Diese Studie zu der Frage: "Wurde Jesus wirklich versucht?" wurde angeregt durch die Studie "The Temptation of Jesus – was Jesus really tempted?" von J. Baixeras, und ist Teil einer Serie von Artikeln zu dem größeren Themenkomplex der sogenannten Trinitätslehre, um diese vor dem biblischen Hintergrund auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen.

Die Beantwortung dieser Frage hat ebenfalls entscheidenden Einfluß eine objektive Beurteilung des Wahrheitsgehalts der Trinitätslehre. Obwohl Verfechter der Trinitätslehre selbstverständlich eine Art "Erklärung" für den durch ihre Lehre verursachten Widerspruch in der Bibel haben (s.u. den Abschnitt zu einem "dualen Jesus"), wird doch einem aufgeschlossenen Leser schnell klar, daß diese Erklärung wertlos ist, da sie erneut auf einer aus der Schrift nicht nachzuvollziehenden Annahme beruht.

Jesus wurde versucht

Der Bericht über die Versuchung Jesu findet sich in zwei Evangelien, wir wollen hier lediglich den Bericht aus Matthäus 4 anführen, denn daraus sind bereits die für eine genaue Beurteilung notwendigen Wahrheiten zu erkennen. Die hier offenbarten Wahrheiten machen aus der Trinität eine absurde und unmögliche Lehre.

Matthäus 4,1:
Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.

"Damit er von dem Teufel versucht würde ..." Bevor wir diesen Bericht ein wenig weiter erörtern, will ich eine andere Aussage aus dem Jakobusbrief erwähnen, der ebenfalls zum Thema "Versuchung" Stellung nimmt.

Jakobus 1,13:
Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

"... Denn Gott kann nicht versucht werden ..." Welche Folgerungen ergeben sich aus den in diesen Versen dargelegten Wahrheiten? Wenn man davon ausgeht, daß die Bibel als von Gott eingegebenes Wort das Wort der Wahrheit ist, so ist zunächst festzustellen, daß beide Aussagen wahr sind und zutreffen. Danach stellt sich dann die Frage, wie beide Stellen zutreffen können.

Es wird schnell ersichtlich, daß sich sofort ein Widerspruch ergibt, wenn man gemäß der Trinitätslehre Jesus mit Gott gleichsetzt. Jesus wurde versucht, Gott dagegen kann gar nicht versucht werden! Manche Leute gehen nun soweit, daß sie eventuell einen Fehler in der Schrift vermuten, als habe etwa Jakobus vielleicht einen Fehler gemacht … nur, wenn man schon einen Fehler irgendwo vermuten will, so sollte man vielleicht eher die Glaubenssätze von Konzilien in Frage stellen als das, was von vielen Handschriften als Wortlaut in einem Buch der Schrift bezeugt wird.

Der Bericht über die Versuchung Jesu durch den Teufel in Matthäus 4 gibt uns weiteren Aufschluß darüber, wie beide Aussagen in Matthäus und in Jakobus recht miteinander in Einklang stehen, und wie beide recht verstanden werden können.

Matthäus 4,5–7:
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.«
Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«

Wir sehen, daß selbst der Teufel Jesus nicht als Gott, sondern als Gottes Sohn anredet: "Bist du Gottes Sohn ...". Der Satan kennt Gott (vgl. Hiob 1,6 – "Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan unter ihnen."), und doch wendet er sich nicht an Jesus als Gott, sondern als den Sohn Gottes. Weiterhin redet der Satan davon, daß Gott ja seinen Engeln gebieten würde, ihn [Jesus] zu beschützen …

Jesus antwortet darauf mit einer Aussage aus der Schrift, als er sagt: "Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«" Manche beziehen Jesu Worte auf das, was der Satan gerade tat, und sie behaupten, Jesus habe sich als Gott verstanden und hier den Teufel darauf aufmerksam gemacht, daß er doch ihn, Jesus, nicht versuchen solle. Das ist aber ein Verdrehen dessen, was der Kontext vorgibt. Jesus sprach nicht davon, daß der Teufel ihn gerade versuchte und nun bitte nicht versuchen solle, sondern er antwortete auf etwas anderes. Des Teufels Vorschlag, sich vom Tempel zu stürzen, wäre eine "Versuchung Gottes des Herrn" gewesen! Und Jesus entgegnet ihm nun mit einer Wahrheit aus der Schrift, daß man solcherlei Tun lassen soll! In der Schrift steht bereits geschrieben, daß man Gott nicht versuchen (auf die Probe stellen) soll. Jesus sprach nicht von sich selbst als Gott hier!

Matthäus 4,8–11:
Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit
und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.
Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.«
Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.

