von
Wolfgang Schneider
Allgemein werden 2 Daten für die Niederschrift des Buchs der Offenbarung genannt: (a) ein frühes Datum - noch zu Lebzeiten des römischen Kaisers Nero, um die Mitte der 60iger Jahre AD; und (b) ein spätes Datum - um 95/96 AD zu Zeiten des Kaisers Domitian. Die Frage nach dem Datum der Offenbarung und der Niederschrift des Buchs ist von Bedeutung, um zu einem rechten Verständnis dessen zu gelangen, was uns in der Offenbarung berichtet wird. Man muss beachten, wann Aussagen gemacht wurden, denn erst dann kann man die zeitlichen Zusammenhänge von erwähnten Ereignissen korrekt einordnen und richtig verstehen. Bemerkenswert ist in diesem Falle, dass die Vertreter beider Standpunkte manchmal den jeweils anderen vorwerfen, ihre ganze Auslegung würde auf der Datierung der Niederschrift des Buchs basieren und somit auseinander brechen, wenn das Buch zu einem anderen Zeitpunkt geschrieben wurde. Allerdings sind solche Argumente nur teilweise korrekt. Sicher, wie bereits erwähnt, ist das Wissen um den Zeitpunkt der Niederschrift von Bedeutung, um gemachte Aussagen zeitlich korrekt einordnen und verstehen zu können, andererseits aber kann man natürlich nicht ein Datum "vorgeben", und dann darauf aufbauend den Inhalt entsprechend interpretieren; wenn die Vorgabe falsch ist, wird dann auch die Auslegung falsch sein.
Das wichtigste Kriterium zur Bestimmung der Zeit, wann das Buch der Offenbarung geschrieben wurde, sind die Angaben im Buch selbst, aus denen sich zeitliche Zusammenhänge unmittelbar erkennen oder ableiten lassen. Vor dem Hintergrund der Wahrheit, dass es sich bei diesem Buch um von Gott offenbarte und von Johannes auch treu und korrekt wiedergegebene Wahrheit handelt, sind die aus dem Inhalt ersichtlichen und abzuleitenden Angaben für die Zeit der Niederschrift des Buchs das wichtigste Kriterium. Solche aus dem Inhalt des Buchs stammende Erkenntnis wird auch als "interner Beweis" bezeichnet, und die internen Beweise haben höhere Priorität, größeres Gewicht, als sogenannte "externe Beweise", also Angaben zu der Sache, die sich in anderen Werken und Quellen finden.
Die Gelehrten sind sich nicht unbedingt einig, und im Zuge bestimmter theologischer Strömungen wird heute oftmals das späte Datum bevorzugt. Die auf der Annahme des späten Datums beruhenden Auslegungen legen fast allesamt die in der Offenbarung erwähnten vorausgesagten Ereignisse noch in unsere Zukunft und betrachten damit die Weissagungen der Offenbarung als noch nicht erfüllt. Eine sehr wichtige Rolle für die Annahme des späten Datums (ca. 96 AD) spielt dabei ein Zitat aus einer Schrift des Kirchenvaters Irenäus, in dem dieser Johannes im Zusammenhang mit der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian erwähnt. Aufgrund dieser Quelle wird dann die Niederschrift des Buchs der Offenbarung aufgrund der Angabe des Johannes, er befinde sich auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und erdulde Trübsal, in die Zeit dieser Verfolgungen unter Domitian gelegt.
Ich will in dieser kleinen Studie lediglich einige der oft vorgebrachten Argumente für beide Daten darlegen, dazu einige aus meiner Sicht wichtige Punkte erwähnen und es dann dem Leser überlassen, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen und sich dann selbst ein eigenes Urteil zu bilden.
Ich habe hier nur einige externe Quellen angeführt, die von Vertretern beider Positionen immer wieder erwähnt werden als Stütze für ihre jeweilige Interpretation. Manche der Quellen waren mir leider nur in englischer Übersetzung verfügbar, und der hier wiedergegebene deutsche Wortlaut ist meine eigene Übersetzung.
