Einleitung

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im wesentlichen 2 Textpassagen aus dem Neuen Testament angeführt, um die Dreieinigkeitslehre als eine neutestamentliche und bereits ursprünglich apostolische Lehre zu belegen. Diese 2 Texte waren zum einen der Abschnitt in 1. Johannes 5,6-7 und zum andern der sogenannte "Missionsbefehl" Jesu an seine Apostel und Jünger in Matthäus 28,19.

Als nun seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine größere Anzahl von alten biblischen Handschriften entdeckt wurden und diese von Gelehrten bzgl. verschiedenster Aspekte untersucht wurden, stellte sich bald heraus, dass der aus den bis dato vorhandenen griechischen Handschriften bekannte Wortlaut nicht unbedingt mit dem in anderen und auch älteren Handschriften übereinstimmte. Aus den gefundenen Handschriften konnte anhand von Vergleichen und textlichen Studien bislang nicht mögliche Informationen gesammelt werden, um den ursprünglichen Wortlaut insbesondere der neutestamentlichen Schriften zu bestimmen. Bei den gefundenen Handschriften handelte es sich nicht unbedingt um vollständige Kopien des Neuen Testaments oder einzelner Bücher des Neuen Testaments, sondern auch um Stücke, welche nur Teile der einzelnen Schriften enthielten. Bislang wurden fast 6000 solcher griechischen Handschriften gefunden, die als MSS bezeichnet und katalogisiert wurden. Weiterhin haben die Textforscher nicht nur handschriftliche Kopien der biblischen Bücher gefunden und in ihre Studien einbezogen, sondern auch Abschriften von Schriften der Kirchenväter aus früher Zeit, in denen diese aus biblischen Quellen zitiert haben, die ihnen zu jener Zeit verfügbar waren (sog. "patristische Zitate"). Die Unterschiede sind manchmal sehr gering, etwa eine andere Wortstellung, ein Wort ausgelassen, usw. Manchmal jedoch sind die Unterschiede für die Bedeutung des Textes wesentlich und wichtig.

Eine eher sehr bedeutsame Änderung ergab sich für den oben erwähnten Abschnitt aus 1. Johannes 5, denn der als Beweis für die Trinitätslehre angeführte Textteil fand sich interessanterweise nicht in den alten Handschriften und Kopien, die zum Vergleich und zur Bestimmung des möglichen ursprünglichen Wortlauts herangezogen werden konnten. Damit entfiel eine der wesentlichen Textpassagen, auf die sich die Vertreter der Trinitätslehre gestützt hatten und es blieb lediglich die Stelle mit dem sogenannten "Missionsbefehl".

Wie verhält es sich aber mit dieser Stelle in Matthäus 28,19 ?

Matthäus 28,19 & Taufberichte in Apostelgeschichte

Der sogenannte Missionsbefehl Jesu an seine Jünger in Matthäus 28,19 ist vom Wortlaut her in allen bisher bekannten Handschriften gleich ... und enthält in den uns aus allen Bibelübersetzungen bekannten Wortlaut mit der trinitarischen Taufformel.

Mt 28,18-20
Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Dieser Vers ist die einzige Schriftstelle, in welcher im Neuen Testament überhaupt je eine solche trinitarische Formel ("auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes") vorkommt. Keine andere Schriftstelle im Neuen Testament enthält diese Worte, selbst an den Stellen, wo etwa der Vater, wie auch der Sohn und der heilige Geist im unmittelbaren Kontext erwähnt werden. Weiterhin fällt auf, dass alle anderen Stellen, in denen im Neuen Testament dann von der Taufe gesprochen wird, nirgends eine Taufe "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes" berichtet wird.

Diese Umstände werfen ein besonderes Licht auf die Stelle in Mt 28,18-20, bzw. konkret auf die Taufformel in Vers 19. Warum sollte Jesus diese Worte gesagt haben, wenn dann hinterher über die Apostel und Jünger an keiner Stelle berichtet wird, dass sie eine solche Taufe ausgeführt hätten? Warum wird in der Apostelgeschichte berichtet, dass Menschen "auf den Namen Jesu Christi" bzw. "auf den Namen des Herrn" getauft wurden aber an keiner einzigen dieser Stellen je erwähnt wird, dass diese Taufformel aus Mt 28,19 benutzt wurde ... und das, obwohl diese Worte doch zu den letzten Anweisungen Jesu an seine Apostel und Jünger gehörten und heutzutage bzw. seit Jahrhunderten von den Kirchen als so unvergleichlich bedeutsam angesehen werden?

Der erste Bericht nach dem Ereignis in Mat 28, in dem eine Taufe erwähnt wird, ist der Bericht in Apostelgeschichte 2, als Petrus am Tag der Pfingsten seine Zuhörer am Ende seiner Predigt aufforderte, sich zu bekehren und getauft zu werden.

Apg 2,38
Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.

