von
Wolfgang Schneider
Eine der am meisten von Trinitariern benutzten Schriftstellen zum Beweis, dass Jesus Gott sei, findet sich in Johannes 10.
Johannes 10,30
Ich und der Vater sind eins
Besonders im Englisch sprachigen Raum muss diese Aussage Jesu als eindeutiger Beweis herhalten, dass Jesus Gott sei. In englischen Bibelübersetzungen lautet der Vers:
John 10,30
I and the Father are one
Das Wort "one" hat im Englischen immer die gleiche Form, ganz gleich in welchem grammatischen Fall es steht. Im Deutschen dagegen erkennt man sofort den Unterschied aufgrund der unterschiedlichen Wortformen, wie z.B. "eins" und "einer". In diesem Fall wird dadurch auch sofort der entsprechende Unterschied in der Bedeutung des Wortes deutlich, denn wenn gesagt wird, dass mehrere "eins" sind, so ist das offensichtlich etwas ganz anderes als wenn es heißt, mehrere seien "einer". Obwohl in den deutschen Bibelübersetzungen jeweils in Johannes 10,30 Jesu Worte immer korrekt mit "sind eins" übersetzt werden, suggerieren Trinitarier dennoch, dass Jesus damit gesagt habe, er sei Gott, indem sie die Aussage so verstehen, als habe Jesus gesagt, er und der Vater seien "einer" (nämlich "ein Gott").
Was hat Jesus nun mit seiner Aussage gemeint? Die Antwort wird im unmittelbaren Kontext in Johannes 10 gegeben.
Johannes 10,36
wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott -, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?
Jesus betont ausdrücklich, dass er nicht Gott selbst, sondern der Sohn Gottes ist. Er bezeugt damit, dass er der verheißene Messias, der verheißene Sohn Abrahams, Sohn Davids, der Prophet gleich wie Moses, usw. ist. Bzgl. seines Verhältnisses zu Gott, seinem Vater, erklärt Jesus dann weiter:
Johannes 10,38
tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wißt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.
Was meinte Jesus demnach mit seinen Worten: "Ich und der Vater sind eins"? Meinte Jesus, dass er der Vater sei, also eigentlich: "Ich und der Vater sind einer"? Offensichtlich nicht! Meinte Jesus, dass er und der Vater zusammen "ein Gott" seien? Das ist angesichts der anderen erwähnten klaren Aussagen ebenfalls ganz offensichtlich nicht gemeint.
Mit seinen Worten "Ich und der Vater sind eins" hat Jesus dargelegt, dass er und sein Vater "eins" sind im Sinne von "übereinstimmen", "einig sein". Das kommt weiterhin darin zum Ausdruck, dass Jesus an anderer Stelle davon spricht, dass er allezeit den Willen seines Vaters tut, also seinen eigenen Willen dem Willen des Vaters unterordnet (vgl. dazu Johannes 5,30Joh 5,30
Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.).
Die Bibel erwähnt noch an anderen Stellen das "eins" sein:
Johannes 17,11.20-22
11 Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir.
20 Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,
21 damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.
22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind,
Jesus betet hier für die Gläubigen, dass "sie eins seien, wie wir eins sind". Wäre dieses "eins sein" ein Ausdruck davon, dass Jesus Gott ist, dann müssten die Gläubigen ebenfalls Gott sein!
Die Schrift macht deutlich und lässt keinen Zweifel daran, was der Wahrheit entspricht: Jesus und Gott sind nicht einer, sie sind nicht zusammen "ein Gott", sondern sie sind eines Sinnes, einer Gesinnung, sie sind sich einig im Hinblick darauf, wofür Jesus gesandt worden war und was er erreichen sollte und wollte gemäß dem Willen des Vaters, dem sich der Sohn allezeit unterordnete und den er in absolutem Gehorsam ausführte.