Vergeben — ein großer Schlüssel zum Leben

Wir leben noch immer in einer bösen Welt, und wir kommen in unserem Leben manchmal in Situationen, wo wir vielleicht jemandem etwas angetan haben, was nicht richtig oder gut war, oder wir sind vielleicht diejenigen, denen jemand anders etwas angetan hat, was in diese Kategorie einzuordnen wäre. Solche Situationen sind immer unerfreulich und haben oftmals schon so manches Leben ruiniert, weil sich aus der einen Sache eine weitere ergab, daraus die nächste folgte, und schließlich sah keiner mehr eine Möglichkeit, das Verhältnis nochmals zum Guten zu wenden.

In vielen Fällen hätte ein solch schlechter Ausgang eigentlich vermieden werden können, wenn einer dem andern vergeben hätte. Vergebung untereinander ist ein ganz wichtiger Schlüssel, um ein Leben nach göttlichen Vorgaben zu leben.

Epheser 4,32 – 5,2:
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder
und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.

Manchmal werden uns Menschen Dinge antun, die uns verletzen. Gottes Wort gibt uns klare Anweisung darüber, wie wir darauf antworten sollen — „vergebt einer dem andern!"

Die Handlungen anderer uns gegenüber sollten unser Verhalten nicht bestimmen. Vielmehr sollten wir, genau wie Jesus Christus es tat, alles wegen unserer Liebe und Beziehung zu Gott tun. Weil Gott uns geliebt und uns vergeben hat, sollen auch wir andere lieben und ihnen vergeben. Vergebung ist nicht allein abhängig von dem Verhalten der andern Personen; sie ist vor allem abhängig von unserer Liebe zu Gott und unserem Gehorsam gegenüber seinem Wort.

Wir werden in dieser Studie einige bedeutsame Punkte zu Vergebung erarbeiten, die uns zu einem göttlichen Wandel und einem Leben mit Frieden und Freude und in Gemeinschaft untereinander in großartiger Weise behilflich sein können, wenn wir sie beherzigen.

Jesu Christi Beispiel

Jesus Christus, unser Herr und Heiland, ist das größte Beispiel für einen göttlichen Lebenswandel, für ein Leben in wahrer Frömmigkeit und in Gemeinschaft mit Gott. Sein Verhalten leuchtet auch weiterhin hell als das großartige Beispiel von Gottes Liebe und Vergebung für die Menschheit. Er lebte ein Leben, das von Liebe und Vergebung geprägt war. Ein Bericht illustriert seine Willigkeit zu vergeben besonders eindrucksvoll.

Als eine Schar von über 400 Soldaten spät in der Nacht zum Garten Gethsemane kam, um diesen einen Mann gefangenzunehmen, ergab er sich willig, wurde gebunden und dann zu Hannas gebracht, dem Schwiegervater des Hohenpriesters. Dort begann seine erste Vernehmung, während der ihn die Soldaten wiederholt mit dem Stock schlugen.

Von Hannas wurde er zu Kaiphas, dem Hohenpriester, geführt, wo der gesamte Hohe Rat versammelt war. Dort führten sie eine an sich illegale Verhandlung durch, mitten in der Nacht, und sie konnten nichts finden, wessen Jesus schuldig gewesen wäre. Als Kaiphas schließlich forderte: „Sag uns, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!" und Jesus darauf eine bestätigende Antwort gab, wurde er von den versammelten Ältesten Israels der Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt. Danach begannen die Wachen, ihn unbarmherzig zu schlagen. Sie spien ihn an und verhüllten sein Angesicht, und während dieser Torturen forderten sie ihn hämisch auf zu weissagen, wer ihn schlage. Den Rest der Nacht über schlugen sie wild auf ihn ein.

Am nächsten Morgen gab es eine weitere illegale Verhandlung, und sie entschlossen sich, ihn zu Pilatus, dem römischen Statthalter von Judäa, zu bringen. Von Pilatus wurde er zunächst noch durch Jerusalem geschleppt zu Herodes, dem Herrscher von Galiläa.1 Herodes, zusammen mit seinen Kriegsmannen, behandelte Jesus ebenfalls mit Verachtung.

