Einleitung

Als ich mich kürzlich ausführlicher mit Gebet, und dabei insbesondere mit Bitte und Fürbitte, auseinandersetzte und in der Bibel nach Beispielen forschte, wurde für mich erneut deutlich, welch eine wichtige Rolle für mein Gebet und meine Glaubenseinstellung im Gebet eine rechte Erkenntnis bzgl. Gottes Wille und Gottes Fähigkeit hat. Im Gebet wende ich mich ja weg von mir selbst und hin zu Gott, im Vertrauen darauf, daß er mir Hilfe gewähren wird, im Vertrauen darauf, daß er durchführt, was er verheißen hat.

Dabei wurde erneut deutlich, daß Gottes Wille und Gottes Fähigkeit entsprechend der Vorgaben im Wort Gottes verstanden werden müssen, um nicht auf eine falsche Grundlage zu gelangen, von der aus es dann nicht mehr möglich wäre, recht zu glauben und sich vertrauensvoll im Gebet an Gott zu wenden. Wie stehen Gottes Wille und Gottes Fähigkeit in Relation zueinander? Wie weit und in welcher Form haben Gottes Wille und Gottes Fähigkeit einen Einfluß auf mein Beten?

Diese Studie will eine möglichst klare und einfache Antwort auf diese Fragen geben und anhand einiger Schriftstellen aufzeigen, wie auch wir uns mit Gewißheit und unerschütterlichem Glauben im Gebet an Gott wenden können.

Gottes Fähigkeit und Gottes Wille

Abraham wird in der Schrift bezeichnet als der Vater all derer, die glauben. Sein Glaube wurde ihm von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet, und an mehreren Stellen in der Bibel wird uns das Glaubensbeispiel Abrahams nahegebracht, um auch uns zu ermutigen, Gott zu vertrauen und Gott zu glauben.

Abrahams Glaube war geprägt von einer entscheidenden Tatsache bzw. Wahrheit, von der er absolut überzeugt war.

Römer 4,20-21:
Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre
und wußte aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun.

Abraham "zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben" … Wir erkennen zuerst einmal, daß überhaupt eine Verheißung Gottes vorlag, diese kam zuerst. Auf die Verheißung hin folgte dann Glauben seitens Abraham. Zuerst war also Gottes Wille kundgetan worden, Gottes Wille war bekannt, da er in der Verheißung seinen Ausdruck fand.

Auf diese Verheißung könnte man auf zwei Arten reagieren: Entweder durch Unglaube an dieser Verheißung zweifeln, oder aber stark werden im Glauben und Gott darin die Ehre geben. Zweifel und Unglaube sind nicht die adäquate Antwort auf Gottes Verheißung, stattdessen ist Glaube angebracht. Glaube nun ruht auf einer Erkenntnis und Überzeugung, die uns hier anhand des Beispiels Abrahams mitgeteilt wird.

Abraham "wußte aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun." Manchmal denken wir vielleicht, Gott könne etwas nicht vollbringen, was er verheißen hat. Das aber wäre eine völlig falsche Annahme! Solches darf man auch nicht anhand eines Umkehrschlußes aus dieser Aussage folgern, solch ein Umkehrschluß ist in diesem Falle nicht möglich. Gott vermag!

Bzgl. der Fähigkeiten Gottes gibt es überhaupt keinerlei Frage. Gott kann, Gott vermag. Er ist der allmächtige Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und für ihn gibt es keine Probleme hinsichtlich seiner Fähigkeiten, irgend etwas innerhalb seiner Schöpfung zu vollbringen. Gottes Fähigkeit ist immer vorhanden! Gott wird nicht einmal schwach, er erlebt keine Phase von Müdigkeit oder Erschöpfung oder sonstiger Dinge, die möglicherweise seine Fertigkeiten und Fähigkeit einschränken könnte. Solches gibt es nicht bei ihm. Er ist allezeit absolut fähig!

Man könnte auch formulieren: Gottes Fähigkeit entspricht immer (genügt immer) seinem Willen, bzw. wie es aus Abrahams Sicht uns geschildert wird: Was Gott verheißt, das vermag er auch zu tun!

Das wirklich entscheidende Element für uns bzgl. unseres Gebets und unseres Glaubens ist daher nicht so sehr Gottes Fähigkeit (denn die steht immer außer Frage), sondern vielmehr eine Erkenntnis von Gottes Wille. Dabei müssen wir beachten, daß zwar gilt, daß Gottes Fähigkeit seinem Willen entspricht, aber der Umkehrschluß, Gottes Wille entspricht seiner Fähigkeit, nicht unbedingt immer zutrifft. Gott mag durchaus zu etwas fähig sein, aber es dennoch nicht wollen!

