Seit einiger Zeit bereits hat mich das Gebet als Teil unseres christlichen Lebenswandels sehr interessiert, wie auch daraus zu ersehen ist, daß ich in den letzten Jahren eine Reihe von Studien dazu veröffentlicht habe und wir bei unseren sonntäglichen Treffen in Villip wiederholt auch dieses Thema aus der Bibel erörtert und seit einigen Monaten auch Gebetsabende eingerichtet haben, um gemeinsam zu beten. In den letzten Wochen, während unseres Aufenthalts in den USA, waren einige Gespräche und die Lektüre einiger Bücher zu diesem Thema für mich eine große Anregung zum „Tun des Wortes” im Hinblick aufs Gebet, und mein Gebetsleben konnte ich intensivieren und freudiger gestalten.

The Power in Prayer" (Die Kraft im Gebet), ein kleines Buch von C.H. Spurgeon, war mir eine große Hilfe. Ein Kapitel daraus regte mich zu dieser Studie an, um einige der wunderbaren Wahrheiten bzgl. unseres Hinzutretens zum Thron der Gnade darzulegen.

Einleitung

Hebräer 4,16:
Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

Diese Aussage steht in enger Beziehung zum Beten und Gebet, wie eigentlich leicht ersichtlich ist. Die Rede ist von „der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben”, dann von „Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden” und vor allem gleich zu Beginn von „hinzutreten zu dem Thron der Gnade”. Wenn wir beten, wenden wir uns an Gott, unseren himmlischen Vater, der als der Allmächtige über allem thront. Der direkte Zusammenhang weist ebenfalls auf Gebet und Beten hin.

Hebräer 4,14–16:
Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis.
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

Wir lesen von Jesus Christus als unserem großen Hohenpriester, der nunmehr zur Rechten Gottes ist und als unser großer Hohepriester dient. Er ist unser Mittler, durch den wir diesen Zugang zu Gott erst erhielten.

Zugang zu Gott, dem Vater

Epheser 2,18:
Denn durch ihn
[Christus] haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.

Jesus Christus hat durch sein Sühneopfer all denen, die an ihn glauben und ihn als ihren Herrn bekannt haben, Zugang zu Gott als dem Vater ermöglicht. Durch ihn treten wir Christen nun hin zum Thron der Gnade, auf dem unser himmlischer Vater thront.

Welch eine Dimension in diesen Versen dem Gebet gegeben wird! Gebet ist ein Hinzutreten zu Gottes Thron der Gnade, ein Eintreten in Gottes Thronsaal und Erscheinen vor ihm, dem Allmächtigen, der nun unser Vater ist. Wir treten nicht physisch vor den Thron der Gnade, sondern vielmehr mittels des einen Geistes, im neuen Wesen des Geistes. Das ist weit mehr als nur ein paar Worte aussprechen, als ein paar Wünsche im Herzen verspüren — es ist das Vorbringen des Verlangens im Herzen vor Gott, im Geist direkt vor Gott hintreten und sich ihm nähern.

Gebet ist weit mehr als nur eine sprachliche oder gedankliche Übung. Unser Gebet hat zu tun mit Gemeinschaft mit dem Vater, es ist eine geistliche Sache, bei der wir uns mittels der uns von Gott geschenkten neuen Natur nun an Gott wenden und vor ihn hintreten. Es ist Gottes Gabe heiligen Geistes, die uns ermöglicht, in einem neuen Wesen zu beten. Durch das Wirken des Geistes in uns erhalten wir Beistand, denn der Geist hilft unserer Schwachheit beim Beten auf und bewirkt Fürbitte für uns Heilige, so daß wir beten können, wie es sich gebührt (vgl. Römer 8,26–27). Das Ziel und die Richtung unseres Gebets ist nicht bei Menschen, sondern einzig und allein bei Gott. Wir erreichen ihn mit unserem Gebet.

Solcher Zugang zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, ist gegründet auf unserem Herrn und Heiland Jesus Christus und seinem Sühneopfer am Kreuz. Sein kostbares Blut hat uns diesen Zugang erkauft. Sein kostbares Blut hat uns, nachdem wir es durch Glauben an Christus anerkannt und für uns angenommen haben, von der Sünde gereinigt und geheiligt, uns in die Lage versetzt, vor Gott zu erscheinen und unsere Anliegen vor ihm kundzutun. Christus ist der Hohepriester, der ein für allemal durch den Vorhang ins Allerheiligste eingegangen ist, um sich selbst als vollkommenes Opfer darzubringen. Durch sein Opfer ist nunmehr der Vorhang zerrissen, und wir können als Geheiligte in Christus Jesus im Gebet und im neuen Wesen des Geistes vor Gottes Thron der Gnade hintreten. Welch ein Privileg wir haben! Welch eine Kraft das Gebet nun hat!

