von
Wolfgang Schneider
Bei der Beschäftigung mit der Frage nach dem Kommen des Herrn ergeben sich Fragen bzgl. mehrerer Aspekte, z.B. Fragen nach der Bedeutung der zeitlichen Angaben in den NT Schriften, Fragen nach der Auferstehung, dem jüngsten Gericht, dem Verständnis der benutzten Sprache und Redefiguren, dem sogenannten Antichristen, und auch nach "dem Ende der Welt [Ende der Zeit / Ende des Zeitalters]". In dieser Studie will ich einige der relevanten Schriftstellen anführen und einige Gedanken und Fragen dazu darlegen, um die weitere Beschäftigung des einzelnen Lesers mit der Sache anzuregen.
In dieser Untersuchung über "das Ende der Welt [Zeit]" werde ich drei wichtige Punkte für ein rechtes Verständnis der entsprechenden Schriftstellen behandeln:
Es gibt mehrere griechische Wörter, die in der Bibel mit "Welt" übersetzt wurden; für unsere Studie von Bedeutung sind im wesentlichen drei griechische Wörter: *kosmos*, "ge" und *aion*. Ich habe für die einzelnen Wörter jeweils die gängigen lexikalischen Bedeutungen wiedergegeben, die im Lexikon erwähnten Schriftstellen aber weggelassen, denn in der Zuweisung von Schriftstellen zu bestimmten Wortbedeutungen liegt eigentlich die Interpretation des Lexikon Autors vor, die aber hier für unserer Studie von untergeordneter Bedeutung ist.(1)
Wie man unschwer erkennen kann, haben diese Wörter nicht nur eine Bedeutung, sondern mehrere Bedeutungen. In unterschiedlichen Kontexten werden die Wörter mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung benutzt. Der Kontext bestimmt die Bedeutung, und man muss daher den jeweiligen Kontext einer Stelle sorgfältig beachten.
Auffällig ist, dass etwa das Wort "kosmos" nicht unbedingt den "Kosmos" in dem uns heute geläufigen Sinne von "Weltall aus Erde und Sternen und Planeten usw." bezeichnet, sondern eigentlich wesentlich mehr auf die "Weltordnung" Bezug nimmt. Es geht gar nicht in erster Linie im den Planeten Erde, sondern um eine bestimmte Ordnung, nach der Dinge ablaufen und innerhalb der sich Lebewesen bewegen usw. Im heutigen Sprachgebrauch benutzen wir diesen Gebrauch des Wortes "Welt" ebenfalls, wenn wir von der "Tierwelt", der "Sportwelt", "der heutigen Welt", "der Welt der Musik", u.ä. sprechen.
Durchaus eng mit diesem Sprachgebrauch des Wortes "kosmos" ("Welt") verbunden ist ein Gebrauch des Wortes "Welt", der im Griechischen mit dem Wort "aion" Ausdruck fände, wobei eine bestimmte "Ordnung" mit einer bestimmten "Zeit" oder "Epoche" in Verbindung gebracht wird. Wir heute reden davon, dass "die Zeit (Welt) der Frachtsegelschifffahrt" endgültig vorbei sei ... die "Welt von Schreibmaschine und Tippex" ist fast von der "Welt der Computer" abgelöst worden. Was meinen wir damit? Welche "Welt(en)" meinen wir damit? Wir reden von "Zeitaltern", von "Epochen" als "Welten".
Wir verstehen jeweils aus dem Zusammenhang, was jemand mit seinem Gebrauch dieser Begriffe meint, und wir werden wohl kaum den Fehler machen, und den Begriff "Welt" in "Welt der Elektronik" als "elektronischer Planet Erde" oder "elektronisches Weltall" verstehen. Uns ist sogleich bewußt, dass es vielleicht zwei Möglichkeiten gibt -- (a) den "Bereich" bzw. die "Ordnung" der Elektronik; oder (b) das "Zeitalter" der Elektronik -- von denen aber keine etwas mit dem Planeten Erde oder dem Weltall zu tun hat. Wir müssen beim Lesen der Bibel ebenfalls darauf achten, dass wir dem Wort "Welt" in unserem Verständnis nicht falsche Wortbedeutungen zuordnen, sei es aus Unkenntnis darüber, welches der obigen Worte im griechischen Text steht und von den Übersetzern mit "Welt" übersetzt wurde, sei es aus Unkenntnis oder mangelnder Beachtung des Zusammenhangs, in dem eine Stelle steht.
Es ist gut möglich, dass viele Christen aufgrund der Übersetzung des Wortes aion mit "Welt" statt "Zeitalter" den Eindruck haben, es ginge bei den Schriftstellen die vom "Ende der Welt" handeln um den Weltuntergang im buchstäblichen Sinne. Sie haben die Vorstellung, dass der Planet Erde und das Weltall irgendwie und irgendwann in einem gewaltigen unvorstellbaren Feuerball explodieren und zerstört werden. Nur, ist das, was in der Bibel gelehrt wird ? Was wird uns in der Schrift mitgeteilt bzgl. des Endes des Planeten Erde ? Was hat Gott bzgl. der Erde und Seines Plans und Vorhabens mit der Erde offenbart?
Einige Schriftstellen geben uns wichtige Hinweise und vermitteln uns Erkenntnis hierzu.
1. Mose 8,21
Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um
der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort
nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.
Hier haben wir Gottes Erklärung nach der Flut zu Noahs Zeiten, und Gott verkündet, dass er "hinfort" (also von dem Zeitpunkt an) die Erde nicht mehr verfluchen und schlagen will. Nun, wenn Gott hinfort die Erde nicht einmal mehr so schlagen und verfluchen will wie Er es gerade zuvor mit der Flut getan hatte, warum würde Gott dann die Erde total zerstören? Gott würde sich selbst zum Lügner machen ...
