Im 19. Jahrhundert begann eine sehr viel intensivere Suche nach den Schätzen des Altertums in den Ländern im MIttelmeerraum und im Vorderen und Mittleren Orient. Ausgrabungen wurden unternommen und nach und nach förderten viele unterschiedliche Funde die großen Schätze zutage, die man heute in den bedeutendsten Museen der Welt betrachten kann.
Auch im Bereich der Erforschung der Bibel begann einiges in Bewegung zu kommen, als Gelehrte sich auf die Suche nach möglicherweise noch erhaltenen alten Handschriften machten. Viel Aufwand und auch viel Energie wurde investiert in die Suche nach alten Handschriften, und diese wurden auch belohnt, denn im Laufe der Jahre danach wurden viele verschiedene Handschriften und Fragemnte aus teilweise sehr früher Zeit gefunden.
Der wohl bekannteste Fund in Sachen biblische Handschriften war der Fund, den der deutsche Gelehrte Konstantin von Tischendorff (1815-1874) im Jahre 1844 auf der Sinai Halbinsel im Kloster St. Katharinen machte. In diesem Kloster hatte über die Jahrhunderte hinweg eine biblische Handschrift unbemerkt gelegen, die heute als eine der bedeutendsten Handschriften gilt: der Codex Sinaiticus, dessen Name auf den Fundort im Sinai hindeutet.
Im Jahre 1844 besuchte der damals 29jährige Konstantin von Tischendorff auf einer solchen Forschungsreise das in der unwegsamen und einsamen Gegend des Sinaigebirges gelegene St. Katharinen Kloster. Nach einigem Suchen stieß er auf einen Korb voll mit alten Dokumenten auf Pergamentseiten, die bereits als Brennmaterial ausgesondert worden waren.
Als sich Tischendorff die Seiten genauer ansah, entdeckte er erstaunt, dass unter den Seiten über 100 große Pergamentseiten mit dem Text der griechischen Übersetzung von Teilen des Alten Testaments waren. Tischendorff hatte zuvor noch keine solch alten Handschriften mit biblischen Texten gesehen. Tischendorff war verständlicherweise begeistert und erregt über einen solchen Fund und konnte seine innere Erregung auch nicht verbergen, was dann leider dazu führte, das die Mönche bzw. der Klostervorsteher misstrauisch wurde und Tischendorff fortan ohne weitere Unterstützung der Mönche seine Suche nach den restlichen Blättern fortsetzen musste. Ihm wurde gestattet, insgesamt 43 der alten Pergamentblätter mitzunehmen, aber die Suche nach den fehlenden Seiten dieser Bibel blieb auch während mehrerer Besuche im Laufe der nächsten 15 Jahre erfolglos.
Im Jahre 1859 kam Tischendorff noch einmal auf einer vom russischen Zaren Alexander II. unterstützten Reise zum St. Katharinen Kloster. Tagelang suchte er nach den vermuteten fehlenden Seiten der alten Bibelhandschrift, doch all seinen Bemühungen war erneut kein Erfolg beschieden.
Da kam am Vorabend seiner geplanten Abreise der Verwalter des Klosters und zeigte ihm "zufällig" eine alte Abschrift der Bibel. Was Tischendorff da sah, waren nicht nur Teile des AT, sondern auch ein vollständiges NT. Er verbrachte die ganze Nacht damit, sich mit diesem kostbaren und unbezahlbaren Schatz eingehender zu beschäftigen.
Es bedurfte vieler weiterer Bemühungen, bis Tischendorff schließlich erreichen konnte, dass diese biblische Handschrift dem russischen Zaren zum Geschenk gemacht wurde. So gelangte diese fortan als Codex Sinaiticus bezeichnete Handschrift dann nach Russland, wurde aber im Jahre 1933 von der russischen Regierung für £100.000 (damals ca. 1.200.00 DM) an England verkauft und wird seitdem im British Museum in London aufbewahrt.
Beispiel - Seite aus dem Codex Sinaiticus
Eine andere interessante Entdeckungsgeschichte hat das bislang wohl älteste gefundene Handschriften Fragment, das heute als P52 im wissenschaftlichen Katalog der alten biblischen Handschriften geführt wird. Es handelt sich hierbei um ein Papyrus Fragment, dessen Entstehung man heute auf die Zeit um 125 n.Chr. datiert.
Im Jahre 1920 unternahmen die englischen Wissenschaftler B.P. Grenfell und A.S.Hunt Ausgrabungen im Gebiet von Fayum in Ägypten. Sie stießen dort auf sehr alte Papyrus Fragmente auf ihrer Suche nach alten Dokumenten und alten Handschriften. In dem dort herrschenden sehr trockenen Wüstenklima blieben Papyrus Dokumente vor Feuchtigkeit verschont und das relativ empfindliche Material ist verschüttet unter Sand und so vor Lichteinwirkung geschützt, viele Jahrhunderte erhalten geblieben.
Die beiden Forscher kehrten mit einigen Funden nach England zurück, darunter ein sehr kleines Papyrusfragment, das Weltruhm erlangen sollte. Erst einige Jahre nach ihrer Rückkehr entdeckte C.H. Roberts bei der Durchsicht des Fundmaterials ein nur ca. 9cm x 6cm großes Papyrusfragment, das auf beiden Seiten je 7 Zeilen mit altgriechischem Text enthält: einige Verse aus dem Evangelium nach Johannes! Erstaunlich ist das Alter, auf das dieses Fragment datiert werden konnte: ca. 125 n.Chr.