Ein Thron

Im weiteren Verlauf dieser Studie will ich ein wenig auf verschiedene Aspekte des Gebets eingehen, die sich aus einer näheren Betrachtung des Begriffs „Thron der Gnade” ergeben.

Hebräer 4,16:
Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade …

Als erstes will ich festhalten, daß diese Stelle von einem „Thron” spricht – „dem Thron der Gnade”. Obwohl wir zu Gott als unserem Vater Zugang haben (vgl. Eph 2,18; Gal 4,4) und gerade diese Wahrheit in verschiedenen Aussagen der Schrift durch die Verwendung des aramäischen Wortes „Abba” (Vater) betont wird, so dürfen wir dennoch nicht denken, daß Gott etwa unsresgleichen sei. Das ist er nicht!

Jesus Christus war Gottes eingeborener Sohn, und er nutzte in seinen Gebeten den Begriff „Vater [Abba]”, und doch machte Jesus selbst noch einen gewaltigen Unterschied zwischen sich und Gott, seinem Vater. Als Jesus seine Jünger zu beten lehrte, sprach er von „Unser Vater, der du bist im Himmel” (vgl. Mat 6,9)! Damit zeigte er an, daß Gott, unser Vater, doch unendlich viel größer und höher ist als wir. Und sogleich schloß Jesus daran an, daß uns gebührt, dies anzuerkennen, als er sprach: „Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe …” (vgl. Mat 6,9.10).

Unser Vater ist der Herrscher über alle Dinge, er ist der allmächtige Gott. Wir treten in unserem Gebet nicht nur in unseres Vaters „Wohnstube”, wo man seine Füße hochlegen würde, sondern wir treten hin vor den Thron des Königs aller Könige und Herrn aller Herren, zum Thron des großen Monarchen des Universums. Dies sollten wir unbedingt bedenken, wenn wir beten – Gnade und Barmherzigkeit gehen aus vom THRON der Gnade.

Ehrfurcht und Demut

Wenn wir uns bewußt sind, daß wir im Gebet am Hofe der himmlischen Majestät sind und in seinen Thronsaal eintreten, daß wir vor erlauchter Majestät erscheinen, werden wir wohl kaum mit einer falschen Einstellung beten. Es ist klar, daß wir uns in Demut und Ehrfurcht dem Thron nähern. Wenn ein Diener oder Ergebener sich dem Thron nähert, so erweist der dem Monarchen Ehre und zollt ihm seine Ehrerbietung. Mit Stolz und Hochmut, die den König nicht anerkennen, mit verräterischen Gedanken, die gegen den König gerichtet sind, sollte man besser nicht vor dem König erscheinen.

Wir erscheinen im Gebet vor dem größten aller Herrscher, vor dem, der allein wahrhaft herrscht und der Gewaltige ist.

1. Timotheus 6,15.16:
welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,
der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.

In Anbetracht solcher Wahrheit sollten wir uns mit demütigem und ehrfürchtigem Herzen dem Thron nähern. Wir sind nichts und haben nichts aus uns selbst, was vor ihm gelten könnte. Christus ist unser ein und alles, nur durch ihn können wir uns dieses hohen Privilegs des Erscheinens vor Gottes Thron erfreuen. Wir sollten in unserem Herzen „unsere Schuhe ausziehen”, wenn wir vor den Thron treten, denn Gott ist „heilig, heilig, heilig”. Wir sollten erkennen, daß wir angesichts der Heiligkeit Gottes, selbst als seine Kinder, noch immer sündigen und seiner Barmherzigkeit bedürfen.

Ja, wir können, dürfen und sollen Zuversicht haben, Zuversicht in wer Gott ist und anerkennen, was er zu tun vermag, wenn wir uns ihm angemessen nähern! Nicht Zuversicht in uns selbst, um uns vor ihm zu überheben – das sei ferne! Wir sind noch immer auf Erden, er thront im Himmel. Wir verneigen uns als Untergebene vor seinem Thron! Wir sollten beten, daß wir mittels des Geistes in jedem unserer Gebete mit der rechten Einstellung vor den Thron der himmlischen Majestät treten mögen.