Irenäus (130-202 AD) wird als Hauptquelle für ein spätes Datum der Niederschrift des Buchs der Offenbarung benutzt. In einem seiner Werke finden sich Anmerkungen zu der Nummer 666, wo Irenäus folgendes berichtet:
"Wir werden jedoch nicht das Risiko eingehen, um verbindlich den Namen des Antichristen anzugeben. Denn wenn es notwendig gewesen wäre, dass sein Name in dieser Zeit offenbart worden wäre, so wäre dies durch den verkündet worden, der die apokalyptische Vision erhielt. Denn dies wurde gesehen vor nicht allzu langer Zeit, sondern vielmehr in unserer Zeit. gegen Ende von Domitians Herrschaft" (eigene, freie Übersetzung)
Falls Johannes diese Vision erst gegen Ende von Domitians Herrschaft gesehen hat, wäre das Jahr 95/96 n.Chr. eine gut passende Möglichkeit. Domitian starb im Jahre 96 AD nach 14-jähriger Herrschaft als römischer Kaiser. Allerdings ist diese Aussage des Irenäus nicht völlig eindeutig und es ist unklar, wer bzw. was "gesehen" wurde. Wurde Johannes noch zu jener Zeit gesehen, oder hat Johannes die dann in seiner Offenbarung aufgezeichnete Vision gesehen?
In einer anderen Schrift erwähnt Irenäus noch bzgl. der Zahl des Namens des Antichristen, dass diese Zahl sich in allen alten und anerkannten Schriften findet. Domitians Herrschaft endete fast noch in seiner Zeit, nicht allzu lange davor, aber hier erwähnt er in seinem 5. Buch, dass die Offenbarung bereits in älteren Schriften enthalten war. Somit ergibt sich, dass die Offenbarung doch bereits vor 95 AD geschrieben worden sein muss. Diese Aussage des Irenäus wirft zumindest einige Zweifel auf die Behauptung, die Offenbarung sei erst in den Jahren 95/96 AD aufgeschrieben worden; eigentlich deutet sie auf ein wesentlich früheres Datum der Vision hin.
Das aramäische Peschitta NT verweist in seinem Vorwort auf ein Datum für die Abschrift der Niederschrift der Offenbarung, das noch vor 70 AD liegt. Auf der Titelseite zur Offenbarung des Johannes heißt es dort: "Die Offenbarung, welche von Gott dem Evangelisten Johannes auf der Insel Patmos gegeben wurde, wohin dieser durch den Kaiser Nero verbannt worden war." Nero starb im Jahre 68 AD, somit muss die Offenbarung vor diesem Jahr geschrieben worden sein. Gefangene aus Neros Zeit wurden nach dessen Tod frei gelassen.
Damit das Schreiben an die Christen in der Provinz Asien überhaupt von Nutzen sein konnte, musste es vor dem Jahr 67 AD dort angekommen sein, bevor Vespasian mit seinem Heer durch diese Region kam. Auch musste es noch vor Beginne des Krieges (66 AD), da die Römer die Christen und gläubigen Juden in der Diaspora nach Ausbruch des Krieges verfolgt und ausgeplündert hätten. In dem Buch klingt der Ausbruch des Krieges im Jahr 66 AD in dem Teil an, der für Johannes noch zukünftig war aber kurz bevorstand.
Die internen Beweise datieren das Buch der Offenbarung auf die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems.
Offenbarung 10,11
Und mir wurde gesagt: Du mußt abermals weissagen von Völkern und Nationen und Sprachen und vielen Königen.
Falls Johannes tatsächlich vor dem Jahr 66 AD das Buch aufgeschrieben hat, konnte er diesen Auftrag sicher erfüllen. Es wäre ihm möglich gewesen, während der Regierung von Galba (68 AD), Otho (69 AD) Vitellius (69 AD), Vespasian (69-78 AD), Titus (79-81 AD) und Domitian (81-96 AD) zu predigen. Wenn Johannes aber - gemäß der Tradition des späteren Datums - die Offenbarung im Jahr 96 AD geschrieben hat, dann ergeben sich Probleme. Zum einen behauptet die Tradition, Johannes sei im Jahre 96 AD gestorben. Zweitens hätte er obige Anweisung bzgl. des Weissagens vor vielen Königen nicht mehr erfüllen können. Ein spätes Datum würde die rechte Anwendung der geistlichen Symbole leugnen. Falls Johannes den Tempel noch stehen sah, und falls dies in 96 AD nach der Zerstörung des Tempels geschrieben wurde, würde es eine Wiederherstellung Israels und des Judentums verlangen. Eine solche Idee steht aber im Gegensatz zu den prophetischen Aussagen in der Schrift.
Ein spätes Datum für die Niederschrift leugnet auch ein vollständiges Evangelium zum Heil, die Vollendung des Geheimnisses Gottes
Offenbarung 10,7
sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.
Das Geheimnis Gottes ist eindeutig das Evangelium Christi, und es gibt keine andere Möglichkeit, man vergleiche dazu etwa Epheser 3,3Eph 3,3
Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich eben aufs kürzeste geschrieben habe.; Kolosser 1,26Kol 1,26
nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen,; 4,3Kol 4,3
Betet zugleich auch für uns, daß Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir das Geheimnis Christi sagen können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin,; Römer 11,25Röm 11,25
Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist;; 16,25Röm 16,25
Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war,.
