Diese Studie zu der Frage: "Ist Jesus wirklich gestorben?" wurde angeregt durch die Studie "Did Jesus really die?" von J. Baixeras, und ist Teil einer Serie von Artikeln zu dem größeren Themenkomplex der sogenannten Trinitätslehre, um diese vor dem biblischen Hintergrund auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen.

Gott allein hat Unsterblichkeit

Die Frage im Titel dieser Studie: "Ist Jesus wirklich gestorben?" ist für viele sicherlich fast schon "eine dumme Frage" und so mancher wird sich fragen, was die Frage überhaupt soll? Ist Jesus tatsächlich gestorben? Natürlich ist Jesus wirklich gestorben! Dazu gibt es doch eigentlich überhaupt nichts zu fragen – oder etwa doch?

Diese Frage wird erst dann interessant und erhält eine gewisse Bedeutung, wenn man Jesus als Teil des sogenannten dreieinigen bzw. dreifaltigen Gottes wähnt, denn dann ergeben sich plötzlich einige sehr große Probleme beim rechten Verständnis und einer rechten Auslegung von einer ganzen Reihe von Schriftstellen. Was an sich aufgrund des biblischen Zeugnisses klar und einfach schien, wird dann mit einem Male zu einem nicht lösbaren Rätsel, und es tauchen Widersprüche zu mehreren anderen Schriftstellen und den dort offenbarten Wahrheiten auf.

Gott wird z.B. in der Bibel Unsterblichkeit zugesprochen, was bedeutet, daß Gott gar nicht sterben kann.

1. Timotheus 6,13–16:
Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus bezeugt hat das gute Bekenntnis,
daß du das Gebot unbefleckt, untadelig haltest bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus,
welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,
der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.

Gott ist "der Selige und allein Gewaltige", er ist "der König aller Könige und Herr aller Herren", und Gott ist es, "der allein Unsterblichkeit hat"! Wenn Gott Unsterblichkeit hat, und falls Jesus Gott ist, dann könnte Jesus selbstverständlich gar nicht gestorben sein! 1

Nun wird behauptet, daß Jesus dann sowohl Gott wie auch Mensch war, und er ist "als Mensch" gestorben, "als Gott" aber natürlich ist er nicht gestorben. Eine solche Theorie, Jesus habe quasi eine doppelte Persönlichkeit, ein doppeltes Wesen, usw. gehabt, ist jedoch biblisch nicht zu begründen und findet sich nirgendwo in der Heiligen Schrift.

Woher stammen dann diese Ideen mit Jesu doppeltem Wesen, daß er angeblich "ganz Gott" und "ganz Mensch" war bzw. ist?

Nun, genau solches Gedankengut wurde beim Konzil von Chalcedon im Jahre 451 n.Chr. in einem Bekenntnis formuliert und dann in weiten Teilen der westlichen Kirche als verbindlich gelehrt. Die Einheit der Ostkirche zerbrach wegen dieser Lehre. In diesem Bekenntnis heißt es dann unter anderem, daß Jesus zwei Naturen habe. Er ist laut der dort definierten trinitarischen Lehre sowohl Gott wie auch Mensch, und zwar ganz Gott und ganz Mensch. Jesus ist "… wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch, … in zwei Naturen unvermischt … erkennbar …". Allerdings erkennt man auch, daß eigentlich diese Formulierungen bereits in sich unschlüssig und widersprüchlich sind. Bei diesem Konzil jedenfalls wurde die Idee der zwei Naturen in Christus (Gott und Mensch) erstmals als offizielle Lehre propagiert. Eine solche Darstellung findet sich jedoch nirgendwo in der Schrift.

Gott hat Jesus auferweckt

An mehreren Stellen im Neuen Testament wird uns mitgeteilt, daß Gott Jesus von den Toten auferweckt hat.

Apostelgeschichte 2,32:
Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.

Apostelgeschichte 4,10
so sei euch und dem ganzen Volk Israel kundgetan: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch.

