Eines der zentralen Dogmen einer der großen christlichen Kirchen ist die Lehre von der sogenannten "Jungfrauengeburt", die besagt, daß Maria vor, in und auch nach der Geburt Jesu Jungfrau war. Allerdings wurde die Richtigkeit dieses Dogmas seit langem auch in Frage gestellt. In dieser Studie wird anhand der Berichte in der Bibel erneut deutlich, wie absolut verläßlich und genau das Wort Gottes in allen seinen Aussagen ist und wie eine sorgfältige Studie der Schrift eine klare und eindeutige Antwort bietet.

Eine der am weitesten verbreiteten und von vielen Christen geglaubten Lehrsätze der großen christlichen Amtskirchen ist das Dogma von der jungfräulichen Geburt Jesu. Maria, die Mutter Jesu, wurde dadurch zur "heiligen Jungfrau", und sie erhielt nicht zuletzt aufgrund solcher Lehren schließlich auch den Status einer "Mutter Gottes". Diese Lehren werden als göttliche Lehre aus der Bibel hingestellt, und sie müssen daher – nach Meinung der sie vertretenden Amtskirchen – auch geglaubt werden, selbst wenn sie nicht logischen Überlegungen oder vernunftmäßigen Kriterien genügen. Die Lehre von der jungfräulichen Geburt Jesu wird von vielen Menschen, die natürliche Gegebenheiten und die Physiologie des Menschen berücksichtigen, aus sicherlich einleuchtenden Gründen als völlig unmöglich abgelehnt. Es ist verständlich, dass dann gerade solche Lehrsätze zum Ansatzpunkt heftigster Kritik an der Glaubwürdigkeit der Bibel werden.

Wir wollen uns sorgfältig betrachten, was denn überhaupt zu diesem Thema in der Bibel berichtet wird. Wenn der Bibel schon solche scheinbar unmöglichen Dinge zugesprochen werden, sollte man sich diese Dinge auch in der Bibel selbst ansehen. Es könnte immerhin sein, dass einige Punkte, die später zu Lehrsätzen wurden, in der Bibel gar nicht auftauchen, bzw. dass sich manche Behauptungen im Vergleich mit dem, was tatsächlich in der Bibel berichtet wird, als absichtlich gefälscht erweisen. Das Wort Gottes ist nämlich absolut logisch und in Übereinstimmung mit anderen ebenfalls von Gott, dem Schöpfer, aufgestellten Naturgesetzen und anderen Ordnungen, die in der Schöpfung gelten.

Was versteht man unter "Jungfrauengeburt"?

Zunächst einmal ist es wichtig und hilfreich zu erfahren, was man eigentlich unter "Jungfrauengeburt" versteht. Was bedeutet eigentlich "Jungfrauengeburt"? Bevor wir den biblischen Bericht untersuchen, sei kurz erwähnt, was der entsprechende Artikel in Band 11 der Brockhaus EnzyklopädieBrockhaus Enzyklopädie, Bd. 11. Mannheim: F.A. Brockhaus, 1990 hierzu darlegt.

Jungfrauengeburt, Parthenogenese, die in vielen Kulturen anzutreffende Vorstellung, daß Götter oder außerordentl. Menschen (Heroen, Könige, Heilige) auf übernatürl. Weise, ohne vorhergehende geschlechtl. Zeugung, geboren werden. Oft ist damit eine Idealisierung der Jungfräulichkeit verbunden, und die Unversehrtheit der Gebärenden auch während und nach der Geburt wird betont. Nach einer Überlieferung ging Buddha in Gestalt eines weißen Elefanten in den Leib der Maya ein, aus ihrer Seite wieder aus; nach ägypt. Vorstellung wurden die Pharaonen durch Vereinigung des Gottes Amun-Re mit der Königin gezeugt; Alexander d.Gr. galt als durch einen Blitzstrahl empfangen. Die Vorstellung einer sowohl vater- als auch mutterlosen Zeugung findet sich in der griech. Religion für Dionysos, Pallas Athene und Aphrodite.-
Im Christentum erhielt die Vorstellung einer J. in der Person der Mutter Jesu, Maria, eine besondere Bedeutung. Das Prädikat der Jungfräulichkeit bezeichnet nach den Glaubensbekenntnissen der Frühkirche die Zeit vor, in und nach der Geburt und bezieht sich auf die Kindheitsgeschichten Jesu. Die neuere Theologie versteht die Aussagen über Jungfräulichkeit nicht mehr als eine organisch-physische Zustandsbeschreibung, sondern primär heilsgeschichtlich-christologisch als Legitimierung der Gottessohnschaft Jesu.