Andächtige Freude

Dem Thron können wir uns mit andächtiger Freude nähern. Demut und Ehrfurcht lassen uns erkennen, daß wir wahrhaft froh sein können, zu denen zu gehören, die in ihrem Gebet und mittels des Geistes Zugang zum himmlischen Hof und Gottes Thron haben. Das sollte uns froh stimmen! Wäre dies der Thron des Gerichts, wo wir das Urteil der Verdammnis entgegennehmen würden, dann dürfte uns allen unwohl werden und unser Herz mit Trauer erfüllt sein. Nun aber, da Gott uns in Christus gerechtfertigt hat und wir gerecht gesprochen wurden, treten wir nicht vor den Thron des Gerichts, sondern vor den Thron der Gnade. Das nun bereitet unserem Herzen eine stille und bleibende Freude.

Einstmals waren wir fern von Gott, ohne Gott in dieser Welt, verloren und mit Kurs auf ewige Verdammnis unterwegs. Nun aber, durch Christus und sein Erlöserwerk, haben wir Zugang zu Gottes Palast, dürfen wir uns an seinem Hof einfinden, ja - dürfen wir uns ihm gar nähern, wenn er auf seinem Thron sitzt. Solches läßt für einen Moment den Atem stocken, wenn wir andächtig darüber nachsinnen, und es sollte Dankbarkeit in uns hervorrufen, die sich dann in Lob und Preis und einem freudigem Herzen zeigt, da Gott uns gewährt, daß wir zu ihm beten. Wenn wir Leid tragen und beladen sind, so können wir es ihm sagen, und er kann uns trösten. Wenn wir gesündigt haben, so können wir unsere Sünden bekennen, und er kann sie vergeben. Wir können uns freuen und überaus selig schätzen, und einen Lobpreis von unseren Lippen kommen lassen.

Völlige Unterwerfung

Erscheint jemand vor einem Thron, so muß dies in völliger Unterwerfung geschehen. Wir beten nicht, um Gott vorzuschreiben, was und wie er etwas zu tun hat. Sicher, wir sollen unsere Nöte und Bedürfnisse und Wünsche vor ihm kundtun, aber allezeit soll es sein wie Jesus auch betete: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.” Wer würde auch nur einen Moment daran denken, dem Herrscher auf dem Thron etwas zu diktieren?

Wir sind Kinder des Allerhöchsten, und wir sollen ernsthaft, aufrichtig, auch heftig und mit Nachdruck, geduldig und beharrlich unsere Wünsche und unsere Anliegen vorbringen – aber allezeit in einem Geiste, der anerkennt, daß der Vater mehr weiß und besser tun kann, als wir es wahrnehmen bzw. uns ersinnen können. Daher steht uns an, seinen Willen zu suchen, und uns in völliger Unterwerfung seiner Antwort auf unser Gebet unterzuordnen. Auch wenn keine Antwort in unserem Sinne erfolgt, so nehmen wir doch seine „Verweigerung“ als gute Antwort an, immerhin besteht die Möglichkeit, daß wir um etwas gebeten haben, was uns nichts Gutes brächte.

Größere Erwartungen

Da wir vor den Thron hintreten, dürfen wir auch größere Erwartungen haben, als man gewöhnlich vielleicht haben würde. Wir kommen nicht zu Gottes Armenhaus im Gebet, wir treten auch nicht zur Hintertür ein, wo einem aus Barmherzigkeit vielleicht etwas geschenkt werden könnte (damit soll nicht gesagt werden, daß wir selbst uns soviel verdient hätten – nein!)

Wenn wir beten, betreten wir den Thronsaal Gottes, von wo aus der König aller Könige aufs Großzügigste bereit ist, seine Gunst zu erweisen und sich als Herrscher zu zeigen. Wir dürfen uns daran erinnern, daß seine Gedanken höher sind als unsere, und daß seine Wege weit über dem sind, was wir erdenken (vgl. Jes 55,8.9). Wir dürfen große Dinge erbitten – immerhin, wir stehen vor einem großen Thron! Und die Schrift bestätigt, daß Gott von diesem Thron „überschwenglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen” (vgl. Eph 3,20).

Unerschütterliche Zuversicht

Ein weiterer Punkt, der uns angesichts des Thrones der Gnade anregen sollte, ist, daß wir in absoluter und unerschütterlicher Zuversicht vor seinen Thron hintreten können. Wer möchte am König zweifeln? Wer würde dem König verächtlich gegenüberstehen wollen? Der König hat absolute Integrität, ist absolut treu und wahr – wer könnte es wagen, ungläubig vor ihm zu erscheinen?