Dieser Fund widerlegte einige damals verbreitete Theorien, nach denen das Johannesevangelium gar nicht von dem Apostel und Evangelisten Johannes stammen konnte, sondern erst ca. 170-180 n.Chr. von jemand anderem verfasst worden sei. Dass eine Abschrift des Johannesevangeliums bereits ca. 125 n.Chr. in Ägypten existierte, lässt ziemlich sicher darauf schließen, dass das Original bereits einige Jahrzehnte zuvor unter den frühen Gemeinden bekannt war und Abschriften angefertigt worden waren.
Dieses ausserordentlich bedeutsame Textzeugnis ist das heute älteste bekannte Fragment einer Abschrift des Neuen Testaments. Dieses Papyrusfragment P52 wird heute in der John-Rylands-Bibliothek in Manchester aufbewahrt.
Im Jahre 1947 wurden per Zufall in einer Höhle an den recht zerklüfteten Berghängen nahe Qumran am Westufer des Toten Meers von einem Beduinenjungen einige alte Schriftrollen gefunden. In der Höhle entdeckte der Junge einige Krüge, in denen eine Reihe von ledernen Schriftrollen offensichtlich seinerzeit in diesen Höhlen versteckt worden waren.
Auf Umwegen gelangten einige dieser recht gut erhaltenen Schriftrollen dann in das syrisch-orthodoxe Kloster in Jerusalem, einige andere gelangten zu Prof. Sukenik an der Hebräischen Universität Jerusalem. Die Funde wurden aber erst nach dem Israelisch-Arabischen Krieg im Jahre 1949 der Weltöffentlichkeit bekannt. Weitere Forschungen in den Höhlen von Qumran brachten dann noch viele weitere Schriftrollen zum Vorschein, welche in den nachfolgenden Jahrzehnten dann sorgfältig gesichtet und entziffert wurden, wobei die Studien an diesen Rollen aus Kupfer, Leder und auch Papyrusstücken auch heute noch weitergehen. Im Zuge der Nachforschungen fand man nahe Qumran Ruinen einer Festung, in der vermutlich Essener im 1. Jahrhundert n.Chr. lebten, und die eventuell diese Schriftrollen in den Jahren vor dem Jüdischen Krieg um das Jahr 70 n.Chr. in diesen Höhlen versteckt haben könnten.
Der wichtigste Fund von Qumran ist eine Schriftrolle des Buchs des Propheten Jesaja, und dieses als Jesajarolle weltberühmt gewordene Schriftstück ist die älteste bekannte Abschrift eines biblischen Buches. Die Jesajarolle umfasst das vollständige Buch Jesaja, in 54 Spalten auf sorgfältig aneinander genähten 17 Lederblättern aufgezeichnet. Die Abschrift wird auf das 2. Jahrhundert v.Chr. datiert. Weiterhin finden sich unter den "Schriften vom Toten Meer" unter diesen Funden von Qumran weitere Teile und Fragmente von AT Schriften und eine Vielzahl anderer, nicht-biblischer Schriften. Ein weiteres biblisches Schriftstück, das auf das 3. Jahrhundert v.Chr. datiert wird, und somit noch älter ist als die Jesajarolle, ist ein Fragment einer Rolle des Buchs Samuel.
Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgetauchten Handschriften und Fragmente von Handschriften waren nicht immer so spektakulär wie die drei hier sehr bekannt gewordenen erwähnten Funde. Oft waren Funde das Ergebnis von langjährigem treuem und systematischem Suchen an Orten, wo man biblische Handschriften vermuten konnte.
Die gefundenen Handschriften und Fragmente von Handschriften bezeugen aber in vielerlei Hinsicht die einzigartige Überlieferung der Bibel (AT und NT Schriften). Die Bibel ist ja sozusagen ein Buch der Antike, die letzten Bücher des Originals wurden im 1. Jahrhundert n.Chr. aufgeschrieben. Was nun die vielen Tausende von Funden von Abschriften und Fragmenten von Handschriften mit Texten der biblischen Bücher bezeugen ist eigentlich eine große Sache: Der biblische Text wurde außergewöhnlich zuverlässig und genau überliefert.
Wenn man vergleicht, dass einige andere sehr bekannte Schriften von Autoren des Altertums, sowohl griechischer als auch römischer Autoren, heute nur aus ganz wenigen Abschriften aus späteren Jahrhunderten (9.-11. Jhdt n.Chr.) in guter Qualität überliefert sind, dann ist die Vielzahl der miteinander übereinstimmenden bekannt gewordenen frühen biblischen Handschriften und Handschriften Fragmenten ein absolut überwältigendes Zeugnis für die Zuverlässigkeit des biblischen Textes. Heute zweifelt kaum jemand die Echtheit der Schriften eines Cäsar oder anderen römischen Autoren an, obwohl deren Schriften nur äusserst spärlich überliefert sind. Warum dann die Echtheit der biblischen Schriften anzweifeln, wo diese doch aus tausenden von Quellen übereinstimmend bezeugt werden?
Es ist ja gar keine Sonderbehandlung der Bibel notwendig. Allein wenn man die gleichen Maßstäbe an die biblischen Schriften anlegt, welche für andere antike Schriften herangezogen werden, wird schnell und überaus deutlich, dass die Echtheit der Bibel bei weitem am besten von allen Schriften aus jener Zeit des Altertums bezeugt ist.