Vor kurzem wurde ich bei der Lektüre eines Buches erneut auf eine bedeutsame Sache aufmerksam, die heutzutage in vielen Familien, ja selbst in christlichen Familien, oft ein wenig zu kurz kommt: die häusliche Andacht und das Lesen der Bibel in der Familie. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil einer christlichen Erziehung, um vor allem den Kindern die Gemeinschaft mit Gott, unserem himmlischen Vater, ans Herz zu legen.

Für christliche Familien ist es schon eine große Herausforderung, die Bibel zu einem festen Bestandteil des Familienlebens zu machen. Damit meine ich sowohl das individuelle Lesen und Meditieren in der Schrift von den Eltern und den Kindern, wie auch das gemeinsame Lesen in der Bibel. Der Wunsch danach, das Wort Gottes auch in der Familie reichlich in uns wohnen zu lassen, ist ganz sicher vielfach oder womöglich bei allen Familien in den christlichen Gemeinden vorhanden, aber es mangelt dann manchmal an der Umsetzung, an dem Festhalten an dem guten Vorsatz und dem Durchsetzungsvermögen gegen viele andere Einflüsse.

Wie kann man dem begegnen und erfolgreich dabei sein, das Wort Gottes in der Familie zu lesen und die Lektüre der Bibel zu einem wahren Erlebnis für alle zu machen?

Mit der wichtigste Punkt ist die Einstellung der Eltern zur Bibel als dem Wort Gottes, damit steht oder fällt eigentlich alles andere. Hinzu kommen selbstverständlich einige andere Dinge des Lebens, die es einzuordnen und zu bewältigen gilt, um schließlich das gewünschte Resultat zu haben. Wir Eltern müssen uns fragen, inwieweit wir bereit sind, das zu TUN, was notwendig wäre, um das ersehnte Ziel einer Familienandacht und einer lebendigen Bibelarbeit in unserem Familienleben zu verwirklichen.

Werden wir Eltern unsere Zeit entsprechend einteilen und ordnen, damit die Familie den notwendigen Raum in unserem Tagesablauf bekommt, so daß sie überhaupt beisammen sein kann? Sehen wir darin lediglich eine weitere (wenn auch religiöse) Aktivität, die man halt macht, damit man vor jemand anderem besser ausschaut oder damit ein wenig prahlen kann, oder erkennen wir eine solche Zeit der Andacht und des Studiums der Schrift als einen von Gott gewollten Teil unseres Gottesdienstes? Ist uns bewußt, daß es Teil Gottes Auftrag an uns Eltern ist, unsere Kinder in der Furcht des Herrn zu erziehen?

Wir benötigen ein Herz, das aus Liebe zu Gott nun alles daran setzen will, Gottes wunderbare Liebe in Christus zu erwidern und ihn zu lieben, was im Gebet und auch im Studium des Wortes Gottes zum Ausdruck kommen sollte.

Josua 24,15:
Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.

Israel hatte durch Mose Gottes Anweisungen bekommen, worauf sie achten sollten und was sie tun sollten, nachdem sie in das verheißene Land eingezogen sein würden. Unter Josuas Leitung hatten sie dann das Land weitestgehend in Besitz genommen. Schließlich hatte Josua die Ältesten Israels versammelt, um sie an die Worte des HERRN zu erinnern, die Mose ihnen gesagt hatte, und insbesondere ging es dabei um den einen Punkt, nicht anderen Göttern sondern Gott allein zu dienen.

Dabei tat Josua kund, was seine Absicht in dieser Sache war, und er verkündete: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.” Er redete nicht nur von sich selbst und nur von sich allein, sondern schloß „sein Haus“ mit in seine Absichtserklärung ein. Er war sich dessen bewußt, was Gott bzgl. der Verantwortung von Vätern für ihr Haus geboten hatte und war gewillt, dem Folge zu leisten.

Gott hatte die Israeliten eindringlich ermahnt durch den Propheten Mose, und ihnen geboten, dafür Sorge zu tragen, ihre Kinder Gottes Gebote zu lehren.

