In einer Studie über das Thema Liebe aus biblischer Sicht wird die Wahrheit, daß Gott uns Christen zuerst geliebt hat, immer am Anfang stehen müssen. Diese große Wahrheit ist in gewisser Weise die Grundlage. Weil Gott uns zuerst geliebt hat, können wir nun ebenfalls lieben.

Ein Abschnitt der Schrift in 1. Johannes, der ausführlich von der Liebe Gottes handelt, ist der Kernteil unserer Studie. Wir werden diese Verse durcharbeiten und einige andere Teile der Schrift zur Ergänzung hinzuziehen.

1. Johannes 4,7 und 8:
Ihr Lieben, laßt uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott
[diese Liebe geht von Gott aus, sie ist von Gott], und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott.
Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.

Welch großartige Wahrheit hier ausgedrückt ist: „Die Liebe ist von Gott"! Weiterhin heißt es dann: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe."

Diese Aussage kann man nicht einfach umkehren und sagen, die Liebe sei Gott. Wenn man bedenkt, was manche Leute heute alles Liebe nennen, wird einem dies schnell klar. Was heutzutage in der Welt teilweise als Liebe bezeichnet wird, hat absolut nichts mit Gott zu tun. Hier wird deutlich, daß man nicht alle Aussagen dieser Art ähnlich einer mathematischen Gleichung einfach umkehren kann.

Diese Wahrheit – Gott ist die Liebe – wird in Vers 16 wiederholt.

1. Johannes 4,16:
Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Zunächst aber betrachten wir uns den Teil dazwischen, wo uns noch mehr darüber erläutert und dargelegt wird, wie Gott die Liebe ist und worum es überhaupt bei dieser Liebe Gottes geht.

1. Johannes 4,9:
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.

Das ist die größte Sache, die Gott getan hat, worin er seine Liebe erwiesen hat. Gott gab seinen eingeborenen Sohn – darin ist die Liebe Gottes erschienen unter uns. Das erinnert an einen sehr bekannten Vers im Evangelium des Johannes, der ebenfalls von dieser Tat Gottes berichtet.

Johannes 3,16:
Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Im 1. Johannesbrief hieß es: „… ist erschienen die Liebe Gottes unter uns …, damit wir durch ihn leben sollen." Hier sind diese Wahrheiten eher allgemein gehalten: „… also hat Gott die Welt geliebt …, damit alle, die an ihn glauben, … das ewige Leben haben." Gottes Liebe kam darin zum Ausdruck, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, um den Menschen zu retten und ihm ewiges Leben zu ermöglichen. Der Mensch hatte das in keiner Weise verdient, und doch kann er nun durch Glauben an Christus empfangen, was er zuvor nicht hatte – Leben, ewiges Leben. Gott gab, er schenkte. Darin zeigte sich seine Liebe. Die Größe seiner Liebe erwies sich dann in dem, was er gab. Er gab seinen Sohn Jesus Christus, was all denen, die nun an ihn glauben, ewiges Leben gewährt. Wie groß Gottes Liebe ist!

Der Brief an die Epheser schildert uns in Kapitel 2, in welcher Situation wir uns einst befanden und was Gott uns in Christus verfügbar gemacht hat. Die Situation, in der die Welt ist, in der auch wir einst waren, wird uns klar vor Augen geführt, und es wird erneut deutlich, wie groß und wunderbar Gottes Liebe ist.

Epheser 2,1.2.4–7:
Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden,
in denen ihr früher gelebt habt …
Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden
[gerettet worden] -;
und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus,
damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.

Gott hat seinen eingeborenen Sohn gegeben, weil er so geliebt hat. Gott hat „in seiner großen Liebe" gehandelt, und „auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht". In Christus haben wir jetzt wieder Leben, ewiges Leben. Wir waren tot in Sünden, sind nun aber lebendig geworden mit Christus. Gott hat uns ewiges Leben geschenkt, wir wurden auferweckt, „mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus." Wie groß Gott geliebt hat! In seiner großen Liebe hat er gehandelt.