Die Ereignisse in Mat 28 und Apg 2 liegen nur wenige Tage auseinander ... sollte Petrus etwa die Worte seines Herrn bereits vergessen haben? Sollte Petrus aus eigenen Überlegungen die Worte seines Herrn abgeändert haben und die trinitarische Taufformel durch eine andere ersetzt haben? Solches ist eigentlich angesichts dessen, was uns in den Berichten in der Apostelgeschichte berichtet wird, nicht anzunehmen! Auch lesen wir nicht nur bei Petrus davon, dass Menschen auf den Namen Jesu getauft wurden und nicht mit einer trinitarischen Taufformel ... gleiches trifft auch für andere Apostel zu. Wie aber ist dies zu erklären?

Aus den relativ vielen Stellen in den NT Schriften, in denen die Taufe erwähnt wird, spricht deutlich und eindeutig, dass es um eine Taufe "im Namen Jesu Christi" bzw "auf den Namen Jesu Christi" ging und dass die frühe Gemeinde offenbar keinerlei trinitarische Taufformel kannte. Alle Stellen mit Berichten über Taufen schildern das Taufereignis ohne jeglichen Hinweis auf einen "trinitarischen" Namen bzw. eine trinitarische Lehre!

Hier einige weitere Beispiele aus der Apostelgeschichte:

Apg 8,16
…getauft auf den Namen des Herrn Jesus.

Apg 10,48
…zu taufen in dem Namen Jesu Christi

Apg 19,5
…taufen auf den Namen des Herrn Jesus.

Apg 22,16
…rufe seinen Namen an und lass dich taufen ...

Dieser Sachverhalt gibt zu denken, denn es kann eigentlich wohl nicht sein, dass Jesu letzte Worte vor seiner Himmelfahrt von den Aposteln ignoriert wurden und diese sich schon so kurze Zeit danach nicht mehr an die Anweisungen ihres Herrn hielten oder daran erinnerten. Bemerkenswert ist zudem, dass diese verschiedenen Berichte inhaltlich miteinander übereinstimmen und an sich keinerlei Anlaß geben, ihr Zeugnis in Frage zu stellen. Andererseits gibt es in all den bisher bekannten existierenden Handschriften, die das Ende des Matthäusevangeliums enthalten, in dem Vers in Mat 28,19 ausschließlich den Wortlaut mit der trinitarischen Taufformel.

Das Problem

Es ist klar, dass eigentlich nicht beide Sachverhalte in gleicher Weise als Original in Frage kommen können, denn dazu sind sie nicht nur in ihrem Wortlaut zu unterschiedlich, sondern vor allem in der Sache (der Lehre). Eine Stelle redet von einer Taufe auf "drei" Namen im Sinne der Trinitätslehre, die anderen Stellen dagegen reden einheitlich von einer Taufe auf nur einen Namen, den Namen des Herrn Jesus. Die zwei Varianten stehen nicht in Einklang miteinander, und es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass eine dieser zwei Varianten offensichtlich nicht der ursprünglich offenbarten Wahrheit entspricht, sondern es sich um einen erst zu späterer Zeit abgeänderten Text handeln muss.

Die Frage ist nun: Welches ist die ursprünglich offenbarte Wahrheit bzgl. dieses Sachverhalts und wo liegt der Fehler in dieser Angelegenheit? Es gibt mehrere Möglichkeiten, die als Lösung bzw Lösungsansatz in Frage kommen und berücksichtigt werden müssen, z.B.: (1) Jesu Worte in Mat 28,19 enthielten die trinitarische Taufformel, dann könnte es sein, dass die Apostel und Jünger (a) seine Anweisung vergessen hatten und aus irgendeinem Grund anders tauften, (b) ihn nicht korrekt verstanden hatten und anders tauften und dabei meinten, seine Anweisungen auszuführen, (c) ihn nicht korrekt verstanden hatten und nach eigenem Ermessen eine "Ersatzlösung" einführten, (d) ihn korrekt verstanden hatten und in Ungehorsam anders handelten. (2) Jesu Worte in Mat 28,19 enthielten die trinitarische Taufformel gar nicht, dann kann es sein, dass (a) Jesus zwar von Taufe redete und zwar so, wie die Apostel sie dann ausführten, (b) Jesus gar nichts von Taufe sagte und die Berichte über spätere Taufen gar nichts mit Mat 28,19 zu tun haben, usw. Wie können wir nun bestimmen, welche der verschiedenen Möglichkeiten in Frage kommen und welche ausgeschlossen werden können?

Eine weitere Schwierigkeit bzgl. dieser Angelegenheit ist die Tatsache, dass ausgerechnet auf dem in diesem einen Vers überlieferten Wortlaut jener Aussage Jesu die Kirchen über Jahrhunderte hinweg ein überaus "riesiges" theologisches Gebäude aufgebaut und zudem eine für ihre Identität mitbestimmende Praxis entwickelt haben: Die Wassertaufe im Namen der Trinität. Merkwürdigerweise scheinen all die anderen Verse dabei mehr oder weniger ignoriert zu werden oder kein sonderlich großes Gewicht zu haben. Es wird manchmal argumentiert, in den Versen würde halt lediglich der Name des Sohnes erwähnt, die Apostel hätten aber definitiv "im Namen des dreieinigen Gottes" entsprechend der Anweisung Jesu gehandelt. Sollte sich herausstellen, dass der uns bekannte Wortlaut in Mat 28,19 mit der trinitarischen Taufformel nicht Teil des Originals ist und Jesus einen solchen Taufbefehl gar nicht erteilt hat, so ergeben sich natürlich enorme Probleme für die großen Kirchen, die dann nämlich eingestehen müßten, dass sie seit Jahrhunderten einer Manipulation des Textes durch offensichtlich "trinitarisch" beeinflußte Kräfte zum Opfer gefallen sind. Zudem würde nicht nur die Taufpraxis einer totalen Reformation unterzogen werden müssen, sondern die Trinitätslehre als solche hätte die einzige textliche Stütze verloren und könnte wohl kaum aufrecht erhalten werden.