Dieser Artikel erwähnt einige Punkte, die wir bei unserer Studie im Auge behalten sollten: (1) Das Konzept der Jungfrauengeburt war offenbar bereits lange vor der Geburt Jesu Christi bei Völkern im Alten Orient Teil ihrer Religion; es hat also auf keinen Fall seinen Ursprung in dem Bericht über die Geburt Jesu. (2) Hinsichtlich der Bedeutung im Christentum ist ein interessanter Meinungswechsel unter den Theologen zu verzeichnen, denn die neuere Theologie will angesichts der vernünftigen und für viele Menschen verständlichen Argumente hinsichtlich des organisch-physischen Zustands einer Frau insbesondere in und nach der Geburt eines Kindes nicht als dumm dastehen, und sie hat sich nun darauf verlegt, der Sache einen anderen, wenn auch leicht nebulösen, Anstrich zu geben. Es scheint aber auch weiterhin nicht möglich zu sein, ein solches Kirchendogma grundsätzlich zu überdenken und im Lichte von Gottes Wort neu zu beurteilen.

Biblische Grundlagen

Nun gilt es, sich mit den biblischen Berichten über die Geburt bzw. Empfängnis Jesu Christi zu beschäftigen, um zu sehen, wie die Bibel zu dieser Frage steht.

Matthäus 1,18-25
18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.
19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht:
23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.

Dieser Abschnitt aus Matthäus 1 berichtet über die Empfängnis und Geburt Jesu, und genau diese Verse werden von den Vertretern der Lehre der Jungfrauengeburt als positiver Beweis angeführt. Ist aber in diesen Versen überhaupt von einer Jungfrauengeburt die Rede?

Dieser Abschnitt der Schrift berichtet eigentlich leicht verständlich einige klare Punkte: (1) Eindeutig klar ist, dass diese Verse die göttliche Empfängnis lehren, denn Jesus wurde in Maria nicht von Josef empfangen, sondern von Gott empfangen – "von dem heiligen Geist". (2) Eindeutig klar ist auch, dass Maria zum Zeitpunkt der Empfängnis eine Jungfrau war. (3) Eindeutig klar ist ebenfalls, dass Maria Josefs Frau und Josef Marias Mann war, und dass Josef seine Frau "zu sich nahm", sie aber "nicht berührte, bis sie einen Sohn gebar".

Man kann nun sicherlich nicht einfach einige dieser Wahrheiten beiseite schieben, um aus denen, die übrig bleiben, ein Dogma aufzubauen, das dann Gottes Wahrheit sein soll. Eine korrekte Beurteilung des gesamten Themas ist nur möglich, wenn man die im biblischen Bericht erwähnten Einzelheiten genau beachtet und sich unter Berücksichtigung der Bräuche zu jener Zeit in den biblischen Landen und durch Vergleichen mit anderen Teilen der Schrift um ein biblisch korrektes Verständnis bemüht.

Die Empfängnis Jesu Christi

Bevor wir diesen Abschnitt in Matthäus 1 näher untersuchen, wollen wir zunächst einige Informationen aus dem Evangelium nach Lukas über die Empfängnis Jesu Christi in unsere Überlegungen einbeziehen.

Lukas 1,26-27
26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth,
27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

Der "sechste Monat" nimmt Bezug auf die im Abschnitt davor berichtete Schwangerschaft der Elisabeth. Im sechsten Monat von Elisabeths Schwangerschaft wurde der Engel Gabriel, der in Gottes Wort immer wieder als Gottes Bote in besonderen und wichtigen Situationen erwähnt wird, von Gott zu einer "Jungfrau" nach Nazareth gesandt. Diese Jungfrau Maria war zu dem Zeitpunkt einem Manne namens Josef "vertraut".

