Seit längerem schon beschäftigt mich das Thema „Gotteslob“ und „Gott preisen“, und ich habe auch im Laufe der letzten Monate immer wieder Artikel dazu geschrieben. Gott zu loben und ihn zu preisen, ihm Ehre zu geben, ist in der Tat eigentlich die größte Pflicht und auch das größte Privileg der Kinder Gottes in der Gemeinde des Leibes Christi.

In diesem Artikel möchte ich Psalm 103 ein wenig ausführlicher erörtern, denn auch in dem Psalm steht das Lob Gottes und der Lobpreis des HERRN im Vordergrund. Dieser Psalm gehört sicher zu den bekanntesten Psalmen überhaupt, viele Gläubige kennen die ersten Verse wahrscheinlich auswendig. Ich möchte eigentlich mit dieser Studie erreichen, und wenn nicht erreichen, so doch dazu beitragen, daß die Aussagen dieses Psalms nicht nur ein „Top Hit in der Psalmenliste“ bleibt, sondern daß sie zu einem ständigen „Top Hit unseres Lebens als Kinder Gottes” werden mögen.

Psalm 103,1:
VON DAVID. Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

Dieser Psalm wurde von König David aufgeschrieben und drückt aus, wozu er sich selbst aufrief und ermutigte: „Lobe den HERRN, meine Seele!“ Er ermahnte sich dazu, Gott zu loben! Lobe den HERRN!

Psalm 103:2-5:
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Gleich zweimal setzt der Psalmist an mit den Worten: „Lobe den HERRN …“! Durch diese Wiederholung wird uns deutlich vor Augen geführt, welch großen Stellenwert das Lob Gottes, das Loben des HERRN für David hatte.

Insgesamt können wir aus den ersten Versen einige wichtige Punkte bzgl. des Lobpreises Gottes erkennen:

(1) „Lobe den HERRN ...” — es geht darum, den HERRN, Gott selbst, zu loben. Wir können uns mit vielen Dingen im Dienste Gottes beschäftigen, sei es dem Lesen oder Studium seines Wortes, dem Einander-Helfen in der Gemeinde usw. Aber das alles ist nicht, wovon hier die Rede ist. Hier geht es um GOTT selbst, wir wollen IHN loben.

(2) „… meine Seele“ — darin wird betont, daß es um unsere ganz persönliche und individuelle Zuwendung zu Gott geht. Diese Selbstaufforderung des Psalmisten betrifft nicht seine Beteiligung am gemeinsamen Lob innerhalb der Versammlung der Gemeinde, vielmehr geht es ihm um sein individuelles Lob, daß er selbst den HERRN lobt.

(3) „und was in mir ist“ — dies weist darauf hin, daß dieses Loben keine Zurückhaltung kennt, sondern von ganzem Herzen und mit allem, was in ihm ist, geschieht! Wenn wir Gott loben und preisen wollen, dann darf es keine Zurückhaltung geben. Jegliches Zurückhalten wäre tatsächlich „falsche Zurückhaltung“ und auch unangebracht. Wir wollen Gott loben aus voller Überzeugung, mit allem, was wir sind.

(4) „und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat“ — hier erkennen wir, wie unser Gotteslob verbunden ist mit dem Guten, was Gott uns tut bzw. getan hat. Das Gute, das er uns erwiesen hat, ist unsere Grundlage für ein rechtes Lob Gottes. Gott erweist uns soviel Gutes, er hält soviel Gutes bereit, daß wir eigentlich all das Gute gar nicht alles nennen noch uns daran erinnern könnten. Daher ist es auch bemerkenswert, daß es hier heißt: „vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat“, und nicht: „erinnere dich an alles Gute, das er dir getan hat.“

Welcher Art das Gute z.B. ist, das wird uns auch gleich mitgeteilt: „der dir alle deine Sünden vergibt“, weiterhin „und heilet alle deine Gebrechen“, dazu kommt dann „der dein Leben vom Verderben erlöst“, und schließlich heißt es noch: „der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit“! Wenn wir auch nur ein wenig nachdenken, so werden wir erkennen, daß es auch in unserem Leben sehr schnell bereits sehr viel an Gutem dieser Art gibt, das Gott in unserem Leben gewirkt hat!

„Der dir alle deine Sünden vergibt …“? Jeder wird wohl an dem ein oder anderen Tag seines Lebens in eine Situation kommen, wo wir nicht unbedingt nach Gottes Willen gehandelt haben, wo wir entgegen dem Willen Gottes wandelten und Sünde uns nun befleckt. Wenn wir unsere Sünde bekennen, so ist Gott treu und gerecht, sie zu vergeben (vgl. 1Jo 1:7ff). Wenn er uns dann vergibt, haben wir Grund, ihn zu loben und zu preisen, denn wir haben gerade am eigenen Leibe erfahren, welch große Güte er für uns bereithält.

