Einleitung

In den bisherigen zwei Teilen der Studie „Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet)“ hatte ich einige Einzelheiten zu meinem persönlichen Ziel und Erfahrungen auf dem Wege dorthin geschildert, dazu jeweils einige größere Aspekte zu diesem Thema weiter ausgeführt. Mir lag daran, diese Aspekte aus der Schrift heraus zu erarbeiten, auch wenn dazu nur ein beschränkter Rahmen bei einer solchen Studie verfügbar ist.

In Teil 1 ging es um unseren Zutritt zu Gott, wie wir als Kinder Gottes Zugang zu seinem Thron der Gnade haben, dieser Zutritt aber dennoch nicht auf eine von uns möglicherweise gefühlsmäßig erwünschte aber doch falsche Vertrautheit mit Gott hinzielt, sondern vielmehr eine Zeit in unserer Andacht darstellt, da wir ehrfürchtig vor unseren Vater hintreten, wohl bewußt, daß er der allmächtige Gott ist, der Schöpfer des Himmels und der Erde. In Teil 2 behandelte ich dann den Aspekt Lobpreis und Gott Ehre erweisen, „seinen Namen heiligen“, und weiterhin erläuterte ich die Notwendigkeit und den großen Nutzen des Wartens auf Gott, wie wir während unserer Andacht einfach stille sein wollen zu Gott, seiner harren und ihm in Stille und ergeben unsere Liebe zeigen.

Ich will auch diesmal wieder etwas zu praktischen Aspekten einer solchen persönlichen täglichen Andacht anmerken. Wie bereits erwähnt, geht es hierbei nicht darum, anderen mein Modell bzw. mein Ziel oder meine Art der Handhabung „aufzuzwingen“; ich möchte vielmehr betonen, daß ein jeder von uns für sich selbst mit Gottes Hilfe sein Vorhaben bestimmen und dann die Umsetzung in Gang bringen muß. Meine Erfahrungen, oder die Erfahrungen und Kommentare von anderen Gläubigen, können lediglich Anregung, Ideengeber, Ermutigung, usw. sein. Letztlich aber richtet jeder für sich und mit Gottes Anleitung und Unterstützung seine Zeit der Andacht und des Betens entsprechend ein.

Auch für mich ist nicht jeder Tag gleich, was meine Zeit der Andacht und des Betens angeht … es gibt eigentlich kein starres Muster, welches nun unumgänglich und absolut wäre. Wenn es mir gelingt, eine Art von „Muster“ zu entwickeln und dann beizubehalten, so erleichtert das ein treues Durchführen und Erreichen meines Ziels, da die Macht der Gewohnheit sich dann auf der positiven Seite hilfreich bemerkbar macht.

An manchen Tagen ergibt es sich, daß ich mir eine längere Zeit am Stück für meine Andacht einrichten kann, vielleicht morgens sehr bald nach dem Aufstehen, und dabei bleibt es dann bis zu einer weiteren kurzen Zeit des Betens am Abend, bevor ich zu Bett gehe. An anderen Tagen ist vielleicht das Gewicht und die zeitliche Aufteilung gerade umgekehrt, da ich morgens nur wenig Zeit zum Beten habe und mir am Abend eine längere stille Zeit zur Verfügung steht. Andacht und Gebet sind auch nicht unbedingt auf eine stille Ecke im Haus bzw. der Wohnung beschränkt, und ich nutze z.B. fast jeden Tag die zwei oder drei Ausgänge mit meinem Hund als eine Zeit der Andacht und des Betens zu Gott. Diese Zeiten in Gottes schöner Natur sind eine wunderbare Gelegenheit, meine Gedanken unserem himmlischen Vater, dem Schöpfer von Himmel und Erde, zuzuwenden und ihn für all die wunderbaren Dinge in seiner Schöpfung zu loben und zu preisen. Spaziergänge, bei denen man alleine sein kann, bieten eine gute Gelegenheit zur Andacht und zum Beten.