Jeder Mensch ist vor Gott und seinem eigenen Gewissen verantwortlich für das, was er/sie denkt und glaubt. Wir können nicht die Verantwortung für unseren Glauben auf andere abschieben, so als seien die dran schuld, dass wir möglicherweise etwas falsches glauben. Sicher, wir alle sind der Gefahr ausgesetzt, einer falschen Information zu glauben und eine Lüge als Wahrheit anzunehmen, aber wir sind dafür verantwortlich und sollten nüchtern und wachsam sein und sorgfältig prüfen, was wir gelehrt wurden oder gelehrt werden, um nicht irgend welchen Lügenmärchen zu glauben, die doch anhand der Schrift als falsch entlarvt werden können.

Haben die Apostel einen Fehler gemacht?

Ich habe oben bei der Darstellung des Problems verschiedene Möglichkeiten zur Beantwortung der entstehenden Fragen und für eine Lösung des Problems erwähnt. Diese Ansätze gehen im Grunde von zwei entscheidenden Punkten aus:
(1) der überlieferte Wortlaut in Mat 28,19 ist korrekt und die trinitarische Taufformel gehört zu Jesu Worten, oder aber
(2) der überlieferte Wortlaut in Mat 28,19 ist inkorrekt, und die trinitarische Taufformel wurde erst später in den Vers eingefügt.

Wir wollen zunächst einmal annehmen, dass der uns überlieferte Wortlaut in Mat 28,19 korrekt ist und Jesus tatsächlich den Aposteln und seinen Jüngern geboten hat: "Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes ... " Was ergibt sich dann als Konsequenz ?

Wie alle nachfolgenden Berichte in der Apostelgeschichte und auch Erwähnungen bzgl. Taufe in den neutestamentlichen Briefen aufzeigen, wurde nirgends diese Taufanweisung aus Mt 28,19 tatsächlich ausgeführt. Die verschiedenen Berichte, in denen unterschiedliche Personen beteiligt sind, stimmen in sich völlig miteinander überein und sagen absolut nichts über eine Taufe "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Es werden nicht einmal die drei Kernbegriffe Vater, Sohn und Heiliger Geist in dieser Form zusammen in den Berichten erwähnt. Ja, nicht nur gibt es keinerlei Taufbericht mit dieser Trinitäts-Namensformel, es gibt auch keinerlei andere Berichte über irgendwelche anderen Ereignisse oder Handlungen in der frühen Gemeinde, bei denen diese Formel auch nur andeutungsweise benutzt worden ist.

Um die Wahrheit zu erkunden und zu finden, muss man bestimmte allgemeine Gegebenheiten von Vernunft und Logik bei der Auswertung der jeweils vorliegenden Fakten anwenden. Welches sind logische und vernünftige Überlegungen und Verknüpfungen, aufgrund derer dann ein Sachverhalt korrekt ins Gesamtbild eingeordnet werden kann? Ein wichtiges Prinzip ist, dass bei vielen und voneinander unabhängigen in sich übereinstimmenden Aussagen und lediglich einer oder wenigen widersprüchlichen Aussagen die vielen übereinstimmenden mit größerer Wahrscheinlichkeit der Wahrheit entsprechen und bei der einen bzw. den wenigen das Problem zu suchen ist.

Die vielen Aussagen bzgl. Taufereignissen stimmen darin überein, dass jeweils Taufen "im Namen Jesu Christi" bzw. "im Namen des Herrn Jesus" geschahen. Die vielen Aussagen enthalten keinerlei auch nur andeutungsweise Hinweise auf Taufen "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes"! In den uns vorliegenden Berichten in der Apostelgeschichte sind unterschiedliche Personen beteiligt, u.a. Petrus, Philippus, Paulus ... und unter ihrer Anleitung und Predigt werden Leute getauft auf den Namen Jesu Christi, auf den Namen des Herrn Jesus. Keiner von ihnen erwähnt etwas von einer "Trinität" (Vater und Sohn und Heiliger Geist), geschweige denn ermutigt oder gebietet eine Taufe mit einer trinitarischen Namensformel. Die biblischen Berichte bekunden weiterhin, dass diese Taufen offensichtlich wirksam waren bzw. dem Willen Gottes entsprachen, denn die so Getauften wurden in der Tat vom Herrn der Gemeinde hinzugefügt! Aus diesen Berichten lässt sich unschwer ableiten und bestimmen, dass in der frühen Gemeinde keine Taufe auf den Namen einer Trinität gepredigt wurde, sondern eine Taufe auf den Namen des Herrn Jesus Christus.