Als Herodes genug von ihm hatte, schleppten sie Jesus wieder durch Jerusalem zu Pilatus zurück. Nachdem dieser ihn trotz mangelnden Schuldbeweises zur Kreuzigung verurteilt hatte, wurde ihm während der weiteren Haft bei Pilatus viel Böses angetan. Schließlich wurde er einer größeren Gruppe von römischen Soldaten überlassen, die sich über ihn her machten und ihn unbarmherzig folterten. Sie zogen ihm die Kleider aus, legten ihm zum Spott ein Gewand an, setzten ihm eine Dornenkrone aufs Haupt und trieben diese mit Stockschlägen in sein Haupt. Jesu Leid dauerte noch ungefähr weitere 18–20 Stunden an, während der er von den Soldaten auf grausame Weise mißhandelt wurde.

Am nächsten Morgen schließlich wurde er nach Golgatha hinausgeschleppt, wo sie ihn kreuzigten. Zunächst hing er von 9.00 Uhr morgens bis ca. 3.00 Uhr nachmittags sechs Stunden an dem Kreuzesstamm. Auch während dieser Zeit hatte er den Spott der Umstehenden zu ertragen. Dann sagte er: „Es ist vollbracht!", und starb.

Während der insgesamt ca. 40 Stunden seiner Gefangenschaft wurde er zutiefst gedemütigt, es wurden illegale Verhandlungen gegen ihn geführt, und er wurde unschuldig zum Tode verurteilt. Man machte sich zügellos über ihn lustig, folterte ihn grausam und kreuzigte ihn. Auf diese schrecklichen Folterungen und Demütigungen geht das Wort Gottes in seinem Bericht nicht näher ein.

Was denkt wohl ein Mensch, nachdem ihm soviel Unrecht und Böses angetan wurde? Was denkt ein Mensch, wenn er am Kreuzesstamm hängt, an den man ihn festgenagelt hat, während sein Leben von ihm weicht? Nun, wir kennen Jesu Gedanken aus den Worten, die er sprach und die uns in den Berichten im Wort Gottes mitgeteilt werden. Seine Gedanken über seine Mutter waren von Fürsorge für ihr Wohlergehen erfüllt. Seine Gedanken über seinen Vater, Gott, waren von Ehrfurcht, Dankbarkeit, Triumph und Erfüllung geprägt. Seine Gedanken über den Übeltäter, der neben ihm an einem anderen Kreuz hing, kamen in der Verheißung des zukünftigen Paradieses zum Ausdruck. Seine Gedanken über die Soldaten, die ihn kreuzigten, werden uns auch mitgeteilt.

Lukas 23,34:
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! …

„VATER, VERGIB IHNEN, DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN!>" Bei diesen Worten stockt einem fast der Atem! Sie sind erstaunlich. Seine Gedanken am Kreuz waren auf Vergebung für die Soldaten, die ihn kreuzigten, gerichtet. Diese waren nicht die eigentlich Verantwortlichen für das, was da geschah; sie wußten daher auch gar nicht, was sie eigentlich da taten. Dennoch — würden die Gedanken der meisten Menschen nicht eher erfüllt sein von Sorge über sich selbst, wie etwa Leid, Bedauern, Angst (mit Zorn vermischt), Haß und Rache? Nicht so bei unserm Herrn!

Hatten diese Männer Vergebung verdient? War Vergebung der „gerechte Lohn" für ihre Handlungen? Nein, wohl kaum! Warum bat Jesus dann Gott, ihnen zu vergeben? Weil er ein reines Herz bewahrt hatte und ein heiliges Leben führte! Ein Sinnen auf Vergebung war die für ihn charakteristische Antwort, weil Gott in seinem Herzen regierte. Die Männer hatten aufgrund ihrer Taten oder Handlungen nicht unbedingt Vergebung verdient. Das Gebet mit der Bitte für Vergebung entsprang vielmehr dem Herzen voller Liebe unseres Herrn Jesus Christus und seinem auch weiterhin nicht wankenden Wunsch, den Willen seines Vaters zu erfüllen.

Unsere Fähigkeit zu vergeben

Vielleicht mag jemand einwenden, eine solche Fähigkeit zu vergeben, habe nur Gott bzw. Jesus Christus, und wir Christen, als „normal sterbliche Menschen", könnten gar nicht so vergeben. Ist dem wirklich so?

Eine solche Argumentation ist selbstverständlich nicht haltbar, denn dann wäre Gottes Wort als Maßstab und Richtschnur für unser Leben wertlos. Wenn Gottes Wort uns in Epheser 4,32 aufträgt, anderen zu vergeben, dann muß es uns auch möglich sein! Dieser Brief ist an die Gläubigen an Christus Jesus gerichtet, die Heiligen, die Gemeinde Gottes. Uns als Christen ist es auf jeden Fall möglich, anderen zu vergeben. Dabei werden auch keine besonderen Ausnahmen erwähnt, sondern ganz allgemein werden wir hier aufgefordert, einander zu vergeben, wenn eine Notwendigkeit dazu besteht. Eine Aussage im Brief an die Kolosser legt dies ebenfalls dar.