Jeder Gläubige hat die Freiheit, sich nach seinem Wunsch und Belieben seinem himmlischen Vater zuzuwenden und ihn anzubeten. Wir können nicht einander diesbezüglich Vorschriften machen und irgend welche „Gesetze“ aufstellen. Wir alle haben sicherlich genügend mit uns selbst zu tun, um unsere Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wenn wir einander Hilfestellung geben können, steht dem sicher nichts entgegen; unsere Hilfe sollte aber wirklich eine Hilfe und förderlich und nicht hinderlich sein.

In Teil 3 dieser Studie zu „Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet)“ will ich mich mit zwei weiteren sehr bedeutsamen Aspekten des Gebets und unserer Hinwendung zu Gott bei unsrer Andacht beschäftigen: Dem Sündenbekenntnis und dem an der Schrift orientierten Beten. Mögen sich diese Ausführungen als eine ermutigende und stützende Hilfe und als ein weiterer großer Segen für einen jeden erweisen, der diese Serie liest und sich dann erarbeitet.

Sündenbekenntnis

Ein wirklich wesentlicher und ernster Teil unserer Andachts- und Gebetszeit ist das Bekennen unserer Sünden vor Gott, wenn wir in unserem Lebenswandel gesündigt haben. Wenn wir vor Gott hintreten, dann müssen wir unsere Sünden wirklich ablegen und vor ihm bekennen und seine Vergebung in Christus annehmen, so daß wir mit zuversichtlichem Herzen ihn dann weiter anbeten können.

Sehr oft kann man hören oder lesen, wie einfach generell jeder als mehr oder minder großer Sünder hingestellt wird, der auf jeden Fall immer vor Gott ungerecht dasteht und als Sünder der Vergebung seiner Übertretungen bedarf. Bei solch „pauschalem“ Denken geht manchmal eigentlich etwas Wichtiges verloren, nämlich die Erkenntnis und ein Bewußtsein des Unterschieds zwischen einem „Wandel in Sünde“ als Ungläubiger und einem Wandel im Lichte des Wortes Gottes und eigentlich in Gemeinschaft mit Gott, aber mit einem Fehltritt hier und da. Wir, als Kinder Gottes, wandeln auch immer wieder einmal nicht gemäß der Vorgaben Gottes wandeln und erliegen einer Versuchung und sündigen. Die Schrift bestätigt es uns allein schon darin, daß sie feststellt, daß wir als Christen unsere Sünden bekennen sollen (vgl. etwa 1. Johannes 1,9).

Gerade das Bewußtsein von Sünde in unserem Leben ist ein großes Hindernis für uns in unserem Gebet. Wenn wir an unsere vergangenen Fehler und Fehltritte denken, so verlieren wir zumeist sehr schnell den Boden unter den Füßen, auf dem wir eigentlich stehen wollten, um vor Gott zuversichtlich unsere Stimme zu erheben.

1. Johannes 3,21-22:
Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott,
und was wir bitten, werden wir von ihm empfangen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.

„Wenn uns unser Herz nicht verdammt“, das ist die Schlüsselaussage. Haben wir Sünde in unserem Leben, so wird uns aber unser Herz verdammen, solange wir nicht ein völlig verschlossenes Gewissen haben. Wenn wir auch nur ein wenig Bestandsaufnahme machen über unseren Lebenswandel und dabei vielleicht den Tag einmal Revue passieren lassen, so fällt uns bald auf, wo wir nicht so gewandelt sind, wie wir es eigentlich hätten tun sollen und wie es uns eigentlich auch aus der Schrift heraus bekannt war. Mit anderen Worten, wir realisieren unsere Sünde, unsere Übertretung von Gottes Gebot, oder unsere Nachlässigkeit, nicht das zu tun, was uns Gottes Wort vorgibt und uns ans Herz legt.