Psalm 78,69
Er baute sein Heiligtum wie Himmelshöhen, wie die Erde, die er gegründet hat für immer,
Gott hat die Erde gegründet "für immer" ... warum denken wir dann, Er würde sie zerstören und womöglich schon bald in einem Riesenfeuerball untergehen lassen?
Psalm 93,1
Der HERR ist König und herrlich geschmückt; der HERR ist geschmückt und umgürtet mit Kraft.
Er hat den Erdkreis gegründet, daß er nicht wankt.
Psalm 104,5
der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, daß es bleibt immer und ewiglich.
Psalm 119,90
deine Wahrheit währet für und für. Du hast die Erde fest gegründet, und sie bleibt stehen.
Die Erde ist von Gott fest gegründet worden, so dass sie nicht einmal wankt. Nun könnte man vielleicht meinen, sie würde lediglich während der Zeit nicht wanken, die sie besteht und danach würde sie dann eben doch von Gott zerstört werden. Ja, das könnte man vielleicht meinen ... allerdings wird solchen Ideen sogleich ein Ende bereitet durch die Aussagen, die uns berichten, dass Gott die Erde gegründet hat, dass sie "bleibt immer und ewiglich"!
Psalm 148,3-6
Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!
Lobet ihn, ihr Himmel aller Himmel und ihr Wasser über dem Himmel!
Die sollen loben den Namen des HERRN; denn er gebot, da wurden sie geschaffen.
Er läßt sie bestehen für immer und ewig; er gab eine Ordnung, die dürfen sie nicht überschreiten.
Hier lesen wir, Gott hat die Gestirne geschaffen, Er hat ihnen eine Ordnung gegeben, nach der sie sich am Himmel bewegen, und Er lässt sie bestehen für immer und ewig!
Prediger 1,4
Ein Geschlecht [Generation] vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen.
Die Bibel macht deutliche und klare Aussagen und berichtet uns, dass die Erde (der Planet Erde) und die Gestirne nicht zerstört werden oder vergehen oder sich einfach auflösen und zu einem Ende kommen. Die hier angeführten Schriftstellen sind leicht verständlich und eindeutig in ihrer Aussage. Es sollte keinen Zweifel geben, dass Gott, der Schöpfer, die Erde und das Weltall gegründet hat, und es kann dann auch keinen Zweifel daran geben, dass Er sie gegründet hat, dass sie "für immer und ewig bleiben". Wie kommt es aber zu den Ideen, dass die Welt irgendwann in der möglicherweise sogar nahen Zukunft untergehen und zerstört werden wird?
Es scheint, als würden einige andere Stellen in der Schrift ohne Berücksichtigung der oben angeführten klaren Stellen gelesen und so verstanden, als hätten sie etwas mit einer totalen Zerstörung der Erde und der Welt insgesamt zu tun. Eine solche Stelle ist in 2. Petrus 3 zu finden, auf die ich hier nur kurz eingehen möchte. Um die Bibel recht zu verstehen muss man selbstverständlich die klaren und einfachen Stellen bzgl. eines Themas als Grundlage nehmen, wenn man zu scheinbar schwierigeren Stellen mit eventuell komplizierterem Sachverhalt kommt. Die scheinbar schwierigen Verse müssen im Lichte der klaren Verse verstanden werden; man darf nicht ein bestimmtes Verständnis einer scheinbar schwierigen Stelle nehmen und damit dann die einfachen Aussagen der klaren Stellen über den Haufen werfen. Auch habe ich den Eindruck, als hätte die in vielen Bibelübersetzungen gewählte Übersetzung "Welt" für die verschiedenen griechischen Wörter dazu beigetragen, dass es seit langem unter Christen die Auffassung gibt, das Weltall würde irgendwann zerstört und untergehen.
Wenn wir die obigen klaren Schriftstellen berücksichtigen, ergibt sich eindeutig, dass der Ausdruck "Himmel und Erde" in 2. Petrus 3 nicht im wörtlichen oder buchstäblichen Sinne verstanden werden können als ein Hinweis auf den Planeten Erde und das Weltall mit seinen Planeten, Sternen, Sonne und Mond, usw. Aus den obigen Stellen ist klar, dass "Himmel und Erde" bzw. dann der Ausdruck "damalige Welt" sich auf etwas anderes beziehen müssen und es sich um figurative Ausdrücke handeln muss. Es gibt kein "Ende der Welt" in dem so oft propagierten Sinne in der Bibel. Wie in Prediger 1,4 dargelegt, wird eine Generation nach der andern kommen und gehen, "die Erde aber bleibt immer bestehen."
2. Petrus 3,10 muss oft als "Beweisstelle" herhalten, dass "Himmel und Erde" in einem großen Feuerball explodieren und zerstört werden. Nur ... ist das, was in diesem Vers und dem Kontext überhaupt gesagt wird? Oder ist dabei mehr Einbildung beteiligt als nüchternes Lesen dessen, was dort tatsächlich geschrieben steht?
2. Petrus 3,10
Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen;
die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind,
werden ihr Urteil finden.
Auf den ersten Blick und ohne Wissen um die erwähnten Wahrheiten aus den oben zitierten Stellen könnte man tatsächlich meinen, das Weltall würde in einem Riesenfeuerball zerstört. Da eine solche Vorstellung aber einen Widerspruch zu den klaren und deutlichen Aussagen dieser anderen Stellen verursachen würde, kann diese Deutung nicht korrekt sein und die Bibel gleichzeitig als Gottes vollkommenes Wort angenommen werden. Die Bibel kann als das von Gott eingegebene Wort keine Widersprüche enthalten, und es bleibt als vernünftige Lösung, dass ein solches Verständnis von 2. Petrus 3,10 nicht korrekt sein kann.