Kolosser 3,12 und 13:
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;
und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Auch hier wird deutlich, daß Vergeben untereinander möglich ist, und das jedesmal, wenn einer eine Klage gegen einen anderen hat. Auch aus dieser Aussage ist ersichtlich, daß diese Aufforderung, dieses Gebot in Gottes Wort, den Gläubigen in der Gemeinde gilt. Wir sind von Gott Auserwählte, er hat uns zu Heiligen gemacht und uns geliebt. Auf dieser Basis können und sollen wir nun das anziehen, was uns aufgrund von Gottes großer Gnade und Barmherzigkeit, die er uns schon erwiesen hat, ansteht. Zusammen mit „herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld" und „ertrage einer den andern" steht hier die Ermutigung „vergebt euch", wenn die Notwendigkeit dafür besteht.

Weiterhin werden wir wiederum an die große Wahrheit erinnert, die in Epheser zu lesen war: Gott hat uns in Christus vergeben! Das sollten wir auf keinen Fall vergessen. Als er uns in Christus vergab, ließ er sich nicht von dem lenken, was wir als Sünder verdient hatten. Vielmehr erwies er uns große Barmherzigkeit, indem er seinen eingeborenen Sohn dahingab und so der Gerechtigkeit Genüge tat, um uns all die Sündenschuld, die gegen uns stand, zu vergeben. Er stellte keine Forderungen an uns, verlangte auch keine sowieso unmöglichen Dinge von uns, sondern er vergab uns! Wenn wir uns an dieses Geschehen in unserem Leben erinnern, wird uns das helfen, einem anderen zu vergeben, wenn jemand uns etwas Unrechtes getan hat.

Als Gläubige haben wir von Gott Vergebung empfangen. Nun ist es „Christus in euch" durch die Gabe des heiligen Geistes.

Kolosser 1,27:
denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.

Wir können einander vergeben, da Gott uns vergeben hat und uns an seiner göttlichen Natur teilhaben läßt durch die Gabe des heiligen Geistes, die er uns bei der Rettung schenkt. Wir leben nun nicht mehr aus eigener Kraft, sondern wir wurden ausgestattet mit Kraft aus der Höhe.2 Wir haben nun Christus in uns, und aufgrund unserer Gotteskindschaft können wir in den Situationen, wenn es Klage gegen jemanden gibt, ihm vergeben.

Wir können in allen Situationen vergeben, so wie Jesus Christus es auch tat. Auch darin bewahrheitet sich, was Jesus über die sagte, die an ihn glauben würden.

Johannes 14,12:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.

Wir können die Werke tun, die Christus tat — auch beim Vergeben. Wir haben von Gott die Fähigkeit dazu erhalten, die Werke zu tun, die Jesus Christus tat, und Gott erwartet von uns, daß wir unser Leben unsrer Berufung würdig leben.

1. Petrus 2,21–23:
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;
er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet;

Gott erwartet von uns heute, daß wir so denken und handeln, wie Jesus Christus dachte und handelte. Als er geschmäht wurde und litt, hat er nicht gedroht, sondern selbst am Kreuz bat er um Vergebung für die, die ihn kreuzigten. Das Richten überließ er Gott, der gerecht richtet. Wir sollen seinen Fußtapfen nachfolgen, seinem Beispiel folgen.

Philipper 2,5:
Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:

Die Übersetzung von Vers 5 in der Elberfelder Bibel lautet: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war …"3, und in der Schlachter Bibel heißt es dort: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war …"4 Wir können so gesinnt sein wie Jesus Christus, da wir nun im Glauben an ihn ein neues Leben erhalten haben, eine neue Schöpfung sind und in diesem neuen Leben wandeln können.

Liebet eure Feinde

Ein interessanter und wichtiger Punkt im größeren Zusammenhang einer Studie über das Thema „Vergebung" ist das Gebot Jesu, seine Feinde zu lieben. Jesus erwähnte diesen Punkt mehrmals in seinen Unterweisungen.

Matthäus 5,44:
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,

Lukas 6,27 und 28:
Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen;
segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.