Solches führt dann bei einem wachen Gewissen dazu, daß wir uns der durch die Sünde verursachten Unreinheit unseres Herzens bewußt werden und dies zumeist schmerzlich wahrnehmen.

1. Johannes 1,6-7:
Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.
Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

Hier erkennen wir, wie wichtig ein Wandel im Licht ist, also ein Wandel gemäß der Vorgaben Gottes in seinem Wort. Solch ein Wandel gibt uns Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu reinigt uns von aller Sünde!

Dieser Punkt ist wesentlich, denn mit Sünde beladen fühlt man sich „unrein“ und ist sich dessen schnell bewußt, daß man so vor einem heiligen und reinen Gott nicht bestehen kann. Gott hat nun in Christus die Möglichkeit eröffnet, rein zu werden von aller Sünde. Dies ist, wie wir in den nächsten Versen noch weiter erkennen, verbunden mit einem Bekenntnis der Sünden.

Wir sehen weiterhin, daß es auch nicht darum geht, nur etwas anderes zu sagen — nein! Wir mögen viel sagen, aber darauf kommt es letztlich nicht an: Unsere Taten müssen mit unseren Worten übereinstimmen, unser Wandel muß mit unseren Worten in Einklang sein.

1. Johannes 1,8-10:
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.
Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns

Unser Bekennen der Sünde führt zu einer Reinigung von aller Ungerechtigkeit!

Weiterhin sehen wir auch, daß uns nicht damit geholfen ist zu behaupten, wir hätten nicht gesündigt. Solches ist lediglich Selbstbetrug, denn wir werden trotz bester Vorsätze und Wachsamkeit hier und da dennoch sündigen und nicht so wandeln, wie es dem Willen Gottes entspricht. Dann wollen wir nicht Gott zum Lügner machen, sondern lieber sein Wort in unser Herz aufnehmen und bekennen, daß wir nicht im Licht gewandelt sind und daß wir gesündigt haben.

Solches Bekennen ist wahrlich eine bedeutsame Sache, und es bewirkt große Befreiung für unser Leben und auch unser Gebet. Das Wort „bekennen“ ist im Griechischen das Wort homologeo von homo („gleich“) und logeo („sagen“). Es bezeichnet daher im eigentlichen Sinne „das Gleiche sagen“ … Indem wir unsere Sünde Gott „bekennen“, sagen wir eigentlich das Gleiche bzgl. der Sünde wie Gott sagen würde — wir stimmen mit ihm bzgl. der Sünde überein und erkennen diese als falsch, als ungerecht, als unrein, als Fehler usw. an! Wir stellen uns mit unseren Worten auf die gleiche Seite wie Gott und trennen uns so von unsrer Sünde, indem wir sie als ein falsches Tun unsererseits eingestehen, indem wir einräumen, gesündigt zu haben.

Solches Bekennen ist auch Ausdruck des Bewußtseins in unserem Herzen, daß wir uns von Gott entfernt hatten, daß wir nicht in seinem Licht gewandelt sind, einen Fehltritt getan haben. Bekennen von Sünde ist somit immer auch mit einem gewissen Schmerz verbunden, denn es tut weh im Herzen, wenn man anerkennt, daß man nicht recht getan hat.

Psalm 66,18:
Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so hätte der Herr nicht gehört.

Ein unrechtes Vorhaben im Herzen wird Gott davon abhalten, ein Gebet zu erhören. Daher müssen wir aufrichtig unser Herz vor Gott ausschütten und es vor ihm offenlegen, um so die Voraussetzung zu schaffen, überhaupt eine Gemeinschaft im Gebet mit Gott zu haben. Jegliches Unrecht müssen wir vor ihm bekennen und so ermöglichen, daß er uns seine Vergebung gewährt und wir durch Christi Blut, durch sein Sühneopfer, dann von unserer Sünde gereinigt werden.