Begriffe wie "Jungfrau" und "vertraut sein", wie auch andere in den biblischen Berichten im Zusammenhang mit der Empfängnis Jesu geschilderte Begebenheiten, sind immer wieder mit möglicherweise ähnlichen Bräuchen unserer verschiedenen abendländischen Kulturen gleichgesetzt worden, was aber dem wahren biblischen Verständnis großen Schaden zugefügt hat. Die Bibel ist ein Buch, das nicht unserem abendländischen Kulturkreis entstammt und das nicht auf Gegebenheiten unserer Zeit Bezug nimmt; wenn Ereignisse geschildert werden, müssen diese unbedingt im Licht von Land und Zeit der Bibel verstanden werden, wenn man Gottes Wort recht austeilen und am Ende seiner Bemühungen eine wahre Auslegung haben will.

Der Begriff "Jungfrau" bedeutet zunächst einmal einfach "junge Frau". Dabei ist aber zu beachten, dass es in biblischen Zeiten jedoch quasi selbstverständlich war, dass eine junge unverheiratete bzw. einem Mann vertraute aber noch nicht mit ihm verheiratete Frau auch "Jungfrau" im heute allgemein bekannten Sinne war, denn die Unberührtheit der jungen Frau vor der Ehe spielte eine besondere Rolle im Volk Israel. Das Wort "Jungfrau" wird biblisch zunächst aber im Sinne von "junge Frau" benutzt, an manchen Stellen auch für eine junge Frau, die offensichtlich bereits sexuellen Verkehr mit einem Mann hatte (vgl. dazu z.B. 1. Mose 24,161Mo 24,16
Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Manne wußte. Die stieg hinab zum Brunnen und füllte den Krug und stieg herauf.
; 34,1-41Mo 34,1-4
1 Dina aber, Leas Tochter, die sie Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen. 2 Als Sichem sie sah, der Sohn des Hiwiters Hamor, der des Landes Herr war, nahm er sie, legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an. 3 Und sein Herz hing an ihr, und er hatte das Mädchen lieb und redete freundlich mit ihr. 4 Und Sichem sprach zu seinem Vater Hamor: Nimm mir das Mädchen zur Frau.
; 5. Mose 22,195Mo 22,19
und ihm eine Buße von hundert Silberstücken auferlegen und sie dem Vater des Mädchens geben, weil er über eine Jungfrau in Israel ein böses Gerücht aufgebracht hat. Und er soll sie als Frau behalten und darf sie sein Leben lang nicht entlassen.
; Ester 2,17.19Est 2,17.19
17 Und der König gewann Ester lieber als alle Frauen, und sie fand Gnade und Gunst bei ihm vor allen Jungfrauen. Und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Waschtis Statt. 19 Und als man nun die übrigen Jungfrauen in das andere Frauenhaus brachte, saß Mordechai im Tor des Königs.
; Joel 1,8 Joe 1,8
Heule wie eine Jungfrau, die Trauer anlegt um ihres Bräutigams willen!
).

"Einem Manne vertraut sein" bedeutete in biblischen Zeiten weit mehr, als man heutzutage in unserer Gesellschaft etwa unter einer Verlobung versteht. Wenn eine Frau einem Manne vertraut war, so war das fast gleichbedeutend mit unserer heutigen Eheschließung. Die Eltern beider Partner hatten bereits alles arrangiert, auch der Brautpreis war vereinbart und die Ehe von all diesen Gesichtspunkten her bereits geschlossen. Oft wurde ein "vertrautes" Paar bereits als "Mann und Frau" bezeichnet. Es fehlte lediglich die eigentliche Hochzeitsfeier und das anschließende Vollziehen der ehelichen Gemeinschaft, wenn beide an einem vorbestimmten Tag nach der Hochzeitsfeier zum ersten Geschlechtsverkehr "zusammenkamen". Entsprechende Informationen sind leicht in verschiedenen Bibellexika nachzulesen.

Maria war dem Josef "vertraut", aber die eigentliche Hochzeitsfeier mit dem anschließenden Zusammenkommen in ehelicher sexueller Gemeinschaft hatte noch nicht stattgefunden. Sie hatten daher zu diesem Zeitpunkt noch keine sexuellen Beziehungen zueinander aufgenommen. Marias Entgegnung auf die Worte des Engels bestätigen dies ebenfalls.

