"Weitere Punkte, die man beachten muß"

Die Auslegung des Wortes Gottes muss durch die Schrift selbst erfolgen:

III. Weitere Punkte, die man beachten muss

  1. Alle Schriftstellen zu einem identischen Thema müssen miteinander in Einklang stehen
  2. Ähnliche Situationen müssen von identischen Situationen unterschieden werden.
  3. Schwierige Stellen müssen im Lichte der klaren Stellen verstanden werden.
  4. Bei Auslegung und Anwendung aller Schriftstellen muss beachtet werden, an wen etwas adressiert ist, von wem etwas handelt, in Bezug auf wen etwas wahr ist; dabei sind zu berücksichtigen:
    • Biblische Zeiten, Zeitalter
    • Personen oder Gruppen

4. Bei Auslegung und Anwendung muss beachtet werden, an wen etwas adressiert ist, von wem etwas handelt, in Bezug auf wen etwas wahr ist; dabei sind zu berücksichtigen:
a. Zeiten, Zeitalter (Heilszeitalter)
b. Personen und Gruppen

Nicht alles in der Bibel ist an alle Menschen geschrieben, nicht alles handelt von allen, nicht alles trifft auf alle gleichermaßen zu. Die jeweiligen Unterschiede liegen in 2 grundlegenden Bereichen:

  1. Unterschiedliche biblische Zeitalter (Zeiten mit unterschiedlichen Vorgaben in der Entfaltung von Gottes Heilsplan)
  2. Unterschiedliche Personen (Unterschiede zwischen bestimmten Einzelpersonen und anderen Menschen; Unterschiede zwischen Gruppen von Menschen oder Völkern)

Grundsatz:
Verheißungen Gottes allgemeiner Art, wie auch Verheißungen Gottes an Gläubige in unterschiedlichen Zeiten oder Gruppen mögen auch für uns als Gläubige heute zutreffend und anwendbar sein, solange es nicht für die heutige Situation der Gemeinde eine andere Verheißung bzw. Einschränkung gibt, welche die ältere abgelöst hat und ihr womöglich entgegensteht.

Biblische Zeitalter, Zeitabschnitte unterschiedlichen Umgangs Gottes mit den Menschen

Hinweis: Zu diesem Themenbereich benutzen verschiedene Autoren in ihren Werken je nach ihren eigenen Kriterien unterschiedliche Angaben und Einteilungen.

Gottes Umgang mit dem Menschen kann anhand der in der Bibel gemachten Angaben entsprechend der Bündnisse in verschiedene Zeitalter eingeteilt werden, in denen Gott teilweise unterschiedlich mit dem Menschen handelte. Gottes Handeln ist jeweils in Übereinstimmung mit seinem offenbarten Heilsplan, der sich nach und nach weiter entfaltet und seiner völligen Erfüllung zustrebt.

Jedes dieser Zeitalter ist geprägt von einem Wort Gottes, das dem Menschen aufzeigt, wie er Kontakt mit Gott haben, wie er in Gemeinschaft mit Gott leben, und wie er ewiges Leben und Heil erlangen kann. Auch ist dem Menschen von Gott etwas als Amt, als Dienst zur Haushaltung anvertraut. Die Zeitalter sind weiterhin geprägt von Verheißungen Gottes und Bündnissen.

Nichtbeachtung dieser verschiedenen Zeitalter resultiert in falscher Auslegung der Schrift, es ergeben sich scheinbare Widersprüche und andere Ungereimtheiten zwischen biblischen Aussagen.

Als Anregung soll folgende Einteilung der biblischen Zeitalter dienen:

  1. Paradies, so wie es ursprünglich war (Gottes Umgang mit dem Menschen im Garten Eden)
  2. Zeit ohne Gesetz, manchmal auch Zeit der Patriarchen genannt (in Röm 5 beschreibt Paulus sie mit "von Adam bis Mose")
  3. Zeit unter dem Gesetz, als Gott ein geschriebenes Gesetz gegeben hatte
  4. Zeit der persönlichen Anwesenheit und des Wirkens Jesu Christi auf Erden
  5. Zeit der Gemeinde Gottes, auch manchmal Zeitalter der Gnade genannt
  6. Zeit der Erscheinung Christi, wenn er zurückkehrt, der Tag des Herrn, usw.
  7. Zukünftiges Paradies, eine Zeit der Vollkommenheit in zukünftiger Herrlichkeit.

Zum rechten Austeilen des Wortes der Wahrheit muss man berücksichtigen, von welchem Zeitabschnitt eine Stelle handelt bzw. in welcher sie Gültigkeit hat.