Schande sei über uns, wenn wir im Unglauben und in Zweifel vor dem Thron des Allerhöchsten stehen, da er in all seiner Herrlichkeit und Macht vor uns auf seinem Thron sitzt. Werden wir in unseren Herzen verzagt sein und ihm mißtrauen und etwa denken, er würde seine Verheißung nicht einhalten? Heißt es nicht: „Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm [Christus] das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.” (2. Korinther 1,30)? Wir sollten uns als wahre Nachfahren Abrahams erweisen, wenn es von ihm heißt: „Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wußte aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun.” (Römer 4,20.21).

Tiefste Ernsthaftigkeit

Da wir uns vor seinem Thron befinden, sollte unser Gebet mit tiefstem Ernst geschehen und in einem Geiste, der alles wirklich sein läßt. Wenn wir nicht loyal sind, sollten wir uns wenigstens nicht erdreisten, ihn auch noch auf seinem Thron zu beleidigen. Es gebührt sich nicht, Worte zu reden, ohne daß unser Herz beteiligt ist und wir wirklich meinen, was wir beten.

Wenn wir unsern Mund auftun in seiner Gegenwart, so sind es Worte, die wir an den König aller Könige richten, und wir sollten bedenken, daß wir mit Gott selbst reden und mit ihm zu tun haben. Leere Wiederholungen von Worten sind unerwünscht, unbedachte Worte sind Torheit und in keiner Weise wünschenswert.

Vor seinem Thron reden wir Wahrheit, verkünden wir sein Lob und seinen Preis. Wir halten ihn in Ehren, geben ihm Lob und Dank.

Psalm 95,6.7:
Kommt, laßt uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott, und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet:

Gnade

Angesichts dieser großartigen Wahrheiten bzgl. des Thrones, die womöglich ein wenig zuviel sein könnten für unseren Verstand, folgt eine nähere Bestimmung zu diesem Thron, vor den wir hintreten mit Zuversicht. Es ist ein Thron der Gnade.

Wir sind berufen, zu dem Thron der Gnade zu kommen, nicht dem Thron des Gesetzes. Zum „Thron des Gesetzes” konnte selbst Israel nicht hinzutreten, weder Mensch noch Tier durfte dem Berg zu nahe kommen. Niemandes eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz käme, ist genügend, um sich diesem Thron zu nähern. Auch reden wir nicht von dem großen Thron des Gerichts am Ende der Tage. Jener Thron, und Gott sei gedankt, gelobt und gepriesen (!), wird für all die, die an Christus geglaubt haben, ein Thron des „gnädigen Gerichts” sein, denn Gott wird kein verdammendes Urteil gegen den Menschen sprechen, der durch Glauben aufgrund von Gnade bereits gerechtfertigt ist. Von jenem Thron wird für uns wiederum Gnade strömen.

Wir treten hinzu zu dem Thron der Gnade, von wo aus Gottes Güte und Barmherzigkeit fließen. Wir nähern uns dem Thron der Gnade, und uns ergeht es wie Königin Ester seinerzeit am Hofe Persiens.

Ester 5,2:
Und als der König die Königin Ester im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand gegen Ester aus. Da trat Ester herzu und rührte die Spitze des Zepters an.

Wenn unser Vater uns von weitem sieht, wie wir im Vorhofe seines Thronsaals stehen und Einlaß zu seinem Thron der Gnade suchen, streckt er das Zepter seiner Gnade gegen uns aus, so daß wir uns zu seinem Thron begeben können.

Gnade / Barmherzigkeit sieht über Fehler hinweg

Vor den Thron der Gnade können wir auch kommen, wenn uns die Worte zum Gebet fehlen, wenn wir viele Fehler beim Beten machen und unzulänglich beten – der auf dem Thron sitzt wird uns deswegen nicht verdammen oder abweisen, er wird uns vielmehr hilfreich entgegen kommen.

In jedem unserer Gebete wird es Unzulänglichkeiten geben, immer wieder werden auch wir zunächst beladen mit Sünde vor dem Thron der Gnade erscheinen, aber doch wird Gott bereit sein, uns zu vergeben und unser Gebet anzunehmen, auch wenn wir nicht über die rechten Worte und die rechte Kunst des Flehens oder Bittens verfügen.

Selbst wenn uns alles ein wenig schwer über die Lippen und aus dem Herzen kommt, so dürfen wir dennoch nicht verzagen, sondern wir sollen zu ihm kommen und es mehr tun als zuvor. Dies ist nicht ein Thron herber und schwerer Kritik, sondern ein Thron der Gnade. Es ist ein Thron, von dem aus Gnade und Barmherzigkeit erwiesen werden, wo auch der schlimmste Sünder Vergebung und Aufnahme finden kann.