Allein diese zwei Verse berichten uns eindeutig davon, daß Jesus "auferweckt" wurde, was selbstverständlich bedeutet, daß er zuvor tot war. Apostelgeschichte 4,10 spricht genau das auch aus: "den Gott von den Toten auferweckt hat". Jesus war also offensichtlich tot, er war also nicht unsterblich, kann daher eigentlich (wenn die Aussage in 1. Timotheus 6,16 korrekt ist) auch nicht Gott sein bzw. zu jenem Zeitpunkt gewesen sein.

Bemerkenswert bzgl. des Verhältnisses von Jesus und Gott ist dann noch, daß Gott jeweils genannt wird als der, der Jesus von den Toten auferweckte. Gott hat Jesus auferweckt von den Toten. Es heißt auch nicht , "der Vater" habe Jesus von den Toten auferweckt, sondern "Gott". Jesus hat sich nicht selbst von den Toten auferweckt, sondern er wurde von einem andern, von Gott, auferweckt. Diese Ausdrücke stellen eindeutig fest, daß es sich bei Jesus und Gott nicht um die gleiche Person oder das gleiche Wesen (Gott) handelt. Jesus ist in dem Begriff "Gott" in diesen Versen nicht enthalten.

Weiterhin wird aus diesen Versen deutlich, daß Gott zu jenem Zeitpunkt am Leben, Jesus zu jener Zeit aber tot war. Gott erweckt Jesus von den Toten. 1. Timotheus 6,16 verkündete, daß Gott allein Unsterblichkeit besitzt … hier nun lesen wir aber davon, daß Jesus gestorben und tot ist. Streng genommen wäre Jesus eigentlich nie gestorben, wenn er Gott gewesen wäre, außerdem hätte er sich dann auch noch selbst von den Toten auferweckt.

Der Glaube an einen dreieinigen bzw. dreifaltigen Gott, bei dem Jesus ein Drittel der Gottheit ausmacht, bringt gewaltige Probleme mit sich hinsichtlich des biblischen Zeugnisses über Jesus Christus. Die Bibel kennt keinen "dualen Jesus" im Sinne der traditionellen Trinitätslehre.

Die Bibel bestätigt an mehreren Stellen, daß der Menschen Heil und die Tilgung unsrer Sünden abhängig war von dem Sühnetod Jesu Christi. Jesus hat durch seinen Tod das Lösegeld zu unserer Erlösung gezahlt … dieses Lösegeld war sein kostbares Blut! 2 Indem er sein Leben gab, indem sein kostbares Blut vergossen wurde, war den Anforderungen Gottes bzgl. der Tilgung der Sünden des Menschen Genüge getan. Die Sünde und Schuld war durch einen Menschen, Adam, in die Welt gekommen, und die gerechte Strafe zur Sühnung für die Sünde war der Tod eines unschuldigen Menschen, eines "zweiten Adam" — und dieser war kein anderer als Jesus Christus. 3

Ein "dualer" Jesus?

Die Idee eines Jesus, der sowohl Gott als auch Mensch war oder ist, stammt eindeutig aus dem Bereich der Mythologie und wurde erst nach einiger Zeit vor allem durch einige der von griechischer Philosophie beeinflußten Kirchenväter ins Christentum eingeschleust. Diese Vorstellung hat wohl ihren Ursprung darin, daß existierende griechische philosophische Denkmodelle aus dem Umfeld und der vertrauten Vorstellungswelt dieser Kirchenväter zur "Erklärung" bestimmter Aspekte des biblischen Zeugnisses herangezogen wurden, anstatt daß man an dem vom Alten Testament her bekannten strengen Modell eines "Ein-Personen-Gottheit" Israels festhielt.

In alten Religionen und Mythologien gab es seit langem "Gottmenschen", wo die eigentlich klar getrennten Bereiche "Gott" und "Mensch" in geheimnisvoller Weise miteinander im Denken der Menschen verwoben wurden, was dazu führte, daß Menschen dann eine Gottesverehrung und Gottesanbetung zuteil wurde, etwa den Herrschern in Babylon, den Pharaonen in Ägypten, den Kaisern im Römischen Reich. Solche mythologischen Elemente waren weit verbreitet. 4  Die Idee von Göttern, die zu Menschen wurden, oder die sich "in Menschen offenbarten", war in der griechischen und römischen Welt der Antike weit verbreitet, was sicher ein wesentlicher Faktor war, daß diese Ideen so rasch und effektiv Eingang in die christliche Lehre fanden.