Um die Stelle korrekt zu verstehen ist es notwendig, dass wir beachten, an wen dieser Brief gerichtet ist. Hat Petrus in seinem Schreiben allgemein alle Menschen im Blick gehabt, oder richtet sich sein Brief an eine bestimmte Gruppe von Menschen? Die Antwort auf diese Frage wird uns von Petrus gegeben.
2. Petrus 3,1
Dies ist nun der zweite Brief, den ich euch schreibe, ihr Lieben, in welchem ich euren lauteren Sinn erwecke
und euch erinnere,
1. Petrus 1,1
Petrus, ein Apostel Jesu Christi, an die auserwählten Fremdlinge, die verstreut wohnen in Pontus, Galatien, Kappadozien,
der Provinz Asien und Bithynien,
Petrus schreibt an Judenchristen, die als Fremdlinge verstreut unter den Heiden leben. Seine Worte müssen daher auch in diesem Lichte verstanden werden. Wenn er von "des Herrn Tag" schreibt, dann schreibt er von dem Gericht und "Tag des Herrn", der sich auf Israel bezieht und über Israel hereinbrechen wird. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch verschiedene griechische Wörter, die anders hätten übersetzt werden können und sollen.
Das Wort für "Erde" ist im griechischen Text das Wort ge, welches im Kontext dieses Briefs besser mit "Land" übersetzt worden wäre. Man würde dann nicht "die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden" haben, sondern "das Land und die Werke, die darin sind, werden ihr Urteil finden" bzw. etwas wörtlicher aus dem Text: "werden verbrannt werden". Es geht nicht um die ganze Erde und die Werke aller Menschen, es geht um das Land Israel und die Werke seiner Einwohner. Petrus redet von dem gleichen Gericht, welches der Herr Jesus bereits kurz vor seinem Tode für Jerusalem und Israel angekündigt hatte.
Das Wort für "Elemente" ist das griechische Wort stoicheon, es bezeichnet "Elemente, Grundlagen, fundamentale Prinzipien", ohne dass zwingend etwa von den chemischen Elementen die Rede ist, aus denen Materie besteht. Im Kontext des Verses selbst geht es nicht um die Auflösung bzw. das Schmelzen chemischer Elemente im Gericht über Israel ... was hätte das überhaupt miteinander zu tun?
Petrus warnt mit eindringlichen Worten vor dem Geschwätz einiger, die sich darüber lustig machten, dass der kommende Tag des Herrn mit seinem Gericht über Jerusalem und Israel noch nicht eingetreten sei. Petrus stellt auch die Beziehung her zu früheren Ereignissen, als Gott Gericht hielt und "Himmel und Erde" mitsamt der sie bestimmenden "Ordnung" vernichtet wurde, und dies plötzlich über die damaligen Lästerer hereinbrach (vgl. sein Hinweis auf die Flut zu Noahs Zeiten). Damals war der ungefähre Zeitpunkt jenes Gerichts allgemein bekannt, denn Gott hatte Noah davon in Kenntnis gesetzt und dieser hatte als "Prediger der Gerechtigkeit (vgl. 2. Petrus 2,5) seine Mitmenschen gewarnt, der genaue Tag und die Stunde aber waren den Menschen nicht bekannt. Erst als Gott Noah sagte, er solle in die Arche gehen, war klar, dass der Regen unmittelbar bevorstand, und da war es für die anderen zu spät! So wie damals verhielt es sich auch jetzt, denn der allgemeine Zeitrahmen für das Gericht über das Land und Jerusalem war von Jesus bereits vorausgesagt worden, als er verkündete, es würde sich dies alles noch in "dieser Generation" erfüllen. Tag und Stunde aber waren selbst Jesus nicht bekannt, was er seinen Jüngern auch mitteilte (vgl. Mat 24, Mk 13 und Lk 21).
Dieses Gericht war übrigens nicht nur von Jesus vorausgesagt worden, sondern einige Propheten zu Zeiten des AT hatten bereits auf dieses für Israel furchtbare Ereignis hingewiesen und es angekündigt, dabei auch eine ganz ähnliche figurative Sprache benutzt (vgl. z.B. die Voraussagen des Propheten Sacharja).
Dass mit dieser "apokalyptischen" Sprache nicht ein buchstäblicher Weltuntergang und eine völlige Zerstörung des Universums gemeint sein kann, wird auch aus einer anderen Stelle deutlich, wo solche Begriffe in einer Weissagung über ein Gericht benutzt werden. Jesaja weissagte über den Untergang Babylons (vgl. Jes 13) und benutzte eine ähnliche Sprache. Der Untergang Babylons trat einige Zeit später zu Zeiten des Propheten Daniel ein. Aus dem biblischen Bericht wie auch aus anderen historischen Quellen geht hervor, dass "die babylonische Welt" unterging und die Worte des Propheten Jesaja in ganz betonter figurativer Weise diesen Untergang Babylons beschrieben, dass diese aber offensichtlich nicht im buchstäblichen Sinne gemeint waren.
Wir lesen in 2. Petrus 3 von mehreren "Welten", die von Petrus auch als "Himmel und Erde" bezeichnet werden.
2. Petrus 3,5-7.13
Denn sie wollen nichts davon wissen, daß der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde, [von alters her Himmel waren und
eine Erde] ...
dennoch wurde damals die Welt [die damalige Welt] dadurch in der Sintflut vernichtet.
So werden auch der Himmel, der jetzt ist, und die Erde [die jetzigen Himmel aber und die Erde] durch dasselbe Wort
aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.