Auch in diesen Versen ergäben sich eine Reihe von Ungereimtheiten, wenn Jesus Gott wäre. Wie könnte der Teufel dazu kommen, Gott darum zu ersuchen, ihn (den Teufel) anzubeten? Dem Satan ist sicherlich bekannt, daß Gott niemanden anbetet, nicht einmal sich selbst, sondern daß Gott umgekehrt Anbetung gebührt von allen Menschen! Gerade diese Anbetung ist ja, was der Satan sozusagen Gott stehlen will, indem er Menschen dazu verleitet, ihn anzubeten.

Auch wäre es sehr merkwürdig, daß der Teufel Gott etwas anbietet, was eigentlich letztlich Gott bereits gehört (vgl. Psalm 24,1 – "Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen"). Allerdings hatte Gott diese Autorität über die Reiche dieser Welt und ihre Macht zu Beginn dem ersten Menschen übertragen, und dieser hatte sie durch seine Sünde dann an den Satan weitergegeben, weshalb der Satan nun tatsächlich etwas "anbieten" konnte – etwas, was einem Menschen, Adam, gehört hatte und was aus Gottes Sicht und in seiner Vorsehung bereits dem letzten Adam, dem Messias, zugedacht war!

Der Bericht über die Versuchung Jesu zeigt auf, wie der Mensch Christus Jesus in allem auf Gott vertraute und der Schrift Glauben schenkte und so ohne Sünde blieb in seinem Wandel. Er widerstand den Versuchungen und lebte in völligem Gehorsam gegenüber Gottes Willen und Wort.

Im Hebräerbrief werden einige weitere Wahrheiten in diesem Zusammenhang angeführt.

Hebräer 2,17.18
Daher mußte er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.
Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.

Jesus "mußte in allem seinen Brüdern gleich werden" … seine Brüder aber sind nicht Gott, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Wenn Jesus Gott ist, so müßten eigentlich auch wir, "seine [Jesu] Brüder", gleichermaßen Gott sein … was jedoch eine absurde und falsche Behauptung ist, wie selbst Anhänger der Trinitätslehre schnell bestätigen werden.

Auch wird Jesus hier als Hoherpriester vor Gott bezeichnet, und doch soll er selbst auch "Gott" sein? Er würde hohenpriesterlichen Dienst vor sich selbst tun? Auch dies eine absurde Idee!

Hebräer 4,15
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.

Falls Jesus Gott ist oder war, dann ist diese gesamte Versuchungsepisode ein Absurdum. Aus dem Hebräerbrief können wir ersehen, wie Jesus in allem versucht wurde gleichwie auch wir, aber ohne Sünde. An ihm können wir uns nun ein Beispiel nehmen, um der Sünde zu widerstehen und ein Leben in Heiligkeit zu führen, so wie uns Jesus ein Beispiel gegeben hat. Aber, falls Jesus nicht Mensch, sondern Gott bzw. ein "Gottmensch" ist, dann kann Gott eigentlich nicht erwarten, daß wir diesem Beispiel Jesu folgen, da wir ja keine solchen "Gottmenschen" wie Jesus sind. Wenn Jesus dieser Versuchung widerstehen konnte, weil er Gott war, so verliert die Versuchung ihren Sinn im großen Erlösungsplan Gottes.

Die von der Trinitätslehre ausgehenden christlichen Glaubensbekenntnisse reden davon, daß Jesus zwar versucht wurde, aber, da er Gott war, gar nicht sündigen konnte. Wenn man nicht sündigen kann, welchen Sinn hat dann eine "Versuchung zur Sünde"? Man könnte dann eigentlich gar nicht mehr von einer Versuchung sprechen!

Ein dualer Jesus?

Auch die nach dem Konzil von Chalcedon (481 n.Chr.) verbreitete Lehre der dualen Natur Jesu — daß er gleichermaßen Gott und auch Mensch war/ist — gibt keine befriedigende Erklärung für die Widersprüche bzgl. der Versuchung Jesu im Kontext der Trinitätslehre. Wenn Jesus ganz Gott und auch ganz Mensch war bzw. ist, so heißt es ja in dem Bekenntnis von Chalcedon, daß diese beiden Naturen untrennbar seien, zu allen Zeiten verbunden und vereint, und somit wird der Versuch einer Erklärung von dieser Warte her bereits im Keim wieder selbst erstickt.

Solche Ideen einer doppelten oder dualen Natur oder von Wesen mit zwei Naturen entspringen eigentlich alle der griechischen Philosophie oder Mythologie. Der Bereich kennt "Gottmenschen" und ähnliche Wesen, die zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Wesen und Gestalten annehmen. Die Bibel allerdings kennt solches in Bezug auf Gott und seinen Sohn, den Messias Jesus Christus, absolut nicht!

 

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