Vergangene Zeitalter nicht in gegenwärtige hineinlesen

5Mo 6,24.25
Röm 3,20.28

Thema "Gerechtigkeit" — ein Widerspruch zwischen beiden Stellen existiert nur, wenn man nicht beachtet, in welchem Zeitalter die Stellen jeweils Gültigkeit haben. Man darf nicht eine vergangene Zeit in die jetzige hineinlesen.

Zukünftige Zeitalter nicht in gegenwärtige hineinlesen

Was für vergangene Zeiten gilt, trifft auch auf zukünftige zu. Auch diese dürfen nicht in die jetzige Zeit hineingelesen werden.

Off 14,1

"144.000" werden mit dem Lamm, mit Christus, zusammen sein und "seinen Namen und den Namen des Vaters haben" - wann? Der Zeitpunkt ist "der Tag des Herrn", nicht die heutige Zeit der Gemeinde Gottes.

1Th 5,1-4

Die Gläubigen der Gemeinde Gottes waren von dem "Tag des Herrn" direkt nicht betroffen. Daher handelt es sich bei den 144.000 in Offenbarung nicht um Gläubige der Gemeinde Gottes.

Off 7,2-4

Diese 144.000 werden zur Zeit des "Tags des Herrn" versiegelt mit dem Namen Christi und des Vaters.

Einzelne Personen, Gruppen, usw.

Es gilt nicht nur Zeitalter zu beachten, sondern auch Personen oder Gruppen von Personen. Eine grundlegende biblische Einteilung der Menschen kennt 3 Gruppen (Kategorien)

1Ko 10,32

  1. Juden (bzw. Israel)
  2. Griechen (bzw. Heiden)
  3. Gemeinde Gottes

"an Israel"

5Mo 5,1.5-8ff

Mose erinnerte die Israeliten, kurz bevor sie ins verheißene Land einzogen, nochmals eindringlich an die 10 Gebote, als er ihnen von der Gesetzgebung am Sinai fast 40 Jahre zuvor erzählt. Die 10 Gebote gelten für Israel, sie wurden Israel gegeben - nicht den Heiden, auch nicht der Gemeinde Gottes.

Jesu Amt und Auftrag während seines ersten Kommens war in besonderer Weise an die "verlorenen Schafe des Hauses Israel" gerichtet.

Mat 15,24
Röm 15,8

Jesus war gesandt zu "den verlorenen Schafen des Hauses Israel", nicht zu den Heiden.

Jesu Lehre (z.B. in der Bergpredigt) galt zunächst denen von Israel, nicht den Heiden, auch nicht der Gemeinde Gottes, der christlichen Gemeinde, denn diese gab es noch gar nicht!

ABER: Sehr viele Wahrheiten aus Jesu Lehre in der Bergpredigt (aber eben nicht alle!) verkünden bereits einen Lebenswandel und enthalten Gebote, die auch in den späteren Briefen an die Gemeinde Gottes, an die Christen, enthalten sind. Manches jedoch betrifft eindeutig nur Israel und nicht die christliche Gemeinde.

"an die Gemeinde Gottes"

Eph 1,3
Eph 1,1

Wer ist "uns"? Wer ist von Gott gesegnet worden mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus? "Die Heiligen", "die Gläubigen in Christus Jesus" — die Gemeinde Gottes, nicht die Heiden, nicht Israel.

Phi 3,20
Phi 1,1

Wer ist "wir"? Wer hat Bürgerrecht im Himmel? "alle Heiligen in Christus Jesus" - die Gläubigen der Gemeinde Gottes haben Bürgerrecht im Himmel, nicht die Heiden, nicht Israel.

Auslegung und Anwendung

Man muss zwei Punkte immer genau unterscheiden:

  1. Die Auslegung einer Schriftstelle (an wen ist sie geschrieben, von wem handelt sie, usw.)
  2. Die Anwendung fürs Leben (Verheißungen, Anweisungen, Gebote, usw.)

Wichtiger Grundsatz:
Verheißungen Gottes allgemeiner Art, wie auch Verheißungen Gottes an Gläubige in unterschiedlichen Zeiten oder an Gruppen mögen auch für uns als Gläubige heute zutreffend und anwendbar sein, solange es nicht für die heutige Situation der Gemeinde eine andere Verheißung bzw. Einschränkung gibt, welche die ältere abgelöst hat und ihr womöglich entgegensteht.

Röm 15,4

Obwohl manches von dem, was an andere geschrieben ist, nicht direkt auf unser Leben anwendbar ist, dient uns das, was in der Schrift geschrieben steht, dennoch zur Lehre, zum Lernen, um in der Erkenntnis Gottes und seines Wortes zu wachsen, insbesondere dass wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben können.

 

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