Sollen wir unsere Feinde aufgrund ihres Verhaltens uns gegenüber lieben? Sollen wir die, die uns verfluchen, wegen ihrer Worte segnen? Sollen wir denen, die uns hassen, etwas Gutes tun, weil sie das aufgrund ihres Hasses verdienen? Die Antwort auf diese Fragen ist ein eindeutiges: „Nein!" Wir verhalten uns nicht so wegen der anderen, wir wandeln in der Liebe, weil unser himmlischer Vater uns geliebt hat und weil wir nun ihn lieben. Unsere Taten und unser Verhalten rühren von der Reinheit unseres Herzens gegenüber Gott her, nicht von den Verhaltensweisen anderer Leute.

Manchmal sagt man sich vielleicht: „Ich brauche nicht zu vergeben, denn der hat es einfach nicht verdient, daß ihm vergeben wird!" Nur, stimmt das? Wie hatten wir es denn uns verdient, daß Gott uns vergab? Man vergibt jemandem wegen Gott, nicht wegen ihm. Außerdem, wenn er etwas verdienen oder tun könnte, wäre womöglich gar keine Vergebung notwendig. Vielmehr geht es es offensichtlich gerade darum, daß jemand in einer Situation ist, wo es auf den andern ankommt, den Schritt der Vergebung zu tun, und nicht auf ihn, sich seine „Vergebung" zu verdienen.

Ein weiteres Argument ist: „Aber wie steht's mit Gerechtigkeit?" Ja, wie steht's mit Gerechtigkeit? War Gott etwa ungerecht, als er uns vergab? Um welche Vorstellung von Gerechtigkeit geht es bei solchen Worten überhaupt? Wer Gerechtigkeit in der Welt suchen will, wird zwar lange suchen können, am Ende aber wird er dennoch keine Gerechtigkeit finden. Gott gebietet uns nicht, um Gerechtigkeit in der Welt besorgt zu sein bzw. uns Gerechtigkeit zu verschaffen. Er fordert uns auf, andere zu lieben und ihnen zu vergeben. Jesus Christus war nicht um Gerechtigkeit in der Welt besorgt, sondern „stellte es dem anheim, der gerecht richtet", wie wir gerade in 1. Petrus gelesen haben. Gott ist der gerechte Richter, nicht wir. Es ist seine Aufgabe zu vergelten – unsere Aufgabe ist zu vergeben!

Römer 12,19:
Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Gott wird am Ende Gerechtigkeit bringen und einem jeden vergelten. Noch herrscht in dieser Welt der Fürst dieser Welt, der Gott dieser Welt, der keine Gerechtigkeit kennt. Noch ist die Welt unter der Herrschaft von Gottes Widersacher.5 Die Zeit für Gerechtigkeit in der Welt kommt erst noch, nämlich dann, wenn ein „neuer Himmel und eine neue Erde sein werden, darin Gerechtigkeit herrscht."6 Am Ende wird der Tag der großen Abrechnung kommen, aber das ist Gottes Sorge, nicht unsere. Er wird dafür Sorge tragen, daß ein jeder erhält, was ihm gebührt. Der Tag der Vergeltung unseres Gottes kommt erst noch.

Römer 12,20 und 21:
Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«.
Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Wenn wir nicht vergeben, bedeutet das nichts anderes, als daß wir uns vom Bösen überwinden lassen. Wenn etwas Böses geschehen ist, wenn jemand uns etwas Böses angetan hat, so lautet unser Auftrag einfach, daß wir uns nicht davon überwinden lassen, sondern stattdessen dieses Böse mit Gutem überwinden sollen. Vergebung ist so oft der erste Schritt im Guten, der zur Überwindung des Bösen führt. Wir sollten uns immer mit Lieben und Vergeben beschäftigen und das Rechten und Vergelten Gott überlassen! Vergeben und selbst die Feinde zu lieben, das ist ein Weg zu leben, der Rache und einem Mangel an Vergebung weit überlegen ist.

Vergebung – unsere Aufgabe

Manchmal hört man eine Bemerkung folgender Art: „Wie oft sollte ich einem anderen denn vergeben? Er verletzt mich immer wieder." Petrus stellte einst dem Herrn Jesus Christus dieselbe Frage.

Matthäus 18,21 und 22:
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?
Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.