Aufgrund der Berichte in den NT Schriften kann mit Sicherheit gesagt werden, dass die Apostel und anderen Gläubigen offensichtlich keinen Fehler machten, sondern dass ihre Anweisungen, ihre Predigt bzgl. des Namens Jesu Christi und getauft werden auf den Namen des Herrn Jesus absolut korrekt waren und dem Willen Gottes entsprachen und uns die Wahrheit bzgl. dieser Angelegenheit vermitteln!

Was ist dann aber mit Matthäus 28,19?

Da aufgrund der vielen anderen Berichte feststeht, dass Taufen in der frühen Gemeinde "auf den Namen des Herrn Jesus" geschahen und keinerlei trinitarische Formel dabei verwendet wurde, und diese Berichte in sich alle eindeutig sind und miteinander übereinstimmen, muss das Problem mit dem Wortlaut in Mat 28,19 zu tun haben. Was hat es mit diesem Vers und den uns darin in allen erhaltenen bislang bekannten alten Handschriften auf sich?

Wie bereits kurz erwähnt, gibt es nicht nur alte Handschriften der biblischen Bücher selbst, sondern auch Handschriften von Schriften der Kirchenväter aus den frühen Jahrhunderten n.Chr. Von besonderem Interesse für die biblische Textforschung sind jene Handschriften, in denen biblische Berichte zitiert werden, da uns darin der Wortlaut des biblischen Textes mitgeteilt wird, welcher der Schreiber jenes Schriftstücks vorliegen hatte und aus dem er zitiert hat. Da alle erhaltenen biblischen Handschriften den Wortlaut mit der trinitarischen Formel enthalten, stellt sich die Frage, ob es möglicherweise Schriften von Kirchenvätern gibt, in denen dieser Teil aus Mat 28,19 zitiert wird und die uns weitere Erkenntnisse zur Lösung des Problems vermitteln könnten.

In der Tat gibt es einige sehr bemerkenswerte Schriften, in denen Mat 28,19 erwähnt bzw. zitiert wird, und diese stammen im wesentlichen aus der Feder des Kirchenvaters Eusebius von Cäsarea, der vor allem als "Vater der Kirchengeschichte" bekannt geworden ist. Er wurde ca. 260-265 n.Chr geboren und starb im Jahre 339 n.Chr.; als sein Hauptwerk gilt seine Kirchengeschichte. Eusebius selbst war eigentlich ein Vertreter der Trinitätslehre, und man würde normalerweise vermuten, dass sich in seinen Schriften immer, wenn er die Stelle aus Mat 28,19 zitiert oder darauf zu sprechen kommt, der Wortlaut mit der trinitarischen Taufformel stehen wird, falls er denn in den Eusebius zur Verfügung stehenden biblischen Handschriften des Matthäusevangliums so stand. Bemerkenswert ist aber, dass gerade das nun nicht unbedingt der Fall ist! Vielmehr finden sich in seinen Schriften eine ganze Reihe von Zitaten und Hinweisen auf Mat 28,19, in denen nun eine solche Taufformel gar nicht erwähnt wird! Die wenigen Zitate, in denen der trinitarische Wortlaut enthalten ist, entstammen allesamt Schriften, die Eusebius erst nach dem Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) geschrieben hat, wohingegen seine Schriften aus der Zeit vor diesem Konzil eine Lesart ohne die trinitarische Taufformel enthalten.

Matthäus 28,19 in den Schriften des Eusebius

In der nachfolgenden Aufstellung habe ich zunächst die verschiedenen Varianten des Wortlauts aus den Schriften des Eusebius aufgeführt, und danach dann deren Vorkommnisse in den bekannten Schriften des Eusebius in einer kleinen Tabelle zur besseren Übersicht zusammengestellt. Eine kurze Erläuterung zu den Stellen in den einzelnen Schriften folgt dann anschließend an die Tabelle. Die hier erwähnten Schriften des Eusebius sind die, welche ich in verschiedenen Quellen (z.T. in englischer Übersetzung aus dem Griechischen) finden konnte.

Bei Eusebius finden sich die folgenden 3 Formen des Wortlauts (von mir ins Deutsche übertragen, in Anlehnung an den Wortlaut der Übersetzung in der Lutherbibel 1984):

  1. "Gehet und machet zu Jüngern alle Völker ... und lehret sie zu halten ..." (7 x)
  2. "Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen ...und lehret sie zu halten ... " (17 x)
  3. "Gehet und machet zu Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie zu halten ..." (5 x)

übersicht über die Anzahl Stellen in den Schriften des Eusebius:

Titel der Schrift

Form 1

Form 2

Form 3

Demonstratio euangelica

3 x

5 x

 

Commentarius in Psalmos

2 x

4 x

 

Commentarius in Isaiam

 

2 x

 

Historia ecclesiastica

 

1 x

 

De laudibus Constantini

 

1 x

 

Theophania

1 x

4 x

1 x

De ecclesiastica theologia

1 x

 

1 x

Der Brief nach Caesarea

   

1 x

Contra Marcellum

   

2 x

Anzahl Stellen:

7 x

17 x

5 x

Bei Form 1 fehlt jeglicher Hinweis auf ein Gebot zu taufen, und diese Lesart enthält keinerlei Erwähnung bzgl. "Namen".

