von
Wolfgang Schneider
Wenn man von einem noch zukünftigen Kommen Christi ausgeht und der Aufrichtung eines 1000 jährigen Reiches und einem physischen neuen Himmel und neuer Erde danach, dann ergeben sich einige Fragen, die ich hier denen stellen möchte, die an diesem Verständnis festhalten.
Gewöhnlich gehen alle Christen, die an ein noch zukünftiges Kommen Christi glauben, davon aus, daß sich an die Wiederkunft Christi seine 1000 jährige glorreiche Herrschaft auf Erden anschließt und dann die Ewigkeit in einem vollendeten und vollkommenen Stadium folgt. Obwohl es einige Unterschiede zu Details unter den verschiedenen christlichen Lehrmeinungen gibt, stimmen doch eigentlich alle an eine zukünftige Wiederkunft Christi am Ende der Welt glaubenden Christen darin überein, daß auf das Kommen des Herrn, auf die Wiederkunft Christi, die Ewigkeit folgen wird, wo der neue Himmel und die neue Erde sein werden und es keine unvollkommenen Dinge usw mehr geben wird. Ist eine solche Sicht der Dinge biblisch begründet?
Off 21,24-25
Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.
Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein.
Es ist die Rede von der Zeit nach der Errichtung von neuem Himmel und neuer Erde (vgl. Off 21,1) und dem Herabkommen des neuen Jerusalem (vgl Off 21,2), also der Zeit nach der Zerstörung der alten Himmel und Erde.
Woher kommen "die Könige auf Erden", die "ihre Herrlichkeit in sie [das neue Jerusalem] bringen"? Wurden nicht im Feuergericht bei der Zerstörung des vorigen Himmels und der vorigen Erde alle Bewohner der Erde vernichtet? Wieso gibt es Völker ausserhalb der Stadt, und die Tore der Stadt werden nicht geschlossen, so daß Leute in sie hineinkommen können?
Off 22,1-2
Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht
von dem Thron Gottes und des Lammes;
mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die
tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter
der Bäume dienen zur Heilung der Völker.
Die Stelle handelt ebenfalls von der Epoche der neuen Himmel und neuen Erde, nachdem die alten Himmel und Erde angeblich durch Feuer gerichtet und zerstört worden sind. Falls dieses gewöhnlich angenommene Szenario wirklich stimmen sollte, wären dann nicht alle Völker auf Erden auch zerstört worden? Warum ist dann aber hier im neuen Jerusalem die Rede von Bäumen des Lebens, deren Blätter zur Heilung der Völker dienen sollen? Wie sollen Völker geheilt werden, die doch eigentlich bereits verbrannt und zerstört wurden? Falls das neue Jerusalem der Ort ist, wo die Gläubigen aller Zeiten in Ewigkeit leben, nachdem alle vorigen irdischen Dinge ihr Ende gefunden haben, wenn Sünde, Krankheit, Tod und Teufel in den Feuersee geworfen wurden und alles Böse verschwunden ist, wenn Sünde endlich beseitigt wurde, und wenn alle Krankheit oder Hunger und Not vorbei sind und man sich nicht mehr an die vorigen Dinge erinnert, warum ist dann weiterhin Heilung für die Völker notwendig? Wieso wird etwas zur Heilung der Völker bereitgestellt, wenn doch die glorreiche Ewigkeit längst begonnen hat?
Nachdem der neue Himmel und die neue Erde errichtet wurden, gibt es nach den Lehren derer, die eine zukünftige Wiederkunft Christi am Ende der Welt und die Vernichtung von Himmel und Erde durch Feuer und die Errichtung eines neuen Weltalls und einer neuen Erde propagieren, keine Sünde und auch keinen Tod mehr in der neuen Himmel und Erde. Stimmt das aber überhaupt?
Jes 65,20; 66,24
Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die
ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt,
und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht.
...
Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig
waren; denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie
werden allem Fleisch ein Greuel sein.
Wir lesen in den Berichten in Jesaja, die ebenfalls von dem verheißenen neuen Himmel und Erde handeln, daß es sehr wohl noch Leute gibt, die sterben. Der Prophet erwähnt, daß Leute sterben, und er erwähnt Leichname derer, die von Gott abtrünnig waren. Wie kann das sein, falls die traditionellen Vorstellungen vom neuen Himmel und neuer Erde stimmen sollen?
Off 21,27; 22,15
Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Greuel tut und Lüge, sondern allein,
die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes.
...
Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die
Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun.
Falls das neue Jerusalem ein Ort auf der neuen Erde ist, wo doch alle Sünde angeblich in dem Feuergericht Gottes über die alten Himmel und Erde längst verschwunden ist, wie kann es dann sein, daß hier weiterhin, nachdem das neue Jerusalem auf die Erde herabgekommen ist, Sünder auf der neuen Erde ausserhalb des neuen Jerusalems leben?
Die Art und Weise, wie die traditionellen Lehren des zukünftigen Reiches Gottes und neuen Himmels und neuer Erde, beschrieben werden, mit einem neuen Jerusalem, das als buchstäbliche Stadt vom Himmel herabkommt, lässt eigentlich vermuten, daß dieses Ereignis eine ziemlich exponierte und sichtbare, wahrnehmbare Sache sein wird, die von vielen beobachtet werden wird. Was hatte Jesus hierzu zu sagen?
Luk 17,20-21
Als er [Jesus] aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?,
antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann;
man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes
ist mitten unter euch.
Jesus antwortet auf eine Frage nach dem kommenden Gottesreich und verkündet, daß dieses nicht so kommt, daß man es beobachten könne. Und dennoch beschreiben fast alle christlichen Lehren, die vom zukünftig kommenden Gottesreich reden, das Kommen des Gottesreichs im Zusammenhang mit den neuen Himmel und Erde und dem neuen Jerusalem als einem buchstäblichen, physischen Ort auf der neuen Erde. Das Herabkommen einer solchen Stadt wäre selbstverständlich wahrnehmbar, ihr Herabkommen aus dem Himmel wäre auf jeden Fall zu beobachten.
Wem aber wollen wir nun glauben? Den Lehren derer, die uns ein zukünftiges Gottesreich im neuen Himmel und Erden mit einem physischen neuen Jerusalem verkünden, oder Jesus, der deutlich macht, daß das Gottesreich nicht so kommt, daß man es beobachten kann? Die Antwort ist offensichtlich! Jesu Worte sind wahr, die anderen Lehren dagegen spiegeln offensichtlich ein falsches Verständnis wider.