Petrus redet von „meinem Bruder, der an mir sündigt". Wie oft ist es nun notwendig, ihm zu vergeben? Petrus selbst erkennt offenbar, daß es um mehr als nur einmalige Vergebung geht. Aber er trifft mit seiner Frage doch noch nicht die Wahrheit. Jesus betont, daß Vergebung nicht etwas ist, was man manchmal gewährt und bei anderen Gelegenheiten zurückhält. Es geht Jesus nicht um ein Buchhalten über all die Male, wo man vergeben hat, bis dann ein Punkt kommt, wo es nicht mehr notwendig ist. Ihm geht es darum aufzuzeigen, daß Vergebung eine Einstellung des Herzens ist, die man für jeden und jedesmal hat.

Jesus erwähnte danach dann ein Gleichnis, in dem es ebenfalls um das Prinzip der Vergebung ging.

Matthäus 18,23–35:
Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte.
Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig.
Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen.
Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.
Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch.
Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist!
Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen.
Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war.
Als aber seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte.
Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast;
hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?
Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war.
So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.

Der Knecht in dem Gleichnis hatte selbst Vergebung einer großen Schuld erhalten, zehntausend Zentner Silber waren ihm erlassen worden. Und doch wollte er nun einem anderen, der ihm nur einen kleinen Bruchteil dessen, nämlich hundert Silbergroschen, schuldig war, nicht einmal Aufschub gewähren und ein wenig Geduld aufbringen, bis er bezahlt hätte. Solches Verhalten mag wiederum typisch menschlich sein — es ist aber auch typisch falsch!

Wir sehen in diesem Gleichnis auch, wie wir anderen Vergebung gewähren können und sollen, weil Gott uns Vergebung in Christus gewährt hat. Das war das Problem dieses Menschen — er „vergaß" sehr schnell, was ihm vergeben worden war! Wenn wir darauf achten und uns daran erinnern, was Gott uns alles vergeben hat, sollte es für uns nie ein Problem sein, einem anderen zu vergeben. Ganz gleich, wie groß die Schuld eines anderen sein mag, wir können uns dennoch entscheiden zu vergeben.

Unsern Schuldigern vergeben

Aus dem oben erwähnten Gleichnis kann man sehen, daß es eine Beziehung gibt zwischen der Vergebung, die Gott uns gewährt, und der Vergebung, die wir anderen gewähren.

Auch als Jesus Christus seinen Jüngern ein Beispiel dafür gab, wie man beten sollte, erwähnte er Vergebung.

Matthäus 6,12:
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben [vergeben haben] unsern Schuldigern.

In dieser Aussage wird ebenfalls eine Beziehung hergestellt zwischen Gottes Vergebung unsrer Sündenschuld und unsrer Vergebung von Schuld, die ein anderer bei uns haben mag. Wie sieht nun diese Beziehung genau aus? Nach der Anleitung über Gebet greift Jesus Vergebung nochmals auf.

Matthäus 6,14 und 15:
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Oft meinen Christen, Gottes Vergebung würde ihnen einzig aufgrund ihrer Bitte um Vergebung gewährt und sei völlig unabhängig von ihrem eigenen Benehmen anderen gegenüber. Sie denken, diesbezüglich sei es völlig gleich, wie sie andere behandeln. Oft wird eine solche Auffassung aus einem Abschnitt in 1. Johannes abgeleitet.

1. Johannes 1,7–9:
Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.
Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.

Aus Vers 9 wird gefolgert, daß hier nur die Rede davon sei, die Sünden zu bekennen, und dann müsse Gott, weil er ja treu und gerecht ist, einem die Sünden vergeben. Man braucht keinem anderen zu vergeben, der etwa bei einem selbst in einer Schuld steht. So sollte man aber besser nicht denken; das erinnert doch sehr an den Knecht aus dem zuvor gelesenen Gleichnis, nicht wahr? Man darf nicht eine Aussage im Wort Gottes von anderen Aussagen über das gleiche Thema trennen, vielmehr müssen bei einer korrekten Auslegung alle Aussagen miteinander in Einklang stehen.

Was Jesus Christus bzgl. Vergebung sprach, ist auch heute noch Wahrheit und weiterhin anwendbar. Der Punkt ist einfach der: Wenn jemand an uns gesündigt hat und Vergebung sucht, wir aber eine hartherzige Einstellung ohne Erbarmen ihm gegenüber haben und ihm nicht vergeben, so befolgen wir Gottes Gebot nicht und wandeln in Finsternis. Wie sollte Gott uns dann etwas vergeben, wenn wir uns in der Angelegenheit mit unserem Nächsten weigern, Gott zu gehorchen und sein Gebot zu befolgen?

1. Johannes 2,4 und 9:
Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.
Wer sagt, er sei im Licht, und haßt seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis.