Dies bedeutet nicht, daß wir ungerettete Sünder oder Ungläubige wären bzw. unseren Status als Kinder Gottes verloren hätten und nun einer erneuten Rettung bedürften — nein. Wir sind Kinder Gottes, wir sind Gläubige an Christus Jesus, die aber in der ein oder anderen Sache nicht im Licht gewandelt sind und so eine Sünde begangen haben, die uns nunmehr befleckt und von der wir gereinigt werden möchten, um mit reinem Herzen vor Gott zu stehen und von ihm erhört werden.

Im Buch des Propheten Daniel lesen wir von Daniel und seinem Gebet.

Daniel 6,5:
Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden; denn er war treu, so daß man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte.

Daniel ließ sich nichts zu Schulden kommen und war treu und aufrichtig in seinen täglichen Bemühungen. Und doch sehen wir auch bei seinem Gebet das Element des Sündenbekenntnisses.

Daniel 9,20.21:
Als ich noch so redete und betete und meine und meines Volkes Israel Sünde bekannte und mit meinem Gebet für den heiligen Berg meines Gottes vor dem HERRN, meinem Gott, lag,
eben als ich noch so redete in meinem Gebet, da flog der Mann Gabriel, den ich zuvor im Gesicht gesehen hatte, um die Zeit des Abendopfers dicht an mich heran.

Vers 20 berichtet uns, daß Daniel nicht nur die Sünde der anderen berücksichtigte, sondern auch „meine … Sünde bekannte“, als er im Gebet Gott suchte und zu Gott betete. Daniel war nicht ein „fortwährender Sünder“, ein Ungläubiger, der ständig in Sünde lebte; dennoch hatte auch er in seinem Lebenswandel mit Sünden zu kämpfen, und er erlag auch manchmal der Versuchung. Sein Beispiel hier zeigt uns, wie man mit dieser Sache umgeht, um sie nicht zu einem Hindernis beim Gebet werden zu lassen … durch Bekenntnis vor Gott, wodurch das Herz gereinigt wird, und man dann in Zuversicht zu Gott schauen und sich an ihn wenden kann.

Psalm 139,23-24:
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine.
Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Diese zwei Verse werden manchmal ein wenig mißverstanden, wenn nämlich gesagt wird, David richte hier eine Bitte um Hilfe an Gott, daß Gott Davids Herz erforschen solle, um ihm etwaige „geheime“ oder ihm selbst „unbewußte“ Sünden aufzuzeigen. Das ist jedoch eher nicht, was David hier sagt. Aus dem Kontext wird klar, daß sich David hier sehr bewußt war, daß eben nichts in seinem Herzen war, wodurch er „auf bösem Wege“ gewesen wäre. Er wandte sich in der Zuversicht eines reinen Herzens an Gott: „Gott, erforsche mich! Erkenne mein Herz! Du wirst sehen, daß ich es nicht falsch meine, auch nicht auf bösem Wege bin!“

Zum Bekennen unserer Sünden wollen wir sehr bald in unserem Gebet kommen, sei es vor allem andern, oder doch gleich nach einem Lobpreis Gottes und unserem Hinzutreten vor Gottes Thron. Dabei wollen wir darauf achten, daß auch hierbei unser Blick auf Gott gerichtet bleibt und wir nicht in „selbst“ versinken. Sein Wille ist uns wichtig, mit ihm wollen wir übereinstimmen, seine Heiligkeit wollen wir in unserem Leben sehen (er möge in uns ein reines Herz schaffen), seine Leitung und Führung wollen wir erbitten (er möge in unserem Lebenswandel in uns wirken).

Ein noch etwas anders gelagerter, aber dennoch mit Vergebung von Sünden verbundener Punkt, wird uns in Jesu Anweisung zum Beten nahegebracht.

