir Hilfe benötigen. Wir brauchen nicht auf uns allein gestellt zu leben! Das ist eine gute Nachricht, denn wir können aus eigenen Kräften nicht erfolgreich leben.

Durch Christi Erlöserwerk haben wir diesen Zugang zu Gottes Gnadenthron. Wir müssen in solchen Situationen demütig und in der Furcht Gottes zuversichtlich von unserem Zugang zu Gott Gebrauch machen.6

Wir wenden uns an Gott, weil wir in Demut erkennen, daß wir von Gott abhängig sind und auf uns allein gestellt nicht bestehen können. Wie ein kleines Kind ganz von anderen für alles in seinem Leben abhängig ist, so verhält es sich auch mit uns als Kindern Gottes. Gott hat uns in Christus freien Zugang zu sich ermöglicht, weshalb wir uns zuversichtlich an ihn wenden können, wenn Anfechtungen und Versuchungen kommen. Er kann und will ja für uns sorgen!

Gott macht einen Weg

In 1. Korinther 10 wird uns ein Beispiel gegeben, dem wir nicht folgen sollten — das der Israeliten, als sie in der Wüste waren, nachdem sie Ägypten verlassen und bevor sie ins verheißene Land gekommen waren. In dem Bericht lesen wir von Leuten, die nicht standhaft blieben, als sie versucht wurden. Sie hatten auch die Möglichkeit, Gott zu glauben und nicht den Versuchungen zu erliegen. Aber sie versagten, und weil sie der Versuchung erlagen, litten sie sehr.

Auf dieses Beispiel folgt dann jedoch die nachfolgende beruhigende, wunderbare Verheißung für diejenigen, die siegreich wandeln und der Versuchung entfliehen wollen.

1. Korinther 10,13:
Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen läßt [erlaubt, daß ihr versucht werdet] über eure Kraft, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende nimmt, daß ihr's ertragen könnt.

Dies gibt uns einen großen Trost. Auch hier wird deutlich, daß wir nicht von Versuchungen völlig verschont bleiben. Das ist nicht möglich, denn wir leben noch immer in dieser Welt, über die der Widersacher auch jetzt noch herrscht und deren Lauf er bis zu einem bestimmen Grad bestimmen kann. Er hat das Recht dazu, weil ihm diese Macht über die Reiche der Welt einst übergeben wurde. Die Zeit seiner Herrschaft wird ein Ende haben, was aber erst nach der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus sein wird.

In der Zwischenzeit werden Gottes Kinder Versuchungen ausgesetzt sein. Gott muß dies zulassen, da er auch gegenüber dem Teufel gerecht ist. Aber Gott ist treu, so daß er nicht erlauben wird, daß wir über unsere Kraft versucht werden. Aus jeder Versuchung, die uns begegnet, können wir siegreich hervorgehen. Es gibt immer einen Weg, ihr zu entfliehen bzw. eine Möglichkeit, daß sie so ein Ende nimmt, daß wir es ertragen können! Wir fühlen uns vielleicht manchmal von der Versuchung überwältigt, aber wir müssen nicht darin untergehen.

Wenn solche bedrängenden Gedanken kommen, die uns scheinbar zu überwältigen drohen, können wir Gott im Gebet um seine Hilfe bitten!7 Außerdem können wir das rechte Wort Gottes aufsuchen und unsren Sinn auf Gottes Wort richten.8

Versuchung – Bewährung unseres Glaubens

Jakobus 1,2–4:
Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen [Versuchungen] fallt,
und wißt, daß euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.
Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und kein Mangel an euch sei.

Wir sollen uns freuen, es für lauter Freude erachten, wenn wir in Anfechtungen bzw. Versuchungen sind. Wir freuen uns dabei aber nicht, weil wir in Anfechtungen fallen, sondern weil wir wissen, daß wir diesen Anfechtungen entfliehen können.

Das Wort „Glaube" wurde übersetzt von dem griechischen Wort pistis, das im Neuen Testament eine Reihe von Gebräuchen hat, wobei die Wortbedeutung jeweils aus dem Zusammenhang bestimmt werden muß. Hier in Jakobus ist von der „Bewährung eures Glaubens" die Rede. „Glauben" bezeichnet hier, daß wir Gottes Wort haben und kennen und dann mit Zuversicht und Vertrauen danach handeln. Wenn wir einer Anfechtung begegnen, sollten wir Gottes Wort bzgl. dieser Anfechtung für uns in Anspruch nehmen. Wenn wir Gottes Wort glauben, „wirkt" bzw. bringt uns das Geduld, wodurch wir bis zum Ende durchhalten können.