Diese Aussagen sind deutlich, und sie vermitteln uns die gleiche Wahrheit, die wir bereits in den Evangelien lasen. Wie es in Jesu Ausführungen bereits deutlich wurde, ist ein Bekennen der Sünde, ein Ersuchen um Vergebung und eine Umkehr im Herzen auf seiten des Schuldigen notwendig, dann kann eine Vergebung geschehen. Wenn jemand keine Bereitschaft zeigt, anderen zu vergeben, die ihm gegenüber in einer Schuld stehen, so zeigt er eigentlich nur, daß bei ihm in seinem Herzen noch keine rechte Umkehr, kein rechtes Erkennen und Bekennen seiner Schuld vorhanden war oder ist.

Der Zweck und Nutzen der Vergebung

Es ist wichtig, an dieser Stelle den Begriff „Vergebung" ein wenig näher zu untersuchen. Im griechischen Neuen Testament werden zwei Wortstämme benutzt, die beide mit „vergeben, Vergebung" übersetzt werden. Das erste Wort ist aphiemi bzw. aphesis; das zweite Wort ist charizomai. Das letztere Wort charizomai kommt nur bei Paulus, das erste Wort nur in den übrigen Schriften des Neuen Testaments in der Bedeutung von „vergeben, Vergebung" vor. Aphiemi bedeutet ansonsten „wegschicken, verlassen, geschehen lassen, aufgeben" und bezeichnet auch als ein juristischer Begriff „jemanden aus einem rechtlich bindenden Verhältnis entlassen". Gerade in dieser Bedeutung kommt „vergeben" und „Vergebung" als Übersetzung dann vor. Charizomai ist sprachlich verwandt mit dem Wort charis, „Gnade", und es bedeutet „gefällig sein, schenken, preisgeben" und dann vor allem auch „aus Gunst gewähren, aus Gnaden schenken, gütig spenden, gefällig zeigen, vergeben, verzeihen, erlassen, sich gnädig erweisen" als Ausdruck der großen Gnade Gottes, aus der heraus ja doch jegliche Vergebung geschieht.

Die Notwendigkeit von Vergebung taucht da auf, wo sich der Mensch gegen Gott bzw. einen Mitmenschen vergeht, dann unter den Folgen dieses falschen Handelns und dieser falschen Gesinnung leidet und eine Befreiung aus dieser Sündenschuld erlangen möchte. Die Last der Sünde ist eine schwere Last, in manchen Situationen so schwer, daß der Sünder an keine Erlösung aus dieser Schuld glauben mag. Dabei spielt auch eine Rolle, daß keine Sünde, kein Schuld bringender Vorgang im Leben, je „einfach so" wieder ungeschehen gemacht werden kann. Sünde bringt einen in Feindschaft gegenüber dem, an dem man sich versündigt. Die Sündenschuld wiegt schwer, und es gibt eigentlich keine Aufhebung oder einfache Beseitigung, sondern einzig Vergebung.

Vergebung ist eben darum eine solch große und wichtige Sache. Sie betrifft das Verhältnis zwischen zwei Parteien, sei es zwischen dem Menschen und Gott, oder auch zwischen zwei Menschen. Es geht dabei um ein Handeln von beiden Seiten, nicht nur um eine einseitige Angelegenheit. Aus den bereits gelesenen Schriftstellen wurde schon klar: Der mit Schuld beladene Mensch vollzieht in der Erkenntnis seines falschen Tuns oder Denkens zunächst einen Herzenswandel und erkennt seine Sünde und seine Schuld an, er bereut seine Tat. Er sucht dann durch Bekenntnis seiner Sünde, durch Eingestehen seiner Schuld gegenüber dem, an dem er schuldig geworden ist, Vergebung zu erlangen. Dieser kann nun aufgrund seines Erbarmens und durch einen gnädigen Entschluß dem andern seine Sünde oder Übertretung vergeben. Damit befreit er den anderen von seiner Schuld, läßt das zuvor Begangene von sich aus nicht mehr als Hindernis und Belastung des beiderseitigen Verhältnisses gelten. Das macht zwar das vorangegangene Böse nicht ungeschehen, und es kann auch nicht unbedingt alle Folgen davon aufheben, aber – und das ist der eigentlich wichtige und entscheidende Punkt – es bewirkt, daß das Verhältnis zwischen beiden durch die geschehene Vergebung des einen neu wird und auch der andere wiederum eine neue Möglichkeit zum rechten Leben hat, die dieser nun ergreifen und nutzen sollte.