5. Mose 4,9.10:
Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, daß du nicht vergißt, was deine Augen gesehen haben, und daß es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang. Und du sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun
den Tag, da du vor dem HERRN, deinem Gott, standest an dem Berge Horeb, als der HERR zu mir sagte: Versammle mir das Volk, daß sie meine Worte hören und so mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden und ihre Kinder lehren.

Gott hatte Israel geboten, daß sie nicht nur selbst sein Wort hören und tun sollten, sondern ein ganz wesentlicher Teil des Gebotes war, daß sie ihre Kinder lehren sollten. Gottes Wort war eine Angelegenheit der ganzen Familie, alle waren einbezogen. Die große Aufgabe der Eltern war es, ihre Kinder Gottes Gebote zu lehren und sie in Gottes Wegen zu unterweisen. Dies wird ebenfalls deutlich, als Mose den Israeliten das erste und große Gebot kundtut.

5. Mose 6,4–7:
Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.
Und du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen
und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

Die Familie war eine sehr wichtige Stätte, wo das Wort Gottes gelehrt wurde. Die Eltern, und hier insbesondere die Väter, trugen die Verantwortung vor Gott, die Kinder in den Wegen Gottes und seinen Geboten zu unterweisen.

5. Mose 11,18.19:
So nehmt nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele und bindet sie zum Zeichen auf eure Hand und macht sie zum Merkzeichen zwischen euren Augen
und lehrt sie eure Kinder, daß du davon redest, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.

Hier wird aufgezeigt, welch eminent wichtige Rolle das Lehren des Wortes in der Familie hat. Die Unterweisung geschieht stetig, ganz gleich an welchen Orten man gerade ist. Ein wichtiger Ort ist auch bei sich zu Hause.

Auch heute, im Zeitalter der Gemeinde Gottes, ist das eigentlich nicht anders.

Epheser 6,1–4:
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht.
»Ehre Vater und Mutter«, das ist das erste Gebot, das eine Verheißung hat:
»auf daß dir's wohl gehe und du lange lebest auf Erden«.
Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

Dieser Abschnitt des Epheserbriefs zeigt uns die gleiche Wahrheit wiederum auf. Auch wir heute haben die Aufgabe, unseren Kindern Gottes Wort nahezubringen.

Den Kindern wird Gehorsam gegenüber ihren Eltern in dem Herrn geboten, was auch bedeutet, daß sie von den Eltern überhaupt in dem Herrn unterwiesen werden müssen. Dieser Aspekt wird dann in den Worten „erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ aufgegriffen. Die Eltern, auch hier wiederum die Väter in betonter Weise angesprochen, haben die ihnen von Gott gegebene Aufgabe, ihre Kinder in der Zucht und in der Ermahnung des Herrn zu erziehen. In dieser Erziehung lernen die Kinder über den Herrn, da lernen sie, was es mit den Wegen Gottes auf sich hat, in denen sie wandeln sollen.

Ich finde, daß heutzutage mit einer der schwierigsten Dinge in der Erziehung der Punkt ist, das Wort Gottes – und ganz konkret das Lesen, Erörtern, Gespräch über die Bibel – in der Familie zu etablieren. Zu leicht und allzu schnell wird jeweils die Zeit für die Bibel aus dem Kalender oder Tagesplan gestrichen, um dafür einer anderen Sache ein paar Minuten mehr einzuräumen. Das ist jedoch schon nicht gut. Es dürfte wirklich nur sehr, sehr wenige – falls überhaupt – wirklich gute Gründe geben, die einen dazu bewegen könnten, auf die Lektüre und das Studium der Schrift an einem Tag zu verzichten.

Natürlich ist das Lesen und die Beschäftigung mit der Bibel nicht nur und auch nicht hauptsächlich eine Angelegenheit der vorweihnachtlichen Zeit. Nein, das gehört in jede Zeit und ist eine Sache, der wir uns jeden Tag widmen sollten. Dennoch wollte ich gerade jetzt einmal wieder darauf in besonderer Weise hinweisen, da mir dieses Thema sehr am Herzen liegt.

