Vorwort

Nach den Ankündigungen des Zorns Gottes mit der Ausgießung der Schalen folgen nun weitere Details über die judaistische Priesterschaft und ihr religiöses götzendienerisches System. Im Mittelpunkt dieser Erläuterungen steht das Bild der "Hure Babylon" als Symbol der Abwendung von Gott und Hinwendung zu heidnischen Götzen. Außerdem werden einige der vorher benutzen Symbole weiter erklärt, z.B. das Tier (Offb 13).

Die Hure Babylon

Offenbarung 17,1-6
1 Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt,
2 mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.
3 Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.
4 Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte in ihrer Hand einen goldenen Becher, voll von Gräueln, und die Unreinheit ihrer Hurerei,
5 und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das Große Babylon, die Mutter der Hurer und aller Gräuel auf Erden.
6 Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah.

In der Vision wird Johannes von einem der Boten in eine Wüste geleitet, wo er dann die große Hure auf dem scharlachroten Tier sieht, das sieben Häupter und zehn Hörner hat, und dieses Tier repräsentiert das Römische Reich (wie zuvor). Das abtrünnige Jerusalem wird hier als Hure von Rom getragen und ihr Götzendienst ist enorm, wie in der Schilderung ihrer Hurerei deutlich wird.

Sie trägt den Namen "Großes Babylon", wobei Babylon nicht nur eine reiche Stadt darstellte, sondern auch Symbol schlimmsten Götzendienstes und sündhaften Lebens. Zudem erinnerte es Juden an die Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar und 70 Jahre Gefangenschaft.

Sie war verantwortlich für die Sünde im Land und Ablehnung des Messias und die schlimmen Sünden unter der Bevölkerung ("Mutter der Hurer und Gräuel im Land").

Offenbarung 17,7-18
7 Und der Engel sprach zu mir: Warum wunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis der Frau und des Tieres, das sie trägt und sieben Häupter und zehn Hörner hat.
8 Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.
9 Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige.
10 Fünf sind gefallen, einer ist da, der andre ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben.
11 Und das Tier, das gewesen ist und jetzt nicht ist, das ist der achte und ist einer von den sieben und fährt in die Verdammnis.
12 Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier.
13 Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.
14 Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.
15 Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, an denen die Hure sitzt, sind Völker und Scharen und Nationen und Sprachen.
16 Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und entblößen und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.
17 Denn Gott hat’s ihnen in ihr Herz gegeben, nach seinem Sinn zu handeln und eines Sinnes zu werden und ihr Reich dem Tier zu geben, bis vollendet werden die Worte Gottes.
18 Und die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden.

Als Johannes sich wundert, was diese Dinge bedeuten, wird ihm nun erklärt, was es mit der Frau und dem Tier auf sich hat.

Die Stadt Rom ist die Stadt der sieben Berge bzw. Hügel (V. 9), und diese repräsentieren hier die ersten sieben Kaiser mit Einfluss über Israel. "Fünf" der Kaiser "sind gefallen" (Julius. Augustus, Tiberius, Gaius, Claudius), "einer ist da" (Nero), und "der andere ist noch nicht gekommen" (Vespasian). Der letzte Kaiser in der Reihe ist Vespasian, und die beiden Kaiser zwischen Nero und Vespasian, Otho und Vitellius, die innerhalb nur eines Jahres Kaiser waren, werden gar nicht erwähnt.

Der Hinweis auf "einer (Nero als der sechste) ist da" weist darauf hin, dass das Buch der Offenbarung zu Neros Zeit geschrieben wurde, und nicht etwa erst drei Jahrzehnte später.

Mit Vespasian erstarkte das Römische Reich wieder, nachdem es nach Nero quasi "tot" gewesen war, und so wird Vespasian auch als der achte in dieser Reihe von römischen Kaisern erwähnt.

Die zehn Hörner waren ebenfalls Herrscher, möglicherweise untergeordnet als Statthalter, Verwalter über Provinzen und Nationen, die Rom unterworfen waren. Diese wirkten zusammen mit den Kaisern und kämpften gegen das Lamm, von dem sie letztlich überwunden werden. Zudem wenden sie sich gegen die Hure und verwüsten und zerstören sie.

Der Untergang der Hure Babylon

Offenbarung 18,1-3
1 Danach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz.
2 Und er rief mit mächtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen und verhassten Tiere.
3 Denn von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit.

Es folgen weitere Ankündigungen über den Fall und Untergang des judaistischen religiösen Systems. Babylon repräsentiert die abtrünnige jüdische Religion, die Priesterschaft, welche sich weigerte, den Messias zu akzeptieren und Gott zu folgen. Der mit großer Autorität ausgestattete Bote ("Engel") zeigt nun Gründe auf für das Gericht über den priesterlichen Judaismus.

Unter dem Einfluss der Priesterschaft ist Jerusalem zu einer Heimstätte allen Übels und unreiner Geister geworden. Die jüdischen Führer verursachten den Abfall des Volkes von Gott, und das nicht nur in Jerusalem und Herrschenden in Judäa, sondern auch vielerorts unter anderen Völkern, wo sich Geschäftemacher mit dem Götzendienst bereicherten. Jesus hatte seinerzeit schon auf drastische Weise am Tempel "aufgeräumt", als er die Kaufleute und Händler am Tempel hinaustrieb, weil sie den Tempel zum "Kaufhaus" (vgl. Joh 2,14-16) bzw. gar "eine Räuberhöhle" (Mat 21,12-13) daraus gemacht hatten.