Wünsche „vorgesagt”

Auf dem Thron der Gnade begegnen wir unserem himmlischen Vater, der uns geliebt hat und uns liebt, und uns in allen Dingen Segen zukommen lassen will. Manchmal fehlen uns die Worte, es mangelt an Klarheit darüber, was wir eigentlich wollen und wonach wir gezielt bitten. Dies ist vor dem Thron der Gnade kein Hindernis.

Kleine Kinder kommen manchmal zu ihren Eltern und beginnen aufgeregt etwas zu erzählen oder um etwas zu bitten, und ihnen entfallen die Worte und sie vergessen, was sie eigentlich sagen wollten. Wie oft sehen wir die Eltern, wie sie dem Kind die entfallenen Worte „vorsagen”, dem Kleinen mit den richtigen Worten weiterhelfen, weil sie ja schon wissen, was ihr Kind sagen will. Nicht anders ist es bei unserem himmlischen Vater. Uns mögen die Worte fehlen oder entfallen, was aber für ihn kein Problem darstellt, er legt sie uns wieder ans Herz und hilft uns weiter beim Beten, da er ja weiß, wessen wir bedürfen und was wir eigentlich wollen. Unser Vater wird uns lehren und uns leiten, er wird uns die Wünsche und auch das Kundtun dieser Wünsche nahebringen – welch große Gnade uns doch von diesem Thron gewährt wird.

Bedürfnisse werden erfüllt

Dieser Thron ist ein Thron der Gnade, und daher nicht ein Thron, wo von Untergebenen Tribut eingefordert wird, wo Geschenke und Zahlungen verlangt werden – nein! Im Gegenteil, es ist der Thron, von dem aus Gnade erwiesen wird, von dem aus Gott freizügig sein Wohlwollen gütig erzeigt, indem er Gnadengeschenke austeilt.

Es geht vor dem Thron der Gnade nicht darum, gut zu sein oder sich etwas verdient zu haben. Wir treten hinzu im Gebet, auch wenn unsere Gebete unzulänglich sein mögen, auch wenn wir nicht die schönsten oder besten oder feinsten Worte finden. Wir treten hinzu, auch wenn wir meinen, wir hätten ein Defizit an Erkenntnis und wüßten gar nicht, was zu erwarten ist. Wir treten hinzu, auch wenn wir denken, wir hätten einen zu kleinen Glauben. Wir treten hinzu, auch wenn wir uns bewußt sind, daß wir im Geist vielleicht nicht ganz so brennend sind, wie es sein sollte. Obwohl all diese Dinge nicht unbedingt sein sollten, und wir ganz sicher unser Augenmerk darauf richten wollen, solche Defizite zu beheben, so bleibt dieser Thron doch ein Thron der Gnade, von dem Gott seine Gnade, sein von uns nicht verdientes Wohlwollen, erzeigt.

Abschluß

Ach wie großartig und wie wunderbar ist Gottes Thron der Gnade und was uns von diesem Thron erwartet.

Wir kommen zu diesem Thron nicht mit vollen Händen, nicht mit Opfern und dem Werk unsrer eigenen Hände. Wir kommen mit nichts, außer mit einem Herzen, das sich der Gnade und Barmherzigkeit Gottes erinnert und den Vater als gütigen und barmherzigen Gott anerkennt. Vor diesen Thron kommen wir, so wie der Prophet Jesaja es beschreibt.

Jesaja 55,1:
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!

Hier “kaufen wir ohne Geld und umsonst” – weil ein anderer bereits für uns bezahlt hat. Jesus Christus war es, der mit seinem Leben, mit seinem teuren Blut, uns bereits erkauft und aus der Gewalt des Satans und der Macht der Sünde losgekauft hat. Sein einmaliges Opfer, das er als der Hohepriester, für uns im wahren Heiligtum darbrachte, eröffnete uns den Zugang zu unserem himmlischen Vater. Jesus Christus, unser Herr und Heiland, öffnete die Tür zum Thronsaal Gottes, des Herrschers über alle Herrscher, und er ist unser Hoherpriester, durch den wir nun alle hinter den Vorgang gehen und mit Zuversicht vor den Gnadenthron des Allerhöchsten treten können, um ihm unser Lob, unseren Preis, wie auch unsere Bitten, unser Flehen und unsere Gebete mit Danksagung vorzutragen.

O, wie wunderbar ist es, Zugang zum Thron der Gnade erlangt zu haben!

 

Übersicht Artikel