Form 2 enthält ebenfalls keinen Hinweis auf das Gebot zu taufen, enthält aber einen Hinweis auf "meinen Namen" im Anschluß an den ersten Teil mit dem Gebot, alle Völker zu Jüngern zu machen.

Form 3 enthält neben dem Gebot, alle Völker zu Jüngern zu machen, das Gebot sie "zu taufen". Im Unterschied zu Form 2 jedoch, steht aber nun nicht "auf meinen Namen" sondern die trinitarische Taufformel "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".

Die 17 Stellen bei Eusebius mit Gehet hin und macht zu Jüngern alle Völker in meinem Namen

Am wichtigsten für unsere Studie sind die 17 Stellen, an denen Eusebius die Form 2 benutzt, wo er die Worte unseres Herrn Jesus wiedergibt mit. "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen ..." Nachfolgend habe ich diese Stellen aus den erwähnten Schriften angeführt, und ich habe diese zum leichteren Verständnis aus den mir zugänglichen englisch sprachigen Quellen ins Deutsche übersetzt (bitte beachten: Leider waren mir bisher keine deutschen Übersetzungen der Schriften des Eusebius zugänglich; für Hinweise auf und/oder Hilfestellung bei der Beschaffung solcher bereits existierender Übersetzungen wäre ich überaus dankbar).

Ein ganz wichtiger Punkt sei hier erwähnt: In den Zitaten bei Eusebius gibt dieser die Worte Jesu jeweils als direkte Zitate wieder! Er verwendet also die Worte, wie sie seiner Meinung nach Jesus selbst gesagt hat, und nicht etwa als ein Zitat einer anderen Quelle, in der Jesu Worte lediglich indirekt oder in umschriebener Form wiedergegeben wären. Eusebius versucht auch nicht, z.B. die Worte der Evangelisten (etwa Matthäus und Lukas) in seinen eigenen Worten "zusammenzufassen" oder "miteinander zu vereinen". Er schreibt in einer jeden Stelle in seinen Schriften, wo er auf die Aussage Bezug nimmt, die uns in Mat 28,19 berichtet wird, diese Worte 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen.' Jesus selbst zu!

Demonstratio euangelica

"... seht wie wahrhaftig er [Jesus] mit der Stimme Gottes spricht und in genau diesen Worten seinen Jüngern, den ärmsten unter den Armen, sagt: : 'Gehet hin und macht Jünger aus allen Völkern’ ‘Aber wie,’ haben die Jünger verständlicherweise dem Meister geantwortet haben, "wie können wir das tun?’… Während die Jünger Jesu wahrscheinlich solches sagten oder solches dachten, löste der Meister ihr Problem, indem er einen Ausdruck hinzufügte, und sagte, sie sollten siegreich sein 'in meinem Namen'. Denn er bat sich nicht einfach und auf unbestimmte Weise 'macht Jünger aus allen Völkern', sondern mit der notwendigen Hinzufügung 'in meinem Namen'. Und die Macht seines Namens ist so groß, dass der Apostel sagt: 'Gott hat ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, dass in dem Namen Jesu beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel sind und auf Erden und unter der Erde.' Er erwies seine gewaltige Macht in seinem Namen, die vor dem Volk verborgen war, als er seinen Jüngern auftrug: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen.' (eigene Übersetzung aus: The Proof of the Gospel, Vol. 1, edited and translated by W.J. Ferrar, 1981, page 157).

"... Mit einem Wort sagte er zu seinen Jüngern: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' und lehret sie zu halten alles, was ich euch geboten habe.' Und er verwies auf die Wirkung seines Wortes, und wenig später jede Rasse unter den Heiden und den Fremden wurde zur Jüngerschaft hingeführt." (eigene Übersetzung aus: The Proof of the Gospel, Vol. 1, edited and translated by W.J. Ferrar, 1981, page 152).

"... und bekenne, dass sie mit ihrem Unternehmen nur erfolgreich sein konnten durch eine Kraft, die götttlich und stärker als menschliche Kraft ist und durch die Mitwirkung dessen, der zu ihnen gesagt hatte: Machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen (eigene Übersetzung aus: The Proof of the Gospel, Vol. 1, edited and translated by W.J. Ferrar, 1981, page 159).

"'... Und er gebot seinen eigenen Jüngern nachdem sie abgelehnt worden waren: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' So kennen und nehmen wir Heiden nun den Propheten an, der vorausgesagt worden und von seinem Vater gesandt wurde als Gesetzgeber für alle Menschen war ... " (eigene übersetzung aus: The Proof of the Gospel, Vol. 2, edited and translated by W.J. Ferrar, 1981, page 175).

Commentarius in Psalmos

Psalm 59
"... die Juden werden zuerst erwähnt, weil ihnen zuerst das Reich Gottes angekündigt werden sollte, aber nach ihnen, so befahl CHristus seinen Jüngern, sollten diese das Evangelium predigen 'allen Völkern in meinem Namen' (eigene Übersetzung aus: The Lord's Command to Baptise Bernard H. Cuneo, 1923, page 77).