Ein weiterer interner Hinweis findet sich in Offenbarung 11.
Offenbarung 11,1-2
1 Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Meßstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.
2 Aber den äußeren Vorhof des Tempels laß weg und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate lang.
Diese Aussage erwähnt zunächst, dass zum Zeitpunkt dieser Vision der Tempel noch nicht zerstört war, sondern noch immer stand. Weiterhin wird dann gesagt, dass die Stadt (also, Jerusalem) von die Heiden zertreten wird und außerdem wird die Zeitspanne der Belagerung Jerusalems (nämlich die 43 Monate, also 3,5 Jahre) erwähnt als ein zu dem Zeitpunkt noch bevorstehendes Ereignis. Wenn man die Parallelstelle in Sacharja 14 hinzu nimmt, wird noch klarer, worum es sich handelt.
Sacharja 13,7 - 14,2
7 Schwert, mach dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mir der nächste ist! spricht der HERR Zebaoth. Schlage den Hirten, daß sich die Herde zerstreue; und ich will meine Hand wenden gegen die Kleinen.
8 Und es soll geschehen in dem ganzen Lande, spricht der HERR, daß zwei Teile darin ausgerottet werden sollen und untergehen, und nur der dritte Teil soll darin übrigbleiben.
9 Und ich will den dritten Teil durchs Feuer gehen lassen und läutern, wie man Silber läutert, und ihn prüfen, wie man Gold prüft. Die werden dann meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: HERR, mein Gott!
1 Siehe, es kommt für den HERRN die Zeit, daß man in deiner Mitte unter sich verteilen wird, was man dir geraubt hat.
2 Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem. Und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen geschändet werden. Und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.
Eigentlich kann es keinen Zweifel darüber geben, auf welche Zeit sich das bezieht: Es würde sein, kurz nachdem der Hirte seine Schafe zerstreut hat! Übrigens, Jesus zitierte aus diesem Abschnitt in Matthäus 26,31Mt 26,31
Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«.
Die Aussage in Offenbarung 11,2 ist zudem eine Parallele zu Maleachi 3,19-21Mal 3,19-21
19 Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommende Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und er wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen. 20 Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Und ihr sollt herausgehen und springen wie die Mastkälber. 21 Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Staub unter euren Füßen werden an dem Tage, den ich machen will, spricht der HERR Zebaoth.. In Maleachi ist ein Tag des HERRN in Sicht, an dem er die Spreu verbrennen wird (die Abtrünnigen, er wird sie verbrennen) und die Bösen werden zertreten werden. Beide Stellen sind Parallelen zu den Voraussagen Jesu über die Verbrennung des abtrünnigen Israel am "Ende der Welt" (Matthäus 13,40.49Mt 13,40.49
Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen. ... 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden). Dieses Verbrennen würde am "Ende der Welt" stattfinden. Wann aber ist "das Ende der Welt"? Der Schreiber des Hebräerbriefs berichtet, dass der Messias am "Ende der Welt" starb (vgl. Hebräer 9,26Hebr 9,26
sonst hätte er oft leiden müssen vom Anfang der Welt an. Nun aber, am Ende der Welt, ist er ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben.). Es ist offensichtlich, dass in diesen Stellen nicht von "mehreren Enden" von "mehreren Welten" die Rede ist, sondern dass vielmehr in Matthäus 13,40.49 und in Hebräer 9,26 das gleiche eine "Ende der Welt" erwähnt wird. Man erkennt, das in der Bibel erwähnte und beschriebene "Ende der Welt" handelt von der Zeit, als der Messias durch sein eigenes Opfer die Sünde aufhob und nicht von einem noch immer zukünftigen "Ende des Planeten Erde".
Das Kommen des Herrn, die Wiederkunft Christi, wird in Offenbarung 1 eingeführt und zieht sich durch das gesamte Buch bis zu Kapitel 22, wo wir die Warnung lesen: "Ja, ich komme bald!"
Offenbarung 1,7 (Luther 1984)
Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.
Offenbarung 1,7 (Konkordantes NT)
Siehe, Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird Ihn sehen, auch die Ihn [durch]stochen haben, und wehklagen werden um Ihn alle Stämme des Landes. Ja, Amen!
Diese Aussage handelt vom Kommen des Herrn auf den Wolken und besagt weiterhin, dass die, welche ihn durchbohrten, ihn sehen würden, und dass "alle Stämme im Land" (wie im Konkordanten NT übersetzt, und NICHT: "Geschlechter der Erde") trauern bzw. wehklagen würden. Vers 7 ist ein Zitat aus Sacharja 12,10Sach 12,10
Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets. Und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstgeborenen. und es sind auch die Worte, die Jesus dem Hohenpriester Kaiphas erwiderte (vgl. Matthäus 26,64Mt 26,64
Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.).