Offenbarung 18,4-7
4 Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden, und hinaus aus ihren Plagen, damit ihr sie nicht empfangt!
5 Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott gedachte ihrer Frevel.
6 Bezahlt ihr, wie sie bezahlt hat, und gebt ihr zweifach zurück nach ihren Werken! Und in den Kelch, in den sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr zweifach ein!
7 Was ihr Glanz verlieh und was sie verprasste, das schenkt ihr ein als Qual und Leid! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich throne hier und bin eine Königin und bin keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen.

Hier wird erneut eine Warnung an die treuen Gläubigen gerichtet, sich nicht mit dem abtrünnigen Judaismus zu verbinden. Dies erinnert an Jesu Worte in seiner Endzeitrede, eilends aus der Stadt zu fliehen und so ihr Leben zu retten.

Noch thront die Hure und erweckt den trügerischen Anschein, alles sei doch bestens. Die Judäer glaubten nicht an eine mögliche Zerstörung des Tempels, und erst mit dem Beginn des Aufstands und dem Krieg Roms gegen die Juden, wurde dann offenbar, dass das angekündigte Gericht nun begonnen hatte.

Offenbarung 18,8-19
8 Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Leid und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet.
9 Und es werden sie beweinen und beklagen die Könige auf Erden, die mit ihr gehurt und geprasst haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand.
10 Sie werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: Weh, weh, du große Stadt, Babylon, du starke Stadt, in einer Stunde ist dein Gericht gekommen!
11 Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird:
12 Ware aus Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen und feinem Leinen und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechendem Holz und allerlei Gerät aus Elfenbein und allerlei Gerät aus kostbarstem Holz und Erz und Eisen und Marmor
13 und Zimt und Balsam und Räucherwerk und Myrrhe und Weihrauch und Wein und Öl und feines Mehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen.
14 Und das Obst, an dem deine Seele Lust hatte, ist dahin; und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren, und man wird es nicht mehr finden.
15 Die Kaufleute, die durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind, werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual, weinen und klagen:
16 Weh, weh, du große Stadt, die bekleidet war mit feinem Leinen und Purpur und Scharlach und geschmückt war mit Gold und Edelstein und Perlen,
17 denn in einer Stunde ist verwüstet solcher Reichtum! Und jeder Steuermann und jeder, der mitreiste, und die Seeleute und alle, die auf dem Meer arbeiten, standen fernab
18 und schrien, als sie den Rauch von ihrem Brand sahen: Wer ist der großen Stadt gleich?
19 Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und schrien, weinten und klagten: Weh, weh, du große Stadt, von deren Überfluss reich geworden sind alle, die Schiffe auf dem Meer hatten; denn in einer Stunde ist sie verwüstet!

Hier nun wird deutlich, in welch kurzer Zeit sich das Gericht Gottes über das abtrünnige Israel und seine Führer und die Priesterschaft entfaltet. All der Reichtum wird mit einem Male dahin sein, und alle die, welche im Götzendienst involviert waren, werden "weinen und klagen".

Die religiösen Führer klagen über ihren Verlust an Macht und Einfluss. Die Geschäftemacher und Kaufleute klagen eigentlich nicht um Jerusalem und was mit ihr geschieht, sie klagen und trauern über den Untergang ihrer sprudelnden Einnahmequelle. Nicht nur Artikel (z.B. Opfertiere) für die Leute, die zum Tempel zum Gottesdienst kamen, brachten Umsatz und Gewinn, auch Artikel zur Ausschmückung, Dekoration und Gestaltung des Tempels selbst. Besonders schockierend ist am Ende der Liste dann der Hinweis auf "Leiber und Seelen von Menschen", anzeigend wie Götzendienst Menschen gar zu einer "Ware", zu Sklaven, macht.

Offenbarung 18,20
20 Freue dich über sie, Himmel, und ihr Heiligen und Apostel und Propheten! Denn Gott hat sie gerichtet um euretwillen.

Im Gegensatz zu den Tränen und Wehklagen der Feinde Gottes angesichts des Gerichts, das über sie hereinbricht, sollen sich die getreuen Gläubigen freuen darüber, dass ihnen nun von Gott die Rehabilitierung für das Unrecht zuteil wird, welches sie in den Zeiten von Verfolgung und Trübsal erleben mussten.

Offenbarung 18,21-24
21 Und ein starker Engel hob einen Stein auf, groß wie ein Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: So wird mit Sturmgewalt niedergeworfen die große Stadt Babylon und nicht mehr gefunden werden.
22 Und die Stimme der Sänger und Saitenspieler, Flötenspieler und Posaunenbläser soll nicht mehr in dir gehört werden, und kein Handwerker irgendeines Handwerks soll mehr in dir gefunden werden, und das Geräusch der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden,
23 und das Licht der Lampe soll nicht mehr in dir leuchten, und die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden. Denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden, und durch deine Zauberei sind verführt worden alle Völker;
24 und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden und das Blut aller derer, die auf Erden umgebracht worden sind.

Gott ist gerecht, und Gott übt Rache, und Gott teilt aus, was jedem zusteht. Die Hure Babylon die Große, das als Nation von Gott abgefallene abtrünnige Israel, wird von Gott gerichtet. Die Beschreibung lässt keinen Zweifel daran, dass sie ihr endgültiges Urteil und Strafe erhalten hat

Anmerkung

Auch hier sei nochmals der Hinweis erlaubt, dass wir von Ereignissen lesen, die Johannes in einer Vision gezeigt wurden und die er dann aufzeichnete, und die in Kürze - also sehr bald danach - sich ereignen würden bzw. zutragen mussten (vgl. Offb 1,3; 22,6)!

 

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