Eine andere Stelle in Römer 5 mit weiteren Wahrheiten über das Werk Christi zeigt uns weitere Aspekte der großen Liebe Gottes.

Römer 5,6–8:
Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.
Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Wie groß Gottes Liebe war, wird auch hier deutlich. Wir waren in einer Situation, wo wir nichts zu bieten hatten, was seiner Liebe wert gewesen wäre. Wir waren von Geburt gerade das, was einen normalerweise nicht liebenswert macht – Gottes Wort bezeichnet uns als „schwach, Gottlose und Sünder". Und doch hat Gott eben gerade zu der Zeit bereits seinen Sohn für uns gegeben. Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren — welch eine große Liebe hat Gott zu uns gehabt!

Wir greifen den Bericht in 1. Johannes 4 wieder auf, um dort weitere Einzelheiten über Gottes Liebe zu erkennen.

1. Johannes 4,10:
Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.

Dieser Vers zeigt uns, worin die Liebe besteht. Wiederum betont Gottes Wort, daß Gott seinen Sohn sandte und uns damit „Versöhnung für unsre Sünden" brachte.1 Die Liebe besteht nicht darin, daß wir ihn geliebt haben, sondern daß er uns so geliebt hat.

1. Johannes 4,11:
Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.

Hier wird uns nun aufgezeigt, wie wir auf die uns von Gott erwiesene Liebe „antworten" sollen. Weil Gott uns geliebt hat, weil er seinen Sohn gab, ist es uns nun möglich, ebenfalls zu lieben. Wir sollen uns nunmehr untereinander lieben.

Die Fähigkeit zu dieser Liebe untereinander haben wir aufgrund dessen, was Gott uns bei unsrer Rettung schenkte. Er hat uns von seinem Geist gegeben. Er hat uns darin überhaupt erst die Möglichkeit eröffnet, einander mit dieser Liebe zu lieben. Dies wird deutlich aus einer Schriftstelle in 1. Timotheus, wo der Geist, den Gott gegeben hat, näher beschrieben wird.

2. Timotheus 1,7:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Gottes Geist, bzw. was dieser Geist von Gott uns gibt, wird hier mit drei Begriffen näher beschrieben. Gottes Geist in uns ist nicht ein Geist, der uns Furcht gibt, der uns ängstlich macht, der dazu führt, daß wir uns erneut fürchten müssen. Der Geist von Gott ist stattdessen ein Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Der Geist von Gott ist ein Geist der Liebe, und erst mit dem Empfang dieses Geistes wird uns möglich, jetzt überhaupt so zu lieben.

Wir haben durch Gottes Geist in uns die Fähigkeit, einander mit dieser Liebe zu lieben. Erst dadurch ist es möglich, daß in Gottes Wort eine solche Aufforderung an uns ergehen kann, wie sie in 1. Johannes 4 an uns gerichtet wird. Wir können nur lieben, weil Gott es uns durch seine Liebestat in Christus und seine Gabe heiliger Geist ermöglicht hat.

1. Johannes 4,11–13:
Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.
Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.
Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat.

Auch aus Vers 13 wird wiederum deutlich, daß Liebe etwas zu tun hat mit dem Geist, den Gott uns gegeben hat.

1. Johannes 4,14–17:
Und wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.
Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat.
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Was in den vorangehenden Versen dargelegt wurde, wird hier nochmals zur Betonung wiederholt. Bemerkenswert ist die Feststellung: „Niemand hat Gott jemals gesehen." Auch jetzt sehen wir Gott noch nicht. Das wird erst an einem zukünftigen Tage sein, und erst dann werden wir ihn sehen und schauen.