Oft ist die „natürliche" Antwort auf Anfechtung bzw. Versuchung eine unüberlegte oder voreilige Handlung oder Reaktion. Anfechtungen könnte man mit Angeln vergleichen, bei denen ein Köder am Haken verwendet wird. Der Köder soll den Fisch dazu verleiten anzubeißen. In ähnlicher Manier werden Versuchungen vom Widersacher dazu eingesetzt, uns zu ködern und zur Sünde zu verleiten. Die Versuchungen sind oft gut getarnt mit der Lüge, daß sie etwas bringen, was uns angeblich fehlt.

Die Ermahnung in Jakobus ist, Gottes Wort zu glauben und geduldig zu sein, denn das vollendete Werk der Geduld ermöglicht es, daß wir am Ende „vollkommen und unversehrt" sein können und „kein Mangel" an uns ist. Was uns wirklich befriedigt im Herzen und uns nützt, ist Glauben, nicht Sünde. Daher wollen wir geduldig sein und sehen, wie Gott sorgt, wenn wir auf seinem Wort standhaft beharren.

Mit Gottes Hilfe und seiner Fürsorge wird unserem Mangel abgeholfen, auch dem Mangel an Weisheit. Wir brauchen Weisheit, aber diese kann nicht von der Welt kommen, sondern wir können sie nur von Gott erhalten.

Jakobus 1,5:
Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden.

Mit „Weisheit" bezeichnet man die richtige Anwendung von Erkenntnis. Erkenntnis ist daher der Anfang von Weisheit. Wir sind zunächst dafür verantwortlich, das Wort Gottes zu kennen. Um dann unsere Erkenntnis richtig anzuwenden, benötigen wir Weisheit. Diese Weisheit kommt von Gott und wird vom Menschen empfangen, wenn er Gott darum bittet. Gar manche Versuchung hat damit zu tun, daß uns „Weisheit" dieser Welt angeboten wird. Wir wollen aber Gottes Weisheit, um ein ihm wohlgefälliges Leben zu führen. Auch um den Versuchungen zu begegnen, ist weises Handeln notwendig.

Welch große Zusage ist daher diese Verheißung in Jakobus. Wir können uns an Gott wenden und ihn um Weisheit bitten, und er gibt uns gern. „Gern" bezeichnet „in Einfachheit", d.h. mit bereitwilligem Herzen, auf ein Bedürfnis eingehend, ohne Hintergedanken. Gott ist bereit, uns Weisheit zu schenken in Einfachheit. „Schelten" bezeichnet „Vorhaltungen machen", d.h. Fehler suchen, auf strenge Art zurechtweisen. Gott schilt uns nicht, wenn wir ihn um Weisheit bitten; er gibt vielmehr gern, so wie er es verheißen hat. Wir müssen ihn im Glauben bitten.

Jakobus 1,6–8:
Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird.
Ein solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde.
Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen.

Der Zweifelnde wird mit einer Meereswoge verglichen. Man hat das Bild eines Ozeans vor sich, in dem die Wellen vom Wind hin- und herbewegt werden. Es ist absolut nichts Beständiges an einer Meereswoge, außer daß sie sich beständig verändert und durch Wind und Wellen bewegt wird. Die große Meereswoge rauscht heran, bricht sich am Strand und verläuft sich im Sand, bis nichts übrig bleibt.

Jakobus 1,12:
Selig ist der Mann, der die Anfechtung [Versuchung] erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.

Wenn wir in der Versuchung bzw. Anfechtung mit Geduld an Gottes Wort festhalten und sich unser Glaube dadurch bewährt, werden wir am Ende von Gott belohnt. Er wird uns „die Krone des Lebens" geben, da wir ihn lieb hatten und nicht der Versuchung nachgegeben haben.

Eigene Begierden — was uns scheitern läßt

Wir haben zuvor bereits gelesen, daß Gott niemanden zum Bösen versucht, auch daß er selbst nicht zum Bösen versucht werden kann. In Wahrheit handelt es sich bei Versuchungen zum Bösen um das Werk des Widersachers, und wir sollen durch unsere eigene Lust und unsere eigene Begierde in den Versuchungen zum Bösen gereizt und gelockt werden.