Ab und zu gibt es ein Gebrechen in unserem Leben, von dem Gott uns auf unterschiedliche Weise heilt – auch dann haben wir Anlaß, mit großer Freude ihn zu loben für das Gute, das er uns dann erwiesen hat. Nicht anders verhält es sich, wenn Gott uns in unserem täglichen Leben vom Verderben erlöst (das mag sogar ohne unser bewußtes Erleben mehrmals am Tag der Fall sein). Und schließlich redet dieser wunderbare Psalm gar davon, daß der HERR uns krönt mit Gnade und Barmherzigkeit. Wir sind „gekrönte Häupter“, weil unser himmlischer Vater uns zu solchen macht, indem er uns Gnade und Barmherzigkeit nicht nur zukommen läßt, sondern uns in der Tat damit krönt! Wir leben nun als Gottes Kinder, als Erben des höchsten aller Monarchen, des Königs aller Könige, und wurden mit Gnade und Barmherzigkeit gekrönt.

In Vers 5 fährt der Psalmist dann fort: „der deinen Mund fröhlich macht, daß du wieder jung wirst wie ein Adler.“ Ein fröhlicher Mund ist heutzutage oft leider nur sehr selten zu finden, denn was die meisten von sich geben, sind schlechte Nachrichten und Beschwerden aller Art. Und der Grund dafür ist sehr schnell ersichtlich, wenn man kurz über diese Aussage des Psalmisten nachdenkt.

Gott macht den Mund fröhlich, er ermöglicht durch sein Wirken Freude in unserem Herzen, die dann auch in frohen Worten über unsere Lippen kommt. Wenn wir lediglich Unmut, Mißmut, Frustration, u.ä. aus unserem Munde kommen hören, sollten wir einen Moment innehalten und bedenken, worüber wir in letzter Zeit nachgedacht und womit wir uns in unserem Herzen beschäftigt haben. Waren unsere Gedanken auf Gott gerichtet? Haben wir darüber nachgedacht, was er uns Gutes getan hat? Haben wir überlegt, wie wir ihn loben und preisen können für seine Güte? — Vermutlich (ja, ganz sicher) ist das nicht der Fall gewesen, denn dann würde anderes über unsere Lippen kommen! Wenn unsere Gedanken mit der Güte Gottes beschäftigt wären, wenn wir daran denken, daß er uns unsere Sünde vergeben hat und vergibt, daß er unsere Gebrechen heilt, daß er uns vor dem Verderben errettet … Unser Mund würde fröhlich und voll Gotteslob sein!

Außerdem heißt es noch: „daß du wieder jung wirst wie ein Adler“. Der Adler ist der „König der Lüfte“ unter den Vögeln, er gilt als der Inbegriff der Majestät, der Freiheit, des Muts, der jugendlichen Stärke. Wenn wir uns Gott zuwenden, wenn wir ihn suchen und danach streben, ihn zu loben, so wird er uns Kraft geben, uns stärken.

Psalm 102 zeigt das Gegenteil auf.

Psalm 102,5-9:
Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras, daß ich sogar vergesse, mein Brot zu essen.
Mein Gebein klebt an meiner Haut vor Heulen und Seufzen.
Ich bin wie die Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern.
Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
Täglich schmähen mich meine Feinde, und die mich verspotten, fluchen mit meinem Namen.

Das beschreibt den Zustand in Situationen der Not und in Zeiten, da der Psalmist sich bedrängt, verlassen, geschmäht fühlte … „wie die Eule … wie das Käuzchen … wie ein einsamer Vogel“. Später dann in diesem Psalm können wir lesen, wie der Psalmist sich Gott zuwendet und seine Gedanken und sein Herz auf ihn ausrichtet und sich die Situation völlig ändert und dann dem entspricht, was wir in Psalm 103,5 gelesen haben.

Psalm 103,6-13:
Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun.
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, läßt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend, läßt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

Wenn wir auf Gott bauen und ihn fürchten, Ehrfurcht vor ihm haben, ihn zu loben und zu ehren suchen, dann werden wir seine Barmherzigkeit und Güte auch in unserem Leben sehen.

Wir werden in der Welt manchmal Unrecht leiden, aber wir können darauf vertrauen, daß Gott auch uns schließlich Gerechtigkeit und Recht schaffen wird. Gott wandte sich nicht von Israel ab, als diese Unrecht litten, ja er half ihnen auch, als sie selbst sich als untreu ihm gegenüber erwiesen. Er haderte mit ihnen, aber sein Zorn war nicht für ewig auf ihnen, sondern Gott erwies ihnen Barmherzigkeit und zeigte sich ihnen gegenüber gnädig. Ihre Sünden und ihre Missetat war nicht der Maßstab für Gottes Handeln, vielmehr handelt er gemäß seiner Gnade.