Dies wird u.a. aus einer Aussage in 1. Johannes klar, wo von unserer Zuversicht beim Beten gesprochen wird.

1. Johannes 5,14:
Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.

Gott hört uns, wenn wir nach seinem Willen bitten; ansonsten hört er uns eben nicht. Wir mögen z.B. für Dinge bitten, die Gott bereits in einer anderen Situation in unserem Leben einmal erfüllt hat (wo er also seine Fähigkeit sogar in unserem Leben bereits einmal unter Beweis gestellt hat), und doch hört er uns möglicherweise nun nicht, d.h. antwortet nicht so, wie wir es uns eventuell vorgestellt haben. Wir können Gott in unserem Gebet keine Vorschriften machen, er ist nicht an unseren Willen gebunden, sondern er bestimmt mit seinem Willen, was er tun wird und was nicht. Seine Fähigkeit, das zu vollbringen, worum wir möglicherweise bitten, ist durchaus vorhanden. Es wird aber nur zustandekommen, was mit Gottes Wille übereinstimmt und mit seinen Vorhaben in Einklang ist. Daher können wir Zuversicht haben, wenn wir uns innerhalb seines (Gottes) Willens befinden.

2 Beispiele

Dieser Punkt des rechten Verständnisses von Gottes Willen und Gottes Fähigkeit ist anhand zweier unterschiedlicher Beispiele von Männern zu sehen, die sich mit jeweils einem Bedürfnis in einer an den Herrn Jesus Christus wandten. Jesus Christus als der eingeborene Sohn Gottes wandelte gemäß Gottes Willen und lebte so, daß er allezeit Gottes Willen tat. Er, der Messias, war Gottes vollkommener Repräsentant.

Das erste Beispiel erwähnt einen aussätzigen Mann, der zu Jesus kam und seinen Wunsch nach Reinigung und Heilung kundtat.

Markus 1,40:
Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen.

Das zweite Beispiel handelt von einem Vater mit einem von einem bösen Geist besessenen Sohn, der ebenfalls zu Jesus kam und seinem Wunsch nach Heilung und Befreiung für seinen Sohn Ausdruck gab.

Markus 9,21-22:
Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, daß ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.
Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!

Beide Male lag ein Bedürfnis vor, und beide Male wandten sich die Männer mit der Bitte um Hilfe an Jesus. In beiden Fällen wurde das Anliegen auch in gleicher Form vorgebracht: "Wenn du …" Und doch waren diese zwei "wenn" völlig unterschiedlich, und entsprechend unterschiedlich war auch, was Jesus dann tat bzw. gemäß Gottes Wille tun konnte.

Der Aussätzige kam und sagte: "Willst du [wenn du willst], so kannst du …"! Er war offenbar davon überzeugt, daß es, wenn es Gottes Wille war, der ja in Jesu Taten zum Ausdruck kam, keinerlei Probleme mit der Fähigkeit geben würde. Seine Bitte war nicht besorgt um die Fähigkeit, sondern sie konzentrierte sich auf den Willen Jesu, ob er wollte (ob es des Vaters Willen entsprechen würde, den Jesus allezeit tat). Er war von des Herrn Fähigkeit überzeugt, wollte nun aber erfahren, ob es denn auch des Herrn Wille war. Würde es eine Verheißung geben?

Der Aussätzige wußte bislang nicht, ob es des Herrn Wille war oder nicht … aber, statt aufgrund eigenen Willens nun dem Herrn "Vorschriften" machen zu wollen, wandte er sich mit seiner Bitte an den Herrn und formulierte diese gemäß seinem Glauben! Und Glaube ist überzeugt von Gottes Fähigkeit und sucht danach, eine Verheißung als Ausdruck von Gottes Willen zu erlangen, wenn diese noch nicht vorliegt.

In der Situation des Vaters und seines besessenen Sohnes gab es ebenfalls eine Bitte mit "wenn": "Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich …" Das ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was wir bei dem Aussätzigen sahen. Dort, "wenn du willst, so kannst du" – hier, "wenn du kannst, so [wolle nun auch]". Dieser Mann war nicht um des Herrn Wille besorgt, sondern war noch nicht einmal von des Herrn Fähigkeit überzeugt! Solches ist Unglaube!

Jesu greift dieses sofort in seiner Entgegnung auf, indem er den Mann auf seinen Unglauben aufmerksam macht und richtig stellt, wie es sich mit Gottes Fähigkeit wahrhaftig verhält.