...
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Wir lesen von einer "damaligen Welt", nämlich der "vorsintflutlichen Welt", welche durch ein Gericht Gottes mittels Wasser vernichtet wurde. Wurde in dieser Flut der Planet Erde und die Himmel im buchstäblichen Sinne vernichtet? Nein! Die damals bestehende Weltordnung, die Menschheit jener Zeit (mit Ausnahme von Noah und seiner Familie) kam in der Flut um, dazu änderten sich einige andere Dinge nach der Flut ebenfalls.
Danach spricht Petrus von den "jetzigen Himmel und Erde", welche ebenfalls in einem Gericht, welches schon für sie vorausgesagt ist, enden werden. Es scheint klar, dass es auch in diesem Gericht nicht um die völlige Zerstörung des Universums geht, sondern um das Ende einer "Welt". Hier stellt sich eine wichtige Frage: Das Ende welcher "Welt"?
Viele Christen lesen diesen Abschnitt, und sobald sie das Wort "jetzt" bzw. "jetzige" lesen, denken sie sofort an die momentan in unserer Zeit ("jetzt") existierende Welt. Ist eine solche Auslegung aber korrekt? Darf man eine solche Aussage so einfach aus der Sicht des Lesers heute verstehen, oder sollte bzw. muss man die Aussage aus der Sicht und Perspektive des Schreibers zum Zeitpunkt der Niederschrift des Briefs lesen und verstehen? Mit anderen Worten, bezieht sich "jetzt" auf dem Zeitpunkt der Niederschrift des Briefes oder auf den Zeitpunkt des Lesens des Briefes? Macht das einen Unterschied? Es kann einen sehr großen Unterschied machen, denn was zum Zeitpunkt der Niederschrift des Briefes "jetzt" oder sogar "zukünftig" war, könnte zum Zeitpunkt des Lesens bereits vorbei und in der Vergangenheit sein! Welches war nun für Petrus und die ursprünglichen Briefempfänger "die jetzigen Himmel und Erde", d.h. was war für sie "die jetzige Welt" ?
Wir können diese Frage anhand der von Petrus gemachten Angaben näher bestimmen, wobei Vergleiche mit einigen anderen Stellen, die uns über "Welt" bzw. "Zeitalter" berichten, eine große Hilfe zu einem genauen Verständnis sein werden. Petrus schreibt, diese "jetzigen Himmel und Erde" seien für das Gericht bestimmt, und er weist darauf hin, dass es keine Verzögerung dieser Sache geben wird und dass "in den letzten Tagen" Spötter auftreten werden (vgl. 2Pe 3,3 und 3,9). Petrus schreibt ganz konkret davon, dass er und seine Leser ("wir") das Ende der "jetzigen Himmel und Erde" und den Beginn einer "neuen Himmel und Erde" erwarten (vgl. 2Pe 3,13-14). Für Petrus steht fest, dass "sein Kommen" (das Kommen des Herrn) nicht ausbleiben wird, sondern bald bevorsteht.
Das Kommen des Herrn und das Gericht über Israel und Jerusalem sind direkt miteinander verbunden. Dies wird nicht nur aus den Worten des Petrus deutlich, sondern noch weit mehr aus Jesu eigenen Worten bzgl. dieser Sache. Im nächsten Abschnitt gehe ich noch ausführlicher auf Jesu Rede zu seinen Jüngern ein. Hier zunächst einige markante Aussagen Jesu, aus denen ersichtlich wird, dass sein Kommen und das Ende der Welt (das Ende der zur damaligen Zeit bestehenden Welt). Hier nun zunächst nur Verse, aus denen der eben erwähnte Zusammenhang deutlich wird.
Matthäus 24,3
... Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der
Welt [aion - Zeit]?
Die zwei Fragen der Jünger werden danach ausführlich von Jesus beantwortet. Es geht in Jesu Antwort um 2 Fragen: (a) den Zeitpunkt und (b) das Zeichen für die Sache. Und die Sache ist "dein Kommen und das Ende der Welt", welches wie wir bereits aus 2. Petrus 3 ersehen konnten nicht zwei voneinander unabhängige und zeitlich getrennte Ereignisse sind, sondern vielmehr sind "dein Kommen" und "das Ende der Welt [Zeit]" miteinander verbunden und quasi zeitgleich ein großes Ereignis. Die Jünger fragen nach dem "Ende der Welt", und wir müssen uns fragen, Ende welcher Welt? Ganz offensichtlich geht es - wie dann Jesu Antwort belegt, um die zu jener Zeit existierende "Welt" oder "Epoche". Es geht um das, was von Theologen manchmal auch als "die jüdische Welt" oder "das jüdische Zeitalter" oder "Zeit des Alten Bundes" genannt wird. Jesus war unter das Gesetz geboren, das Zeitalter des Alten Bundes, den Gott am Sinai mit Israel geschlossen hatte, existierte zu jener Zeit und dieses biblische Zeitalter dauert an, wie wir hier erkennen können, bis zum Kommen Christi, denn mit dem Kommen Christi und dem damit verbundenen Gericht über Israel und Jerusalem findet jenes Zeitalter sein Ende.
Jesus und seine Jünger redeten hier nicht vom christlichen Zeitalter, dem Zeitalter des Neuen Bundes, denn dieses war selbst nach den Vorstellungen derer, die das Kommen des Herrn ans Ende des Christentums legen, noch nicht angebrochen. Noch immer befanden sich Jesus und seine Jünger im AT Zeitalter und noch immer hatte das AT Gesetz Gültigkeit.