Jakobus 1,13–17:
Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.
Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt.
Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.
Irrt euch nicht, meine lieben Brüder.
Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.

Was hier beschrieben wird, war haargenau so bereits zu sehen bei der ersten in der Bibel berichteten Versuchung durch die Schlange, als der Widersacher Eva verführte. Er warf ihr einen Köder hin und machte eine geschickte Bemerkung bzgl. der Bäume im Garten, um so Gottes Wort in Frage zu stellen. Evas Reaktion zeigte auf, wie sie von ihrer eigenen Begierde gereizt und gelockt wurde, sich von Gottes Anweisung zu entfernen und auf das Gute zu verzichten, das Gott bereitgestellt hatte. Schließlich „empfing die Begierde", und sie „gebar die Sünde", das Resultat war dann „der Tod".

Adam und Eva lebten im Paradies und kannten nur Gutes. Das, was ihnen bislang „fehlte" und „vorenthalten" worden war, was sie „gewinnen" konnten, war eine Erkenntnis des Bösen. Der Widersacher malte nun ein verlockendes Bild, das „so gut" aussah, in Wirklichkeit aber „so schlecht" war. Er hatte sein miserables Produkt gut verpackt und wählte geschickt seine Worte, um die Begierde, die Lust der Augen und die Lust des Fleisches, in Eva zu wecken, womit er dann auch tatsächlich Erfolg hatte. Die Versuchung war eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, und der Teufel stellte eine falsche Behauptung auf — sein „Angebot" erschien dem von Begierde beeinflußten Denken verlockend und gut, war aber gänzlich schlecht und böse.

Vor diesem Hintergrund gewinnt dieses Wort in Jakobus enormes Gewicht: „Irrt euch nicht, meine lieben Brüder! Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts …" Gott ist es, der jede vollkommene Gabe bereitstellt, niemand sonst! Dann heißt es noch ganz betont: „…bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis." Er ist unveränderlich, absolut beständig, er ist Licht. Bei ihm gibt es keinen Wechsel von Tag und Nacht, wie wir ihn auf der Erde kennen.

Vermeiden von Versuchungen

Ein ganz wichtiger Punkt, um Versuchungen zu entfliehen, schließt sich nun noch an. Einige Anfechtungen können ganz vermieden werden, indem wir uns von Situationen fernhalten, in denen wir offensichtlich Versuchungen ausgesetzt wären.

Lot hätte es auch ablehnen können, in Sodom zu wohnen.

2. Petrus 2,6–8:
und hat die Städte Sodom und Gomorra zu Schutt und Asche gemacht und zum Untergang verurteilt und damit ein Beispiel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden;
und hat den gerechten Lot errettet, dem die schändlichen Leute viel Leid antaten mit ihrem ausschweifenden Leben.
Denn der Gerechte, der unter ihnen wohnte, mußte alles mit ansehen und anhören und seine gerechte Seele von Tag zu Tag quälen lassen durch ihre bösen Werke.

Sodom und Gomorra waren Sündenpfuhle. Lot hätte einfach viele Versuchungen vermieden, wenn er nicht dort gewohnt hätte. Er hatte viel weniger Anfechtungen, als er bei Abraham wohnte. Aber er selbst traf diese Entscheidung, an einem Ort zu wohnen, an dem er und seine Familie ganz sicher Versuchungen ausgesetzt sein würden. Lot wurde schließlich durch Gottes Barmherzigkeit gerettet, aber er verlor seine Frau und seine Familie bis auf seine zwei Töchter. Sie lebten weiter, aber ihr Sinn war ganz sicher in schlechter Weise beeinflußt worden durch die bösen und üblen Kontakte, die sie in Sodom gepflegt hatten. Lot verlor zudem auch alles, was er besaß. All das hätte vermieden werden können, wenn er nicht in Sodom gelebt hätte.

2. Korinther 6,14:
Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

Das Wort Gottes berichtet uns klar und deutlich, daß wir uns von aller Form des Bösen fernhalten und das Böse meiden sollen.

Sprüche 14,16:
Ein Weiser scheut sich und meidet das Böse; ein Tor aber fährt trotzig hindurch.

Sprüche 16,6:
Durch Güte und Treue wird Missetat gesühnt, und durch die Furcht des HERRN meidet man das Böse.