Matthäus 6,12.14-15:
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Jesus weist ebenfalls darauf hin, daß die Bitte um Vergebung unserer Schuld bzw. Sünden ein wesentlicher Teil unseres Gebets ist. Weiterhin greift er direkt im Anschluß an das Beispielgebet die Sache mit der Vergebung nochmals auf und erinnert daran, daß wir in diesem Zusammenhang nicht „Heuchler“ sein dürfen, die zwar gerne von Gott Vergebung für ihre Sünde haben möchten, aber andererseits nicht bereit sind, andern Menschen etwaige Schuld zu vergeben. Wenn wir gegenüber Mitmenschen nachtragend sind und ihnen ihre Verfehlungen uns gegenüber nicht vergeben wollen, dann brauchen wir auch nicht damit zu rechnen, daß Gott uns etwa vergeben würde!

Welch große Bedeutung unser Bekenntnis etwaiger Sünden beim Beten hat! Unser Herz wird von jeglicher Ungerechtigkeit gereinigt und wir können dann zuversichtlich und mit absolutem Vertrauen zu Gott beten.

Beten gemäß dem Wort Gottes

Unser Gebet kann auch auf keinen Fall losgelöst von dem geschriebenen Wort Gottes gesehen oder verstanden werden. Die Schrift verkündet uns Gottes Willen, in der Schrift hat Gott sich dem Menschen offenbart und kundgetan. Gottes Wille ist darin offenbart, und sein Wille ist entscheidend … auch für unser Gebet!

1. Johannes 5,14:
Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.

Wir haben zuvor von Zuversicht gelesen, und wie Zuversicht zum einen davon beeinflußt wird, ob uns unser Herz verdammt oder nicht. Hier nun erkennen wir, daß unsere Zuversicht im Gebet auch noch damit verbunden ist, ob wir in unserem Gebet nach Gottes Willen handeln und bitten.

Gottes Wille ist im geschriebenen Wort Gottes offenbart, und es ist das geschriebene Wort Gottes, welches uns hilft, seinen Willen zu erkennen und dann nach seinem Willen zu beten.

Beten ist verbunden mit Glauben. Beim Beten wenden wir uns vertrauensvoll, d.h. mit Glauben, an Gott und erwarten, daß Gott seinen Verheißungen treu ist.

Markus 11,22-24:
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!
Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen
Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden.

Jesu Aufforderung könnte noch besser übersetzt werden mit: „Glaubt Gott!“ Es geht hier nicht so sehr darum, „an Gott zu glauben“, also etwa überzeugt zu sein, daß es einen Gott gibt. Es geht darum, Gott zu glauben, ihm zu vertrauen!

Glaube wird gefördert und „kommt“ durch das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist immer die Grundlage, die Basis, das feste Fundament, auf dem Glauben ruht.

Römer 10,17:
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

Bevor wir Gott in irgendeiner Sache glauben können, müssen wir zunächst einmal sein Wort in dieser Sache vernommen haben. Dies geschieht u.a. durch Predigen bzw. das „Hören“ (wie es wörtlich heißt). Wir hören das Wort Gottes, und das fördert und bewirkt Glauben in unserem Leben. Wir können aber das Wort Gottes nicht nur in einer Predigt hören, sondern auch selbst lesen und so in unser Herz aufnehmen.

Unsere Beschäftigung mit der Bibel, dem Wort Gottes, ist ein wesentlicher Bestandteil unseres christlichen Lebenswandels. Wir verbringen wohl jeden Tag Zeit damit, in der Bibel zu lesen, eventuell auch damit, bestimmte Themen im Wort Gottes zu studieren oder zu erarbeiten. Das Wort Gottes wird uns so zur Speise und gibt uns Leben und Vitalität (vgl. Matthäus 4,4). Darin erschöpft sich aber unsere Hinwendung zum Wort Gottes nicht. Die Bibel sollte auch zu einem festen Bestandteil unseres Gebets werden.