Unser Anliegen muß es sein, ihn zu fürchten. Wir wollen Gott ehren, ihm Ehrfurcht erweisen, ihn dafür loben, daß er Gott ist und daß er handelt, wie er handelt. Dann wird Gott sich erbarmen und gnädig erweisen in einer Art, die unsere Missetaten und Übertretungen so weit von uns läßt, daß wir nicht mehr mit ihnen zusammentreffen. „Morgen” und „Abend“ bezeichnen auch die Himmelsrichtungen „Osten“ und „Westen“. Diese treffen einander nie, auch ist der Himmel immer hoch über der Erde — und so ist es mit unseren Übertretungen und uns, nachdem Gott sich unser erbarmt hat.

Psalm 103:14-18:
Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, daß wir Staub sind.
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde;
wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.
Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten,
bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, daß sie danach tun.

Gott ist gerecht und handelt immer gerecht. Er erweist aber auch Gnade und Barmherzigkeit aufgrund seiner Gerechtigkeit, und dies vor allem auch deshalb, weil er weiß, welch ein Geschöpf der Mensch ist. Ihm ist die Schwäche und die Vergänglichkeit des Menschen bekannt. Seine Gnade jedoch steht diesem Zustand des Menschen sozusagen genau entgegen. Gott ist treu und seine Gnade währet ewig.

Allerdings wird auch deutlich, daß Gottes Gnadenerweis verbunden ist mit einer Bedingung auf Seiten des Menschen — er erweist seine Gnade denen, die ihn fürchten und die Gebote seines Bundes halten, womit sicherlich mehr angesprochen ist, daß sie Gott und die mit seinem Bund gegebenen Verpflichtungen und Gebote ernst nehmen, auch wenn sie aufgrund ihrer Schwäche womöglich darin versagen, diese immer und allezeit zu tun. Es sind nicht unsere menschlichen Leistungen, die Gott dazu bewegen, zu segnen und Güte und Barmherzigkeit zu erweisen, vielmehr ist es die Einstellung unseres Herzens, die von Ehrfurcht und Liebe zu Gott geprägt sein muß.

Psalm 103,19-22:
Der HERR hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles.
Lobet den HERRN, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man höre auf die Stimme seines Wortes!
Lobet den HERRN, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut!
Lobet den HERRN, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den HERRN, meine Seele!

Zum Abschluß dieses großen Lobespsalms erweitert sich der Horizont noch ein wenig mehr. Gottes Macht und seine Herrlichkeit werden noch weiter betont, indem der Psalmist sich bewußt macht, daß Gottes Thron im Himmel ist und sein Reich über alles herrscht. Nichts ist ausgenommen, der HERR thront und herrscht über allem.

Und wo zu Beginn des Psalms das Augenmerk zunächst auf das eigene Lob gerichtet war („Lobe den HERRN, meine Seele“), da weitet sich nun der Blick auch in dieser Hinsicht, um wahrlich alle Kreatur einzubeziehen. Seine Engel, alle seine Heerscharen, ja — alle seine Werke, sollen in das Lob Gottes einstimmen und nicht ablassen, Gott zu loben.

Gott loben ist die erste und vornehmste Aufgabe aller Kreatur! Engel, Heerscharen erfüllen auch andere Aufgaben gemäß Gottes Plan — wir lesen davon, daß sie Gottes Befehl ausrichten und dienen, daß man auf die Stimme des Wortes Gottes höre; wir lesen davon, daß sie den Willen Gottes ausrichten und tun. Und doch steht vor all dem noch, daß sie alle Gott loben.

Schließlich kommt der Psalmist auf seinen Herzenswunsch zurück und gibt erneut seinem großen Verlangen Ausdruck, daß er den HERRN loben will! „Lobe den HERRN, meine Seele!“ Erneut ruft er sich selbst dazu auf, Gott zu loben und ihn zu preisen.

Dieses Verlangen umfaßt den ganzen Psalm so wie ein großer Anker ein Gebäude (wenn etwa große Stahlverankerungen durch Gebäude hindurchgezogen werden, um diese zusammenzuhalten). Zu Beginn und zum Abschluß steht dieser Herzenswunsch und diese Selbstaufforderung, Gott zu loben.

Möge auch für uns als Kinder Gottes in der Gemeinde des Leibes Christi, der Wunsch Gott zu loben und zu preisen, diese Stellung in unserem Leben haben. Das erste und das letzte, das, was unser Leben als Kinder Gottes „zusammenhält“, soll das Lob des HERRN sein. Laßt uns alle einstimmen und verkünden, wie groß Gottes Gnade und seine Güte und Barmherzigkeit sind, die er ja uns auch bereits erwiesen hat in Christus Jesus. Laßt uns ihn loben mit allem, was in uns ist. Denn Gott gebührt das Lob und die Ehre.

Epheser 3,20-21:
Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt,
dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Laßt uns alle ihm diese Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus allezeit zukommen lassen. Er sei gelobt und gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Übersicht Artikel