Manche lehren, die AT Welt, die jüdische Welt, die Zeit des AT sei mit dem Tod Jesu am Kreuz zu Ende gegangen, andere legen das Ende des AT Zeitalters auf Pfingsten und sagen, mit Pfingsten habe die Zeit des NT begonnen. Können solche Ideen überhaupt korrekt sein? Jesus und die Apostel stellen doch eindeutig einen Bezug her zwischen dem Kommen des Herrn und dem Ende der Welt (dem Ende des Zeitalters, dem sie angehörten) ... ist also Jesus etwa bereits gekommen, als er am Kreuz starb? Oder ist er gekommen, als der Tag der Pfingsten erfüllt war? Beide Vorschläge erweisen sich vor dem Hintergrund der Angaben Jesu und der anderen NT Schreiber als eher absurd.
Weiterhin sollten wie noch beachten, dass Jesus in seiner Antwort auf die zwei Fragen der Apostel keinen Zweifel daran lässt, dass am Ende der Welt bei seinem Kommen der Tempel zu Jerusalem, dessen Pracht und mächtigen Bauten die Jünger gerade bewundert hatten, völlig zerstört würde (vgl. die Worte, welche unmittelbar vor der Unterredung gesagt wurden).
An verschiedenen Stellen in den NT Schriften gibt es Hinweise auf "die letzten Tage" bzw. auf die "jetzige Zeit". In Apg 2 lesen wir über Petrus und seine Predigt zu Pfingsten. In dieser Predigt erwähnt Petrus eine Stelle aus dem Propheten Joel, in welcher der Prophet über Ereignisse weissagte, die sich "in den letzten Tagen" ereignen würden, und Petrus verkündet, dass das Geschehen zu Pfingsten nun die Erfüllung dieser Weissagung darstellte. Von welchen "letzten Tagen" redete Petrus? Von den letzten Tagen vor dem Weltuntergang? Von den letzten Tagen des AT Bundes und des AT Zeitalters? Von den letzten Tagen des christlichen Zeitalters? Nun, mir scheint, es ist ziemlich eindeutig von den letzten Tagen des AT Zeitalters die Rede, denn wie kann Petrus von Pfingsten, da die christliche Gemeinde gerade erst begonnen hatte, bereits als "in den letzten Tagen" der christlichen Zeit reden? Das wäre völlig absurd.
Wir können nun leicht erkennen, dass die christliche Gemeinde "in den letzten Tagen des Alten Bundes" gegründet wurde ... nicht aber in den ersten Tagen des Neuen Bundes. Jesus hatte in seiner Antwort auf die Frage der Apostel nach dem Ende der Welt erläutert, dass zunächst noch einige Dinge geschehen müßten, u.a. dass fremde Truppen die Stadt Jerusalem einkreisen und dann schließlich die Stadt einnehmen und den Tempel zerstören würden. Dies war zu Pfingsten aber noch nicht geschehen ... es geschah vielmehr ca. 40 Jahre nach Jesu Rede auf dem Ölberg, genau der Zeitraum einer Generation, welche Jesus in seiner Antwort erwähnt hatte. Diese eine Generation ist gewissermaßen der Zeitraum, wo sich das Ende des Alten Bundes und der Beginn des Neuen Bundes überschneiden.
In Galater 1 kommt Paulus kurz auf die "jetzige" Welt, die zur Zeit der Niederschrift des Galaterbriefs vorhandene Welt, zu sprechen.
Galater 1,4
der sich selbst für unsre Sünden dahingegeben hat, daß er uns errette von dieser gegenwärtigen, bösen Welt nach dem Willen Gottes,
unseres Vaters;
Paulus nennt die gegenwärtige Welt (jene damals gegenwärtige Welt) eine "böse Welt". Paulus redet nicht von einem Gegensatz zwischen Gemeinde und "Ungläubigen", die er als "böse Welt" bezeichnet. Paulus schreibt von "seiner Zeit", der zu jener Zeit gegenwärtigen Epoche ... das Ende des AT Bundes. Diese Zeit war "böse". Paulus hat nicht von der christlichen Epoche geschrieben, der "NT Welt" bzw. "christlichen Welt", oder sollen wir etwa folgern, dass die christliche Zeit eine "böse Welt" ist?
In 1. Korinther 2 spricht Paulus von "den Herrschern dieser Welt", welche Jesus kreuzigten, dies aber nicht getan hätten, wenn ihnen der Sachverhalt der Dinge bewußt gewesen wäre; nun, wer waren die Herrscher "dieser Welt"? Von welcher "Welt" bzw. "Zeitalter" ist die Rede? Wir erkennen, wie Paulus die Kreuzigung Jesu in die für ihn gegenwärtige Welt, seine "Jetzt-Zeit" einbezieht, womit feststeht, dass zwischen dem Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefs des Paulus und der Kreuzigung Jesu noch kein Wechsel der Zeiten bzw. "Welten" stattgefunden hatte, obwohl zwischenzeitlich ca. 2 Jahrzehnte vergangen waren.
In Epheser 2:7 schreibt Paulus von "den kommenden Zeiten", in denen Gott den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade mittels seiner Güte gegenüber den Gläubigen erweisen würde. Welche kommende Zeiten sind das? Nun, es sind die nach der AT Welt kommenden Zeiten, welche uns in 2. Petrus 3 geschildert wurden als "neue Himmel und eine neue Erde"! Die kommenden Zeiten beginnen mit der Zeit des Neuen Bundes, der Zeit des Christentums.
Römer 13,12
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. ...