Die Liebe Gottes, die Gott durch heiligen Geist in unsre Herzen ausgegossen hat, kommt darin zum Ausdruck, daß wir einander lieben. Darin bringen wir dann die Liebe, die Gott zu uns hatte, indem er seinen Sohn gab, zum Ausdruck. Wir müssen jetzt nicht ohne Liebe dastehen, denn Gott hat uns bereits geliebt, damit wir uns jetzt untereinander mit der Liebe lieben, die er uns durch Seinen Geist gegeben hat.

Wie sich diese gegenseitige Liebe zeigen soll, wird in 1. Johannes 3 deutlich.

1. Johannes 3,18–22:
Meine Kinder, laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.
Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit zum Schweigen bringen,
daß, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge.
Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott,
und was wir bitten, werden wir von ihm empfangen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.

Vers 18 legt fest: „… nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit." An solchem Lieben erkennen wir, daß wir Gottes Kinder sind. Gottes Kinder zu sein, beruht auf Gottes Liebe.

Epheser berichtete, daß wir nicht Gottes Kinder sind, weil wir großartige Dinge taten, sondern weil Gott in Christus aufgrund seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, etwas vollbrachte.

Wenn wir erkennen, „daß wir aus der Wahrheit sind", dann können wir „unser Herz vor ihm damit zum Schweigen bringen." Es kommt ja nicht auf unsere Werke an, auf das, was wir vollbringen würden, vollbringen könnten bzw. nicht könnten. Gott hat uns geliebt und uns gerettet. Er hat seinen Sohn gesandt zur Versöhnung. Deswegen braucht uns unser Herz auch nicht weiter zu verdammen! Gott ist darin größer als unser Herz, und er erkennt alle Dinge. Wenn uns unser Herz nicht verdammt, ist Großartiges möglich: „… so haben wir Zuversicht zu Gott, und was wir bitten, werden wir von ihm empfangen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist."

Gottes Gebote halten wird an anderer Stelle in 1. Johannes umschrieben mit „Gott lieben".

1. Johannes 5,2 und 3:
Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.
Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.

Wenn wir Gott lieben wollen, werden wir Seine Gebote halten. Dann tun wir das, was ihm wohlgefällt. Ein Gebot wird in Kapitel 3 angesprochen.

1. Johannes 3,23:
Und das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander, wie er uns das Gebot gegeben hat.

Hier wird in besonderer Weise auf ein Gebot Bezug genommen, das Jesus seinen Jüngern auftrug.2 Er hatte ihnen als ein neues Gebot aufgetragen, sich untereinander zu lieben, so wie er sie geliebt hatte.

1. Johannes 3,24:
Und wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, daß er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.

Auch hier findet sich wieder ein Hinweis auf Gottes Geist. Jedesmal, wenn wir Gottes Geist zur Auswirkung bringen, haben wir diese Sicherheit, diese Zuversicht, mit der wir erkennen, daß wir Gottes Kinder sind und daß er uns geliebt hat.

1. Johannes 4,17 und 18:
Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, daß wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe,
sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.

Furcht vor einem Gericht, dem Tag des Gerichts, brauchen wir ja nicht mehr zu haben, denn Gott hat uns errettet vor dem Zorn, wie es an mehreren Stellen im Wort Gottes heißt.3

1. Johannes 4,19:
Laßt uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.

Das ist die große Wahrheit, die wir uns immer wieder vor Augen führen müssen. Gott hat uns zuerst geliebt, und wir können uns nun an Seiner Liebe erfreuen. Er schiebt uns nicht beiseite — er hat uns selbst als Sünder nicht beiseite geschoben! Bereits zu der Zeit, als wir noch schwach waren, als wir Sünder waren, als wir Gottlose waren, war er bereit, seinen eingeborenen Sohn zu geben, damit wir nun seine Kinder sein können.

1. Johannes 4,20 und 21:
Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?
Und dies Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.