Markus 9,23:
Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.

Jesus griff sofort die genauen Worte des Mannes wieder auf, denn gerade darin lag das Problem! "Wenn du kannst …"? Es ist keine Frage des "Könnens", keine Frage der Fähigkeit, denn dem der glaubt (was dieser Mann offenbar noch nicht tat!), sind alle Dinge "möglich", weil nämlich Gottes Fähigkeit immer und in allem vorhanden ist. Es ist niemals eine Frage von Gottes Fähigkeit, sondern Glaube richtet sich immer aus nach Gottes Wille und seiner Bereitwilligkeit, die in einer Verheißung ihren Ausdruck findet!

Der Aussätzige hatte Glauben, er glaubte – denn er war von Gottes Fähigkeit absolut überzeugt, und er suchte Gottes Willen. Hier nun richtet Jesus den Blick dieses Mannes in die richtige Richtung, und ermöglicht ihm dadurch, dahin zu gelangen, daß Heilung und eine Erhörung seiner Bitte aufgrund von Glauben auch in seinem Falle eintreten kann.

Markus 9,24-27:
Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Als nun Jesus sah, daß das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein!
Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, so daß die Menge sagte: Er ist tot.
Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

Der Vater erkannte durch Jesu Zurechtweisung das Problem – sein eigener Unglaube. Sobald dieses Problem ausgeräumt war und der Mann sich nun auf dem rechten Weg befand, konnte auch sein Anliegen erhört werden und der Herr heilte den Sohn.

Trotz vorhandener Fähigkeit, verhinderte zunächst einmal Unglaube des Herrn Wille in Gestalt der Erhörung seiner Bitte zu helfen. Der Herr half dem Mann, aber nicht dergestalt, daß er einfach tat, was der Mann wollte. Er half dem Mann, indem er ihn da "abholte", wo er gerade war und ein Stück weiter voranbrachte in seinem Vertrauen auf Gottes Fähigkeit. Danach vollbrachte er dann auch die Heilung des von einem bösen Geist besessenen Sohnes.

Zusammenfassung

Wenn wir ein Bedürfnis haben, uns in einer Notsituation befinden, so wollen wir uns an Gott wenden auf der festen Grundlage, daß es nie eine Frage seinens Könnens, seiner Fähigkeit ist, sondern vielmehr daß er als der allmächtige Gott immer fähig ist zu helfen. Unser Glaube, folgend dem uns in der Schrift gegebenen Beispiel Abrahams, ruht auf dieser Wahrheit, daß Gott fähig ist, das zu vollbringen, was er verheißen hat.

Davon ausgehend suchen wir Gottes Willen, sei es in Form einer bereits bestehenden Verheißung aus seinem geschriebenen Wort, sei es in Form einer noch zu gewährenden Zusage in einer bestimmten Situation. Wir erkennen an, daß nicht unser Wille maßgebend ist, sondern Gottes Wille bestimmen wird, was geschieht.

Gerade darin hat uns unser Herr Jesus das wohl größte Beispiel gegeben, als er kurz vor seiner Gefangennahme zu seinem Vater, Gott, im Garten Gethsemane betete.

Lukas 22,41-42:
Und er riß sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete
und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!

Jesus wußte, daß es bei seinem bevorstehenden Leiden und Opfertod letztlich nicht darum ging, daß die Juden oder der Satan ihn töten wollten, sondern daß er darin Gottes Willen erfüllen würde. Er wußte auch, daß der Kelch, falls es Gottes Wille war, von ihm genommen werden konnte, und umgekehrt, daß dieser Kelch ihm vom Vater eigentlich gegeben war (vgl. Johannes 18,11). Jesus suchte ebenfalls Gottes Willen, und er wußte, daß Gott fähig war. Wir sehen hier in seinem Gebet, wie er nicht seinen Willen, sondern den Willen Gottes, seines Vaters, zu erlangen suchte.

Wenn wir beten, so kann und muß dies immer so sein, daß wir uns der Fähigkeit Gottes völlig sicher und gewiß sind, absolut davon überzeugt! Dann wenden wir uns an Gott mit unserer Bitte, die ja Ausdruck dessen ist, was wir wollen, und wir unterstellen unseren Willen seinem Willen, indem wir seine Verheißung suchen und dann voll Zuversicht gemäß seinem Willen bitten. Das ist die rechte Zuversicht des Glaubens, die uns erlangen läßt, worum wir bitten.

 

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