Lukas 1,28-35
28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!
29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?
30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.
31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,
33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Der Bericht über das Gespräch zwischen Gabriel und Maria gibt uns außerdem weitere bedeutsame Informationen, um genauer zu bestimmen, was sich zutrug. Gabriel verkündete Maria, dass sie schwanger werden und einen Sohn gebären würde; er teilte ihr weiterhin einige andere Informationen über ihren Sohn mit, wobei für unsere Studie wichtig ist, dass es um Jesus ging, und dass dieser "der Sohn des Höchsten" genannt werden würde.

Die Bezeichnung "Sohn des Höchsten" weist darauf hin, dass diese Schwangerschaft nicht durch einen Mann, sondern von Gott selbst herbeigeführt würde. In dieser Sache würde von menschlicher Seite lediglich Maria beteiligt sein. Das war rein menschlich so nicht zu verstehen – normalerweise sind ein Mann und eine Frau zur Zeugung eines Nachkommens erforderlich. Maria war sich dessen sofort bewusst, wie ihre Frage an Gabriel aufzeigte: "Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?"

Maria redete nicht davon, dass sie noch keine Männer gesehen hatte oder kannte oder nichts über Männer wusste; der Zusammenhang dieser Stelle weist darauf hin, dass der Ausdruck "von einem Manne wissen" etwas mit einer sexuellen Beziehung zu einem Mann zu tun haben muss. Dieser Gebrauch des Wortes "wissen" ist zunächst eine in den semitischen Sprachen typische Ausdrucksweise, die sich später auch in der griechischen Sprache einbürgerte. "Wissen" bzw. "erkennen" bezeichnet unter Einbeziehung der Redefigur Euphemismus "Geschlechtsverkehr mit daraus resultierender Schwangerschaft". Diese Ausdrücke kommen z.B. im Alten Testament an einigen Stellen vor, aus denen sich die hier gegebene Bedeutung leicht ableiten lässt.

Marias Entgegnung auf die Ankündigung Gabriels ist noch in anderer Weise bemerkenswert. Maria stellte die an sie gerichteten Worte des Engels nicht in Frage, sie bezeichnete dessen Botschaft auch nicht als unmöglich; sie erkundigte sich nur weiter, wie denn das Gesagte in ihrer Situation geschehen könnte und sollte (man vgl. hierzu die Worte von Zacharias (Lukas 1,18), aus denen Zweifel an Gottes Verheißung spricht). Gabriel wiederholte in leicht abgewandelter Form seine Botschaft, und er erklärte Maria, dass der heilige Geist über sie kommen würde, dass also Gott selbst dafür sorgen würde, dass dies geschehen könne. Sie würde durch die Kraft des Höchsten schwanger werden, weshalb ihr Sohn auch "Gottes Sohn" genannt würde.

Dann verwies der Engel noch auf eine Maria bekannte Situation, die ihr zeigen sollte, dass Gott auch in scheinbar unmöglichen Dingen wirken kann.

Lukas 1,36-38
36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei.
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Um Maria zu verdeutlichen, dass auch "menschlich unmöglich" erscheinende Dinge durch Gottes Eingreifen geschehen können, erinnerte er sie daran, was mit Elisabeth, einer von Marias Verwandten, geschehen war. Eine Unfruchtbare war schwanger – das war in etwa so unmöglich wie die Schwangerschaft einer Frau ohne Zutun eines Mannes. Und doch stand zweifelsfrei fest, dass Elisabeth schwanger war, und das im sechsten Monat! Daraus wurde deutlich, dass Gott Seine Verheißungen zustande bringen kann.

Vers 37 wird oft aus dem Zusammenhang gerissen, um dann zu behaupten, Gott könne und würde einfach willkürlich alles tun, weil Ihm nichts unmöglich sei. "Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich" ist wörtlich aus dem griechischen Text: "Denn nicht kraftlos wird sein von Gott jedes Wort [kein Wort von Gott wird kraftlos sein]." (vgl. dazu Das Neue Testament, Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch/ übers. von E. Dietzfelbinger. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1986). Es geht also bei "kein Ding" um das, was Gott zugesagt bzw. was Er verheißen hat.