Psalm 65
"... Wir sollten diese Worte des Ausspruchs Christi verstehen: "Alle Gewalt ist mir gegeben, im Himmel und auf Erden. 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' Daher übersetzt Aquila als: 'der Vollmacht ausübt in seiner Kraft für immer " (eigene Übersetzung aus: The Lord's Command to Baptise Bernard H. Cuneo, 1923, page 78).

Psalm 67
"... Dass Christi Worte mit Kraft ausgestattet waren, ist aus seinen Taten ersichtlich; denn als er zu seinen Jüngern sprach: "'Kommt, folget mir, und ich werde euch zu Menschenfischern machen, " erfüllte er diese Verheissung durch seine Macht, und so war es auch erneut, als er ihnen gebot: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' und er seine Kraft in Taten offenbar machte." (eigene Übersetzung aus: The Lord's Command to Baptise Bernard H. Cuneo, 1923, page 78).

Commentarius in Isaiam

Jesaja 18,2
" ... daher wendet sich der Prophet an diese Boten froher Botschaft wie folgt: Ihr Jünger Christi, gehet wie euch der Heiland selbst geboten hat: 'Gehet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel", und: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' (eigene übersetzung aus: The Lord's Command to Baptise Bernard H. Cuneo, 1923, page 79).

Jesaja 34,16
"Denn der ihnen gesagt hatte: "machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen", der verbot ihnen auch, Gemeinden an ein und demselben Ort zu gründen". (eigene Übersetzung aus: The Lord's Command to Baptise Bernard H. Cuneo, 1923, page 80).

Historia ecclesiastica

"Aber die restlichen Apostel, die auf unzählige Weise verfolgt wurden mit dem Ziel, sie zu vernichten und aus Judäa zu vertreiben, waren hinaus gezogen und verließen sich auf die Hilfe Christi, als er gesagt hatte: 'Gehet und lehret alle Völker in meinem Namen' (eigene Übersetzung aus: Eusebius' Ecclesiastical History, translated by C.F. Cruse,(1998) Book 3, Chap. 5, page 70).

De laudibus Constantini

"Sicher hat keiner ausser unserem Heiland dieses getan, als er nach seinem Sieg über den Tod, seinen Jüngern das Wort verkündete und es in diesem Ereignis erfüllte, indem er ihnen sagte: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' (eigene Übersetzung aus: The Oration in Praise of Constantine, Chap. 16, page 907-908 of The Master Christian Library, Version 6.02).

Theophania

"... mit dem Wort, welches er mit seinen Jüngern, den Schwachen, redete, als er sagte: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker ...' ... und mit dem einfachen Zusatz eines Wortes beseitigte er all die Zweifel bzgl. dessen, was er ihnen aufgetragen hatte, indem er sagte, ihr werdet dies erreichen in meinem Namen Denn er befahl ihnen nicht einfach und ohne zu unterscheiden, 'gehet und machet zu Jüngern alle Völker' sondern fügte das wichtige Wort hinzu und sagte in meinem Namen. " (eigene Übersetzung aus: The Theophania from the Syriac, Text edited by Samuel Lee, London 1842. Cambridge 1843, page 333.)

"... die Jünger hätten diese Aufgabe nicht bewältigen können, es sei denn mittels göttlicher Kraft welche größer ist als menschliche Kraft, und mit dem Beistand dessen, der zu ihnen gesagt hatte: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' ... " (eigene Übersetzung aus: The Theophania from the Syriac, Text edited by Samuel Lee, London 1842. Cambridge 1843, page 336).

"Unser Heiland sagte daher zu ihnen, nach seiner Auferstehung, 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' Und dies sagte der, welcher zuvor gesagt hatte, "Gehet nicht zu den Heiden ... " (eigene Übersetzung aus: The Theophania from the Syriac, Text edited by Samuel Lee, London 1842. Cambridge 1843, page 242).

"Er (der Heiland) sagte in einem Wort und einer Ankündigung zu seinen Jüngern: 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen und lehret sie alles zu halten, was ich euch geboten habe' Und die Taten liess er dem Wort folgen. " (eigene Übersetzung aus: The Theophania from the Syriac, Text edited by Samuel Lee, London 1842. Cambridge 1843, page 298).

Soweit die Stellen, in denen der Kirchenvater Eusebius von Cäsarea Jesu Worte aus Mat 28,19 in der Form 'Gehet und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen' wiedergibt.

Stellen bei Eusebius mit anderem Wortlaut

Bzgl. der anderen Stellen mit der Form 1 -- "Gehet und machet zu Jüngern alle Völker ..." -- erkennt man, dass auch hier jeglicher Hinweis auf "Taufe" sowie auf einen "Namen" fehlt. In dieser Hinsicht stimmen diese 7 Stellen also inhaltlich insoweit mit der Form 2 überein, dass Jesus auch hier kein Taufbefehl in den Mund gelegt wird, sondern lediglich das Gebot, zu den Völkern zu gehen und diese zu Jüngern zu machen und sie zu lehren.