1. Thessalonicher 5,22:
Meidet das Böse in jeder Gestalt.

Wenn man Probleme mit Alkohol hat, wäre es sicher nicht weise, irgendwo als Barkeeper zu arbeiten! Wenn man Schwierigkeiten im Umgang mit einer bestimmten Sache hat, sollte man diese meiden, wenn es irgend möglich ist.

Dabei mag es eine große Hilfe sein, Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu pflegen, die mit Gott wandeln und die einem dabei behilflich sein können, einen gottesfürchtigen, einen heiligen Lebenswandel aufzubauen.

Wir brauchen weder Gott noch uns selbst noch anderen zu „beweisen", wie stark bzw. mächtig wir jetzt mit Christus in uns sind, indem wir fortwährend am Rande der Sünde leben und uns immer wieder an vorderster Front dem Trommelfeuer und Dauerbeschuß der Versuchungen aussetzen. Das macht uns eher zum Toren, der trotzig durchs Böse hindurch will.

Das wäre nichts anderes als das, was in der Bibel mit „Gott versuchen" bezeichnet und verurteilt wird. Wir stellen Gott niemals „auf die Probe", um etwa zu sehen, wie er denn nun zurechtkommen wird und ob er tatsächlich tun wird, was wir gerne von ihm hätten. Genau dazu wollte der Teufel Jesus bei einer seiner Versuchungen verleiten!9

Es ist so wunderbar, daß wir mit Gottes Hilfe und einem gottesfürchtigen Wandel in viele Versuchungen gar nicht erst hineingeraten müssen. Wir können diese Versuchungen meiden. Außerdem, welche Zeit ist segensreicher und nutzbringender — „der Krieg in der Kneipe an der Alkoholfront" oder „der Frieden zu Hause bei einem Glas Mineralwasser"?

Gemeinschaft mit Gott – unser wichtigstes Gut

Mit Gott zu wandeln, ein göttliches Leben zu leben, ist die einzige Art und Weise, wie wir das erreichen können, was wir wirklich wollen — Liebe, Freude und Frieden. Wir sind gut beraten, uns an die hier dargelegten einfachen Schritte zu halten, um Versuchungen zu vermeiden bzw. der Versuchung zu entfliehen.

Gott ist so gut zu uns und bereitet uns in seiner Gnade und Barmherzigkeit immer wieder einen Weg aus Anfechtungen. Indem wir unsere Gedanken und unser Leben mit Weisheit lenken und uns nicht durch eine verlockende Illusion ködern lassen, können wir ein erfolgreiches und göttliches Leben führen. Er ermöglicht uns genau das. Dafür hat Gott seinen eingeborenen Sohn gegeben, daß wir als seine Kinder ewiges Leben haben und nun in Gemeinschaft mit ihm leben können. Gott steht bereit, und er macht es möglich, den Versuchungen zu entfliehen.


(1) Diese drei Punkte werden in 1. Johannes 2,16 erwähnt; es sind Dinge, die von der Welt und nicht von Gott sind. Diese sind immer wieder als die wesentlichen Angriffsflächen des Teufels bei seinen Versuchungen zu erkennen.

(2) Vgl. dazu 1. Timotheus 2,14.

(3) Vgl. dazu Lukas 3,22: „und der heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."

(4) Hebräer 4,12: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens."

(5) Jesus macht das in den Worten deutlich: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern …" Dieses Gebet war nicht dazu gedacht, auswendig aufgesagt zu werden, ohne daran zu denken, was es bedeutet.

(6) Der Apostel Paulus ist für uns ein weiteres gutes Beispiel. Er erlitt viele Versuchungen in seinem Leben, und doch wandelte er mit Gott, wie nur wenige andere es getan haben. Auch er wandte sich immer wieder in solchen Situationen in aller Demut im Gebet an Gott, wissend, daß nur mit Gottes Hilfe und in der durch Christus verfügbaren Kraft Erlösung aus Versuchungen möglich ist. Vgl. dazu Apostelgeschichte 20,19 oder auch 2. Korinther 12,7–10.

(7) Man erinnere sich an Matthäus 6 und 26; auch an das Beispiel des Paulus in Apostelgeschichte 20,19.

(8) Man erinnere sich an Lukas 4.

(9) Vgl. Lukas 4,9–12. Jesus antwortete auf des Teufels „Vorschlag" mit: „Es ist gesagt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«"!

 

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