E.M. Bounds schrieb in einem seiner Werke 1: „Gebet projeziert Glauben auf Gott, und Gott auf die Welt. Nur Gott vermag Berge zu bewegen, aber Glaube und Gebet sind es, die Gott bewegen.“ Ja, unser Gebet im Glauben kann Berge versetzen (wie Jesus verkündete), aber ohne das Wort Gottes werden wir solchen Glauben nicht erlangen.

E.W. Kenyon stellte fest: „Fasten und viele Stunden im Gebet bauen nicht den Glauben. Bücher über Glauben und gläubige Männer und ihre Taten zu lesen, ruft in unserem Herzen ein tiefes Verlangen nach Glauben hervor, aber es baut nicht den Glauben in uns auf. Einzig und allein Gottes Wort ist die Quelle für Glauben.“ 2

Wenn unser Gebet mit viel Wort Gottes verbunden ist, werden wir mit Freuden und Zuversicht und großem Vertrauen auf Gott beten. Wie Dick Eastman schreibt, ist die Bibel eigentlich des Christen wahres „Gebetbuch“. Das Wort Gottes ist uns Nahrung für die Seele und zeigt uns auf, was Gott für uns bereithält. Es stärkt uns und bildet Glauben und Vertrauen in uns gegenüber unserem himmlischen Vater. Auch oder gerade in sehr schwierigen und anstrengenden Situationen des Gebets wird uns das Wort Gottes die Stütze und die Hilfe sein, um jeglicher Versuchung des Widersachers, aufzugeben oder lasch zu werden, zu widerstehen und zuversichtlich an Gott und unserer Gebetsgemeinschaft mit ihm festzuhalten.

Georg Müller ist vielen Christen als einer der großen Männer des Glaubens aus dem 19. Jhdt. bekannt als der Mann, der seinerzeit in Bristol in England eine Reihe von Waisenhäusern errichtete und diese viele Jahre unterhielt, ohne auch nur ein einziges Mal irgendeinen Menschen um Unterstützung zu bitten. Er war bekannt für seine absolute Zuversicht in Gott, und er selbst bekundete im hohen Alter, daß er niemals ein unbeantwortetes Gebet gebetet habe. Georg Müller betete immer mit einer aufgeschlagenen Bibel und er verband seine Bitten immer mit einem Wort Gottes. Er meditierte im Wort Gottes während seines Gebets, um „sich zu stärken und Nahrung für meine Seele aufzunehmen“, wie er sagte. Er bekundete, daß ihn die stille Hinwendung zum Wort Gottes dann in seinem Gebet zu Bekenntnis von Sünde, zu Bekundungen von Dankbarkeit, zu Lobpreis oder zur Fürbitte für andere geleitete.

Diese Verbindung zwischen dem geschriebenen Wort Gottes, der Bibel, und Gebet ist ein roter Faden, der sich im Gebetsleben vieler großartiger „Beter“ wiederfindet.

Das Wort Gottes gibt Leben und es ist wirkungsvoll im Leben derer, die es aufnehmen und glauben. Jesus bezog sich angesichts der Versuchung durch den Teufel auf eine Stelle im Alten Testament, die uns eine große Wahrheit bzgl. der Bedeutung des Wortes Gottes auch für unseren Lebenswandel mitteilt.

Matthäus 4,4:
Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«

Teil unseres Lebens ist auch unser Gebet, und auch darin werden wir in dem Maße „leben“, wie das Wort Gottes einbezogen ist.

Der Apostel Paulus erwähnt ebenfalls noch eine weitere bedeutsame Wahrheit, die für unsere Betrachtung dieses Aspekts des Betens gemäß der Schrift, gemäß des offenbarten Wortes Gottes, von Bedeutung ist.

1. Thessalonicher 2,13:
Und darum danken wir auch Gott ohne Unterlaß dafür, daß ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt.

Das Wort Gottes „wirkt“ in uns, es entfaltet Kraft und Wirkung in unserem Leben, wenn wir es glauben. Und gerade das Gebet ist ja Ausdruck von Glauben, wie wir zuvor aus Jesu Worten gesehen haben.