Bzgl. der anderen 5 Stellen, an denen der heute bekannte und traditionelle Wortlaut mit der trinitarischen Taufformel vorkommt, ist anzumerken, dass es hierzu einige Unstimmigkeiten und Zweifel unter Gelehrten gibt bzgl. ihres Ursprungs (sogar im Hinblick auf die eine Stelle in den Theophania! ): Man ist sich darin einig und geht allgemein davon aus, dass (a) diese 5 Stellen alle erst nach dem Konzil von Nicäa verfasst wurden, und (b) möglicherweise gar nicht einmal von Eusebius selbst, sondern einem andern Autor, stammen. Diese Stellen sind daher für eine Untersuchung und Bestimmung des ursprünglichen Wortlauts bei Matthäus von lediglich zweitrangiger Bedeutung.

Andere Quellen mit Hinweisen auf Mt 28,19

Neben den Schriften des Eusebius, die ganz sicher nach den erhaltenen Handschriften des biblischen Textes selbst am wichtigsten sind für eine Beurteilung der Mt 28,19 Stelle im Hinblick auf den ursprünglichen Wortlaut im Matthäusevangelium, gibt es noch Schriften einiger anderer Kirchenväter aus der Zeit vor dem Konzil von Nicäa, in denen auf die Worte Jesu und den sogenannten Missionsbefehl Bezug genommen wird. Einige davon will ich hier ebenfalls erwähnen und kurz auf ihre Bedeutung hinweisen.

Justin Martyr

Bei Justin Martyr (Schriften aus der Zeit von ca. 130-140 n.Chr.) gibt es eine Stelle, die von verschiedenen Gelehrten als ein Zitat bzw. eine Anspielung auf Matthäus 28,19 angesehen wurde, diese Stelle findet sich in Justins Dialog mit Trypho 39, S. 258: 'Gott hat noch nicht das Gericht gehalten, da Er weiß, dass auch heute Menschen zu "Jüngern gemacht werden im Namen seines Christus und die den Pfad des Irrtums verlassen, die auch Gaben empfangen wie ein jeder wert geachtet ist, die erleuchtet wurden durch den Namen dieses Christus." Zunächst wurden diese Worte von vielen Gelehrten und Theologen als Zitat oder Anspielung auf Mat 28,19 abgelehnt, weil hier die bekannte trinitarische Taufformel fehlte! Seit aber Ende des 19.Jhdts und danach der Wortlaut bei Eusebius bekannt wurde, ist natürlich diese Schwierigkeit bzgl. des Wortlauts bei Justin Martyr nun beseitigt, und Justin scheint bereits um 140 n.Chr. den gleichen Text des Matthäusevangeliums vorliegen zu haben, wie ihn dann Eusebius später um 300-340 n.Chr. in den ihm zur Verfügung stehenden Abschriften ebenfalls vorfand. (eigene Übersetzung aus : Artikel von F. C. Conybeare in The Hibbert Journal von Okt. 1902, page 106).

Aphraates

"Es gibt einen weiteren Zeugen, dessen Zeugnis wie beachten müssen. Das ist Aphraates, der syrische (aramäische) Kirchenvater, der zwischen 337 und 345 geschrieben hat. Er zitiert den Text in offizieller Form wie folgt: 'Macht zu Jüngern alle Völker und sie werden an mich glauben.' Diese letzten Worte scheinen ein Hinweis auf den Wortlaut "in meinem Namen" bei Eusebius zu sein. Wie auch immer, sie enthalten jedenfalls nicht die im Textus Receptus enthaltenen Worte, im Namen der Trinität zu taufen. Wäre die Aphraates Stelle eine einzelne isolierte Abweichung, so könnte man in ihr wohl eine ungenaue bzw. lose Form eines Zitats sehen, angesichts der Stellen bei Eusebius und auch Justin ist das aber unmöglich." (eigene Übersetzung aus : Artikel von F. C. Conybeare in The Hibbert Journal von Okt. 1902, page 107).

Woher stammt die trinitarische Taufformel ?

Wenn sich nun aus diesen patristischen Quellen ergibt, dass der Wortlaut in Mat 28,19 in den Handschriften, welche Justin und Eusebius benutzten, die trinitarische Taufformel nicht enthielten, dann stellt sich natürlich die Frage, woher diese trinitarische Formel wohl ursprünglich kommt und wie sie schließlich in die bisher bekannt gewordenen Abschriften des Matthäusevangeliums aus der Zeit des 4.Jhdts n.Chr. und danach gelangten. Es gab offensichtlich in den frühen Jahrhunderten Bemühungen, diese Formel in die Lehre einzuführen und letztlich "im Text der Bibel zu verankern" .... nur, lässt sich erkunden, wie es hierzu kam?

Die früheste Erwähnung einer trinitarischen Taufformel findet sich in der Didache, auch "Apostellehre" oder "Lehre der Apostel" genannt . Die Didache ist eine Sammlung von Fragmenten von Schriftstücken, von denen angenommen wird, dass die ersten Kapitel vermutlich gegen Ende des 1. Jhdts, weitere Teile dann in der ersten Hälfte des 2. Jhdts n.Chr. also ca. 80-150 n.Chr.) aufgezeichnet wurden. Erstaunlich ist, dass in diesem relativ kleinen Werk (nur ca. 100 Verse sind insgesamt erhalten) eine Reihe von Aussagen zu finden sind, die einige falsche Lehren und Praktiken stützen, die sich später insbesondere im römischen Papsttum mit seinen Messen, Gebetbüchern, Taufritus mit Begießen statt Untertauchen, Beichte u.a, wiederfinden. Betrachtet man die Didache einmal vor diesem Hintergrund, so wird deutlich, dass es sich angesichts der gewaltigen Irrtümer bei diesem Dokument keineswegs um Lehre handelt, die der Herr Jesus seinen Aposteln gegeben haben soll.