Welche "Nacht" ist vorgerückt? Die Zeit "dieser bösen Welt" ist vorgerückt, die letzten Tage jener Epoche wandeln sich schon in die letzten Stunden. Manche heute lesen diese Stelle so, als habe Paulus von der NT Welt als "Nacht" gesprochen und geschrieben, dass die Zeit des Christentums bald vorbei sei und "der Tag" im Anbrechen begriffen sei. Ja, die Nacht war fast vorbei, denn es waren die letzten Tage jener Epoche, d.h. der jüdischen Welt, der Zeit des Alten Bundes ... und der Tag, d.h. die Zeit des Neuen Bundes, war bereits im Anbruch.
In Philipper 4,5 schreibt Paulus: "Der Herr ist nahe". Ja, der Herr war in der Tat "nahe", denn sein Kommen und das Gericht über Jerusalem und somit das Ende der "jetzigen Himmel und Erde" stand unmittelbar bevor. Wie Paulus in Römer 13,1 schreibt, war das Heil im buchstäblichen Sinne mit jedem Tag näher als zu der Zeit, da sie zuerst gläubig geworden waren. Das Gericht über Jerusalem mit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr. brachte das Ende der jüdischen Welt, das Ende der "jetzigen Himmel und Erde" und die Erfüllung all dessen, was im Zusammenhang damit vorausgesagt worden war. Das Heil wurde vollendete Realität für all die, die an Christus glauben, die Auferstehung von den Toten wurde zur Realität und der Neue Bund wurde Realität, als "die neuen Himmel und Erde", die kommenden Zeiten, anbrachen.
Sicher, mit seinem Tod am Kreuz zahlte Jesus das vom Gesetz, welches noch immer gültig war, geforderte Lösegeld. Jesus hat das Gesetz am Kreuz nicht abgeschafft oder beendet. Er erfüllte mit seinem Tod am Kreuz eine Anforderung des Gesetzes, mit seinem Tod ertrug er die vom Gesetz geforderte gerechte Strafe für Sünde. Der durch die Sünde verursachte "Schuldbrief" wurde am Kreuz getilgt (vgl. Kol 2,14). das AT Gesetz aber war weiterhin für die, welche unter dem Gesetz waren, bis zum Ende jener Zeit gültig.
In Hebräer 8 erwähnt der Schreiber, dass der erste Bund, der alte Bund zwar "veraltet ist", aber sein Ende zum Zeitpunkt der Niederschrift des Briefs zwar "nahe" aber noch nicht völlig gekommen war.
Hebräer 8,13
Indem er sagt: »einen neuen Bund«, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist,
das ist seinem Ende nahe.
Diese Stelle macht deutlich, dass Vorstellungen vom Ende des Alten Bundes zum Zeitpunkt des Kreuzestodes Jesu oder zu Pfingsten nicht korrekt sein können, und sie weist darauf hin, dass das Ende des Alten Bundes zur Zeit der Niederschrift des Hebräerbriefs nahe bevorstand. In Hebräer 10,1 wird zudem vom AT Gesetz noch immer in der Gegenwartsform gesagt, dass es lediglich einen Schatten von zu jener Zeit noch immer zukünftigen Gütern hat, nicht aber das Wesen der Güter selbst.
Was ergibt sich nun für unsere Studie aus diesen Aussagen? Es scheint klar, dass die frühen Christen im 1. Jahrhundert n.Chr. in den letzten Tagen des Alten Bundes lebten und den Anbruch der "neuen Welt", der "neuen Himmel und Erde" zu ihren Lebzeiten erwarteten. Das Ende des Alten Bundes, der "jetzigen Himmel und Erde", kam mit dem Kommen des Herrn im Gericht über Jerusalem und Israel, mit der Zerstörung des Tempels. Damit fand "das jetzige Jerusalem" sein Ende, und das "neue Jerusalem" trat an seine Stelle. Dieser Tatbestand wird von Paulus in seinem Brief an die Galater angesprochen.
Galater 4,22-28
Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, den einen von der Magd, den andern von der Freien.
Aber der von der Magd ist nach dem Fleisch gezeugt worden, der von der Freien aber kraft der Verheißung.
Diese Worte haben tiefere Bedeutung. Denn die beiden Frauen bedeuten zwei Bundesschlüsse: einen vom Berg Sinai,
der zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar;
denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen
Kindern in der Knechtschaft lebt.
Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter.
Denn es steht geschrieben: »Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich in Jubel aus und jauchze,
die du nicht schwanger bist. Denn die Einsame hat viel mehr Kinder, als die den Mann hat.«
Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung.
Aber wie zu jener Zeit der, der nach dem Fleisch gezeugt war, den verfolgte, der nach dem Geist gezeugt war,
so geht es auch jetzt.
Doch was spricht die Schrift? »Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Sohn der Magd soll nicht erben
mit dem Sohn der Freien«.
So sind wir nun, liebe Brüder, nicht Kinder der Magd, sondern der Freien.
Paulus legt dar, dass Hagar den Berg Sinai und den Alten Bund darstellt, und ein Gleichnis ist für das "jetzige Jerusalem" (das zu jener Zeit noch bestehende Jerusalem), wohingegen die Freie (Sara) "das Jerusalem, das droben" (also zu jenem Zeitpunkt noch zukünftig war) den Neuen Bund, die neuen Himmel und Erde, und darin die Vollendung der Verheißungen an Abraham darstellt. Die frühe Gemeinde war gekommen zu dem Berg Zion und erwartete die bevorstehende Verwirklichung und Erfüllung aller Dinge, das Herabkommen des himmlischen Jerusalem, was für sie nahe bevorstand. Wie bereits der Prophet Haggai vorausgesagt hatte, so sollte nun "Himmel und Erde erschüttert" werden, womit eingehen sollte die Verwandlung der geschaffenen und vergänglichen Dinge (der Typen des Alten Bundes), so dass hernach nur noch das unerschütterliche Reich, der Neue Bund, allein bleiben würde (vgl. Heb 12,22-28).