Unsere Kinder sind heute mit vielen Dingen beschäftigt, manche haben einen Terminplan, der fast dem eines Geschäftsmanns gleicht. Sie eilen an manchen Nachmittagen von einem Termin zum nächsten – nur fehlt recht oft der Termin für die Beschäftigung mit dem Wort Gottes.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das Einrichten einer solchen häuslichen Zeit für Gebet und Bibel nicht einfach ist, und daß es eine Menge an Disziplin, an Zusammenarbeit zwischen den Eltern und an Verständnis aller Familienmitglieder erfordert, bis man das einigermaßen umgesetzt hat. Gerade zu Beginn, wenn man etwas in Gang bringen möchte, tauchen störende Einflüsse auf, die bewältigt werden wollen.

Mit Gottes Hilfe und in der Macht seiner Stärke können wir Hindernisse überwinden, können wir unsere Familie zusammenbringen, um auch gemeinsam unseren Gott , unseren himmlischen Vater, anzubeten und sein Wort zu lernen. Die Vorbildfunktion der Eltern spielt hier die entscheidende Rolle für die Kinder. Wenn wir Eltern das Verlangen, die Sehnsucht, den Wunsch nach Gott und einer geordneten Zeit der Andacht und des Bibellesens in unserem Herzen haben, und wenn wir dann in unserm Wandel dies mehr und mehr in die Tat umsetzen, können sich auch die Türen auftun, als Familie eine Zeit des Gebets zu Gott und der Lektüre der Bibel einzurichten. Ein Leben in der Gottesfurcht, ein Wandel gemäß unserer Berufung als Kinder Gottes, das sind die großen Ziele auch für unsere Familie. Dazu ist es notwendig, daß dem Wort Gottes eine vorrangige Stellung im Familienleben eingeräumt wird, daß dem Gebet die ihm gebührende Bedeutung zugedacht wird.

Bei einem Seminar für Eltern, an dem ich letzten Monat teilnehmen konnte, wurde mir sehr klar, wie kurz doch die Zeit ist, die wir mit unseren Kindern haben – d.h. wie schnell doch die Jahre vergehen, da unsere Kinder noch Kinder sind und wir als Familie stetig zusammen sind. Es ist schon erstaunlich, wie viele andere Dinge unsere Aufmerksamkeit und Energie beanspruchen wollen, und wie oft dann gerade die Zeit zur Hinwendung an Gott, und die Zeit für Kinder und Familie zu kurz kommen. Mein Wunsch, gerade diese Punkte mal in den Vordergrund zu stellen und auch in Gestalt dieses Artikels zu formulieren, ist sicherlich gerade von diesem Seminar für Eltern sehr geprägt worden.

Es gibt eigentlich nichts Wichtigeres für uns, als zunächst unser Herz auf Gott auszurichten, ihn wahrlich an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen und dort auch zu halten. Die Beziehung zu Gott steht im Vordergrund unserer Bemühungen, nicht so sehr, was wir alles „tun“. Ein am Beispiel Christi orientierter Wandel erwächst aus einem an Christus orientierten Charakter. Diesen gilt es heranzubilden, in uns und auch in unsern Kindern.

Wie zuvor bereits einmal kurz angesprochen, wir müssen zu allen Zeiten um die Dinge Gottes in unseren Familien bemüht sein, ganz gleich welcher Monat vom Kalender angezeigt wird. Andererseits ist ja gerade die vor uns liegende Zeit vor und nach Weihnachten eine Zeit, wo die Familie überhaupt mehr in den Mittelpunkt gerückt wird und sich möglicherweise einige der Schritte zu einem intensiveren Bemühen um eine Zeit für Gebet und Bibel in der Familie zu erleichtern. Mögen wir in der Lage sein, diese Möglichkeiten zu nutzen, mögen wir die Kraft und die Weisheit haben, alle die listigen Anschläge des Widersachers zu erkennen und ihnen zu widerstehen, um in größerem Maße auch als Familien Gott in allem Lob, Preis und Ehre zu geben.

 

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