Die Frage ist nun, auf welche Weise wir das Wort Gottes in unser Gebetsleben einbauen können. Auch diesbezüglich will ich einige praktische Hinweise und Vorschläge machen, die aber nicht als „Gesetz“ oder „Vorschrift“ verstanden werden dürfen, etwa nach dem Motto: „Nur so und nicht anders funktioniert es!“ Nein, es kann sich hier nur um Ideen und Vorschläge handeln bzw. um solche Schritte, die mir in meinem Leben geholfen haben und nun eventuell als Anregung für andere dienen können.

Für unsere tägliche Andacht sollten wir das Lesen in der Bibel mit einplanen, auch wenn es nur einige Minuten unserer gesamten Gebetszeit einnimmt. Nach unsrer anfänglichen Zeit des Lobens und einer Zeit der stillen Besinnung und des Wartens auf Gott, nachdem wir uns dann unserer eventuell vorliegenden Sünde bewußt gemacht und diese vor Gott bekannt und so in nunmehr gereinigtem Gewissen (Herzen) Zuversicht gewonnen haben, sollten wir unsere Bibel aufschlagen und ein wenig darin lesen. Dabei geht nicht um ein Lesen zum Zwecke intensiven Studiums der Schrift, um etwa zu einer tieferen Erkenntnis bzgl. einer Schriftstelle zu gelangen, sondern es handelt sich um ein Lesen der Schrift, um darin einfache Ermutigung, Gewißheit, Stärke, Zuversicht usw. zu finden.

Zu diesem Zwecke eignen sich vielleicht in besonderer Weise die uns berichteten Gebete des Paulus in den Briefen an die Gemeinde, oder andere in der Bibel aufgezeichnete Gebete von Menschen, auch Teile der Evangelien und die Psalmen oder ein Kapitel aus Sprüche. Ich selbst empfinde es als hilfreich, hier bewußt nur zum Zwecke des Gebets die Verse zu lesen, die ich mir vorgenommen habe (weil ich ansonsten nämlich meist die Angewohnheit habe, sehr „umfassend“ zu lesen – also Parallel- oder Verweisstellen aufzuschlagen, den jeweiligen Kontext einzubeziehen, usw.).

Für manche Gläubige wäre es eventuell auch förderlich, eine solche Bibelstelle nicht zu lesen, sondern, falls vorhanden, anzuhören. Es gibt ja auch Bibelausgaben auf Tonband, zur Not könnte man sich selbst auch eine Aufnahme mit bevorzugten Stellen selbst anfertigen.

Beim Lesen versuche ich langsam zu lesen, über einzelne Aussagen auch ein wenig nachzudenken, und so eine Beziehung zwischen dem gelesenen Wort Gottes und mir in meiner jetzigen Situation als Beter herzustellen. In gewisser Weise verbinde ich ein wenig das zuvor erwähnte „Warten auf Gott“ mit dem Lesen der Schrift. So gebe ich Gott die Gelegenheit, durch die Schrift zu mir und meinem Herzen zu sprechen. In manchen Situationen mag eine Stelle oder Aussage die Verheißung enthalten, die ich in meinem Gebet während einer Bitte oder Fürbitte für andere in Anspruch nehmen will. In einer anderen Situation mag es sein, daß mich die gelesenen Worte einfach dazu anregen, Gott zu danken und zu preisen für all das, was er da vor langer Zeit getan hat und auch heute noch zu tun bereit ist und in meinem und unser aller Leben ja tun möchte. Nicht alle Stellen oder Verse sind in gleicher Weise anregend für ein eigenes Gebet, aber in vielen Fällen erwacht in uns große Dankbarkeit im Herzen, große Wertschätzung Gottes und seines Sohnes Jesus Christus, eine größere Sehnsucht (größeres Verlangen) nach inniger Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater — das sind alles förderliche Elemente, um unser Gebetsleben zu bereichern.