Sind diese Stellen klar in ihrer Aussage, dass man das Zeitalter, die Welt der frühen Gemeinde nach Pfingsten, nicht als Teil des Neuen Bundes bzw. christlichen Zeitalters sehen kann? Ergibt sich aus diesen Stellen, das jene Welt noch nicht "die letzten Tage" der christlichen Epoche, des Zeitalters der Gnade, sondern des Alten Bundes war? War nicht Pfingsten das erste Mal, dass Menschen Christen wurden und wie konnten dann schon die letzten Tage einer christlichen Epoche sein? Existierte nicht das irdische Jerusalem mitsamt des Tempels noch immer in jenen Tagen? Das Jerusalem, das droben ist, war noch nicht herab gekommen, oder?
Nach den obigen Betrachtungen zum Begriff "Welt" und einigen Aussagen in den NT Schriften über die dort erwähnte "Welt" bzw. "Zeit", will ich nun einige wichtige Aussagen aus der sogenannten "Endzeitrede" Jesu auf dem Ölberg betrachten, in der er seinen Jüngern auf deren Fragen nach vom "Ende der Welt" recht ausführlich antwortete.
Zunächst sollte bestimmt werden, was die Jünger überhaupt fragten ... Man kann Jesu Antwort nicht einfach losgelöst von der Frage der Jünger betrachten, sondern muss diese auf die gestellten Fragen bezogen verstehen. Welche Fragen stellten die Jünger? Ein Vergleich der drei Evangelienberichte gibt uns die Antwort.
Matthäus 24,3
Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren:
Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?
Markus 13,4
Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das alles vollendet werden soll?
Lukas 21,7
Sie fragten ihn aber: Meister, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das geschehen wird?
Ein Vergleich der drei parallelen Berichte zeigt uns zwei wichtige Dinge: (1) die Jünger stellten ZWEI Fragen (nicht drei, wie manchmal anhand einer isolierten Betrachtung von Mt 24,3 gesagt wird), und (2) die Jünger nahmen Bezug auf etwas, was unmittelbar zuvor von Jesus erwähnt worden war ("... wann wird DAS geschehen?" "...wenn DAS ALLES vollendet werden soll?").
Die zwei Fragen sind leicht zu erkennen, wenn wir die 3 Berichte strukturmäßig darstellen:
In der ersten Frage geht es den Jüngern um den Zeitpunkt, WANN das zuvor Gesagte geschehen wird, in der zweiten Frage geht es ihnen um DAS ZEICHEN, welches der Erfüllung dieser Dinge vorausgehen wird. Weiterhin erkennen wir, dass sie die Erfüllung dieser Dinge, den Zeitpunkt, wann das Gesagte geschehen wird, mit "dein Kommen" und "das Ende der Welt [Zeit]" gleichsetzen; mit anderen Worten, Jesu Kommen und das Ende der Welt [Zeit] ereignen sich, wenn die zuvor von Jesus vorausgesagten Dinge geschehen werden.
Man sollte nun in Erfahrung bringen, was Jesus gerade zuvor gesagt hatte. Ein Blick auf die drei Berichte gibt Auskunft, und wir lesen, dass Jesus das Gericht über Israel und Jerusalem sowie die Zerstörung des Tempels in prophetischer Weissagung angekündigt hatte.
Matthäus 24,1-2
Und Jesus ging aus dem Tempel fort, und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels.
Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem
andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.
Der Bericht in Matthäus zeigt uns an, dass das Gericht über Jerusalem und Israel und die Zerstörung des Tempels mit dem Kommen des Herrn und dem Ende der Welt [Ende der AT Epoche] einhergehen. Ein ganz wesentlicher Teil von Jesu Kommen ist das Gericht über Jerusalem, und mit seiner Rückkehr aus dem himmlischen Heiligtum und der Zerstörung des Tempels, des irdischen Abbilds dieses Heiligtums, ist auch dann das Heils- und Erlöserwerk vollendet, und die Zeit des Alten Bundes endgültig vorbei und der Neue Bund angebrochen.
Jesus erwähnt nun in seiner Antwort verschiedentlich Dinge, die auf das "WANN" Bezug nehmen und den Jüngern die Antwort auf ihre erste Frage geben. Außerdem erwähnt er verschiedene Dinge, auf die sie achten sollten, um dann das Zeichen zu erkennen, wann sein Kommen und das Gericht über Jerusalem mit der Zerstörung des Tempels unmittelbar bevorsteht. Dann sollten sie unverzüglich die Stadt und Gegend verlassen, um ihr Leben zu retten, da jene Zeit eine Trübsal sein würde, wie sie Israel noch nie erlebt hatte und auch in Zukunft nicht erleben würde.
Matthäus 24,6.8.14-16.21.29
Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muß so geschehen;
aber es ist noch nicht das Ende da.
Das alles aber ist der Anfang der Wehen.
Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker,
und dann wird das Ende kommen.
Wenn ihr nun sehen werdet das Greuelbild der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den
Propheten Daniel - wer das liest, der merke auf! -,
alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist;
Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch
nicht wieder werden wird.
Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren,
und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Es ist völlig klar, dass Jesus nicht von einem irgendwann gedachten "Ende des Planeten Erde" oder "Ende des Universums" spricht, sondern von dem Ende Israels, dem Ende Jerusalems und des zu seiner Zeit gegenwärtigen Zeitalters. Dieses Ende geht einher mit der Belagerung und schließlich der Zerstörung Jerusalems
Eine Schlüsselaussage Jesu hinsichtlich des gesamten Geschehens findet sich dann in Vers 33-36
Matthäus 24,33-36
Ebenso auch: wenn ihr das alles seht, so wißt, daß er nahe vor der Tür ist.