Ohne Vergebung ist aber nicht nur der Sünder in einer mißlichen Lage, sondern auch der, der nicht vergeben will. Wenn wir uns weigern, einem andern zu vergeben, so hat das gewaltige Konsequenzen für uns. Darüber geht unsere Gemeinschaft mit Gott in die Brüche, denn wir würden Gottes Gebot nicht befolgen.

Da sollte man sich aber doch ernsthaft fragen: Was hat diese andere Person gemacht, was so groß und so wichtig gewesen wäre, daß man darüber seine Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater aufs Spiel setzt? Wer könnte wohl wichtiger sein als Gott? Was könnte einem wohl mehr bedeuten als die Gemeinschaft mit Gott? Nichts!!!

Wir müssen achthaben, eine Einstellung zu bewahren, die von Liebe und Bereitschaft zu Vergebung geprägt ist. Wir müssen aufhören, nachtragend zu sein, andern zu grollen. Solches sollten wir fallen lassen wie einen Stein ins tiefste Wasser, sonst wird uns das sehr belasten und ein Gewicht um unseren Hals sein, das uns in den dunklen Wassern von Bitterkeit und Verzweiflung ertrinken läßt.

Es ist schon eine Überlegung wert, einmal darüber nachzudenken, wie wir eigentlich darunter leiden, wenn wir nicht bereit sind zu vergeben. Die Person, der man nicht vergeben will, ist oftmals weit entfernt von der Härte des eigenen Herzens. Wenn man sich weigert, Gott zu gehorchen und andern zu vergeben, so ist man selbst derjenige, der darunter leidet! Derjenige, der einem das Schlechte austeilte, leidet womöglich weitaus weniger als man selbst. Der Haß, die Bitterkeit und der Zorn, die sich mangels Vergebung entfalten, gehören einem selbst, sie sind im eigenen Herzen zu Hause. Das kalte und erbitterte Herz lebt in einem selbst und ruiniert die eigene Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater.

Beispiel in Korinth

Es gab in der korinthischen Gemeinde einen Mann, der offensichtlich den Gläubigen in den Gemeinschaften dort viel Schmerz bereitet hatte. Der Apostel Paulus unterwies nun die Gläubigen, diesem Mann zu vergeben, trotz seiner Taten. Paulus hatte ihm vergeben und sie sollten es auch tun.

2. Korinther 2,5–10:
Wenn aber jemand Betrübnis angerichtet hat, der hat nicht mich betrübt, sondern zum Teil - damit ich nicht zu viel sage - euch alle.
Es ist aber genug, daß derselbe von den meisten gestraft ist,
so daß ihr nun ihm desto mehr vergeben und ihn trösten sollt, damit er nicht in allzu große Traurigkeit versinkt.
Darum ermahne ich euch, daß ihr ihm Liebe erweist.
Denn darum habe ich auch geschrieben, um eure Bewährung zu erkennen, ob ihr gehorsam seid in allen Stücken.
Wem aber ihr etwas vergebt, dem vergebe ich auch. Denn auch ich habe, wenn ich etwas zu vergeben hatte, es vergeben um euretwillen vor Christi Angesicht,

Dieser Mann hatte einige Konsequenzen zu tragen gehabt. Es wird ersichtlich, daß er wohl nun Vergebung durch Paulus und die Gemeinde suchte. Es wird erwähnt, daß er offensichtlich über seine Tat trauerte und fast Gefahr lief, in allzu großer Traurigkeit zu versinken. Daher sollte nun die Gemeinde ihm desto mehr vergeben und ihm Liebe erweisen bzw. Trost spenden.

Beachtenswert ist, was Paulus am Ende seiner Ermahnung bzgl. des Vergebens anspricht.

2. Korinther 2,11:
damit wir nicht übervorteilt werden vom Satan; denn uns ist wohl bewußt, was er im Sinn hat.

Eine große Sache, die Satan im Sinn hat, um Gläubige in der Gemeinde zu übervorteilen, ist, sie dahinzubringen, daß sie andern nicht mehr vergeben. Das Wort Gottes zeigt uns klar auf, wie es Satan immer wieder gelang, die Leben derer, die sich weigern zu vergeben, zu ruinieren.

Wir haben in den schnell vergehenden Augenblicken unseres Lebens nicht die Zeit, um uns für das Böse, das uns andere angetan haben, zu rächen oder ihnen das Böse über Jahre nachzutragen. Das Leben ist zu kurz, und die Gemeinschaft mit Gott ist viel zu kostbar, um auch nur einen Augenblick in einer solchen Gesinnung zu verweilen.