Die Gebete aus den Briefen des Apostels Paulus etwa sind für mich immer wieder eine Vorgabe dessen, wofür ich beten kann und beten will. Wenn ich in meiner täglichen Andacht zu dem Punkt komme, wo ich für die Gemeinde und andere Gläubige in anderen Gemeinden und Ländern beten will, so lenke ich des öfteren meine Aufmerksamkeit auf ein solches Gebet, z.B. aus Kolosser 1.

Kolosser 1,3-6:
Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten,
da wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt,
um der Hoffnung willen, die für euch bereit ist im Himmel. Von ihr habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium,
das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst von dem Tag an, da ihr's gehört und die Gnade Gottes erkannt habt in der Wahrheit.

Gott zu danken für meine Geschwister in Christus um der gemeinsamen Hoffnung willen, die bereitet ist im Himmel, wegen ihres Glaubens an Christus Jesus und der Liebe, die sie zu anderen Heiligen haben das ist für mich sehr erbaulich! Dafür beten und Gott bitten, daß das Evangelium bei den Gläubigen wächst und Frucht bringt, ist eine großes Anliegen.

Mir hat diese Form des Betens und des Einbeziehens der Schrift in solcher Weise viel geholfen, um für Dinge zu beten, die auch von Gottes Perspektive her ein Anliegen sind und wofür wir alle beten sollten. Oft genug bete ich für mich und meine Anliegen, diese kommen meist sehr schnell von den Lippen. In diesen Beispielen aus der Schrift aber erkenne ich, daß ich und meine Anliegen nicht immer im Mittelpunkt meiner Gebete stehen können, sondern die Anliegen Gottes im Vordergrund stehen sollen.

Zusammenfassung

In diesem Teil 3 der Betrachtungen zu „Tägliche Andacht (Beharrliches Gebet) habe ich mich bemüht, den Lesern die Bedeutung von zwei weiteren Komponenten unsrer Andacht und unseres Gebetslebens etwas näher zu bringen. Zum einen wird deutlich, wie unumgänglich es ist, daß wir im Rahmen unseres Gebets unsere Sünden oder Übertretungen vor Gott bekennen und so Zuversicht für unsere Bitten und unser weiteres Gebet aus einem gereinigten Gewissen heraus gewinnen. Wenn uns unser Herz nicht verdammt, dann haben wir Zuversicht zu Gott und wissen, daß er unser Gebet hört.

Zum andern habe ich versucht, die große Bedeutung der Schrift, des geschriebenen Wortes Gottes, als Grundlage für unsere Andacht und unser Gebet hervorzuheben. Das Wort Gottes muß das Fundament unseres Gebets sein und bleiben. Darauf aufbauend und innerhalb dieses Rahmens bleibend, können wir dann unser Herz vor Gott ausschütten und ihm in allen Dingen Lob, Preis und Ehre geben.

Im nächsten Teil dieser Studie will ich dann auf zwei weitere Aspekte unseres Gebets ausführlicher eingehen: Bitte und Fürbitte. Gerade diese zwei Aspekte für sich allein sind ja in mannigfaltiger Weise schon das, was viele Christen als Gebet erkennen und bezeichnen, obwohl durchaus, wie wir bereits gesehen haben, auch noch andere Elemente zum Beten und eine Andacht hinzugehören können und sollen.

Möge Gott alle Leser in reichem Maße segnen und uns allen seine Gnade und seinen Frieden überfließend gewähren. Ihm sei Lob, Preis und Ehre in der Gemeinde, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Fußnoten:

(1) E.M. Bounds, The Necessity of Prayer (Grand Rapids: Baker Book House, 1976), S. 10.

(2) E. W. Kenyon, In His Presence (Lynnwood, WA: Gospel Publishing Society, 1969), S. 32.

 

Fortsetzung dieser Serie in Tägliche Andacht - Teil 4.

 

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