In der Didache wird in Kap. 7 folgendes bzgl. der Taufe gesagt: "7,1 Betreffs der Taufe aber: Tauft so: Nachdem ihr dies alles zuvor gesagt habt, tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit lebendigem (= fließendem) Wasser. 7,2 Wenn du aber kein lebendiges Wasser hast, taufe in anderem Wasser. Wenn du aber nicht in kaltem Wasser (taufen) kannst, (dann) in warmem. 7,3. Wenn du aber beides nicht hast, dann gieße auf den Kopf dreimal Wasser auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. 7,4. Vor der Taufe aber sollen der Täufer und der Täufling fasten und wenn möglich einige andere. Du sollst aber dem Täufling befehlen, einen oder zwei Tage lang vorher zu fasten."

Wenn man dies liest und mit den biblischen Berichten in der Apostelgeschichte und anderen NT Schriften vergleicht, ist offenbar, dass diese Angaben in der Didache offensichtlich nicht mit dem biblischen Zeugnis übereinstimmen, sondern von der biblischen Wahrheit abweichende Praxis einiger Christen aus jener Zeit (2. Jhdt n.Chr.) schildert. Es ist auch leicht zu erkennen, dass sich genau dieser Wortlaut dann später in den erhaltenen Abschriften des Matthäusevangeliums aus der Zeit nach dem Konzil von Nicäa wiederfindet. Bemerkenswert ist auch, dass Eusebius nicht viel von der Didache hielt und sie "unecht" bezeichnete.

Schlußfolgerung

Abschließend will ich kurz zusammenfassen, was sich bzgl. der trinitarischen Taufformel in Mat 28,19 aufgrund verschiedener Quellen und daraus sich ableitenden Folgerungen ergibt.

Alle vorhandenen handschriftlichen Abschriften des biblischen Textes, die Mat 28,19 enthalten, stammen aus der Zeit nach dem Konzil von Nicäa und sie enthalten alle den Wortlaut mit der trinitarischen Taufformel. Wichtige patristische Quellen, die Schriften des Eusebius von Cäsarea, enthalten dagegen einen Wortlaut, in dem die trinitarische Taufformel gänzlich fehlt. Die Berichte in der Apg und anderen NT Schriften enthalten nirgendwo einen Hinweis auf eine Taufe mit der trinitarischen Taufformel, erwähnen aber mehrfach, dass Menschen, die der Predigt der im Namen des Herrn Jesus handelnden Apostel glaubten, "auf den Namen des Herrn Jesus" getauft wurden.

Anhand weitergehender Überlegungen zu den vorliegenden Fakten, würde ich darauf schließen, dass der ursprüngliche Wortlaut in Mat 28,19 den Teil bzgl. des Taufens auf den Namen der Trinität nicht enthielt. Die Zitate bei Eusebius aus einer offensichtlich ihm zur Verfügung stehenden älteren Handschrift enthielten keine trinitarische Taufformel, denn sonst hätte Eusebius als Vetreter der Trinitätslehre diese sicherlich in einem Zitat dieses Verses mit Worten Jesu nicht ausgelassen! Dass er diese Worte Jesu insgesamt 24 (17 + 7) mal ohne die trinitarische Taufformel zitiert, und dass die lediglich 5 Stellen mit der trinitarischen Taufformel sich in Schriften aus der Zeit nach dem Konzil von Nicäa finden (und von einigen Gelehrten gar als nicht von Eusbius selbst stammend eingestuft werden), scheint mir den textlichen Sachverhalt dahingehend zu klären, dass Jesus seinen Aposteln keinen solchen Taufauftrag - und schon gar nicht eine Taufe auf den Namen der Trinität - geboten hat.

Die Jünger und ursprünglichen Apostel machten auch keinen Fehler, noch änderten sie die Worte des Herrn Jesus einfach ab. Sie erfüllten das, was ihnen der Herr Jesus aufgetragen hatte: Sie gingen hin und machten zu Jüngern alle Völker in seinem Namen und sie lehrten sie alles zu halten, was der Herr Jesus geboten hatte. Wenn Menschen an ihre Predigt vom Herrn Jesus glaubten, so wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Eine Trinität gab es für die Apostel und Jünger nicht ... die kam erst auf, als Gläubige aus den Heiden offenbar ihre aus dem Heidentum vertrauten Praktiken und Lehren mit dem neugefundenen Christentum in Einklang bringen wollten und nach und nach dafür sorgten, dass die Wahrheit der Worte Jesu an seine Jünger abgeändert wurde und eine Taufe auf den Namen der Trinität zum wesentlichen Merkmal des sich diesbzgl. im Irrtum befindlichen Christentums wurde.

 

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