Die Trinitätslehre vertritt genau dieses Konzept eines "dualen Jesus", denn ihm werden zwei Naturen zugeschrieben, wenn behauptet wird: Jesus ist ganz Gott und auch ganz Mensch. Dies wurde schließlich auf dem Konzil von Chalcedon in dem dort verabschiedeten Glaubensbekenntnis in 451 n.Chr. für den Großteil der Christenheit als verbindliche Lehre verkündet. Aber, Jesus ist nicht ein "Gottmensch", denn ein solches Wesen existiert gar nicht! Jesus ist, biblisch gesprochen, der Mensch Christus Jesus, der Messias, der Gesalbte, der Nachkomme des Weibes.

Manche Vertreter der Trinitätslehre sind der Meinung, Jesus habe sich für die Zeit seines irdischen Lebens seiner Gottheit entledigt und sich selbst dazu erniedrigt, Mensch zu sein, wobei sie als Belegtext dann Philipper 2,5-11 anführen. Mit solcher Lehre aber stehen Sie eigentlich in Widerspruch zu ihrem eigenen Glaubensbekenntnis von Chalcedon! Dort wird ja doch festgelegt, daß Jesus zu jeder Zeit sowohl Gott als auch Mensch war, ohne jegliche Trennung zwischen beiden Naturen.

Jesus, der Messias

Jesus ist kein "duales Wesen", er ist der eingeborene Sohn Gottes, der von Gott verheißene Messias (Christus). Dieser wird in der Bibel eindeutig und in allen Schriftstellen immer als Mensch identifiziert und niemals als Gott hingestellt. Dieser "letzte Adam (Mensch)" Jesus war der von Gott gesandte Mensch, um durch sein Sühneopfer die Erlösung des Menschen zu ermöglichen.

Wie Hebräer 2,14 berichtet, war Jesus ein Wesen aus Fleisch und Blut, ein Mensch. Seine Empfängnis ging zwar nicht auf den Willen eines Menschen zurück, und er war auch nicht "von Adam", sondern aufgrund von Gottes Wirken in Maria war er durch den heiligen Geist empfangen worden. Diese göttliche Empfängnis machte ihn aber nicht zu Gott, sondern zu einem in allem vollkommenen Menschen, dessen Leben als Lösegeld für das von Gott verordnete Sühneopfer in Frage kam.

Jesus gab dann sein Leben hin in Gehorsam gegenüber Gott, seinem Vater, als er an jenem Tage am Kreuz auf Golgatha starb. Jesus ist wirklich gestorben! Er hat sein Leben gegeben als Sühneopfer für alle Menschen, so daß alle, die nun an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern gerettet werden und ewiges Leben erhalten.

Gott hat den Menschen Jesus dann als Messias und Christus, als seinen eingeborenen Sohn, bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.

Römer 1,4
und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten.

Die Auferweckung Jesu von den Toten ist Gottes Bestätigung, daß er wahrlich Gottes Sohn ist.


Fußnoten:

1 Außerdem berichtet 1. Timotheus 6,16 auch noch, daß kein Mensch Gott gesehen hat noch sehen kann, was ebenfalls strenggenommen ein gewaltiges Problem mit vielen Schriftstellen darstellt, die uns davon berichten, daß Tausende von Leuten Jesus bei mehreren Gelegenheiten gesehen haben (vgl. z.B. Markus 6,44 – "fünftausend"; Markus 8,9 – "etwa viertausend")

2 1. Petrus 1,18.19: "denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes."

3 Vgl. dazu den Abschnitt aus Römer 5,12ff, wo Adam und Jesus und das, was sie jeweils erreicht haben, einander gegenübergestellt werden.

4 Ein Beispiel solchen Denkens wird in Apostelgeschichte 14:11 erwähnt, wo Paulus und Barnabas nach der Heilung eines Mannes von der Menge fast zu Göttern gemacht werden: "Als aber das Volk sah, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und riefen auf lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen."

 

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