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht [diese Generation] wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.
Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.
Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.
In Vers 34 legt Jesus klar und deutlich den Zeitrahmen von "nahe vor der Tür" fest. Er setzt diesen Zeitrahmen gleich mit "dieses Geschlecht". Das Wort "Geschlecht" muss allerdings korrekt verstanden werden, denn es kann sich in unterschiedlichen Kontexten auf verschiedene Dinge beziehen und verschiedene Bedeutungen haben. Als Hauptbedeutungen werden in Wörterbüchern angegeben: (a) "Geschlecht, Rasse, Leute gemeinsamer Abstammung", (b) "Generation, Zeitgenossen, Leute, die ungefähr zur gleichen Zeit leben". Im Kontext der Rede Jesu und in Anbetracht dessen, dass er den Begriff in einem zeitlichen Zusammenhang benutzt, ist hier ganz offensichtlich "Generation" im Sinne von Zeitgenossen gemeint. Biblisch betrachtet umfasst der Zeitraum einer Generation ungefähr 40 Jahre.
Jesus macht deutlich, dass das Kommen des Menschensohns, das Gericht über Jerusalem mitsamt der Zerstörung des Tempels in "dieser Generation" sein wird. So ergeben seine Anweisungen an seine Jünger auch Sinn, denn diese Jünger werden selbst betroffen sein! Sie werden von den Anweisungen zur Flucht und vom Achthaben auf das Zeichen, das er ihnen gibt, Nutzen haben und ihr Leben retten, wenn sie Jesu Worten gehorchen. Jesus redet nicht zu irgendwelchen imaginären Jüngern 1000 Jahre oder 2000 Jahre später, er redet mit den Jüngern, die bei ihm sind und die von der Sache betroffen sein werden!
Jesus sagt den Jüngern aber auch, dass selbst er nicht den genauen Tag noch die Stunde weiss, wann das Ende kommen wird. Er ermahnt zur Wachsamkeit und dass sie nicht nachlässig werden sollen (vgl. Lk 21,19). Die Dinge werden zustandekommen und sie werden plötzlich und dann, wenn man es womöglich nicht erwartet, geschehen. Das Zeichen für die Jünger wird uns in Lukas 21 vielleicht am leichtesten verständlich beschrieben.
Lukas 21,20-22
Wenn ihr aber sehen werdet, daß Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, daß seine Verwüstung nahe
herbeigekommen ist.
Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist,
komme nicht herein.
Denn das sind die Tage der Vergeltung, daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist.
Das Zeichen, welches sicher das Ende und die Erfüllung all dessen, was geschrieben ist, anzeigt, wird sein, wenn Jerusalem von einem Heer umzingelt und belagert wird. Sobald das eintritt, sollten sich die Jünger sofort aus der Stadt entfernen und ins Gebirge jenseits des Jordan fliehen, um ihr Leben zu retten. Sind Jesu Worte eingetreten? Ist all das noch immer nicht geschehen, obwohl Jesus sagte, es würde sich "in dieser Generation" erfüllen?
Mir scheint, als habe sich das, was Jesus vorausgesagt hat, wahrhaftig in allem erfüllt, als die Römer nach dem jüdischen Aufstand im Jahre 67 n.Chr. gegen Jerusalem heraufzogen und die Stadt 3 1/2 Jahre belagerten und schließlich im Jahre 70 n.Chr. einnahmen und dabei mitsamt dem Tempel zerstörten. Bemerkenswert sind zeitgenössische Berichte, etwa der Bericht des Josephus über den jüdischen Krieg, in denen wir lesen können, dass die Christen allesamt aus Jerusalem entkamen, dort aber über 1 Million Juden während der Belagerung und bei der Zerstörung der Stadt ums Leben kamen. Und ja, alle Stämme im Land bekamen mit, was geschah und "sahen", wie der Menschensohn auf den Wolken kam, um Gericht zu halten über dies "abtrünnige Geschlecht" und Jerusalem, und wie sich alles, was vorausgesagt war und geschrieben stand, sich erfüllte. Das Ende der Welt (jenes damaligen Zeitalters) war gekommen, und eine neue Weltordnung, neue Himmel und Erde brachen an.
Wie ich schon in meinen anderen Studien zu diesem Themenkomplex der sogenannten "endzeitlichen Dinge" unter dem Themenkreis "Eschatologie/Prophetie" geschrieben habe, so will ich auch hier wiederholen: Mir geht es zunächst nur darum, die eigentlich klaren und deutlichen biblischen Aussagen möglichst einfach darzulegen, so dass alle Leser darin eine Hilfe haben, sich selbst ein genaueres Bild der Sache zu machen. Ich biete eigentlich keine "fertige" Auslegung an und kann auch noch keine endgültigen Aussagen bzgl. meines Verständnisses im Hinblick auf das Kommen des Herrn und der damit verbundenen Ereignisse machen. Ich lasse aber die Leser an meiner eigenen Suche teilhaben und nehme auch gerne sachliche Anregungen und Kommentare zu dem in diesem Artikel dargelegten Material entgegen ... am einfachsten eine Mail an die Editor E-Mail Adresse schicken.
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GRIECHISCH-DEUTSCH WÖRTERBUCH (Version: 5.2.1998) Copyright (c) 1999: Gerhard Kautz - Österreich.
/ genutzt als Modul in Bibleworkshop 4.4 Software Version
Die Grundlage für dieses Wörterbuch bildet: Grimm/Thayer J.H.: A Greek-English Lexicon of the NT. 1897;
Dieses Werk wurde jedoch im Zuge der Übersetzung stark überarbeitet, sachlich ergänzt und völlig neu konzipiert