Nach dieser weiteren Zusicherung Gabriels erklärte sich Maria einverstanden mit dieser Sache. Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass der wahre Gott nicht die eigene freie Willensentscheidung eines Menschen übertritt und einen Menschen besessen hält, wodurch es für diesen Menschen gar keine Wahl gäbe. Was wohl in ihrem Herzen vor sich ging? Eine solche Sache auf sich zu nehmen, war für Maria direkt mit gewaltigen Schwierigkeiten verbunden, ganz zu schweigen von den Gedanken, die bereits ein wenig weiter über das zu jener Zeit vor ihr liegende Geschehen blickten.

Josef und Maria - Jesu Geburt

Einige der Schwierigkeiten, die auf Maria zukamen, werden aus dem Bericht in Matthäus 1 deutlich, den wir nun genauer untersuchen wollen.

Matthäus 1,18
Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.

Vers 18 schildert uns, wie die "Geburt Jesu Christi" geschah. Die alles entscheidende Aussage steht am Ende des Verses: Maria war schwanger "von dem heiligen Geist". Bereits hier wird kategorisch festgestellt, dass Jesus Christus durch den heiligen Geist, durch Gott gezeugt wurde. Maria war nicht "schwanger von Josef", sie war "schwanger von dem heiligen Geist".

In diesem Vers könnte auch eine Parenthese vorliegen, wodurch dieser Punkt noch stärker betont würde, denn dann würde der Vers lauten:

Aber die Geburt Jesu Christi geschah (als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war) von dem heiligen Geist.

Der Hauptsatz würde die großartige Wahrheit ausdrücken, dass die Geburt bzw. konkret die Empfängnis Jesu Christi von dem heiligen Geist war. Durch den parenthetischen Einschub würde hervorgehoben, dass dies geschah, bevor Josef mit seiner Frau Maria eheliche Beziehungen aufgenommen hatte.

Das Wort "Geburt" wird übersetzt aus dem griechischen Text von dem Wort genesis, was in diesem Falle besser mit "Zeugung" bzw. "Empfängnis" übersetzt werden sollte. Es ist klar, dass diese Stelle hier von der Zeugung handelt, nicht von der Geburt neun Monate später. In den Versen davor wird ein mit dem Wort genesis verwandtes griechisches Wort jedesmal mit "zeugte" übersetzt.

Dass Jesus nicht durch einen Menschen gezeugt wurde, wird noch weiter durch den Gebrauch des Wortes "aber" betont, wodurch Vers 18 in Gegensatz zu den vorangehenden Versen gestellt wird. Der Gegensatz besteht darin, dass alle in dem in den Versen davor aufgeführten Stammbaum enthaltenen Männer durch einen Menschen, ihren irdischen Vater, "gezeugt" wurden; Jesus Christus dagegen durch den heiligen Geist gezeugt wurde.

Zu diesen kategorischen Aussagen kommen weitere Angaben, die uns verdeutlichen, dass Josef nichts mit Marias Schwangerschaft zu tun hatte. Ein wichtiger Punkt wird deutlich aus der Aussage, dass Maria schwanger war, "ehe er [Josef] sie heimholte". Dieses "Heimholen" bezieht sich auf den Zeitpunkt zu dem zuvor festgesetzten Termin kurz nach der eigentlichen Hochzeitsfeier, wenn der Mann seine Frau zu sich in sein Haus holt und die Ehe durch den ersten sexuellen Verkehr zwischen beiden Ehegatten vollzogen wird. Dieser Zeitpunkt wird meist von den Priestern und Eltern bestimmt, wobei verschiedene Dinge berücksichtigt werden, um einen möglichst günstigen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft zu erhalten. Maria und Josef hatten viellleicht bereits ihre Hochzeitsfeier hinter sich, aber sie waren noch nicht in ehelicher Beziehung zusammengekommen, als Maria bereits mit Jesus schwanger war.

Die nachfolgenden Verse machen das ebenfalls deutlich.

Matthäus 1,19
Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

Die Situation war nicht nur für Maria schwierig. Josef befand sich ebenfalls in einem Dilemma, denn diese Situation war nicht ganz einfach zu handhaben. Das Gesetz kannte bestimmte Vorschriften für den Fall, dass eine junge Frau vor der Ehe schwanger wurde, und es wurde darin auch geregelt, welche Möglichkeiten dem Mann in diesem Fall blieben. Wenn es hier heißt, Josef "gedachte aber, sie heimlich zu verlassen", so ist damit nicht gemeint, dass er sie stillschweigend und heimlich einfach verlassen wollte. Dieser Ausdruck nimmt Bezug auf eine Regelung aus dem Gesetz.