Das ist großartig. Gott hat uns geliebt — zuerst! Deswegen sollen wir auch lieben. Wir lieben Gott, indem wir seine Gebote halten. Wir lieben dann auch den Bruder, d.h. wir lieben uns untereinander. Die Liebe untereinander ist sozusagen „das Erkennungszeichen" der Christen. So sollte es sein. Das geht über lediglich Worte und Zunge hinaus. Dieses Lieben bedeutet mehr als Lippenbekenntnis, es gilt wahre Taten zu vollbringen. Die Liebe Gottes, die wir empfangen haben, zeigt sich nun darin, wie wir uns untereinander lieben, indem wir Gottes Wort befolgen und das tun, was uns darin aufgetragen ist.

1. Korinther 13 erwähnt einige Eigenschaften der Liebe Gottes. Gottes Wort führt auf, wie diese Liebe Gottes ist.

1. Korinther 13,4–7:
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

In diesen Versen sind eine ganze Reihe wunderbarer Redefiguren zur Betonung einbezogen: Die Liebe wird als Person beschrieben, und die einzelnen Aussagen beginnen oder enden mit den gleichen Worten. All das trägt zur großen Betonung der Liebe Gottes bei. Die Liebe ist langmütig und freundlich – ein krasser Gegensatz zum oft zu sehenden schnellen Aufbrausen in der heutigen Zeit. Sie ergeht sich nicht in Eifersüchteleien, treibt nicht Mutwillen, bläst bzw. bläht sich nicht auf, verhält sich nicht ungehörig, sucht nicht das Ihre, läßt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit – eine gewaltige Liste von Dingen, wie die Liebe NICHT ist. Darauf folgt eine ebenso beeindruckende Liste dessen, wie sie ist und was sie tut: Sie freut sich an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.4

1. Korinther 13,7:
Die Liebe hört niemals auf …

Manche anderen Dinge hören auf, wie etwa Weissagung, Zungenrede, Erkenntnis. Die Liebe dagegen wird weiter bestehen.

1. Korinther 13,13:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Das sind die drei großen Realitäten im Leben eines jeden Gläubigen: Glaube, Hoffnung und Liebe. Wir glauben Gottes Wort, und wir nehmen durch Glauben das in Empfang, was Gott uns für jetzt verheißen hat. Durch Glauben können wir das empfangen, was man jetzt erhalten kann. Wir hoffen auf Gottes Wort, und wir halten durch Hoffnung an dem fest, was Gott uns für die Zukunft bereits zugesagt hat. Die Liebe ist dann die dritte große Realität, die in unserem Leben zur Geltung kommen muß. Die Liebe ist das Element, das sowohl Glaube wie Hoffnung in unserem Leben bewirkt.

Wir haben in 1. Johannes über die Liebe untereinander gelesen, und wir sahen, daß sie darauf basiert, daß Gott uns zuerst geliebt hat. Dessen sollten wir uns bewußt sein. Gott liebt uns, er ist nicht ein verdammender Richter, sondern hat in Christus einem jeden Vergebung von Sünden angeboten, der glaubt. Selbst jetzt, wenn wir sündigen, brauchen wir nicht Werke zur Vergebung zu tun, sondern wir sollen ihm unsre Sünde bekennen, uns mit echter Reue im Herzen an ihn wenden. In 2. Korinther wird das als eine „göttliche Traurigkeit" bezeichnet. Ein echter Sinneswandel ist notwendig und muß auch vorhanden sein, aber die eigentliche Vergebung ist Gottes freie Gabe. Er schenkt sie uns. Darin kommt wieder seine große Liebe zum Ausdruck, die er für Seine Kinder hat. Die Liebe untereinander, ein Wandel in Gottes Geboten — darauf können und sollen wir als von Gott Geliebte achten. Dann können wir uns an einem Leben mit Freude und Gottes Segen erfreuen.

