Eine Frage, die sich vielen christlichen Gläubigen sehr bald stellt, nachdem sie auf die in den biblischen Schriften gemachten zeitlichen Angaben zum Kommen Christi aufmerksam geworden sind und diese glauben, ist dann: Zu welcher biblischen Zeit bzw. in welchem biblischen Zeitalter leben wir heute?

Die Antwort aus biblischer Sicht ist sehr einfach: Wir leben biblisch betrachtet in der Zeit nach der Erfüllung dessen, was bis zu dem Kommen Christi im Gericht noch nicht in Erfüllung gegangen war. Mit dem Kommen des Herrn ist nun das geistlich Realität geworden, wovon zuvor das irdische physische lediglich ein voraus geworfener Schatten und Typus war.

Allerdings fällt es oft schwer, diese einfache Antwort anzunehmen, da die bisher geglaubten Lehren über eine noch immer zukünftige Wiederkehr Jesu zur Erde, die dann zu erwartende Aufrichtung eines irdischen quasi paradiesischen Reiches und Mitregentschaft der Gläubigen mit Jesus als irdischem Herrscher, eine dann stattfindende Verwandlung in einen Menschen mit vollkommenem Leib ohne Gebrechen und Leid und Tränen, usw. usw. usw. ja alle sich als unhaltbar erweisen. Manche fühlen sich, als würde ihnen die Wahrheit bzgl. des bereits geschehenen Kommens Christi, als wäre ihnen nun ihre große Hoffnung geraubt worden. Das wirkliche Problem ist aber dabei, dass man bislang offensichtlich Lehren mit einer falschen Hoffnung folgte; die als biblische Wahrheit verkündet wurde.

Vielleicht hilft es, wenn man sich das Geschehen von Gottes Handeln mit dem Menschen und dessen Ablauf auf einer Zeitachse vorstellt. Die Zeitachse beginnt mit der Erschaffung des Menschen, dann kommen die verschiedenen im AT berichteten Ereignisse nach dem Sündenfall, die Entfaltung von Gottes Plan der Erlösung des Menschen von Sünde und ewigem Tod (Versöhnung mit Gott) durch den zweiten direkt von Gott abstammenden Menschen (den Messias Jesus), usw. Die Menschen während der Zeit vor Jesus lebten zu einer Zeit, in der das durch den Messias Jesus zu vollendete Erlösungswerk in der Zukunft lag und sie hofften, dass es erfüllt würde und sie dann aufgrund ihres Glaubens von den Toten auferweckt und ewiges Leben in Gottes Gegenwart haben würden. Dann kommt die Zeit, als Jesus lebte und in Gehorsam zu Gottes Willen das Werk zur Erlösung des Menschen vollendete. Der Zeitpunkt der Erfüllung von Jesu Werk war schließlich ganz vollendet, als er das ihm von Gott übertragene Gericht an Seinem abtrünnigen Volk Israel (den biblischen Stämmen Israel) vollendet hatte, was im Gericht über Juda und Jerusalem in den Ereignissen um 70 n.Chr. mit der Zerstörung des Tempels in den letzten Tagen jenes biblischen Zeitalters, jener biblischen (AT) Welt, dann erfüllt war. Daran anschließend leben Menschen nun biblisch im Zeitalter des Neuen Bundes und schauen im Glauben zurück auf das vollendete Erlösungswerk Christi.

Die Frage stellt sich, wie denn nun das ewige Leben für die christlichen Gläubigen sein soll, da Christus ja bereits gekommen ist. Nun, das ewige Leben für die an Christus Glaubenden jetzt in der Zeit des Neuen Bundes sieht nicht anders aus, als das ewige Leben für die an Christus Glaubenden, die in vorigen biblischen Zeitaltern lebten. Es ist ewiges Leben in Vollendung und Vollkommenheit in der Gegenwart Gottes.

Der große Unterschied zu Gläubigen vor dem Kommen des Herrn und der Erfüllung der Auferstehung ist der, dass mit dem Kommen des Herrn am letzten Tage jenes biblischen Zeitalters das Totenreich "geleert" und vernichtet wurde und Gläubige seit jenem Zeitpunkt und danach im Augenblick ihres leiblichen Ablebens verwandelt und in Gottes Gegenwart entrückt werden und nicht wie die Menschen zuvor ins Totenreich kommen und dort erst noch auf eine Auferstehung warten müssen.

Die größten Fragen und Probleme im Verständnis dieser Wahrheiten kommen vermutlich dadurch auf, dass in vielen christlichen Kreisen eine körperliche Auferstehung und ein ewiges Leben auf einer neuen Erde gepredigt werden. Es werden fantastische Dinge von den Kanzeln gepredigt, wie glorreich das Leben auf Erden im quasi "Schlaraffenland" Stil sein wird, wie es auf Erden nichts an negativen und nichts an schlechten Dingen mehr gibt, wie wir in vollkommener körperlicher Gesundheit leben werden usw. Das ist alles irdisch ausgerichtetes Denken, welches die wesentlichen biblischen Wahrheiten, etwa von Jesu eigenen Worten, dass seine Herrschaft nicht weltlicher Art sein wird, oder von Paulus Worten bzgl. der Auferstehung in 1. Korinther 15 und 1. Thessalonicher 4 nicht beachtet bzw. sogar leugnet.

 

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