5. Mose 24,1
Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entläßt

Dieser Vers umschreibt in etwa die Situation Josefs. Er war dabei, die hier erwähnte Sache zu erwägen. Während er noch schweren Herzens über seine Möglichkeiten nachdachte, erschien ihm der Engel des Herrn mit einer Botschaft.

Matthäus 1,20-23
20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht:
23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

Welch eine Offenbarung dies für Josef gewesen sein muss! Der Engel verkündete Josef die beruhigende Nachricht, daß Maria nicht von einem anderen Mann schwanger war, sondern daß sich nun vielmehr das ereignete, was Jahrhunderte zuvor in einer Weissagung des Propheten Jesaja vorausgesagt worden war. Die Zeit für die Ankunft des Messias war gekommen! Josef wurde auch von dem Engel in die Ereignisse mit einbezogen. Er sollte dem Jungen den Namen "Jesus" geben, wodurch Josefs große Aufgabe angedeutet wird, denn durch die Namengebung würde Josef entsprechende Verantwortung gemäß dem Gesetz für die Erziehung des Knaben übernehmen.

Nun folgen zwei erstaunliche und für unsere Studie äußerst bedeutsame Verse.

Matthäus 1,24-25
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.

In jener Nacht, als der Engel dem Josef erschien, "nahm Josef seine Frau zu sich", genau wie der Engel befohlen hatte. Das bedeutet, dass Josef und Maria zu jenem Zeitpunkt sexuelle Beziehungen aufnahmen. Der Zusammenhang lässt keine anderen Schlüsse zu, die wirklich einen Sinn ergäben.

Maria war zu dem Zeitpunkt etwa 3 Monate schwanger. Dies läßt sich errechnen, wenn man den Bericht in Lukas zur Hand nimmt, wo dargelegt wurde, daß der Engel Gabriel im 6. Monat der Schwangerschaft Elisabeths zu Maria kam, um ihr die Geburt Jesu anzukündigen. Danach verbrachte Maria etwa 3 Monate bei Elisabeth, bevor sie wieder nach Hause zurückkehrte. Kurz nach ihrer Rückkehr muß ihre Hochzeit mit Josef stattgefunden haben, und die hier berichtete Begebenheit dürfte nicht lange danach anzusetzen sein. Dies stellt auch sicher fest, dass Maria auf keinen Fall mehr durch Josef schwanger geworden sein kann (In seltenen Fällen soll es medizinisch möglich und auch vorgekommen sein, dass eine Frau während der ganz frühen Phase einer Schwangerschaft nochmals mit einem zweiten Kind schwanger werden kann.)

Dieser Punkt wird zudem noch durch die Aussage in Vers 25 bestätigt, wo es heißt: "… er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar …". Die Worte "er berührte sie nicht" sind im griechischen Text wörtlich "er erkannte sie nicht". Wenn in einem solchen Zusammenhang ein Mann "eine Frau erkennt" bzw. eine Frau "von einem Mann weiß", bedeutet dies soviel wie "Geschlechtsverkehr haben, aus dem eine Schwangerschaft resultiert". Dies wurde zuvor bereits kurz erwähnt und soll hier ausführlicher dargelegt werden. Diese Bedeutung ist leicht ersichtlich, wenn man einige der Stellen aus dem Alten Testament berücksichtigt, wo diese Ausdrücke vorkommen.

1. Mose 4,1
Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain.
1. Mose 4,17
Und Kain erkannte sein Weib; die ward schwanger und gebar den Henoch
1. Mose 4,25
Adam erkannte abermals sein Weib, und sie gebar einen Sohn
1. Mose 19,8.14
8 Siehe, ich habe zwei Töchter, die wissen noch von keinem Manne; die will ich herausgeben unter euch
14 Da ging Lot hinaus und redete mit den Männern, die seine Töchter heiraten sollten [wörtlich: "…und er redete zu seinen Schwiegersöhnen"]
1. Mose 24,16
Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Manne wußte
1. Samuel 1,19-20
19 Und am andern Morgen machten sie sich früh auf. Und als sie angebetet hatten vor dem Herrn, kehrten sie wieder um und kamen heim nach Rama. Und Elkana erkannte Hanna, seine Frau, und der Herr gedachte an sie.
20 Und Hanna ward schwanger; und als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn

Diese Verse erläutern eindeutig, worum es geht. Es kann nicht nur von sexuellen Beziehungen die Rede sein, sondern es handelt es sich jeweils um Geschlechtsverkehr mit daraus resultierender Schwangerschaft. Besonders das Beispiel Hannas und Elkanas bezeugt dies, denn beide unterhielten selbstverständlich auch zuvor eheliche Beziehungen; aber erst als Elkana seine Frau "erkannte", wurde Hanna schwanger.