Um in Liebe wandeln zu können, benötigen wir die rechte Erkenntnis aus dem Wort Gottes. Wir brauchen eine Erkenntnis der Gebote Gottes. Aber über all der wunderbaren Erkenntnis aus dem Wort Gottes, die wir haben und für die wir so dankbar sind in unserer Zeit, dürfen wir nicht die große Liebe vergessen, die er in unser Herz ausgegossen hat durch den Geist, den er uns gegeben hat und die wir jetzt untereinander in unserem täglichen Wandel nutzen können.

In 1. Korinther 8 erwähnt der Apostel Paulus sowohl Erkenntnis als auch die Liebe. Dort wird deutlich, was Erkenntnis und Liebe jeweils als Resultat hervorbringen.

1. Korinther 8,1–3:
… Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.
Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll.
Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

Manche christliche Gläubige nehmen Vers 1 und benutzen ihn fast dazu, Erkenntnis als nicht notwendig abzustempeln. Wozu braucht man Erkenntnis? Wer will schon aufgebläht sein? Das große Schlagwort ist dann: „Vergiß die Erkenntnis, auf die Liebe kommt es an!" Das ist aber nicht, was das Wort Gottes hier sagt. Eine richtige und genaue Erkenntnis von Gottes Wort ist absolut erforderlich. Wie will man sonst wissen, was Liebe denn wirklich ist? Die Christen, die sich aufgrund ihres falschen Verständnisses dieses Verses dazu hinreißen lassen, Erkenntnis aus dem Wort Gottes auszuschlagen, und die sich dann mit größtem Eifer auf eine weltlich geprägte, unwirkliche und vom jeweiligen Gefühlszustand abhängige „Pseudo"-Liebe stürzen, werden leider auf Dauer nicht weiterkommen.

Hier geht es im Zusammenhang des Korintherbriefs um falsch angewandte Erkenntnis, ja sogar in mancher Hinsicht um falsche Erkenntnis, da die Korinther das von Paulus verkündete Evangelium von der Freiheit in Christus wohl auch teilweise falsch verstanden. Andererseits benutzt Paulus eben den Begriff „Liebe" für das Tun des göttlichen Willens, ähnlich so, wie es in 1. Johannes dargelegt wurde. Vers 3 legt die Betonung von „Liebe" vor allem darauf, Gott zu lieben! Das aber bedeutet nichts anderes, als seine Gebote zu halten.

Gott hat uns zuerst geliebt. Wir erwidern Gottes Liebe. Jetzt lieben wir ihn, indem wir seine Gebote halten. Eines der Gebote umfaßt, daß wir uns untereinander lieben. Darauf sollten unsere Anstrengungen hinzielen. Wenn wir daran denken, wann und wie Gott uns geliebt hat, wie er uns auch weiterhin liebt — dann wird es uns vielleicht leichter fallen, seine Liebe zu erwidern. Dann mag es uns nicht mehr so schwer erscheinen, seine Gebote zu halten.

Wir wollen uns untereinander in Tat und Wahrheit lieben, untereinander unterstützen, füreinander da sein und dadurch ein leuchtendes Beispiel geben für andere. Sie können dann diese echte und wahrhaftige, auf der rechten Erkenntnis von Gottes Wort gegründete Liebe sehen, die wir untereinander haben. Daran sollen und werden andere erkennen, daß wir Christi Jünger sind!


(1) Wir empfangen, wenn wir Jesus als Herrn bekennen, Vergebung bzw. Tilgung unserer Sünden. Wir sind dann nicht mehr verloren, sondern gerettet und haben ein neues Wesen, sind ein neuer Mensch, haben Christus in uns (vgl. dazu Römer 10,9 und 10; Kolosser 1,27).

(2) Vgl. dazu Johannes 13,34.

(3) Vgl. dazu Römer 8,1; 1. Thessalonicher 1,10.

(4) Dies redet nicht von „alles ohne Ausnahme". Die Rede ist von all dem, was mit Gott und dem Wort Gottes und seinem Willen in Übereinstimmung ist.

 

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