Verschiedene Hinweise und Beschreibungen Jesu von seinem Kommen (z.B.in Matthäus 16,27.28Mt 16,27-28
27 Denn es wird geschehen, daß der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun. 28 Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.; 23,34-39Mt 23,34-39
34 Darum: siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, 35 damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. 36 Wahrlich, ich sage euch: das alles wird über dieses Geschlecht kommen. 37 Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! 38 Siehe, »euer Haus soll euch wüst gelassen werden«. 39 Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!; 24,30-31Mt 24,30-31
30 Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. 31 Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.) sind Parallelen zu Daniel 9,24-27Dan 9,24-27
24 Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden. 25 So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wiederaufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit. 26 Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist. 27 Er wird aber vielen den Bund schwermachen eine Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen ein Greuelbild, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.. Jesus macht gegenüber seinen Aposteln unmissverständlich klar, dass sich sein Kommen noch während der Zeitspanne ihrer eigenen Generation ereignen wird.
Das Kommen Christi in fortschreitendem Gericht über das abtrünnige Israel stand unmittelbar bevor und war nahe. Christus würde kommen, um die Bösen dafür zu richten, dass sie ihn und seine Gemeinde verfolgten. Diese Wahrheit wird weiterhin deutlich aus der benutzten Ausdrucksweise mit dem griechischen Wort mello. In Matthäus 16,27 heißt es z.B.: "Denn es wird geschehen, daß der Menschensohn kommt ..." Das deutsche Wort "kommt" ist aus dem Griechischen wörtlich eigentlich "wird [ist im Begriff zu] kommen". Zu dem Zeitpunkt war das Kommen des Menschensohns bereits "nahe", so nahe, dass Jesus sagt: "Der Menschensohn ist im Begriff [Gr. mello] zu kommen .." (vgl z.B. Thayer, Greek and English Lexicon, S. 396). Der Messias Jesus verkündet, dass er "im Begriff ist zu kommen". Der nachfolgende Satz bestätigt und erläutert dies dann weiter mit: "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich." Deutlicher kann die Aussage nicht sein: Einige von denen, die damals dort standen und Jesu Worte hörten, würden noch am Leben sein, wenn er wiederkommen würde.
Es bleiben somit z.B. folgende zwei Möglichkeiten: (1) Entweder Jesus ist bereits zurückgekommen; oder aber (2) es gibt u.a. einige Leute, die damals dort anwesend waren und nun irgendwo auf der Welt leben und auf das Kommen des Menschensohns warten und mittlerweile ca 2000 Jahre alt sind! Eine solch kurze Analyse und Schlussfolgerung dessen, was die verschiedenen erwähnten Stellen in der Bibel über Jesu Kommen aussagen, mag eventuell nicht gefallen bzw. völlig falsch erscheinen, usw. Solche Reaktionen ändern aber nichts an dem, was die Bibel berichtet. Wem das mit den ca 2000 Jahre alten Leuten nicht gefällt, dem bieten sich z.B. auch folgende Möglichkeiten: (1) Entweder die Aussagen stimmen und Jesus ist tatsächlich damals gekommen, oder aber (2) die Berichte in den biblischen Schriften sind falsch. Zu behaupten, dass die Aussagen zwar richtig seien, aber anders verstanden werden müssen, genügt nicht, denn wie sollten diese in sich so klaren Aussagen dann verstanden werden?
Dieses Kommen des Menschensohns war eines der fortschreitenden Gerichte Gottes und ist parallel mit den Gerichten des HERRN in 1Mo 3, als Adam und Eva für ihre Übertretung von Gottes Gebot gerichtet wurden. Es ist auch parallel zu dem Kommen des HERRN in 1Mo 18, als er kam, um Sodom und Gomorra zu richten. Es ist parallel zu dem Kommen des HERRN nach Ägypten während des Auszugs, 2Mo 3,8, und Jes 5,25; 10,5-11; Joel 2,1; Zef 1,1-18; 14,5. Bzgl. dieses Kommens Christi in Off 1,7 schreibt schon Adam Clarke: "Dies bezieht sich auf das Kommen, um die Feinde seiner Gemeinde zu richten, und möglicherweise auf sein Kommen um Jerusalem zu zerstören, da speziell die ihn sehen sollten, welche seine Seite durchbohrt hatten, womit die ungläubigen und rebellierenden Juden gemeint sein müssen." (Commentary on Revelation, 1844 ed Vol 6, S. 970-971)