Vergebung recht verstehen

Es ist wichtig, daß man sich dabei noch über eine Sache klar ist: Vergebung ist nicht identisch oder gleichbedeutend mit Vertrauen, Freundschaft und Gemeinschaft. Vergebung darf damit nicht verwechselt werden.

Gott gebietet uns nicht, einfach jedem Menschen zu vertrauen. Genausowenig gebietet er uns, Freunde derer zu sein oder Gemeinschaft mit denen zu haben, die sich weigern, sein Wort zu leben. Gott gebietet uns zu lieben, zu vergeben, Böses nicht anzurechnen und für Leute zu beten.

Manche befürchten vielleicht, ihre eigene Gemeinschaft oder ihren eigenen christlichen Lebenswandel zu gefährden, wenn sie jemandem vergeben. Wenn wir einander vergeben, gefährden wir unser geistliches Leben nicht – das Gegenteil ist der Fall! Uns wird ja geboten, daß wir uns untereinander vergeben, wenn jemand Klage hat gegen den andern!

Es ist daher wichtig zu unterscheiden zwischen Vergebung und Vertrauen, Gemeinschaft, usw. Wenn man jemandem vertraut und mit jemandem Gemeinschaft hat, der einem fortwährend oder auch weiterhin weh tut, könnte das sehr wohl die eigene Gemeinschaft mit Gott in Gefahr bringen. Vergebung bedeutet auf keinen Fall, daß man Weisheit oder auch seinen gesunden Menschenverstand darüber vergessen soll.

Wie man vergibt

Zum Abschluß unserer Studie wollen wir kurz ein wenig darauf eingehen, wie man vergibt. Wir wissen, daß wir vergeben sollen, und wir wollen auch vergeben. Manchmal aber mag es uns schwerfallen, es zu tun.

Gottes Wort offenbart uns, daß sowohl Gutes wie Böses im Herzen sein können.

Matthäus 12,34 und 35:
Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz.

Nicht vergeben ist Böses, das aus dem Herzen kommt. Wenn ich das ändern will, muß sich mein Herz ändern.

Psalm 119,11:
Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.

Dieser Vers teilt uns mit, das Wort in unseren Herzen zu behalten, damit wir nicht sündigen. Wir müssen Gottes Wort in unseren Herzen behalten, wenn wir eine echte Veränderung des Herzens haben wollen.

Uns wird aber immer ein Stück fehlen, wenn wir versuchen, unsere Herzen ganz aus eigener Kraft zu verändern. Wir brauchen Gottes Hilfe und können sie auch für uns im Gebet beanspruchen.

Psalm 73,26:
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

Wir können und sollen das Wort Gottes in unseren Herzen behalten; aber nur Gott kann dafür sorgen, daß das Wort dort seine Wirkung zeigt. Wir müssen Gottes Wort in unseren Herzen behalten und ihn um seine Hilfe bitten.

Psalm 51,12:
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Gott kann unsere Herzen ebenfalls reinigen von der Härte, die an mangelnder Vergebung festhält und die Liebe nicht hinein läßt. Gott hilft uns! Unser Vater ist treu, die Gebete derer zu beantworten, die sein Wort leben wollen.

Gott ist liebevoll und vergebend, und als seine Kinder sollen wir ebenfalls liebevoll sein und vergeben. Auf diese göttliche Art zu leben, ist soviel besser als das hartherzige Leben derer zu leben, die sich weigern zu vergeben. Wenn unser Leben frei ist von Zorn, von Haß, von Bitterkeit und ähnlichem, was entsteht, wenn wir nicht vergeben, geht es uns sehr viel besser.

Wollen wir ein friedvolles Leben in voller Genüge, oder wollen wir Rache?

Die Antwort sollte klar und eindeutig sein: Wir wollen das Leben, das Gott uns in Christus ermöglicht hat. Wir wollen keine Rache, wir wollen stattdessen

VERGEBEN UND LEBEN!


(1) Dieser Herodes war es auch, der für die Enthauptung Johannes des Täufers, des Vetters Jesu, verantwortlich war.

(2) Vgl. dazu Lukas 24,49.

(3) Elberfelder Bibel, Wuppertal: Brockhaus Verlag, 1979.

(4) Schlachter Bibel, Genf: Genfer Bibelgesellschaft, 1978.

(5) Vgl. Johannes 12,31; 2. Korinther 4,4; Epheser 2,2; 6,12.

(6) Vgl. 2. Petrus 3,13.

 

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