Biblische Ergebnisse

Eine sorgfältige Studie dieser zwei Berichte über die Empfängnis und die Zeit bis zur Geburt Jesu Christi aus Lukas und Matthäus zeigt, dass von einer "Jungfrauengeburt" absolut nicht die Rede sein kann. Maria war zur Zeit der Empfängnis Jesu durch den heiligen Geist eine Jungfrau; sie hatte aber nach ihrer etwa drei Monate späteren Hochzeit mit Josef selbstverständlich ehelichen Verkehr mit ihrem Mann. Allerdings wurde sie nicht von ihm schwanger bis nach der Geburt Jesu Christi.

Matthäus 1,25 weist darauf hin, dass Jesus Marias erstgeborener Sohn war. Der letzte Teil dieses Verses lautet wörtlich: "… bis sie einen Sohn, ihren Erstgeborenen, gebar." Hieraus geht hervor, dass Josef und Maria nach der Geburt Jesu auch gemeinsame Kinder hatten. Nur so ist es zu verstehen, dass so betont dargelegt wird, dass Josef seine Frau nicht erkannte, bis nach der Geburt Jesu.

Eine Stelle in Matthäus 13 gibt uns weitere Auskunft über diese Sache.

Matthäus 13,55-56
55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria? und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas?
56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?

Aus den Äußerungen dieser Kritiker in Nazareth geht hervor, dass Jesus nicht als Einzelkind im Hause Josefs und Marias in Nazareth aufwuchs. Josef und Maria hatten zumindest vier weitere Söhne, die hier sogar namentlich aufgeführt werden, dazu höchstwahrscheinlich mehr als zwei Töchter, da hier nicht nur von "beiden", sondern von "allen" Schwestern die Rede ist. Diese Tatsache bestätigt ebenfalls, dass Maria keineswegs immer Jungfrau war und blieb.

Diese Schriftstellen vermitteln uns ein wahres und mit allen Gesetzen der verschiedenen Wissenschaften übereinstimmendes Bild über die Empfängnis Jesu und die Situation mit seiner Mutter Maria. Keine merkwürdigen oder unerklärlichen Dinge verunsichern den, der sich mit wachsamem Auge die wunderbare Offenbarung Gottes hinsichtlich dieses Themas ansieht. Die hier geschilderten Wahrheiten genügen völlig, um ein umfassendes Bild über Maria und die Geschehnisse bei der Empfängnis und Geburt Jesu zu erlangen.

Die von manchen verbreiteten Lehren über Maria und ihre andauernde Jungfräulichkeit als notwendiger Beweis dafür, dass Jesus Gottes Sohn war, sind biblisch gar nicht erforderlich, um Jesu Anspruch auf seine Gottessohnschaft zu beweisen. Einzig notwendig für diesen Anspruch ist, dass Jesus von dem heiligen Geist empfangen wurde und dass Maria zu der Zeit Jungfrau war – beides ist klar und deutlich aus dem biblischen Bericht ersichtlich. Alles andere zu diesem Thema "Jungfrauengeburt" ist eigentlich absolut irrelevant und biblisch absolut nicht nachzuvollziehen.

Möge das Licht der Wahrheit nicht nur in dieser Sache wiederum heller erstrahlen! Eine ganze Reihe ähnlicher Irrtümer und "sonderbarer Geschichten" im Zusammenhang mit Christi Geburt könnten auf die gleiche Art und Weise aus dem Wort Gottes erläutert und in einfacher Form für einen jeden einleuchtend dargelegt werden, dessen Herz darauf gerichtet ist, die Wahrheit des Wortes Gottes zu erforschen und zu erkennen.

 

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